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42 - Stille Schlachttrommeln

„Wer ungefragt gibt, gibt doppelt."

☆☆☆

„Was macht ihr hier?", fragte Jasmila am nächsten Tag.

Ihr Blick schweifte über unsere bleichen Gesichter. Amela, Runa und ich standen in Reih und Glied vor ihr, in den Schürzen der Wundheilerinnen gekleidet, unsere Haare zu engen Zöpfen geflochten und in unsere Nacken hochgesteckt. Entschlossen — trotz der unendlich grossen Furcht in unseren Herzen.

„Wir wollen helfen, wo wir können", antwortete Amela für mich, denn meine Kehle war vom vielen Schluchzen noch wund.

Ich hatte Zahir in der Früh in den Krieg verabschiedet und es hatte mich zerrissen.

Mein Sandleser war gegangen, obwohl es auch ihm schwer gefallen war, mich in unserem Zelt zurückzulassen und nicht zu wissen, ob er mich das letzte Mal in seinen Armen hielt, oder ob wir uns in der Nacht wiedersehen würden. Er hatte mich lange und innig geküsst, seine Stirn auf meine gelegt, sein Versprechen an mich tausend Mal wiederholt und dann war er mit seinen Männern in die Wüste geritten. Zur Front.

Es war Amela gewesen, die mich am Boden des Zeltes im Sand zu einem Ball zusammengerollt gefunden und mich aus meinem Strudel der Verzweiflung geholt hatte.

„Ich habe zwar keine Magie, aber ich kann Pasten verrühren und Wasser aufkochen", meinte Runa, die neben mir stand und meine Hand fest in ihrer hielt.

Wir konnten nicht untätig rumstehen, Tee trinken und auf die Rückkehr der Männer bangen. Wir wollten helfen und so hatte es uns zu Jasmila ins Lazarett getrieben.

Die Wundheilerin schien zu überlegen, während sie uns von Kopf bis Fuss musterte.

Draussen wurden die Trommeln der Dohad so laut geschlagen, dass wir selbst im Zeltlager, welches einen beachtlichen Ritt vom Schlachtfeld entfernt lag, ihr Echo hören konnten. In einem Rhythmus, der demjenigen eines Herzens glich, pulsierten die Schläge über die Dünen.

Eine ständige Ermahnung an das, was unseren Männern gleich bevorstand.

Endlich nickte Jasmila. Sie schien erkannt zu haben, dass wir eine Aufgabe brauchten, damit wir uns von diesem Geräusch und was es mit unseren Gedanken tat, ablenken konnten.

„Sobald die Schlachttrommeln verstummen, werden wir wissen, dass die Heere aufeinander getroffen sind", meinte Jasmila.

Auch wenn mich das dumpfe Klopfen fast in den Wahnsinn trieb, hoffte ich in dem Moment, dass es niemals aufhören würde! Schweigende Trommeln bedeutete Tod. Die Übelkeit kroch in mir hoch und ich kniff die Augen fest zusammen, schüttelte den Schauer von mir, der mir über den Rücken laufen wollte. Runa drückte meine Hand fester, in stummer Empathie.

„Wir haben ein mobiles Feldlazarett, das direkt hinter dem Schlachtfeld aufgestellt wird", erklärte Jasmila weiter. „Dort befinden sich im Moment alle männlichen Wundheiler. Sie werden die ersten Verwundeten sortieren."

„Warum müssen die sortiert werden?", wollte Amela wissen.

„Weil unsere Heilungsressourcen begrenzt sind", antwortete Jasmila mit ernster Miene. „Wir müssen uns auf jene konzentrieren, die wir retten können. Die Soldaten werden im Feldlazarett direkt hinter der Front nach Verletzungsgrad aufgeteilt. Jene, die zu uns gebracht werden sollen, kriegen Schwarztee zugeführt, damit wir sie hier—" Sie breitete die Arme aus und deutete auf uns und die anderen weiblichen Heilerinnen, welche um uns herum beflissen arbeiteten. „— entsprechend aufnehmen und versorgen können."

