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"Du hast mich also verführt?", fragte er belustigt, nachdem die beiden gegangen waren. Natürlich konnte er das Thema nicht einfach auf sich beruhen lassen.
"Ich habe doch gesagt, niemand hat irgendjemanden verführt!", entgegnete ich und wollte aufstehen, doch er hielt mich am Handgelenk fest. Irgendwann würde ich noch in die Luft gehen wegen ihm.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich verführt habe.", behauptete er, sodass ich ihn entgültig entsetzt ansah.
"Das stimmt.. Ja wohl überhaupt nicht! Ich lasse mich von niemanden verführen!"
"Ach nein?"
Mit wenig Kraft zog er mich zurück neben sich auf das Sofa und lehnte sich zu mir vor. Das führte dazu, dass ich mich immer weiter nach hinten lehnte und schließlich sogar ein Stück von ihm weg rutschte, er aber schnell über mich gebeugt war und es kein Entkommen mehr gab.
Was machte dieser Typ nur mit mir? Wieso ließ ich das überhaupt zu? Wenn ich nicht ihn verführte, sondern er tatsächlich mich, sollte ich das ganze schnell beenden. Das war nämlich nicht das, was ich wollte.
"Geh von mir runter, Jungkook.", forderte ich standhaft und stellte fest, dass mir sein Anblick, wenn er über mich gebeugt war, überaus gut gefiel. Aber es war doch wohl unmöglich, dass ich Jungkook irgendwie attraktiv fand, oder?
"Wenn du zugibst, dass ich dich verführt habe.", schmunzelte er und verharrte so, während ich weiter nicht damit klar kam, dass ich seine Position ernsthaft mochte.
"Es ist überhaupt nicht.. möglich, mich zu verführen.", behauptete ich und verzog das Gesicht, weil ich wusste, dass er eine ganze Weile lang stur bleiben würde. Aber das konnte ich auch.
Langsam beugte er sich etwas weiter zu mir vor und ich stellte mir vor, wie das aussehen würde, würde er kein Oberteil tragen. Seine Muskeln hatte ich ja bereits öfter zu Gesicht bekommen und wow, dafür würde ich mich samstags sogar nicht mehr über den Lärm von seinen Training beschweren. Aber das hieß noch lange nicht, dass ich mir alles von ihm gefallen ließ!
"Du-"
Ich würde unterbrochen, als plötzlich ein Klingelton ertönte. Jungkook erstarrte über mir und ließ sich einige Sekunden Zeit, ehe er endlich von mir runter ging und den Anruf annahm. Zufrieden setzte ich mich auf und lauschte nun neugierig, wer ihn anrief.
"Ja, ich werde es ihm ausrichten.", waren die einzigen Worte, die mein Bodyguard von sich gab, ehe er auch schon wieder auflegte.
"Wer war das?", fragte ich neugierig und sah, dass er leicht schmunzelte.
"Dein Manager. Du wurdest für ein Werbevideo gebucht, wofür du eine Choreographie lernen musst. Es kommt in den nächsten Tagen ein Tanzlehrer vorbei."
Überrascht öffnete ich meinen Mund ein Stück und wusste nicht, was ich sagen sollte. Natürlich konnte ich Jobs absagen, wenn sie mir nicht gefielen, aber beim Tanzen war ich mir nicht sicher, was ich davon halten sollte.
Gute Kontrolle über meinen Körper hatte ich durch die vielen Catwalks schon, aber ob ich auch die Kraft und Ausdauer dazu hatte, eine ganze Choreographie zu lernen, wusste ich nicht so recht. Wieso schmunzelte Jungkook überhaupt? Fand er die Vorstellung, mich tanzen zu sehen, lustig?
"Du wirkst nicht gerade erfreut.", kommentierte er meine Reaktion. Gut, damit hatte er irgendwie recht.
"Ich muss mir das überlegen.. Tanzen ist nicht meine größte Stärke.", sagte ich ehrlich und verschränkte die Arme zweifelnd vor der Brust.
"Ich hätte gedacht, es liegt dir."
"Wieso?", fragte ich direkt, woraufhin er erst mit den Schultern zuckte und dann zu einer richtigen Antwort ansetzte.
"Du hast den Körper eines Tänzers, finde ich. Zierlich und doch mit einigen Muskeln, außerdem kannst du dich elegant darin bewegen."
Schockiert darüber, wie viele Komplimente er mir gerade gemacht hatte, schaute ich an mir runter. War ich wirklich so zierlich? Wenn ich so meinen Oberschenkel mit Jungkooks verglich, dann auf jeden Fall.
"Sag mal Jimin, bist du dir gar nicht darüber bewusst, warum du überhaupt Model bist?", kommentierte er meine Reaktion. Irgendwie hatte er ja recht. Ich wusste, dass ich den Leuten gefiel, aber hatte noch nicht so oft darüber nachgedacht, dass auch vieles an meinen Aussehen liegen könnte. Ich hatte es immer nur auf meine Ausstrahlung und wie ich mich verhielt bezogen, was sicherlich trotzdem einen großen Teil ausmachte.
"Dir gefällt mein Körper?", fragte ich leise und schaute ihn an. Ich hätte das nicht von ihm erwartet, auch wenn es natürlich Gründe geben musste, wieso er mich küsste und vielleicht auch 'verführte'.
"Ja."
Er nickte, also nickte ich auch und konnte mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Seit wann bedeutete mir sowas so viel? Seitdem Jungkook hier war, passierten immer komischere Dinge mit mir.
"Manchmal frage ich mich, ob du überhaupt wirklich Selbstbewusstsein besitzt, oder ob das alles nur aufgesetzt ist."
Und bei diesen Worten verging mir die Freude wieder. Musste er wieder mit dem Thema anfangen? Er wusste doch mittlerweile, dass ich es nicht mochte, darüber zu reden. Ich mochte seine Denkweise über die Sache nicht.
"Dann fragst du dich dumme Sachen.", zischte ich, stand dieses Mal wirklich auf und stapfte die Treppe nach oben, um mich in mein Zimmer zu begeben. Dort ließ ich mich auf mein Bett fallen und schaute hoch zur Decke. Konnte er wirklich recht haben? War ich überhaupt eine selbstbewusste Person?
Jeder, der mich nicht privat kannte, würde diese Frage direkt mit ja beantworten. Aber die Tatsache, dass ich vor anderen selbstbewusst wirken wollte, hieß nicht, dass ich es direkt auch war. Ich hatte bis eben nicht mal in Erwägung gezogen, dass Leute wirklich gefallen an meinem Körper fanden. Wer war ich überhaupt, wenn nicht der, den ich präsentieren wollte?
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