𝘐𝘯𝘵𝘦𝘳𝘮𝘦𝘥𝘪𝘢𝘵𝘦 𝘊𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳 𝘖𝘯𝘦
Ich war wieder am Strand. Jetzt war es keine Nacht mit einem hellen, schönen Sternenhimmel mehr, sondern ein dunkler, fast schon schwarzer Himmel zeigte sich. Seltsamerweise konnte ich trotzdem noch alles sehen. Hatte ich doch etwas Falsches getan? Aber es war doch so schön gewesen, das konnte doch nicht sein... oder? War es überhaupt so schön gewesen? Gefiel mir sowas überhaupt wirklich? Ich wusste es nichts. Ich wusste nichts.
Ich sprintete den Weg zum Sensei hoch. Er hatte schon lange genug warten müssen. Ihm würde es nicht gefallen, dass ich überall voller Blut war, das hatte er noch nie gemocht. Seine Augen hatten ein rötliches Glänzen, als ich oben ankam. Ich hatte doch etwas falsch gemacht.
"Es tut mir leid, Sensei"
"Was hast du falsch gemacht?" Seine Stimme war lauter als sonst. Gar nicht gut.
"Hätte ich nicht sie töten sollen?"
"Genau. Wen sonst hättest du töten sollen?"
"Die Menschen."
Er seufzte laut auf. Sein Gesicht bekam eine leicht rote Färbung, als er die Augen schloss.
"Nein."
Ich runzelte fragend die Stirn. Da war doch sonst niemand gewesen?
"Dich, du Vollidiot. Du wolltest weg, ich hätte dir Erlösung gegeben. Du hättest dich selbst, den Körper, in dem du jetzt bist, abstechen sollen. Und hab ich dir nicht gesagt-", er schrie jetzt schon fast, "- dass du KEIN MASOCHIST bist? Verdammt, vergiss doch nicht immer alles!"
Beschämt blickte ich nach unten auf meine Schuhe, die noch immer rot vom Blut waren.
"Wasch dir den Scheiß ab und geh mir vor allem aus den Augen, Junge."
Ich befolgte seine Anweisung und begab mich hinunter zum Wasser. Es war kalt, aber das machte mir schon lange nichts mehr aus. Ich stieg hinein, so weit, bis ich nur noch knapp stehen konnte und tauchte dann ein paar Mal ganz unter. Das Blut ließ sich schon immer gut abwaschen, aber es war mir immer noch ein Rätsel, wie es einfach gleich bei Berührung mit Wasser aus meinen Klamotten wich. Als alles weg war, so ungefähr nach zwei Minuten, verließ ich das Wasser wieder und zog mein Shirt aus. Die Hose trocknete sofort, ich schätzte, dass das Sensei gewesen war. Oberkörperfrei legte ich mich in den weichen Sand und schaute die Sterne, die sich mittlerweile wieder zeigten, an, während ich leise eine Melodie summte. Trotz dem vorherigen Wutanfall war mein Meister mir wieder positiv gegenüber gestimmt, weil er mir diese Verschnaufpause gönnte. Wäre er wirklich sauer gewesen, dann wäre ich jetzt sicherlich schon lange im nächsten Abenteuer. Obwohl, konnte man es Abenteuer nennen? Waren Abenteuer nicht positiv, fröhlich, oder zumindest mir einem Happy End? Denn wenn das der Fall war, so konnte man das, was ich durchlebte vermutlich kein Abenteuer nennen. War ja auch egal, ich wusste es ja so und so nicht, und wenn ich den Sensei fragen würde, dann wäre er nur wieder wütend. Darauf konnte ich jetzt echt verzichten.
Ich überlegte. Was wusste ich eigentlich über mich selbst? "Ich werde alles aufschreiben. Es wird sicher sehr wichtig sein, wenn es den Sensei so ärgert, wenn ich es nicht weiß." Vielleicht würde er es mich ja sogar behalten lassen. Ich griff in meine Hosentasche, in der sich jetzt, wie auf magische Weise, ein Notizbuch und ein Stift befanden. Leise murmelte ich vor mich hin, was ich wusste. "Ich bin ein Junge, zumindest glaube ich das. Ich bin relativ groß und meine Hautfarbe ist hell. Ich bin kein Masochist und ich habe eine Blütenpollenallergie. Meine Hände sind rau. Außerdem..." Mehr wusste ich nicht. All das war auch nur hier so, in den verschiedenen traumartigen Sequenzen konnte es ganz anders sein. Aber da es hier so war, musste es real sein. Mir fiel auf, dass ich noch nie mein Gesicht oder alles, was über dem unteren Teil meines Bauches war, gesehen hatte, wenn ich hier war. Vermutlich war es aber auch egal. Ich klappte das Notizbuch zu und stand auf, um mich auf den Weg zu machen, es meinem Meister zu seigen. Selbst wenn er mich jetzt "losschickte", mittlerweile war ich wieder bereit.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro