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Heilige Scheiße! Ich wollte ihn. Hier und jetzt! Weg waren all meine Zweifel und Vorsätze, mich von ihm fernzuhalten.
Ich hatte mir verdammt nochmal etwas vorgemacht, das war mir jetzt klar.
Mein Griff war fest um Seths Hüften geschlungen während unsere Lippen einen Kampf ausfochten, den ich mit aller Macht zu gewinnen versuchte. Fuck, er schmeckte so gut!
Nur am Rande nahm ich ein bekanntes Geräusch wahr und noch bevor mein Kopf richtig verstand, hatte mein Instinkt bereits die Oberhand gewonnen und ich ließ von Seth ab.
Ich brachte gerade noch genügend Abstand zwischen uns, bevor die Haustür aufflog und Dan mit Curtis hereinkam. Die beiden unterhielten sich, was mir noch genügend Zeit gab, mich auf die Couch zu setzen, um meinen Ständer zu verstecken.
Seth, der die Situation erst jetzt zu begreifen schien, machte auf dem Absatz kehrt und murmelte etwas von „Ein Glas Wasser holen", bevor er in Richtung Küche verschwand.
Fuck, ich hatte wirklich die Kontrolle verloren!
„Du wolltest mich sprechen?", fragte Curtis, der sein Gespräch mit Dan unterbrochen hatte, um mich anzusehen.
Bemüht, mich so normal wie möglich zu benehmen, nickte ich und deutete auf die Couch.
„Ich schätze mal, ihr wollt unter euch sein, also werde ich -", begann Dan, der bereits auf halben Weg zur Treppe war.
„Nein", sagte ich bestimmt und er hielt inne. „Du wirst ebenfalls bleiben."
Sowohl Dan als auch Curtis wirkten überrascht, doch sie stellen meine Anweisungen nicht in Frage.
„Ist alles in Ordnung, Alec?", kam es von Curtis, der mich leicht skeptisch musterte.
„Bestens", knurrte ich und im selben Moment kam Seth zurück in den Raum. Hätte ich nicht gewusst, dass wir bis vor ein paar Augenblicken noch wild übereinander hergefallen waren, würde man es ihm auch nicht ansehen. Sein Gesichtsausdruck war freundlich auf Curtis gerichtet, der ihn gerade begrüßte.
Erst, nachdem er sich neben mich gesetzt hatte, hörte ich, wie er tief ausatmete. Ich spürte noch immer die Spannung zwischen uns und es kostete mich einiges an Kraft, meinem Schwanz das zu verwehren, was er in diesem Moment sehnlichst wollte.
„Danke, dass du so schnell kommen konntest, Curtis. Ich weiß, dass du seit Alecs" – er warf mir eine schnellen Seitenblick zu – „Situation einiges zu tun hast. Deshalb werde ich es kurz machen."
Mein Blick lag noch immer auf Curtis, der sichtlich entspannt wirkte. Ich hatte bis jetzt nicht mit ihm über den Abend gesprochen, an dem Ricky ermordet worden war. Laut Dan war mein Bruder an diesem Abend zwar nicht zuhause gewesen, aber ich vertraute ihm. Allerdings war dieser Umstand auch der Grund, warum ich Dan hier dabei haben wollte. Ich wusste, dass er Seth auf meine Anweisung hin angelogen hatte und ebenso dass Dan über Curtis' Abwesenheit an diesem Abend Bescheid wusste.
„Gut, dann legen wir mal los. Curtis, würdest du mir bitte deinen Tagesablauf am Tag des Mordes schildern?"
Curtis Augen lagen für einem Moment auf mir. Ich wusste, dass er auf meine Erlaubnis wartete, die ich ihm mit einem kaum merklichen Nicken erteilte.
„Ich bin in der Früh beim Training gewesen. Danach habe ich einige – Geschäfte – im Außenbezirk erledigt und am Abend war ich mit Dan hier."
Kälte kroch meinen Körper hoch. Meine Kiefer fest aufeinandergepresst, versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen, während Seth Curtis eine Antwort gab, die ich nicht hörte.
