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Der einzige Gedanke, als ich meine Jacke im Hotelzimmer abstreifte, war mein Fall. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich auf dem Laufsteg gefallen war. Ausgerechnet auf dieser internationalen Veranstaltung. Auch wenn der Designer mir gesagt hatte, dass das nicht schlimm gewesen war, wusste ich trotzdem, dass er mich nie wieder buchen würde.
Frustriert stand ich am Fenster und schaute den Autos zu, in denen Menschen mit tausend verschiedenen Leben saßen. Wahrscheinlich fühlte sich keiner von ihnen so schlecht wie ich, in diesem Moment. Am liebsten wollte ich in Tränen ausbrechen, aber da war immer noch ein Bodyguard im Badezimmer und der sollte mich nicht so sehen, auch wenn er das schonmal getan hatte.
Ich hörte eine Tür aufgehen und kurz darauf Schritte, die auf mich zukamen. Hinter mir verstummten sie, doch ich konnte ihn in der Reflexion am Fenster sehen. Das fiel Jungkook wohl nicht auf, denn sein Blick war direkt auf mich gerichtet und er schien zu überlegen, was er sagen sollte. Sicherlich waren es keine aufmunternden Worte.
"Was war das eigentlich heute morgen? Wenn ich mich nicht bewege, rutscht du immer näher zu mir und wenn ich es dann tue, rennst du plötzlich weg?"
Ich hätte am wenigsten erwartet, dass er das ansprach. Deswegen machte es mich auch eine Weile sprachlos, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich antworten sollte.
"Ich hab geschlafen, bis du dich bewegt hast.", log ich und verfolgte aufmerksam mit meinem Blick, wie er von hinten näher kam.
"Wieso kann ich dir das nicht ganz glauben..?"
"Hör zu.. Ich habe jetzt echt keine Lust, über sowas zu reden.", versuchte ich ihn abzuwimmeln, aber natürlich ließ er das nicht mit sich machen.
"Sag mal, Jimin.. Magst du mich etwa?"
"Was?! Nein! Du riechst bloß gut."
Oh. Da hatte ich es doch glatt ausgeplaudert. Das war bestimmt seine Taktik mit dieser bescheuerten Frage gewesen, denn ich konnte ihn grinsen sehen. Dem Typen war wirklich nicht mehr zu helfen.
"Gut zu wissen.", murmelte er und stand nun direkt schräg hinter mir.
"Willst du dich nicht darüber lustig machen, wie ich gefallen bin?", fragte ich und drehte mein Gesicht seitlich zu ihm, sodass wir Augenkontakt aufnahmen.
"Ich hatte eher Angst, dass du dir wirklich wehgetan hast. Ich bin immerhin dein Bodyguard."
Er zuckte mit den Schultern.
"Aber weißt du, was ich nach solchen blöden Momenten mache? Ich rauche eine."
"Du rauchst?", fragte ich überrascht. Ich hatte ihn zwar kiffen gesehen, aber rauchen auf jeden Fall noch nicht.
"Nur alle paar Monate, wenn es mir scheiße geht. Also wenn du möchtest, können wir eine rauchen. Ich hab was dabei."
Lippenbeißend blickte ich meine Reflexion im Fenster an. Wenn man dieses öffnete, kam man auf einen kleinen Balkon, den wir nutzen können. Ich hatte Zigaretten schon des öfteren angeboten bekommen, doch meistens abgelehnt. Aber heute wollte ich wirklich gerne meine Lunge verpesten, um irgendwelche anderen Schmerzen zu spüren, als die in meinem Kopf und meiner Brust.
"Gut, das machen wir.", stimmte ich zu und wartete kurz, bis er Zigaretten und Feuerzeug aus seinen Sachen gekramt hatte. Zusammen gingen wir auf den Balkon und ich schaute ihm zu, wie er uns eine Zigarette anzündete, an der er zuerst zog. Ich hatte kein Problem damit, eine mit ihm zu teilen, so lange ich auch etwas davon abbekam.
Das passierte auch schnell, weshalb ich vorsichtig an der Zigarette zog und das Gesicht verzog, als der Rauch in meiner Lunge ankam. Normalerweise verzog ich vor anderen nicht das Gesicht, weil das einen wirklich entstellte, aber vor Jungkook hatte ich eigentlich größtenteils diese Gewohnheiten aufgegeben.
Nach wenigen Sekunden atmete ich den Rauch wieder aus und nahm gleich noch einen Zug. Das tat ich so oft, bis das Kratzen in meinen Hals weniger wurde und Jungkook mir die Zigarette aus der Hand nahm, um selber wieder zu rauchen. Da es so still war, ergriff ich das Wort.
"Wieso hast du dich eigentlich dazu entschieden, Bodyguard zu werden?", fragte ich und wartete kurz, bis die Zigarette wieder in meiner Hand landete.
"Ach.. Es war eigentlich ein Spaß zwischen mir und meinen Freunden das ich irgendwann Bodyguard werde, weil ich so gerne Sport gemacht habe. Und dann dachte ich mir, wieso eigentlich nicht? Man macht schließlich auch gut Geld."
Nickend schaute ich in die Ferne und erzitterte leicht, als ein kalter Windzug mich striff. Es war nicht extrem kalt hier draußen, aber auch nicht gerade warm genug für das Hemd, was ich trug. Doch ehe ich mich versah, legte sich plötzlich eine warme, große Jacke um meine Schultern.
"Riecht sogar nach mir.", sagte Jungkook zwinkernd und am liebsten wollte ich es überprüfen, schnaubte aber stattdessen und tat so, als würde ich mich nicht wohl mit dem Teil fühlen.
"Und wie bist du zum Modeln gekommen?"
Es war wirklich komisch, mit ihm Smalltalk zu führen, aber ich versuchte, einfach normal zu antworten.
"Ich bin in eine reiche Familie geboren und meine Eltern haben mich öfter zu Fotoshootings für Kinder mitgenommen. Dann hat sich das so entwickelt, dass ich einfach immer wieder gebucht und langsam aber sicher auch berühmter wurde."
"Ich verstehe nicht, wie Menschen ein durch ihr Aussehen berühmt werden und auch noch gut Geld damit verdienen.", seufzte Jungkook, während ich versuchte, seine Jacke unauffällig enger um meine Schultern zu ziehen und den Geruch zu genießen, der trotzdem durch den leichten Wind bei meiner Nase ankam.
"Ich finde es auch.. komisch. Aber ich habe auch nichts dagegen, denn so kann ich ein wirklich entspanntes Leben führen."
"Aber du genießt es ja wirklich. Du wirst zu einem anderen Menschen, wenn dir Leute wegen deinem Aussehen ihre Aufmerksamkeit schenken."
Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Manchmal war es wirklich gruselig, wie gut er mich durchschaute, aber da er mich so oft sah, fielen ihm solche Sachen sicher schnell auf.
Wir rauchten gemeinsam auf dem Balkon noch zwei Zigaretten und begaben uns anschließend zurück ins Zimmer, wo ich zum Glück schnell einschlafen konnte.
BTS machen eine Pause, ich aber nicht👍 mein Herz ist zwar gebrochen fürs erste, aber egal😔✊️
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