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11 | Eingeständnisse

»Milchkaffee?« Meine Stimme klingt halbwegs erheitert – sehr gut. Ich tue so, als würde ich mich auf dem Deck umschauen; als würde es hier vor lauter Gästen wimmeln. »Jemand wollte Milchkaffee, habe ich gehört.«

»Oh, welch eine Ehre, dass der Besitzer dieses Etablissement mir höchstpersönlich meinen Kaffee bringt«, springt Mara drauf an, womit sie mir ein Lächeln entlockt. Doch meins besticht niemals ihres. Ebenso löst ihr Blick ein wohliges Kribbeln in meinem Rücken aus.

Ich drehe mich gänzlich zu ihr und verneige mich leicht. »Bei solch einer wunderschönen Dame kann ich doch niemand anderen schicken.«

»Ach und wieso nicht?«, spielt sie das Spiel ebenso weiter.

»Da hätte ich größte Sorge«, meine ich und lege meine freie Hand auf die Brust.

Sie legt ihren Kopf etwas schräg. »Sorge? Das müssen Sie mir näher erläutern.«

»Können Sie sich das nicht denken?«

»Eine einfache Frau wie ich–«

»Eine einfache Frau, sagen Sie? Das kann ich nicht glauben«, unterbreche ich sie sofort. »Und selbst wenn Sie es derart betrachten, kann ein jeder dennoch etwas anderes in Ihnen sehen.«

Ihre Wangen verfärben sich leicht. Auch wenn sie tough ist, kann sie mit Komplimenten nicht gut umgehen. »Und was sehen Sie in mir?«, fragt sie leise nach.

»Wäre es nicht etwas zu einfach, wenn ich Ihnen das verrate?«

»Was schlagen Sie stattdessen vor?«, hakt sie neugierig nach, während sie den direkten Augenkontakt sucht.

»Dass Sie mir sagen, was Sie vermuten, wie ich Sie wahrnehme«, verkünde ich meine Idee und erwidere den Blick.

»Interessanter Vorschlag«, merkt sie an und schaut mir – wenn das möglich ist – noch tiefer in die Augen. »Ich gehe darauf ein – unter einer Bedingung.«

»Die da wäre?«

»Gegenseitigkeit – wir machen es beide.«

Sie hält mich mit ihrem Blick gefangen. Neugierde und aufrichtiges Interesse funkelt mir entgegen. Und doch denke ich mir nur: Fuck, so schnell kann aus Spaß Ernst werden. Dazu: Wer hat damit angefangen? Aber gleich als nächstes kommt mein Vorsatz zum Vorschein in Form von roten warnenden Lettern: Heute keine Schuldgefühle, heute ist ihr Tag.

»Gewiss, das ist nur fair«, stimme ich daher zu, obwohl ich überhaupt nicht weiß, was ich gleich sagen soll.

»Servieren Sie mir dann den Kaffee oder bekomme ich den erst nach der Antwort?«, fragt sie lachend.

»Verzeihen Sie.« Ich hebe ihre Tasse vom Tablett und stelle sie ihr hin. Mit Kakaopulver habe ich ein Herz auf die Milch gestreut. Mit einem Grinsen quittiert sie es. Mit meinem eigenen Kaffee setze ich mich zu ihr hin.

Sie nimmt einen Schluck, setzt ihre Tasse wieder ab und wendet sich ein Stück zu mir, sodass sie mich anschauen kann. »Ich bin mir ziemlich sicher – korrigiere mich ruhig, wenn ich falschliege –, dass das nicht dein Plan war. Also, dass wir uns gegenseitig unsere Vermutungen mitteilen, wie uns der jeweils andere wahrnimmt.«

Leugnen bringt nichts. »Treffer«, gebe ich somit zu. Ich räuspere mich, wodurch ich die Chance ergreife, ihrem Blick zu entkommen. »Doch ich würde es irgendwie versuchen. Für dich.«