Mein Bruder hatte soeben gelogen. Ich wusste es, weil ich es instinktiv spürte. Eine Eigenschaft, die ich schon immer besessen hatte. Ich konnte es nicht ausstehen, wen man mich anlog. Die schlimmste Wahrheit war immer noch besser als jede Lüge.
„Du hast also das Haus nach deiner Rückkehr am Nachmittag nicht mehr verlassen?", hakte Seth nach, der sich einiges mitschrieb.
Mein eiserner Blick traf den von Curtis und für einen Moment hatte ich das Gefühl, er wollte mir etwas sagen.
„Ja", kam es schließlich von ihm und automatisch ballten sich meine Hände zu Fäusten.
Nur am Rande nahm ich den Seitenblick wahr, den Seth mir zuwarf. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mein Temperament unter Kontrolle zu halten. Was auch immer es war, was Curtis mir verheimlichte, ich musste mich später darum kümmern.
„Gut, das heißt also, deine Aussage hat sich bestätigt, Dan", sagte Seth.
Ein Satz, den er besser für sich behalten hätte, denn Curtis hatte bis zu diesem Moment nicht gewusst, dass Dan überhaupt für ihn ausgesagt hatte. Sein überraschter Blick glitt erst zu Dan und dann wieder zu mir. Er wusste es, aber nun war es zu spät.
„Curtis, meine nächste Frage ist eher ungewöhnlich, da ich hier als Anwalt arbeite und nicht als Polizist. Wie würdest du sagen, haben sich deine Brüder an diesem Abend verhalten? War etwas anders als sonst?"
„Nein, es waren alle so wie immer. Jamal war angepisst und Dan war müde, vom Vortag, weil er die ganze Nacht im Bezirk unterwegs gewesen war. Alec hatte das Haus bereits gegen acht Uhr verlassen und ich hab ihn erst am nächsten Morgen wieder gesehen."
„Danke", sagte Seth und machte sich weitere Notizen.
„Wer glaubst du, will Alec den Mord an Ricky anhängen? Ich weiß, dass ihr viele Feinde habt, aber kommt dir ein bestimmter Name in den Sinn?"
„Nein."
„Was ist mit dem El-Rebelde Kartell? Carlos heißt deren Anführer, oder?", fragte Seth an mich gewandt und ich nickte.
„Carlos ist nicht die Art von Person, die seine Feinde auf eine solch feige Art verschwinden lässt. Er geht Konflikten nicht aus dem Weg, sondern stellt sich ihnen. Außerdem ist er von der Einstellung her wie Alec. Er kümmert sich um seine Leute und lässt sie nicht im Stich. Zu riskieren, wegen Mordes in den Bau zu wandern, wäre nicht seine Art."
Etwas an der Art, wie Curtis über Carlos sprach gefiel mir ganz und gar nicht. Es klang verdammt nochmal so, als würde er diesen Bastard besser kennen.
Auch Seth schien überrascht, denn er fragte verwundert: „Kennst du Carlos denn näher? Das sind sehr interessante Ansichten für jemanden, der ihn als seinen Feind ansieht."
Mein Bruder schwieg zunächst, doch schließlich sagte er: „Alle guten Anführer sind so."
Mit einem Ruck erhob ich sich Dan von der Couch.
„Scheiße, seit wann verteidigst du Carlos Santiago, Curtis?", fragte Dan und stellte damit die Frage, die mir ebenfalls im Kopf rumschwirrte.
„Ich habe lediglich Seth's Frage beantwortet", erwiderte Curtis ruhig.
Da ich diese Angelegenheit nicht vor Seth besprechen wollte, sagte ich lediglich kühl: „Setz dich verdammt nochmal zurück auf die Couch, Dan."
Dan warf mir einen abschätzigen Blick zu, gehorchte aber und parkte seinen Arsch wieder auf der Couch. Scheiße, wir hatten definitiv einiges zu klären, sobald Seth weg war.
„Danke, Curtis", sagte Seth schließlich und endlich packte er diesen beschissenen Notizzettel weg.
Curtis deutete ein Lächeln an und erhob sich zusammen mit Seth.
