Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

10 | Wahl und Weg

»Ja«, sagt sie sehr schnell und legt bereits ihre Hand in meine. Dann muss sie kichern, weil sie bereits mitten in meine Frage reingequatscht hat. »Ups.«

»Komm, lass uns reingehen. Dir ist bestimmt kalt.« Obwohl ich es wirklich lieb meine, kann es sicherlich zu fürsorglich rüberkommen. Prompt versteift sich mein Körper erneut. Ich möchte das abstellen – auch ihr zuliebe, weil ich sie verstehen kann –, aber offensichtlich schaffe ich auch das nicht.

»Aber nur, wenn du mir einen Milchkaffee machst«, neckt sie mich und streichelt über meinen angespannten Rücken, als würde sie jede einzelne Starre hinausbefördern wollen.

»Einverstanden.«

Ohne etwas dazu zu sagen, legt sie mir den Zettel in meine Hand und geht alleine vor in die Kabine. Sie lässt mir meinen Raum. Gerührt bleibe ich kurz stehen, bis mich wenig später die ersten Strahlen der Sonne treffen. Dann schreite ich zum Steuersitz, ziehe die Box darunter hervor und begebe mich damit ins Innere des Bootes. Innen drin stelle ich die Schachtel vorne auf meine Seite des Bettes, öffne sie und lege den Brief, der mir offensichtlich vorhin herausgefallen ist, wieder hinein. Damit scheint Mara nicht gerechnet zu haben. Um ehrlich zu sein: Ich auch nicht. Erst einmal belasse ich es dabei. Ich sehe in Maras Gesicht ein Lächeln, aber sie sagt nichts weiter dazu.

»Dann mache ich uns nun einen Milchkaffee«, verkünde ich.

»Haben wir noch Pfannkuchen von gestern über?«, fragt sie nach, woraufhin ich nachschaue. Dass wir noch welche haben, weiß ich. Aber nicht mehr, wie viele.

»Ja, und auch noch ausreichend.«

»Wollen wir dann gleich frühstücken und danach eine Runde spazieren? Hast du Lust?«

Maras Vorschlag finde ich super. Daher haben wir uns direkt nach dem geruhsamen Frühstück erfrischt, um losgehen zu können. Durch meine sehr zeitige Aktion begann unser Tag recht früh, sodass wir einen günstigen Zeitpunkt erwischt haben für unseren Spaziergang. Der Ansturm der fleißigen Bienchen, die zur Arbeit müssen, ist bereits abgeebbt. Uns begegnen nur ein paar vereinzelte Leute, die ebenso ein wenig umher flanieren.

Mal wieder ein bisschen mehr die Beine – und den Körper – zu bewegen und dabei die Ruhe zu genießen, ist himmlisch. Mara und ich schlendern gemütlich die Hafenpromenade entlang. Ein angenehmes Schweigen, welches nicht nach Worten drängt, begleitet uns. Der Wind bringt das typische Herbstaroma mit sich, welches ich gerne mag. Es liegen so viele unterschiedliche Gerüche darin. Neben dem Salz des Meeres kann ich Laub und Kaffee ausmachen. Für mich ist das ein einzigartiges Aroma. Ab und zu schaue ich nach links zu Mara; sehe, wie die sanften Böen durch ihre Locken wehen, welche sich dem Takt der Natur anpassen und mit ihnen schwingen.

Als wir den Weg einmal bis zum Ende gelaufen sind, deutet sie auf eine Bank. Wir setzen uns hin und verschnaufen kurz. Bevor wir den Rückweg anpeilen wollen. Wir betrachten beide das Wasser vor uns. Was Mara genau dort sieht, weiß ich nicht. Für mich bedeutet es Weite und Freisein. Ich liebe den Blick auf das Wasser.

Etwas getrübter wende ich meinen Blick, der eben durch die Boote schweifte, ab. »Mara, ich möchte, dass du weißt, dass ich nie geglaubt habe, dass du schnüffelst oder so. Es ging mit mir völlig durch vorhin. Das tut mir wirklich leid.«

»Ich weiß.« Sie dreht ihren Kopf zu mir und schaut mich an. »Es ist okay.«

»Wie kann das okay sein?«

»Du hast es eingesehen. Ich vertraue darauf, dass du dazu lernst. Denkst du, ich würde sonst an deiner Seite bleiben?«

Ich denke kurz über ihre Worte nach. »Aber ich habe schon so viel Mist gebaut«, erwidere ich.

»Konflikte gehören dazu, so schwer es auch ist. Schwer für uns beide.« Sie nimmt meine Hand in ihre und streichelt behutsam darüber. »Joe, ich weiß in etwa, was du durchmachst, auch wenn jede Geschichte noch mal anders ist. Du weißt, wie ich das meine. Das ist schwer und doch sehe ich, dass du einen Willen hast. Darauf vertraue ich und ich hoffe, weil ich dich wirklich mag.«

Ich umfasse ihre Hand mit der, die sie gerade streichelt, um sie zu drücken. Als Zeichen der Rührung, Dankbarkeit – so vieles, was ich gar nicht in Worte packen kann.

