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TRAURIG BLICKTE ICH AUF das einst schöne Haus. Die Kirschbäume sind noch immer da, diesmal größer, kräftiger, aber das war auch vorhersehbar.
Es hatte lange gedauert —knapp drei ganze Jahre— bis ich wieder hierher zurückkommen konnte. Die grüne Fassade war an einigen Stellen abgebröckelt und die Fenster waren teilweise verdeckt und mit Moos bewachsen. Es machte den Anschein, dass, seit wir das Haus verlassen hatten, es keiner mehr betreten hatte.
Ich war damals nach Busan gegangen, er hingegen in unsere Heimatstadt, Hamburg. Er würde auch bald wieder kommen und wir würden unser Zuhause wieder beleben. Diesmal besser, denn wir haben eine schwere Zeit hinter uns, voller Schmerz und doch auch Liebe.
Ich zog den Schlüssel aus dem kleinen Kasten, mit dem Code unseres Sohnes. Es war ein Wunder, dass der Schlüssel noch nicht verrostet war und ich somit problemlos in unser Haus gelangen konnte.
Als ich das Gemälde im Eingangsbereich erkannte, wäre ich fast zusammengebrochen; es rief Emotionen hervor, von denen ich glaubte, sie versteckt zu haben.
Das Gemälde, das unsere kleine Familie zeigte, mich, meinen Mann und meinen wundervollen Sohn —der mittlerweile schon um einiges älter ist — als auf dem Gemälde. Das Gemälde hatte er damals, in seiner Pubertät, gemalt und uns zum Hochzeitstag geschenkt.
Ich zog meine Jacke und Schuhe aus und schritt dann Richtung der Wohnküche. Das Basilikum war vertrocknet, doch wuchs aus ihr eine andere Pflanze; es war feuchtwarm hier drinnen; —ich hatte es nicht gespürt, als ich im Eingangsbereich stand—, es glich einem Gewächshaus, eines, welches ich in meinen Zwanzigern immer haben wollte. Ich erblickte die ganzen Sticker und Fotos an unserem Kühlschrank, viele waren vergilbt, doch eines stach hervor, war noch weiß und daneben, auf der Arbeitsplatte, stand ein Blumenstrauß, ein frischer wohlgemerkt.
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Eomma, Appa,
Ich liebe euch, das tue ich wirklich, aber ich traue mich nicht, es euch selbst zu sagen. Ich weiß, dass ihr diese Woche wieder nachhause kommt, ich war immer mal wieder hier und habe das Haus gesäubert. Das Wichtigste aber ist, ich bin ausgewandert, ich konnte hier nicht bleiben, in einem Land, in dem man konservativ sein soll, doch ich bin es nicht. Wisst ihr noch, mein Kindheitsfreund, derjenige, der mir nie von der Seite wich? Er ist noch heute an meiner Seite, bald als mein Ehemann, und ich möchte euch herzlich einladen, zu meiner Hochzeit in Paris zu kommen.
In Liebe euer
Gguk~
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Stumm wischte ich mir die Träne aus dem Gesicht, natürlich, Paris, wohin auch sonst. Ich legte die Karte neben dem Blumenstrauß ab und widmete mich nun der Treppe, die gesäumt waren, von den Kunstwerken meines Sohnes und ein neues konnte ich entdecken.
Es zeigte beim genaueren Hinsehen seinen Geliebten und ... uns. Uns als Familie, wie wir glücklich lachend hinter seinem Verlobten standen und dieser die Kerzen seiner Geburtstagstorte ausblieb. Nur schemenhaft konnte man im Hintergrund unseren Sohn erblicken; das Gemälde war so gemalt, dass es wie ein Polaroid wirkte.
Sanft lächelnd lief ich an dem Gemälde vorbei, die Treppen weiter hinauf, in den ersten Stock, dort erwartete mich ein weiteres, etwas älteres Gemälde meines Sohnes, damals als mein Sohn noch jünger war, etwas älter als vierzehn hatte er das Bild eines Engels gemalt, die Flügel rein und kräftig, doch der Körper zerstört, durch körperliche Gewalt, Kratz Spuren zierten sein Gesicht und bis auf ein nasses Hemd trug er nichts. Der Schatten formte einen Engel, dieser hielt Herzen in der Hand, zwei an der Zahl und waren verbunden mit einem roten Faden, der in das Herz des zerstörten Engels verlief.
Ich öffnete die Schlafzimmertür, aufgewühlt blieb ich stehen, jede einzelne Erinnerung kehrte damit zurück, schlug wie ein Komet in meine Gedanken ein.
Lachend lag ich auf dem Bett, über mir, halb sitzend, halb liegend, kitzelte er mich, ließ keine Gnade zu und genoss mein Lachen.
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Sanft zog er mich an sich heran, in eine warme Umarmung und blickte mit mir aus dem Fenster, draußen regnete es in Strömen, er kraulte meinen Rücken und drückte immer mal wieder sanft einen Kuss auf meinen Kopf.
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Glücklich tanzte er mit meinem Sohn durchs Schlafzimmer, im Hintergrund lief ein spanischer Popsong, das kindliche Lachen gemischt mit dem meines Mannes schalt durch den Raum, es ist trotz der Musik klar und deutlich zu hören. Ich lächle während ich ihnen zusehe, lasse mich tiefer in die Bettdecke sinken, aber so, dass ich deren Tanzeinlage weiter ansehen kann.
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Sentimental blickte ich den Raum an, der gefüllt mit Erinnerungen ist; zu jedem Gegenstand kann ich eine Geschichte erzählen und auch hier hängen die Gemälde meines Sohnes; eines seiner liebsten hing über dem großen Kingsize-Bett, jenes, das die Berge Jeju's darstellte.