Meine Augen fielen auf das viele Verbandszeug, das neben den Pritschen bereitgelegt worden war.

„Reicht eure Magie zum Heilen nicht aus?", fragte ich etwas heiser.

Jasmilas warme, haselnussbraune Augen verhakten sich in meine. Keinerlei Missmut lag darin, trotz meiner skeptischen Frage.

„Bei der hohen Anzahl an Verletzten, die uns erwartet, können unsere Kräfte schnell ausgeschöpft werden", erklärte sie. „Wir werden nicht alle Soldaten komplett heilen können. Meistens machen wir Schadensbegrenzung und verschliessen die fatalsten Wunden. Den Rest müssen wir der natürlichen Heilungskraft ihrer Körper überlassen." Sie senkte den Kopf und hob ein kleines Fläschchen auf, das sie mit einer Schnur befestigt um ihren Hals trug. „Dieses Elixier aus Thymian und Feigensaft hilft uns, uns nicht zu verausgaben."

Nicht zu eruptieren, meinte sie eigentlich, aber sie sprach es nicht aus.

Jasmila seufzte. „Wir werden eure Hilfe benötigen, um die Wunden zu verbinden", fuhr sie sodann fort und ging auf eine Pritsche zu.

Wir folgten ihr schweigend. Jasmila deutete auf frische Tücher und die Verbände daneben.

„Wartet immer auf die Heilerin, damit sie den Soldaten erstversorgt. Danach könnt ihr die noch offenen Wunden säubern und verbinden und den Männern die Opiumtinktur verabreichen. Sie wird gerade aufgekocht. An jedem Bett wird ein kleiner Krug davon stehen. Geht sparsam damit um. Die Männer werden euch anflehen, ihnen mehr zu verabreichen. Tut es nicht, weil—"

Das Verstummen der Trommeln unterbrach uns.

Jasmila hielt die Luft an und mit ihr schienen es auch alle anderen Wundheilerinnen zu tun.

„Es hat begonnen", hauchte jemand.

Eine Gänsehaut spannte sich über meinen Körper.

Zahir war dort — an vorderster Front! Meine Finger lösten sich von Runas schwitziger Hand. Ich drückte die Handflächen auf meine Brust, auf mein Herz, das verzweifelt nach meinem Sandleser rief und sich vor Sorge schmerzhaft zusammenzog.

Ohne auf die anderen um mich herum zu achten, tauchte ich in mich hinein, auf der Suche nach seinem Herzenstropfen. Ich brauchte seine Magie in dem Moment so sehr. Ich brauchte ihn, das Gefühl von ihm!

Ich sank immer tiefer in mein Selbst, bis ich ihn fand.

Seine Kraft war lebendig und schwang in den Kammern meines Herzens hin und her, als wäre es ein Kleinkind in einer Wiege. Eine unfassbar angenehme Wärme breitete sich in mir aus. Es war Zahirs Hingabe zu mir und seine Zuversicht. Selbst wenn er nicht da war, schaffte er es, mich zu beruhigen.

Mein starker und einfühlsamer Ehemann.

Ein Ziepen zog mein Herz zusammen und ich hätte schwören können, dass ich seine Stimme in meinem Kopf hörte.

Sorge dich nicht, mein Stern. Versprochen ist versprochen.

Erschrocken schlug ich die Augen auf und blinzelte, bis das Lazarett wieder vor meinen Augen erschien. Runa hielt mich am Ellbogen fest. Womöglich befürchtete sie, dass ich umkippen würde. Amela beäugte mich von der Seite.

„Und?", fragte die Prinzessin. „Wie geht es ihm?"

Sie schien zu wissen, was soeben geschehen war.

„Ich ... habe ... er hat ..."

Amela hob die Augenbrauen in die Höhe, aber es war keine Überraschung, die sich darin widerspiegelte. „Er hat geantwortet."

Ich nickte benommen, meine Hand noch immer auf dem warmen Gefühl in meiner Brust, das allmählich wieder abkühlte.

