하나
Als ich in den Raum kam, wurden meine Augen von dem hellen Licht geblendet, deswegen kniff ich sie zusammen und betätigte schnell den Schalter, der das riesige Panoramafenster auf der rechten Seite des Raumes verdunkelte. Dort draußen konnte man in einer Entfernung das Meer sehen, das heute, passend zu dem warmen und ruhigen Wetter, kaum Wellengang hatte. Das Wasser glänzte hellblau und auf dem Strand in der Bucht, von dem unsere Wohnung links gelegen war, konnte man viele Menschen sehen, die den Tag genossen.
Ich wusste aber, dass dieser Anblick eine Lüge war. Direkt hinter der Bucht war der weite Ozean, in dem nichts anderes als braunes Wasser war. Eine Ansammlung aus Müll, Ölen und Exkrementen, die sich wegen dem verschwenderischen Menschen über Jahre angesammelt hatte. Damit waren nicht die, die jetzt auf dem Strand in der Sonne lagen, gemeint. Sie entstammten wahrscheinlich der mittleren Schicht und führten ein durchschnittliches Leben, nicht so wie die, die ganz oben waren.
Meine Familie gehörte zu den Menschen, die dachten, sie konnten sich alles nehmen und alles verschwenden, so wie sie wollen. Dafür verachtete ich sie sehr, obwohl ich der gleichen Zukunft nicht entfliehen konnte. Ich würde so wie die beiden Menschen enden, die an der langen, weißen Tafel auf mich warteten und gerade ihre Abendessen über digitale Speisekarten auswählten.
Ich war ihr einziger Sohn, da man schon seit langer Zeit nicht mehr als ein Kind bekommen durfte. In den unteren Schichten kam es oft vor, dass sich Leute nicht daran hielten, einfach weil sie nicht den Zugang zu Mitteln hatten, eine zweite Schwangerschaft zu verhindern. Wenn zweitgeborene Kinder gefunden wurden, wurden sie einfach hingerichtet. Egal, ob es ein Baby oder ein Kleinkind war, sie wurden einfach vernichtet. Allein das zeigte, wie grausam unsere Welt war.
Ich wusste nicht, ob ich wirklich das erste Kind meine Eltern gewesen war. Viele Familien wünschten sich einen Sohn und töteten ihre Töchter dafür direkt nach der Geburt. Das würde ich ihnen zutrauen.
"Nun setz' dich endlich, Jungkook. Wir wollen essen", forderte mich mein Vater auf. Jeon Jisuk, Leiter einer der Unternehmen, die hauptsächlich dafür da waren, zweitgeborene Kinder zu finden. Ich hasste ihn dafür und das schlimmste war, dass ich seinen Job irgendwann übernehmen musste. Das lag nicht an irgendeiner Familientradition, sondern an der ganzen Gesellschaft, die das vorschrieb.
Widerwillig setzte ich mich zu ihnen, gegenüber meiner Mutter und schräg gegenüber von meinem Vater, der am Kopfende der Tafel saß. Er nickte zufrieden und wählte mit einer einfachen Berührung der Speisekarte sein Essen aus, das sogleich durch eine Tür von einem Roboter reingebracht wurde. Eigentlich wollte ich nichts essen, obwohl mein Essen sowieso voller Chemikalien war, die keine Zunahme an Fett in meinem Körper zuließen. Darum ging es mir gar nicht, sondern weil ich es nicht mochte, mit meinen Eltern so zu tun, als wären wir eine normale Familie.
Da sie mich aber nicht ohne etwas gegessen zu haben gehen lassen würden, bestellte ich mir ein einfaches Omelett und starrte auf den glänzend polierten Teller, der wenige Sekunden später vor mir lag. Kein menschlicher Koch konnte das so perfekt zubereiten, weshalb in unserer Küche nur künstliche Intelligenzen arbeiteten.
"Wie läuft es in der Schule, mein Sohn?"
Jeon Sera sah mich an und ihr Blick wirkte so sanft, dass ich mich fragte, wie sie so einen Tyrannen ihren Mann nannte. Ich hatte wirklich nichts gegen sie, auch wenn sie genau in dem selben Unternehmen tätig war. Sie tat das nur, um unsere Zukunft zu sichern, während ich bei meinem Vater das Gefühl hatte, es gefiel ihm.
"Gut. Ich hatte 95% in der letzten Arbeit.", kam es stumpf aus mir und ich war immer wieder beeindruckt, wie monoton meine Stimme klingen konnte. Als ob wirklich alles gut in unserer Familie war. Doch ich wusste schon, was als nächstes kommen würde.
"Was ist mit den restlichen 5%?", fragte mein Vater, sein Mund dabei voll mit fettigem Essen. Man sah ihm an, dass in seinen Gerichten keine Chemikalien gegen Fettzunahme waren. Vielleicht, weil er so angsteinflößender wirken wollte. Meine Mutter nahm sie ebenfalls nicht, doch durch ihre gesunde Ernährung sah man es ihr nicht an.
Ich hatte mich nicht selber für das Zeug in meinem Essen entschieden. Das waren meine Eltern, die bloß meinten, es wäre zu meinem besten. Die Nebenwirkungen davon waren allerdings, dass meine Augen und Haare all ihre Farbe verloren, sodass erstere blau und letztere silber wurden. Das war der Fall bei fast allen meiner Mitschüler und so wurde man als junges Mitglied der oberen Schicht immer sofort erkannt. Meine Eltern hatten diese Chemikalien früher auch zu sich nehmen müssen, weshalb ihre Augen und Haare ebenfalls noch stark aufgehellt waren. Außerdem fühlte ich mich oft schwach und ausgelaugt, doch ich wusste nicht, ob das eine Nebenwirkung war.
"Die restlichen 5%.."
Kannst du dir in den Arsch schieben, verdammtes Arschloch.
"..fehlen, weil ich meine Sätze nicht gut formuliert habe.", gab ich das Feedback meiner Lehrerin wieder. Ich hörte oft, dass früher nicht so streng benotet wurde, doch seitdem ich zur Schule ging, konnte ich kaum Fehler zulassen. Wenn man konstant schlechte Noten schrieb drohte einem, in die untere Schicht abgeschoben zu werden. Und da man dort sofort erkannt wurde durch die hellen Haare und Augen, überlebte man oft nicht lange.
Ich konnte es den Leuten kaum verübeln, dass sie uns hassten. Ich hasste mich ja selber dafür, dieses Leben leben zu müssen.
"Ach, so kennen wir dich ja. Ich kenne einige gute Programme, die Leuten mit Formulierungsproblemen helfen."
Fassungslos umschloss ich mit der Hand meine Gabel so fest, dass dass kalte Metall in meine Haut Schnitt. Ein ganzes Programm für mich, nur weil die 5% gefehlt hatten? Dieser Mann war durchgeknallt, aber das wusste ich ja schon.
Ich wollte etwas entgegnen, doch da sprang plötzlich unser Fernseher, der in das Fenster integriert war, an. Der altbekannte Moderator stand an seinem Tisch und neben ihm leuchtete in roten Buchstaben das Wort Notfallmeldung. Sein Anzug war makellos und auch seine Haare waren silber, was seine schlanke Statur erklärte.
"Diese Notfallmeldung geht an alle Mitglieder der oberen Schicht. Der Abtrünnige mit dem Namen Hades ist zurück."
Ich hatte das Wort Hades schon oft gehört. Man wusste nicht, ob es nur eine Person, oder eine ganze Gruppe war. Dass sie den Namen des griechischen Gottes der Unterwelt wählten, passte irgendwie, schließlich gehörten sie der unteren Schicht an.
"Die Wohnung von Kim Wooseok wurde in Brand gesetzt und die Initialen H.T. wurden gefunden, was auf Hades hindeutet. Wie die Abtrünnigen in die Wohnung gelangt sind, bleibt unklar. Der Brand konnte innerhalb weniger Minuten gelöscht werden, da die Sprenkler der Wohnung nicht sofort gegen das spezielle Gemisch ankamen. Nach Verdächtigen wird angestrengt gesucht."
Als ob sie sich anstrengten. Ich hätte fast gelacht, doch das wäre wohl sehr unangemessen gewesen. Niemand des Sicherheitspersonals traute sich in die Tiefen der unteren Schicht, da es dort viel zu gefährlich für sie war, erwischt zu werden. Ich fand es amüsant, dass sie Angst vor den Leuten haben mussten, die sie selber unterdrückten.
Soo, der erste Eindruck von Jungkooks Welt:D
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