»Wie schaffst du das nur, Mara?«

Bevor ich die Frage stellte, wusste ich selbst nicht, was sie alles beinhalten konnte. Als sie aus meinem Mund stolperte, erahnte ich es nur, doch nun begreife ich es, während ich Mara bei ihrer Antwort lausche.

»Es ist, wie ich es dir eben gesagt habe. Ich hoffe für dich und uns. Außerdem vertraue ich auf dich und habe Vertrauen in dich. Aber falls du meinst, wie ich es in meiner eigenen Situation geschafft habe und schaffe ... Wo soll ich da anfangen? Lass mich kurz überlegen.«

Gedankenversunken streicht sie sich eine ihrer Locken hinter das Ohr und schaut wieder geradeaus zwischen die Boote aufs Meer. Ich folge ihrem Blick, verharre ebenso dort und frage mich, warum wir noch nie ausführlich über sie und ihre Vergangenheit gesprochen haben. Ist es meine Schuld? Es ist nicht so, dass ich nichts weiß, aber diese Frage habe ich derart noch nie gestellt. Ich wollte weder Desinteresse ausdrücken, noch sie jetzt unter Druck setzen. Ich kehre mit meinem Blick zurück zu ihr, als sie weiter spricht.

»Ich glaube, am Anfang blieb mir gar keine andere Wahl. Zumindest gefühlt. Für Fiona und Lana habe ich weitergemacht. Aber als die beiden immer besser damit zurechtkamen, was mich freut, bin ich tiefer gefallen. Da lagen dann bereits ebenfalls schon Jahre dazwischen. Wie du habe ich mich nicht nur als das sehen wollen – als einen Menschen, dessen Partner verstorben ist. Diese mitleidigen Blicke allein ... Aber es gehört nun mal dazu. Also ich meine nicht die Blicke, obwohl die leider auch, aber ich meine den Teil unserer Vergangenheit. Und das ist auch gut so. Ich habe meinen Mann geliebt und ich werde ihn gewissermaßen immer lieben. Er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Doch ein gemeinsames Leben ist nicht mehr möglich. Das habe ich in der Trauerarbeit lernen können und meine Töchter standen mir bei. Vor allem Lana. Sie war eigentlich viel zu eng einbezogen. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass sie in eine andere Stadt gezogen ist. Nicht, damit ich sie los bin, sondern damit sie ihr eigenes Leben aufbauen und sich von mir lösen kann. Und damit sie sich nicht mehr verantwortlich für mich fühlt. Das wäre schrecklich. Ich will ihr Leben nicht kaputtmachen. Wie du siehst Joe, brauchte ich auch eine Menge Zeit und es kostete mich auch eine Menge Kraft. Diese Reisen durch die Zeit haben auch mir einiges abverlangt, aber ebenso enorm viel gegeben. Schmerz und Liebe sind oft nah beieinander. Wenn es nicht so schmerzen würde, würde es einem nicht so viel bedeuten. Oder?«

Überrumpelt von ihren Worten sitze ich sprachlos neben ihr. Ich nehme ihre Hand, drücke sie und weiß noch immer nicht, was ich sagen soll. Und nicht nur wegen des dicken Kloßes in meinem Rachen. »Danke«, bringe ich gerade so mühsam hervor. »Danke, dass du es mir erzählt hast.«

Mild lächelt sie mir zu. Dann steht sie auf – unsere Hände noch immer verschränkt – und deutet mit dem Kopf Richtung Rückweg. Ich nicke ihr zu und erhebe mich ebenso. Doch bevor wir losgehen, ziehe ich sie zu mir heran und umarme sie. Ich bin zwar ein Idiot, aber dass es ihr gerade nicht gut geht, weiß selbst ich. Auch wenn ich mit Worten momentan nicht gut bin, kann ich ihr zeigen, dass ich für sie da bin. Sie lässt es zu; sich sogar für einen kleinen Moment fallen.

Auf dem Rückweg kommt mir wiederkehrend eine Frage in den Sinn: Wenn ich beispielsweise die Briefe lese und dadurch in Erinnerungen zurückversetzt werde, sind das auch solche Arten von Reisen?

»Ja«, antwortet Mara prompt, woraufhin ich irritiert zu ihr gucke.

»Habe ich das gerade laut gesprochen?«

Sie nickt. Wow, meine Selbstkontrolle ist ja der reinste Wahnsinn. Doch die Antwort auf meine – wie ich dachte in Gedanken – gestellte Frage lässt mich weiter grübeln. Das ist etwas Gutes oder nicht? So ganz sicher bin ich mir nicht. Meine Handlung danach ist nicht unbedingt genial gewesen. Doch etliche Male wurde mir gesagt, dass Auseinandersetzung gut wäre. Aber genauso auch die Bewältigung Schritt für Schritt anzugehen ...