»Wir–«

»Pscht, bitte. Tut mir leid, voll unhöflich, aber bitte«, sage ich ganz schnell, denn sonst verlässt mich mein Mut. »Ich denke mir, dass du auch Gutes in mir siehst, sonst wärst du nicht bei mir. Ich kann es zwar wirklich weder ganz greifen noch begreifen, aber irgendwie muss es ja so sein. Ich weiß, dass du meinen Kaffee schätzt und mein Talent zum Kochen. Wohl eher generell vom Zubereiten von Speisen. Du hast heute gesagt, dass du auf mich vertraust und dass ich Einsicht zeige. Unseren Sex sowie unsere Zärtlichkeiten magst du hoffentlich auch.«

Ich atme tief ein und aus, um dann fortfahren zu können. »Okay, ich glaube, das passte eben gar nicht mehr so wirklich zu der Aufgabe, aber mir gehen die Sachen aus. Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, wie du mich wahrnimmst und warum du so treu an meiner Seite bist. Ich weiß, dass ich bis etwa vor eineinhalb Jahren immer als der gute und hilfsbereite Joe angesehen wurde, damit konnte ich mich auch gut arrangieren. Doch so fühle ich mich nicht mehr. Vor allem seit ich mich ›auf meinen Weg‹ gemacht habe.« Mit den Achseln zuckend signalisiere ich, dass ich fertig bin.

»Danke. Nun bin ich dran«, äußert Mara, ohne mein Gesagtes zu werten oder infrage zu stellen. Tatsächlich bin ich froh darum. »Ich glaube, dass du mich auf ein Podest stellst, zu dem du hochschaust. Ich komme mir manchmal so vor, als wäre ich in deinen Augen eine Heilige. Und nur damit du es weißt, mal gefällt es mir, manchmal aber auch nicht. Denn du vergisst, glaube ich, dass es keine Heiligen gibt. Nicht so. Auch ich habe Fehler und Macken so wie jeder Mensch«, spricht sie mit einer so unmissverständlichen Deutlichkeit aus, als hätte das schon lange in ihr geschlummert.

»Aber zu der Aufgabe«, setzt sie an und schmunzelt. »Durch deine Augen würde ich mich sehr sexy finden. Ziemlich sicher würden mir meine Falten entweder nicht auffallen oder vollkommen egal sein. Kleine Nebenbemerkung: Ja, du hörst richtig. Auch wenn ich nach außen tough wirke, ist mir nicht immer alles egal. Wieder zurück zu deinen Augen.« Sie unterbricht sich kurz, um einen Schluck zu trinken. Ihre ehrliche Lockerheit ist einfach Wahnsinn, mir gibt sie damit Gelassenheit zurück.

»Was habe ich denn da eben gesagt?! Ich meinte natürlich dazu zurück, wie ich mich durch deine Augen sehen würde. Sexy, treu, loyal – klingt irgendwie nach einer räudigen Hündin, die im Trend bei Rüden ist. Aber egal. Erfahren, diszipliniert und erkenntnisreicher oder so was würden als weitere Eigenschaften aufpoppen, nehme ich an. Du nickst, ja, das habe ich mir gedacht. Hoffentlich aber auch Humor. Kleiner Spaß. Soll ich nun mal ehrlich sein?«

»Bitte«, erwidere ich.

»Ich finde es schön, von dir so gesehen zu werden, gar keine Frage, und das mag ja alles stimmen, so wie deine Empfindungen auch bei dir natürlich real sind. Aber es ist immer nur ein Ausschnitt von allem.«

»Was meinst du?«

»Wir kennen uns zwar schon eine Weile, aber dennoch sind wir noch dabei, uns vollständig kennenzulernen. Ich kann dir sagen, dass ich einen gutmütigen, herzlichen Joe kennengelernt habe und ich habe dich nach deinem eben genannten Zeitraum getroffen. Ich bin zwar nicht froh, dass du mich erst abblitzen lassen hast, aber darum, dass du dann umso mehr die Initiative ergriffen hast, um mich treffen zu wollen. Du bist immer für deine Mitmenschen da. Ohne Wenn und Aber. Auch für mich. Ich finde es sehr schade, dass du das nicht siehst. Und ja, selbstverständlich liebe ich unsere Zweisamkeit. Und jetzt zu mir: Hol mich runter von dem Podest. Ich bin nicht perfekt. Sieh dir den heutigen Morgen an, da hätte auch ich besser reagieren können. Aber es gibt auch genug andere Momente, die das bezeugen. Wie ich vorhin erst meinte ... Das mit Lana zum Beispiel.«

Sie senkt ihren Kopf, schüttelt ihn und schaut mich dann wieder an. »Doch das gehört dazu. Zum Kennenlernen; zum Wachsen in einer Beziehung; zum Leben. Wir sind Menschen, Joe. Fehler gehören dazu. Ich bin bei dir, weil ich den Weg mit dir gemeinsam gehen möchte; weil ich glaube, dass wir auch die Konflikte miteinander lösen können. Ich glaube das. Ich möchte dich. Mit allem drum und dran.«

Überfordert und überwältigt bringe ich kein Wort heraus. Instinktiv nehme ich ihre Hände in meine und zeichne mit meinem Daumen Kreise. »Mara, ich ... Danke ... A–«

»Ist gut«, sagt sie lächelnd. »Wir können hier ein andermal weitermachen. In Ordnung?« Ich nicke ihr unglaublich dankbar zu. Wir verweilen noch einen kurzen Augenblick in dieser Position.

Dann wenden wir uns unseren Getränken zu und sie nimmt sich ihre Zeitung. Mit meiner Tasse in der Hand genieße ich sowohl die Aussicht auf das Wasser als auch ihre Gegenwart. Das eben war ein unglaublich traurig-schöner Moment, der uns einander näherbringt, fällt mir auf. Dazu war es gleichsam sehr intim.

Doch sie irrt sich, denn sie ist diese verdammt gute Frau, die sie auch in meinen Gedanken ist. Trotz Fehler. Mir ist bewusst, dass Menschen Fehler haben, doch wenn wir unsere mal vergleichen – richtig, dann sieht es auf meiner Seite etwas anders aus als bei ihr.

Es tut mir weh, dass sie ihre damaligen Fehler noch immer so tief mit sich trägt. Offensichtlich war es entweder nicht derart tragisch für Lana oder sie hat ihr vergeben können. Ich bin mir sicher, dass sie eine gute Mutter ist. Gefühlt melden sich ihre beiden Mädels immer bei ihr, wenn sie etwas auf dem Herzen haben.

Am Papierknistern höre ich, wie sie die Zeitung weglegt und aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie sie etwas aus ihrer Hosentasche holt. Ihr Portemonnaie. Behutsam legt sie ein Foto daraus auf den Tisch. Ich kenne das Bild. Sie hat drei Fotos in ihrer Geldbörse, auf dem zweiten sind nur ihre Töchter und auf dem dritten sind sie alle zusammen abgebildet. Auf diesem ist sie mit Rüdiger zu sehen. Sie strahlen, waren wahrscheinlich gerade am Lachen. Es scheint kein gestelltes Bild, sondern eher ein echter Moment aus ihrem Leben zu sein.

»Ein wunderschönes Foto, Mara«, meine ich ganz ehrlich.

»Es zeigt auch nur einen Ausschnitt, aber ich bin sehr froh darum, diesen Schnappschuss zu haben. Weil wir das sind, so wie wir waren.« Sie lächelt, es kommt eine Mischung aus Trauer und Freude zum Ausdruck.