Die Prinzessin schnaubte. „Dann geht es dem Wicht blendend."

Ich sah sie fragend an. „Ist das ... ist das normal, dass ich ...?"

„Dass ihr euch über eure Herzenstropfen spüren könnt?", nahm sie mir die Frage ab und schüttelte sogleich den Kopf. „Nein. Das ist höchst selten, aber es gibt Paare, die haben eine solch innige Verbindung, dass sie selbst über weite Distanz fühlen können, wie es dem anderen geht. Bei euch beiden hatte ich schon die Vermutung, dass ihr das könnt. Eure Seelen sind kaum noch voneinander zu unterscheiden."

Runa kicherte auf und hielt sich die Hand an die Lippen.

„So schlimm sind wir nicht!", wehrte ich mich und verschränkte die Arme vor der Brust. Zahir und ich waren unzertrennlich, das stimmte schon, aber das lag daran, dass wir uns beide einander vollkommen hingegeben hatten. Kompromisslos und mit allem, was wir hatten.

Ich erntete einen bedeutungsschwangeren Blick der Prinzessin, jedoch kamen wir gar nicht dazu, die Sache weiter auszudiskutieren, denn erste Hilferufe drangen bereits an unsere Zeltplanen.

Jasmila strich sich ihre Schürze glatt und sah uns ernst an.

„Sie kommen."

☆☆☆

Während Runa einer Heilerin mit hellgrünen Augen half und Amela sich zu einer Dame am anderen Ende des Zeltes gesellte, formten Jasmila und ich ein Zweiergespann. Wir nickten uns ein letztes Mal zu. Zusammen würden wir dieser Schlacht und ihren Gräueln trotzen. Zusammen würden wir den Männern ihre Leben retten.

Kaum hatten wir unsere Stellungen bezogen, wurden wir überrannt.

Ein nicht versiegen wollender Fluss an verletzten Soldaten strömte in unser Zelt. Die Schmerzensschreie, die den Männern hineinfolgten, gingen mir durch Mark und Bein und der Anblick ihrer panischen Angst, die sich in ihren Gesichtern widerspiegelte, versengte sich in mein Gedächtnis wie heisses Eisen auf barer Haut.

Wir empfingen Verletzten um Verletzten, wiesen ihnen Betten zu, versorgten sie so gut wir konnten und fuhren sodann mit dem Nächsten fort.

Die Sonne brannte unbarmherzig auf unser Zelt nieder, liess die Hitze unter den hellen Planen ansteigen.

Meine Haare klebten mir am Kopf, während ich mit einem Waschlappen die fiebrige und überhitzte Stirn eines Soldaten kühlte. Der Mann hatte eine schlimme Wunde quer über seinen Oberkörper erlitten, bei welcher man in seinen Bauchraum hatte sehen können. Bei dem Anblick war mir übel geworden und ich hatte mich ausserhalb des Zeltes erbrechen müssen.

Jasmila hatte währenddessen seine grässliche Wunde so gut wie möglich verschlossen und mit ihrer Kraft dafür gesorgt, dass seine Organe wieder dort lagen, wo sie sollten. Jedoch hatte ihre Magie nicht gereicht, um ihm die Schmerzen zu nehmen.

Dafür hatte ich ihm die Opiumtinktur verabreicht. Einen Esslöffel hatte ich ihm eingeflösst, doch es schien nicht auszureichen. Er stöhnte und wand sich in seiner Pritsche, als stünde sie in Flammen.

Gerade als ich mich umdrehen wollte, um mich um den Soldaten zu kümmern, der daneben mit einem fehlenden Auge in einer anderen Pritsche lag, packte der Kerl mich am Unterarm und riss mich so heftig zu sich herunter, sodass ich das Tischchen anrempelte. Der Krug mit dem Opium wackelte dabei bedrohlich.

„Mehr!", flehte der Mann mit fiebrigen Augen. Er zitterte am ganzen Leib. Schweiss perlte auf seinem Gesicht und auf seiner bandagierten Brust.

Ich tätschelte seine Finger, die sich schmerzhaft in meine Haut verhakt hatten und schenkte ihm ein Lächeln. Wahrscheinlich reichte es nicht bis zu meinen Augen, aber es war ein Lächeln ohnehin.

Es war alles, was ich ihm zur Linderung geben konnte, denn die Wundheiler kamen mit dem Kochen der Opiumtinktur nicht schnell genug nach. Wir hatten die Rationen bereits von drei Tropfen auf einen pro Soldat reduzieren müssen.

Ich durfte es nicht verschwenden.

„Tut mir leid", murmelte ich kopfschüttelnd.

Ergeben liess er meinen Arm los. Ich half ihm noch, ein wenig Wasser zu trinken, dann sank er stöhnend in sein Kissen. Ein Gefühl sagte mir, dass er die Nacht nicht überleben würde, wenn Jasmila nicht bald wieder zu Kräften kam.

Im selben Moment, als ich das dachte, sah ich, wie sich die Wundheilerin einen weiteren Tropfen der Thymian-Feigen-Essenz auf der Zunge zergehen liess, ehe sie den winzigen Korken in das Fläschchen drückte und es zurück auf ihre Brust fiel. Der Stand war schon bedrohlich tief und Jasmilas Haut hatte mittlerweile einen aschfahlen Farbton angenommen.

Bevor sie sich einem weiteren Verletzten widmen konnte, der auf einer Bare und mit fehlendem Bein zu uns hereingetragen wurde, hielt ich sie am Arm zurück.

„Du solltest eine Pause machen", riet ich ihr.

Sie schob sich an mir vorbei. „Der Tod macht keine Pause", lautete ihre Antwort und dann legten sich ihre Hände bereits auf den Beinstumpf des Kriegers.

Mir entging nicht, wie sie schwankte, während ihre Magie das offengelegte Fleisch mit neuer Haut verschloss und die Blutung stillte.

☆☆☆

Wir arbeiteten, bis die Sonne unterging.

Das Opium war uns bereits am frühen Nachmittag ausgegangen und erst, als die Schlachthörner in der Ferne das Ende des Tages ankündigten, kam endlich Nachschub. Das Verabreichen des Betäubungsmittels sorgte für mehr Ruhe im Zelt und erstmals vernahm ich wieder andere Geräusche um mich herum, als das Brüllen aus sterbenden Kehlen.

„Für heute ist es vorbei", meinte Jasmila und liess den Blick über die neu belegten Pritschen schweifen.

Aus Platzgründen hatten die leicht verletzten Männer mit einem Tuch am Boden vorlieb nehmen müssen. Schätzungsweise zweihundert Soldaten hatten wir versorgt und davon hatte Jasmila alleine fünfzig geheilt.

Die Anstrengung war ihr deutlich anzusehen.

Ich reichte ihr einen Becher Wasser und dirigierte sie zu einem freien Stuhl. Sie trank gierig und bedankte sich.

„Wenn du morgen nicht hier sein willst, dann verstehe ich das", meinte sie und deutete nach draussen, als befände sich dort ein Ausweg für mich.

Natürlich könnte ich das, aber ich wollte es nicht. Wenn ich diese Schlacht schon nicht hatte verhindern können, dann wollte ich zumindest meinen Teil dazu beitragen, dass die Verletzten geheilt wurden — so gut es ging. Das war ich ihnen schuldig.

Mein Kopfschütteln war Antwort genug.

Ein müdes Lächeln zupfte an Jasmilas Mundwinkel. „Dann leg dich schlafen. Du wirst es brauchen."

„Was ich brauche, ist mein Sandleser", seufzte ich.

Mir entging nicht, wie ein trauriger Ausdruck über Jasmilas Gesicht zog, während sie die Zeltplane des Lazaretteingangs betrachtete, die endlich ruhte und den ewigen Schlaf nicht mehr hereinliess.

„Solange sie nicht in diesem Zelt erscheinen, geht es ihnen gut", murmelte sie.

Ich wusste, dass sie damit die beiden sandigen Prinzen meinte. Zahir und Zafar. Unsere zwei Männer, die an der Spitze dieses wahnsinnigen Krieges gekämpft hatten.

„Geh zu ihm", sagte Jasmila und schob mich mit einer Hand an meinem Kreuz davon. „Wir sehen uns morgen."

„Und was ist mit dir?"

„Die Verwundeten brauchen mich." Sie strich sich eine schwitzige Strähne von der Stirn. „Ich mache keine Pause."

„Aber—", wollte ich einwenden, denn sie sah wirklich so aus, als hätte sie keine Kraft mehr.

„Mach dir keine Sorgen!", fiel sie mir ins Wort. „Wir Wundheiler arrangieren uns untereinander, damit keiner an seine Erschöpfung kommt." Sie wedelte mich davon. „Und jetzt raus hier!"

Widerstandslos reichte ich ihr meine blutige Schürze, wusch mir die Hände, den Nacken und das Gesicht im Waschtrog und dann machte ich mich auf den Weg zu meinem Zelt.

Die blauen Krieger, die unversehrt geblieben waren, kehrten zu ihren Lagerplätzen zurück.

Mein Herz schlug bei ihrem desolaten Anblick schneller in meiner Brust. Obwohl Jasmila recht hatte, dass es ein gutes Zeichen gewesen war, dass wir keiner unserer Geliebten im Lazarett vorgefunden hatten, machte sich dennoch die Angst in meinem Inneren breit.

Was, wenn sie nicht verletzt, sondern tot waren?

Ruckartig blieb ich stehen, denn dieser Gedanke war so schmerzhaft, dass er mich lähmte.

Nein, das hätte ich gespürt. Ich hätte es im Herzen gespürt. Ganz bestimmt! Zahir und ich waren miteinander verbunden. Wenn er starb, dann würde ich ihm folgen.

Die Schulter eines Soldaten streifte mich und liess mich taumeln. Vor lauter Sorge war ich mitten auf dem Weg zwischen den Zelten stehengeblieben. Die blauen Krieger schoben sich an mir vorbei, rempelten mich an, aber würdigten mich keines Blickes. Ich schien unsichtbar für sie zu sein.

Sie wirkten, als ob sie gedanklich der Schlacht und ihren Grauen nachhingen. Es war anders, als beim ersten Mal, als ich in dieses Kriegslager getreten war und meinen Sandleser gesucht hatte. Damals waren die Männer johlend und grölend zurückgekehrt. Triumphierend. Jetzt aber liessen sie ihre Köpfe hängen.

Das war kein gutes Zeichen.

Ein Instinkt liess mich den Kopf heben und die Masse an Kriegern absuchen. Ich spürte seine Aura, bevor ich ihn sah.

Dort kam er.

Mein Sandleser mitten in der Menge der erschöpften und blutüberströmten Krieger. Er stützte einen hinkenden Soldaten und half ihm beim Gehen.

Die Erleichterung traf mich wie eine Windböe. Sie warf mich beinahe von den Füssen.

„Zahir!", rief ich und stolperte ihm entgegen.

Sein Kopf schoss in die Höhe und für einen Moment blieb mir der Atem weg, denn seine Augen waren so unfassbar finster. Das Gift jagte ihm noch durch die Blutbahn — wie den meisten Kriegern hier auch.

Er liess seinen Kumpel los, der sodann von einem anderen Soldaten gestützt wurde und marschierte auf mich zu.

Mit einer Wucht, die uns beiden die Luft aus den Lungen stiess, riss er mich an seine Brust. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und presste mich so fest ich konnte an ihn, drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge. Es kümmerte mich nicht, dass er verschwitzt und schmutzig war.

Zahir blieb stehen, während die Soldaten an uns vorbeiströmten.

„Najm—", raunte er, doch ich erstickte jeden weiteren Ton von ihm mit meinem Mund.

Mein Kuss war hart und fordernd. Zahirs Lippen gaben meinen sofort nach. Er küsste mich wie ein ausgehungerter Mann, knurrte in meinen Mund, doch ich liess ihn nicht reden. Ich wollte nichts hören. Ich wollte ihn einfach nur spüren.

Seine Hände packten mich fester um meine Taille und ehe ich mich versah, hob er mich in die Luft. Ganz unwillkürlich schlangen sich meine Beine um seine Hüfte.

Für einen Herzschlag löste ich unsere Münder voneinander. Mit den Fingerspitzen fuhr ihm über seinen angespannten Kiefer. Seine Finger krallten sich tiefer in meine Schenkel, sodass kein Haar mehr zwischen uns gepasst hätte. Glühende Augen bohrten sich in meine, während er zuliess, dass ich ihn betrachtete, dass ich ihn stumm aus der Schlacht in meine Obhut begrüsste.

Ich liess einen Schuss meiner Magie durch ihn sickern, um mich zu vergewissern, dass er keinen Schaden abbekommen hatte. Ausser den müden Muskeln und den viel zu dunklen Augen, konnte ich nichts feststellen.

Zahir liess ein zufriedenes, gutturales Brummen hören, dessen Vibration sich auf meinen Körper übertrug. Er genoss es sichtlich, meine Magie in sich zu haben.

„Ich habe dich gehört", hauchte ich.

Zahir begann mit mir in seinen Armen zu gehen, als wäre mein Gewicht überhaupt nicht der Rede wert. Er sprach nicht, aber seine Augen taten es und darin lagen so viele Versprechen. Ich wusste, dass der Rausch in seinem Blut wütete, aber es war mir einerlei, denn er war mein Mann. Ob als furchteinflössender Krieger oder sanfter Prinz — er war meiner.

„Du bist in meinem Herzen", flüsterte ich und presste meine Lippen wieder auf seine.

Zahir marschierte zielstrebiger auf unser Zelt zu, ohne hinsehen zu müssen. Die Plane schlug er kräftig zur Seite, sodass sie laut flatterte und in weniger als vier Schritten stand er mit mir beim Bett.

„Ich brauche dich", raunte er mit einer solch tiefen Stimme, dass mir ganz anders wurde. „Jetzt."

Die Forderung war in Anbetracht der Umstände ungewöhnlich, aber ich verstand.

Ich musste ihn ins Leben zurückholen, musste ihn aus dieser Schlacht führen. Er brauchte mich und so liess ich zu, dass er mich auf die Matratze legte, damit er sich die Uniform abstreifen konnte. Und ich liess zu, dass er mir die Kleidung mit leichter Ungeduld und etwas ruppig vom Körper zerrte, sein Gesicht in meinen Busen presste und tief die Luft einsog, als fände er dort, zwischen meinen Brüsten, den Frieden auf Erden.

Das Blut, der Schweiss, die Tränen, sie spielten keine Rolle, denn alles, was wir wollten, war den anderen auf der Haut zu spüren — es noch einmal zu können.

Wir liebten uns wild und grenzenlos.

Zahir war das Tier, das sich von mir zähmen liess. Mit mir und durch mich bezwang er nicht nur die Dunkelheit in seinem Inneren, sondern auch den Tod. Er siegte zwar nicht auf dem Schlachtfeld und nicht mit einer scharfen Klinge, jedoch mit seinem Körper, mit seinem Leib und seiner Seele, bis der letzte Tropfen des Giftes in seinem Blut die Wirkung verloren hatte, bis die Erinnerung an das Schreckenslied der Krieges versiegt war und er schweissgebadet und mit schwerem Atem über mir zusammenbrach.

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Hallo meine Lieben 

Ich melde mich aus der ersten Arbeitswoche nach meinem Urlaub wieder und fühle mich bereits nach fünf Tagen gerädert. Hoffentlich ergeht es euch besser!

So, der erste Tag der Schlacht ist überstanden. Scheint nicht gerade gut gelaufen zu sein für die Muzedin. Aber hey, Zahir hat überlebt und braucht jetzt gaaaanz viel Liebe. 

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und danke allen, die noch immer mitlesen!

Hab euch lieb.

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