Als wir von unserem Spaziergang zurückkommen, schälen wir uns beide aus den viel zu dicken Klamotten heraus, die wir uns extra für den Spaziergang angezogen haben. Lieber schlüpfen wir wieder in unsere gemütlichen Schlabberklamotten und kuscheln uns, falls nötig in Decken ein.

»Das ist dein Tag«, beschließe ich, als ich gerade meinen Pulli wieder übergezogen habe.

»Hä?«

»Heute geht es mal nicht um mich.«

»Aber deswegen sind wir doch hier?«

»Also eigentlich sind wir hier, weil ich dich zu meinem Urlaub auf die Luca eingeladen habe«, stelle ich mit einem Lachen klar. »Und weil du wundersamerweise Freiberuflerin bist.« Und das mit sehr flexiblen Arbeitszeiten und dazu ist Mara nicht wirklich auf ihren fixen Lohn angewiesen – dank Witwenrente. »Aber ja, du hast natürlich recht. Dennoch, den Gutschein habe ich bereits eingelöst und auch habe ich damit begonnen, meine Vereinbarung umzusetzen. Eine Pause zu machen, ist doch auch mal okay, oder nicht?« Und wenn man es mal genau betrachtet, habe ich mich irgendwie heute schon damit auseinandergesetzt.

»Aber das musst du nicht.«

»Mara, ich interessiere mich immer für dich, fühle mich nur so, als wäre ich der größte und egoistischste Vollidiot auf der Welt.«

»Also, das bist du auf keinen Fall, das kann ich dir versichern.«

»Okay. Hm.« Ich nehme mir einen kleinen Moment zum Überlegen. »Dann so: Ich muss nicht, aber ich möchte.« Mittels meines Blicks versuche ihr zu verdeutlichen, dass ich es wirklich möchte, ihr ebenso Raum zu geben. Vor allem nachdem sie sich bereits geöffnet hat, soll sie sich nicht verschließen müssen. Ich kenne sie doch.

»In Ordnung. Aber du ziehst bitte auch deine Grenzen, wenn es zu viel wird.«

»Ach, da mach dir mal keine Gedanken, darin bin ich gut, nur im Gegenteil nicht«, mache ich einen Spaß, doch es wirkt, sie muss lachen.

Ich klatsche in die Hände. »Gut«, sage ich eher zu mir. »Dann mache ich uns Kaffee, du setzt dich wahrscheinlich mit deiner eben erworbenen Zeitung raus und danach darfst du mir gerne von Rüdiger oder über Lana oder egal was erzählen. Du musst natürlich nicht. Aber interessieren würde es mich selbstverständlich, also falls du dich das nur mal gefragt hast. Ach, wie sagt man das denn richtig? Ich hoffe, du weißt, wie ich das meine.« Obwohl ich selbst in so einer Lage stecke, fällt es mir schwer, ausgewählte Worte zu finden. Ist ja schrecklich.

»Joe?«, lenkt sie meinen Fokus auf sich. »Natürlich weiß ich, wie du es meinst und nichts an deinen Worten ist verkehrt. Danke.« Sie lächelt mir zu und geht dann Richtung Tür.

Beim Vorbeigehen schnappt sie sich ihre Zeitung und wedelt damit herum, als würde sie mir damit zeigen, dass ich natürlich recht habe. Eine Sache – das Angebot meine ich damit – habe ich wohl endlich mal richtig hinbekommen. Innerlich freue ich mich darüber, eventuell zucken sogar meine Mundwinkel etwas dabei.

Beschwingter schnappe ich mir Milch und Kaffee und befülle die dafür vorgesehenen Kännchen damit. Während beides vor sich hinarbeitet, starre ich wie hypnotisiert darauf und fixiere einen Gedanken in meinem Kopf. Es soll um sie gehen. Daher will ich heute meine Schuldgefühle zurückschrauben. So groß sie auch sind und womöglich noch werden, sie wären fehl am Platz; haben da absolut nichts zu suchen. Für sie.

Warum eigentlich Schuldgefühle? Welcher meiner kleinen mistigen Anteile mir immer von Neuem einreden will, dass ich keine zu haben brauche, kann ich nicht richtig einordnen, aber der liegt eindeutig falsch. Der beste Beweis ist doch der heutige Morgen. Nur weil ich die Namen ihrer Familienmitglieder kenne und ich ein paar Infos von ihnen habe, heißt das nicht, dass ich bisher genug Interesse gezeigt habe. Das muss sich ändern. Es kann nicht immer nur um mich gehen. Was ich sowieso nicht will. Aber offenbar gelangen wir immer wieder nur zu mir.

Ein leiser Piepton ertönt und damit auch mein Startsignal, meine Gedanken, mal meine Gedanken sein zu lassen. Wenigstens für heute. Vielmehr für den Rest des Tages, hänge ich im Geiste augenrollend hinzu. 

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro