셋
Wie sich herausstellte, hieß mein Gegenüber Taehyung und feierte fast jeden Abend in diesem Club, weshalb er überrascht war, mich noch nie gesehen zu haben. Ich kam aber nur einmal in der Woche dort her, also war es wahrscheinlich, dass wir uns einfach immer verpasst hatten. Er erzählte mir, dass er schon so oft Alkohol getrunken hatte, dass er deutlich mehr als der normale Mensch brauchte, um davon etwas zu spüren.
Irgendetwas an ihm faszinierte mich. Ob es die elegante Art war, wie er sein Glas mit der Hand umschloss und dabei den kleinen Finger wegstreckte, oder seine extrem dunklen Haare und Augen, die zeigten, dass er hierher gehörte. Er schien aber stolz darauf zu sein und ich beneidete ihn fast ein bisschen.
Ich wusste, dass die Menschen der Unterschicht grausam sein konnten. All die Oberschichtler, die gegen Regeln verstießen, wurden dort hingebracht und verschwanden innerhalb weniger Tage. Doch diese Leute hatten es verdient zu sterben und meistens waren die Menschen hier einfach nur ein fröhliches Volk, das gerne feierte.
"Wie heißt du eigentlich, Hübscher?", fragte er mich und sagte das zwar ernst, doch trotzdem musste ich über sein Kompliment kichern.
"Ich bin.."
Konnte ich meinen echten Namen verraten? Meine Familie war bekannt.. Doch es gab sicherlich viele andere, die so hießen.
"Jungkook.", antwortete ich also die Wahrheit und wartete leicht angespannt seine Reaktion ab.
Taehyung nickte und trank nun seinen fünften Becher aus. Oder war es sein vierter? Meine Wahrnehmung hatte durch den Alkohol etwas nachgelassen und der Club wirkte ein wenig verschwommen, doch die Lichter leuchteten noch bunter als zuvor.
"Also ich habe jetzt Lust zu tanzen. Wie sieht es mit dir aus?"
"Ich weiß nicht.. Ich kann nicht gut tanzen.", gab ich schmunzelnd zu, doch schon legte sich eine Hand in meine und zog mich auf die Beine, woraufhin mir leicht schwindelig wurde. Als ich mich umsah, fiel mir einmal mehr auf, wie anders die Leute der unteren Schicht doch waren. So ausgelassen tanzend würde man niemals jemanden wie meine Eltern sehen, geschweige denn einen meiner Mitschüler. Alle viel zu verklemmt und auf Perfektion aus.
Ich aber fühlte mich anders und wieso sollte ich den Abend nicht tanzend mit Taehyung genießen? Selbst wenn meine blauen Augen einigen auffielen, so gehörte ich trotzdem dazu und konnte tun und lassen, was ich wollte. Genau deswegen sah ich in die dunklen Augen meines Gegenübers, drückte seine Hand und mischte mich mit ihm unter die tanzenden Leute.
Taehyung war ein wirklich selbstbewusster Tänzer, bewegte seinen Körper zu dem Takt der Musik und schloss genießerisch die Augen, was ich irgendwie bewunderte. Ich konnte niemals so lässig und dabei trotzdem so kontrolliert und gut tanzen, wie er in dem Moment. Deswegen fing ich mit eher zurückhaltenden Bewegungen an und zog mir hin und wieder meine Kapuze etwas hoch, da ich nun doch nicht zu viel auffallen wollte.
Mein Gegenüber grinste mir zu und zog mich näher zu sich, weshalb ich merkte dass ich seine Hand immer noch nicht losgelassen hatte. Es fühlte sich so natürlich an, dass ich es fast vergessen hatte. Er zwar nicht, jedoch hatte er auch keine Intentionen, mich loszulassen, sondern führte eine Weile Drehung unter meinem Arm durch, was ich leicht überfordert geschehen ließ und gleich darauf versuchte, auf die Drehung einzugehen, die er nun von mir verlangte. Leider stießen wir dabei gegeneinander und er lachte mich an.
"Du musst dich in die andere Richtung drehen!", gab er mir einen Tipp, weshalb ich das befolgte und wir gleich wieder in unserer normalen Position vom Anfang waren. Ich war recht stolz auf mich, weshalb ich das Kinn reckte und seinen intensiven Augenkontakt so gut es ging erwiderte. Taehyung passte genau in das Bild, was ich von Leuten der Unterschicht hatte, doch gleichzeitig war er noch so viel mehr als das. Wer konnte schon so gut tanzen, war so entspannt und schien keinen großen Stress im Leben zu haben? Ich kannte niemanden und selbst Unterschichtler hatten Probleme und Stress.
Langsam kam ich richtig in den Rhythmus der Musik und begann sowas wie eine Schrittfolge mit Taehyung zu finden, auch wenn wir in unserem beschwipsten Zustand hin und wieder den Takt verloren, zumindest passierte mir das. Er tanzte wahrscheinlich die ganze Zeit perfekt und nur ich machte die Fehler, doch das störte mich nicht groß. Es war schön, sich nicht wegen seinen Fehlern aufzuregen, sondern sie schnell wieder zu vergessen.
Mit jeder Minute spürte ich immer mehr nur noch die Musik in mir und bewegte mich ausgelassen, während mich ein Gefühl durchströmte, was davor höchstens einige Male aufgetaucht war. Pure Euphorie, die mir ein immerweilendes Lächeln ins Gesicht zauberte, während mich Taehyung immer wieder herumwirbelte, als wäre es das einfachste der Welt.
"Es ist toll, oder?", rief er in mein Ohr, da die Musik hier auf der Tanzfläche deutlich lauter war.
"Ich.. liebe es.", gab ich ehrlich zu, schloss die Augen und lehnte mich ein Stück zurück, wobei es mir egal war, dass ich dabei mit mehreren Leuten hinter mir in Kontakt kam. So losgelassen hatte ich wohl wirklich noch nie, aber der Drang, etwas mit Taehyung zu machen, hatte gesiegt.
"Wann musst du gehen?", fragte Taehyung anschließend, was mich schlagartig zurück in die Realität beförderte. Nervös suchte ich eine Uhr in dieser Bar und zum Glück ging eine an der Wand, direkt neben uns. 02:45 Uhr. Niemals hätte ich erwartet, dass wir schon so lange tanzten, doch als ich langsam den Schweiß an meinem Körper spürte, merkte ich es.
Die Zeit war okay, um ohne aufzufallen nach Hause zu kommen, doch viel Schlaf für die Schule konnte ich vergessen. Die Mathe Hausaufgaben musste ich auch unbedingt erledigen und so prasselte mein ganzes Leben wieder auf mich ein, während ich hier steif zwischen den tanzenden Leuten stand, die mich gar nicht zu bemerken schienen. Nur Taehyung wippte zwar noch zur Musik mit, schaute mich aber ernst und besorgt an. War mein Stimmungswechsel so offensichtlich?
"Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen.", sagte ich und drehte mich um, doch er hielt mich am Oberarm fest.
"Warte-"
Ich schüttelte ihn ab, atmete dann tief durch und verließ die Bar, woraufhin ich meinen Weg nach Hause antrat.
Hoffentlich funktionieren die Benachrichtigungen endlich:(
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