Mein Blick glitt zum bodenlangen Fenster; dieses war das Einzige, welches keinen Dreck vorwies, weil er es von Wichtigkeit an hielt, unsere Vergangenheit zu erinnern. Jeder seiner Schritte war präzise ausgewählt, wollte das Schöne hervorbringen, Erinnerung, die uns an unserer Ehe festhalten ließ und uns den Grund gab, uns nicht scheiden zu lassen, damals.
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Alle Sachen hatte ich damals im Schrank zurückgelassen; auch um unsere Kleidungsstücke hatte sich unser Sohn gekümmert; jedes einzelne roch so, wie es sich gehört; seine Klamotten nach ihm und meine nach mir. Ich zog seinen grünen Hoodie hervor, dann seine mintgrüne Leinenhose und zog mir diese an.
Ich lief wieder runter, in die Wohnküche. Im Kühlschrank befand sich Kimchi und Zutaten für koreanischen Eintopf, Jjigae, das wusste ich, weil mein Sohn mir heute Morgen eine Nachricht hatte zukommen lassen.
Bevor ich jedoch anfing zu kochen, stellte ich das Radio an, leise dudelte es die Playlist, die wir vor Jahren erstellt hatten; nun konnte ich beginnen zu kochen. Die Handgriffe gingen mir einfach über die Hand; war vertieft in die Musik und das Kochen, so, dass ich nur leise mitbekam, wie die Haustür aufschwang, so wie sie es immer tat, wenn er eintrat.
Ich zog den Geruch seines Deos ein, noch bevor sich seine Arme um meine Hüfte schlangen, sanft und so entspannend, wie es unser Alltag früher einmal war. Er drückte seine Lippen auf meinen Kopf, gab mir somit einen Kuss und verschwand dann Richtung Badezimmer.
„Hey ...", seine Stimme rau —wahrscheinlich hatte er heute noch nicht gesprochen—, es war nur ein einzelnes Wort und doch bedeutete es so viel mehr, es war mehr als nur ein ‚Hey' es war ein, Willkommen in unserer Zukunft, in einer, die wir selbst bestimmen durften. Jene, die wir damals nicht gehabt hatten, eine selbst bestimmbare Zukunft; diesmal war es keine erzwungene.
Langsam glitt seine Nase hinunter zu meinem Hals, sog dort meinen Geruch ein und legte dann sein Gesicht auf meiner Schulter ab, seine Nase leicht in Richtung meines Halses.
„Ich habe dich vermisst ...", seine Worte waren sorgsam gewählt, wollte nicht die Stimmung zerstören, die gerade so entspannend war, auch wollte er mir zeigen, dass er acht auf mich nahm und für immer an meiner Seite sein würde, etwas, was in Worten versteckt war und nur selten jemand entdeckte.
„Ich habe dich auch vermisst.", ich erwidere seine Worte; nun kann ich es frei sagen, ohne dass es gezwungen klingt.
Er entdeckt den Briefumschlag, sieht mich fragen an, doch entdeckt, von wem der Brief ist; ein Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, leise kicherte, dabei fallen ihm seine schneeweißen Haare in Gesicht. Ich beobachte die verschiedenen Gesichtsausdrücke während des Lesens und gegen Ende schüttelt er belustigt den Kopf, kann nicht fassen, was für einen Schlingel als Sohn er doch hat.
„Dann gehen wir also auf eine Hochzeit.-", er nickt sich selbst zu. „- finde ich gut.", dann blickt er mir in die Augen, Freude strahlt mir entgegen, diese vergrößert sich, als er mein amüsiertes Lächeln sieht und glücklich grinsend drückte er mir einen Kuss auf die Wange, bevor er anfängt, mir beim Kochen zu helfen.
Die Musik im Hintergrund unterstreicht die entspannte Stimmung und gemeinsam kochen wir das Lieblingsessen unseres Sohnes; es war Absicht, das wussten wir, desto glücklicher waren wir beide, als wir endlich am Essenstisch saßen und den Eintopf genossen.
Das Essen verlief schweigend, das einzige, was wir beschlossen, war der Spaziergang im Park, er war wunderschön vor allem jetzt im Herbst leuchtete er in Rot und Orange Tönen.
Draußen herrschte Ruhe; man konnte die Singvögel hören, die in den Süden flogen und ab und an ein vorbeifahrendes Auto. Er nahm meine Hand in seine, eine Geste der Wertschätzung; auf dem Weg erzählte er mir von den Geschehnissen in Hamburg, er machte ein paar Witze über unsere Verwandtschaft und zog mich dann kichernd durch das große Eingangstor des Parks und jedes Mal aufs Neue war es wunderschön.
Blätter, sie segeln im Wind und warten auf das neue Jahr, denn der Herbst ist nicht so traurig, sondern befreiend und bestätigt unsere Liebe.
Die Blätter segeln zu Boden in den schönsten Rot- und Orangetönen und ich hielt die Hand meines Manns.
Autumn leaves
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Ja, auch hier, wann habe ich angefangen? Es geht hier mehr um den Herbst und seine Schönheit. Für das Cover habe ich diesmal nur eine knappe Stunde gebraucht und auch das Schreiben war von kürzerer Dauer als das letzte Mal. Es sind sogar 150+ Wörter geworden als bei 'Sakura Tage'
Und wer gut aufgepasst hat, erkennt hier Ähnlichkeiten mit 'Sakura Tage'.
[1461 Wörter]
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