„Ich begleite dich zur Tür", sagte ich, allerdings nicht, ohne Dan und Curtis bedeutungsvolle Blicke zuzuwerfen.
An der Haustür angekommen, war der Kuss mit Seth schon so weit in den Hintergrund meines Kopfes gerückt, dass mir erst wieder bewusst wurde, was zwischen uns passiert war, als ich seinen leicht verunsicherten Gesichtsausdruck sah.
„Wir sprechen noch darüber", raunte ich ihm leise zu. Seth nickte und verabschiedete sich. Ich schloss die Tür hinter ihm und atmete einmal tief ein. Wie sehr hasste ich es, solche Gespräche zu führen. Am Ende kam nie etwas Gutes dabei raus und ich war immer der Arsch.
Jetzt hatte ich allerdings andere Probleme. Als ich meine Aufmerksamkeit wieder Dan und Curtis zuwandte, war ich mir ziemlich sicher, dass sie mir meine Wut ansahen.
„Dan, erzähl Curtis, was du für ihn ausgesagt hast", wies ich ihn an.
Dan setzte sich wieder auf die Couch und begann zu berichten, was er in seiner Aussage erzählt hatte. Ich war nicht stolz darauf, dass er Seth für mich angelogen hatte, doch es war eine notwendige Sache gewesen. Seth würde die Wahrheit nie erfahren, also war es sowieso egal.
Nachdem Dan geendet hatte, erfüllte Schweigen den Raum.
„Eine Minute. Du hast genau eine Minute, um mir zu sagen, wo du warst, oder ich jage dir eine Kugel durch den Kopf."
Es war keine Drohung, sondern ein Versprechen. Ich hatte die Schnauze voll davon, zum Idioten gehalten zu werden. Entweder diese Sache wurde jetzt geklärt oder ich musste es eskalieren lassen müssen.
„Ich habe dich nicht ans Messer geliefert", sagte Curtis immer noch ruhig. „Gut, ich war an diesem Abend nicht hier, aber ich würde dich niemals verraten, Alec."
Etwas in seiner Stimme sagte mir, das mehr dahinter steckte.
„Dann sag mir verfickt nochmal die Wahrheit oder du lässt mir keine andere Wahl, Curtis!"
Der Blick meines Bruder fiel auf Dan. Eine Reaktion, die ich nur zu gut deuten konnte, jedoch nicht verstand. Wir waren Brüder. Wir hatte keine Geheimnisse voreinander.
„Bitte, wenn du es mich dir erklären lässt -"
„Du hast hier und jetzt die Chance!", warf Dan ein und nun galten beide Blicke ihm. „Sag es ihm einfach, Curtis."
Moment! Wovon sprach Dan?
„Ich kann nicht!", presste Curtis zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du hast versprochen, es für dich zu behalten, Dan!"
„Das war, bevor Alec eines Mordes beschuldigt wurde, Curtis. Die Dinge sind nun anders ...", erwiderte Dan und nun hatte ich vollkommen die Schnauze voll.
Ich spannte den Lauf meiner Knarre und richtete sie auf Curtis. Diese Geheimnistuerei hatte nun ein für alle Mal ein Ende.
„Scheiße, sag es ihm!", drängte Dan, doch Curtis reagierte nicht. Er sah mich immer noch an und in seinem Gesicht lag mittlerweile ein gequälter Ausdruck.
„Ich zähle von drei runter und dann feuere ich. Drei -", sagte ich und fixierte mein Standbein, damit ich den Rückschlag der Waffe gut abfangen konnte.
„Sag es ihm!", schrie Dan und obwohl ich keine Ahnung hatte, um was es hier eigentlich ging, unterbrach ich mein Vorhaben nicht.
„Zwei", sagte ich dunkel und suchte mir einen Punkt genau in der Mitte von Curtis' Stirn.
„Curtis!", schrie Dan.
„Eins", presste ich bemüht kontrolliert hervor. Konnte ich wirklich meinen Bruder töten?
Curtis schien sich dieselbe Frage zu stellen. Sein Blick war starr auf mich gerichtet, doch ich konnte sehen, dass sich seine Atmung mit jeder Sekunde beschleunigte. Für was würde er hier sterben?
„Er hat sich mit jemanden getroffen, verdammt!", brach es aus Dan heraus, der von uns allen dreien am meisten Panik zu haben schien.
„Mit wem hast du dich getroffen und woher weiß Dan davon und warum ich nicht?", fragte ich eisern.
„Ich wollte es dir schon viel früher sagen, Alec. Dan weiß es nicht, er vermutet es nur, hab ich recht?", sagte er an seinen Bruder gewandt und dieser nickte.
„Als du das Haus verlassen hast, dachte ich zunächst, du würdest dir was zu essen holen, aber nachdem du nicht wiedergekommen bist, habe ich es vermutet. Es steht mir nicht zu, es Alec zu sagen, aber scheiße nochmal, Curtis. Ich lasse nicht zu, dass er dir eine Kugel in den Kopf jagt, nur weil du Angst hast, dass er dich verurteilt."
„Für was sollte ich dich verurteilen?", fragte ich automatisch.
„Ich habe jemanden kennengelernt", antwortete Curtis und ich sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an. Wäre er ernsthaft für irgendeine Chick gestorben?
„Und was an ihr ist so beschissen geheimnisvoll, dass du das Risiko eingehst, ohne Hirn hier zu liegen?", fragte ich, die Waffe immer noch auf ihn gerichtet.
Dan sah Curtis mit einem zögerlichen Seitenblick an. Fuck, was zum Teufel übersehe ich hier?
Curtis seufzte ergeben und fuhr sich mit beiden Händen über den Kopf. Ich hatte ihn noch nie so aufgewühlt gesehen. Trotzdem verstand ich sein Problem nicht. Dann vögelte er halt jemanden, und?
„Das geheimnisvolle daran ist, dass sie ein er ist", kam es leise von ihm und ich erstarrte.
Curtis' Blick wandere auf einen Punkt hinter mir, denn offenbar wagte er es nicht, mir in die Augen zu sehen. Ob aus Angst oder aus Scham konnte ich nicht genau sagen, aber das war auch nicht wichtig. Hatte er wirklich gerade zugegeben, dass er auf Männer stand? Heilige Scheiße, wie hatte mir das nur entgehen können?
„Dan, raus", wies ich den Jüngsten an und dieser verließ den Raum, allerdings nicht, ohne einen entschuldigenden Blick in Richtung Curtis zu werfen.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, ließ ich meine Knarre sinken und atmete tief durch. Mit so etwas hatte ich am wenigsten gerechnet und wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht, was ich sagen sollte.
Scheiße, ich konnte ja nicht mal mit meinen eigenen Bedürfnissen umgehen, wie sollte ich da jemand anderem erklären, dass sie vollkommen okay waren.
„Wieso hast du es mir nicht gesagt?"
Es war die erste Frage, die sich in meinem Kopf gebildet hatte. Curtis war mein Bruder und er wäre lieber gestorben als mir zu sagen, dass er auf Männer stand?
„Ich habe es niemandem gesagt. Dan hat es allein rausgefunden und er hat mir versprochen, es für sich zu behalten", erwiderte Curtis, dessen Blick immer noch auf einen Punkt hinter mir gerichtet war.
„Du bist mein Bruder und nichts wird daran etwas ändern."
Irgendwo in mir spürte ich einen Stich. Ich kannte dieses Gefühl und dennoch ignorierte ich es so gut es ging. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, um über verletzte Gefühle nachzudenken. Zumal ich meinen Gefühlen, seitdem ich Seth kennengelernt hatte, sowieso nicht mehr traute.
Curtis' Blick hob sich nach meiner letzten Aussage und ich schenkte ihm ein eher seltenes – wenn auch nur kurzes – Lächeln.
„Park deinen Arsch gefälligst auf der Couch. Wir haben einiges zu besprechen", sagte ich schließlich, bevor ich ebenfalls wieder Platz nahm. Wer hätte gedacht, dass ich dieses Gespräch zuerst mit Curtis führen würde, bevor ich es selbst zugab?
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