»Das kann ich gut verstehen.«

»Gerade das mit Lana beschäftigt mich noch sehr. Natürlich auch, dass mein Mann verstorben ist, aber mittlerweile – und dann soll mich irgendwer verfluchen – komme ich damit zurecht. Ich habe meinen Weg damit gefunden, das hat lange genug gedauert. Als ich bei dir in die Bäckerei kam, war ich vielleicht ein Jahr wieder gut dabei in meinem Leben. Du siehst, es gibt auch andere, außer dir, die – wie du meinst – länger brauchen.«

Das scheint wohl so ... Rüdiger ist vor knapp acht Jahren verstorben. Fiona war da gerade mal acht und Lana vielleicht um die vierzehn Jahre alt oder so.

»Ich bewundere dich dafür, vielleicht beneide ich dich auch manchmal. Dafür, dass du dein Leben wieder in die Hand nehmen konntest.« Auf das andere gehe ich bewusst nicht ein, es scheint ein sehr schweres Thema für sie zu sein, ich möchte sie nicht unter Druck setzen.

»Du bist dabei, du wirst das auch schaffen«, sagt sie ermutigend und bevor ich sagen kann, dass es heute mal nicht um mich geht, holt sie schon die zwei anderen Fotos heraus. Ein relativ aktuelles Bild von Fiona und Lana sowie das Familienbild. Man sieht sofort, dass Jahre dazwischen liegen. Jahre ohne ihren Vater.

Mara streicht erst über das Familienfoto über jeden, bleibt dann bei Lana hängen und geht dann mit ihrem Zeigefinger über zur aktuellen Lana auf dem Tochterbild.

»Auch wenn sie meint, es mir nicht übel zu nehmen, glaube ich schon, dass es sie nachhaltig prägt, was ich mit ihr gemacht habe. Natürlich habe ich nichts mit Absicht getan, aber dennoch ... Ich bin die Mutter und sie mein Kind. Nicht andersherum. Manchmal frage ich mich immer noch, wie es nur dazu kommen konnte. Das ist einfach nicht richtig. Sie hat auf ein Riesenstück ihrer Jugend für mich verzichten müssen. Sie sagt immer: ›Mama, nicht müssen, ich habe das für dich und uns gemacht, du kannst nichts dafür‹. Aber verdammt, doch, das kann ich. Sie ist das Kind und ich die Mama. Grenzen dürfen vielleicht mal einen Tag oder so verschwimmen. Oder ein Kind kann auch mal einen Tee für ein krankes Elternteil machen. Aber doch nicht die ganze Verantwortung für das übrig gebliebene Elternteil übernehmen, was komplett out of order ist. Ich bin so froh, dass sie ihren Weg dennoch gefunden und ihre Entwicklung auf dem ersten Blick keinen Sprung bekommen hat. Der Punkt, an dem ich volle Kanne aufgewacht bin, war, als es ums Studium ging. Und deswegen bin ich auch so froh, dass sie sich für ein Studium in einer anderen Stadt entschieden hat. Natürlich, nachdem ich ihr mehrmals versichern musste, dass es wirklich in Ordnung ist und Mama sich wieder in den Griff bekommt. Peinlich und nicht gesund. Aber ihr und mir selbst gegenüber habe ich es versprochen. Auch um Fionas Willen.«

»Mara, ich kann dich ehrlich verstehen.« Ich rücke näher zu ihr heran und breite meine Arme aus und warte ab, ob sie sich an mich schmiegen möchte. Sie nimmt das Angebot an. Dann spreche ich weiter, während ich über ihren Rücken streichle: »Aber meinst du nicht, dass du auch ihr vertrauen solltest, hm?«

Ihr rollen Tränen über die Wangen und als ich es nicht mehr aushalte, streiche ich ganz vorsichtig darüber, um sie ihr nehmen zu können.

»Vermutlich hast du recht. Ich sorge mich nur. Endlich wieder.« Der letzte Teil kommt recht zynisch heraus, aber doch grinst sie dabei. »Danke, Joe. Es tat echt gut, das einfach mal auszusprechen.« 

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