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4 - Schulden tilgen

„Schulden sind in der Nacht eine Sorge und am Tage eine Erniedrigung."

☆☆☆

Wir kauerten vor dem Lagerfeuer und assen unser Abendessen, das meine Mutter über einer schwachen Flamme für uns zubereitet hatte: Couscous mit Wüstenrosinen und Ziegenfleisch.

Mein Vater hatte speziell für mich eines seiner wertvollen Tiere geschlachtet. Zu Ehren meiner Rückkehr und der Vollendung meiner Reifung.

So war es Tradition.

Mir kamen die Tränen, als ich das herrliche Mahl verspeisen durfte. Die Kochkünste meiner Mutter waren hervorragend und mitunter ein Grund, warum ich so viele Gerichte der kasbahrischen Küche liebte. Es war mir als Kind bereits früh in die Wiege gelegt worden, die Vielfalt unserer Kultur mit dem Gaumen zu erleben.

Meine Mutter beobachtete mich mit einem müden Lächeln, wie ich mir eine grosse Portion in den Mund stopfte. Die Reise durch die Zeit und das darauffolgende, tagelange Trauern auf der Düne hatten an meiner Substanz gezehrt. Mit diesem köstlichen Mahl konnte ich meinen Magen füllen und wieder zu Kräften kommen.

„Iss, Kind. Iss so viel du willst", sagte meine Mutter und schöpfte mir eine zweite Portion.

Als sie mir meinen Teller reichte und ich ihn dankend entgegennahm, spürte ich den forschenden Blick meines Vaters und ich wusste augenblicklich, dass er nun bereit war, mit mir zu sprechen.

Das Familienoberhaupt würde Fragen stellen und die hatte ich alle zu beantworten.

„Wie fühlst du dich?", fragte er als Erstes.

Ich hob den Teller voll dampfenden Couscous vors Gesicht und lächelte ihn über den Rand hinweg an. „Dieses herrliche Essen haucht mir wieder Leben ein", erwiderte ich. „Danke. Ich fühle mich schon besser."

„Hm", brummte er in Zustimmung und schob sich einen Löffel in den Mund.

Ich tat es ihm gleich und merkte, wie ich mich mit jedem Bissen besser fühlte. Kasbahrische Gerichte waren nicht nur Nahrung für den Körper, sondern auch für die Seele.

„Was hast du eigentlich während all den Tagen gegessen?", kam schon die nächste Frage.

Ich hielt mitten im Kauen inne und blinzelte ihn an, die Backe gefüllt mit einem Stück Ziegenfleisch, das etwas zäh war, aber nach Butter und Biest schmeckte.

In seiner Vorstellung musste ich während zwölf Tagen schrecklich gehungert haben. Allerdings sah ich gewiss nicht danach aus. Mein eigenes Fleisch sass fest und prall an meinen Knochen. Womöglich hatte ich sogar etwas an Gewicht zugelegt, seit ich Sitty in Kesh verlassen hatte. Das war allein den leckeren Süssigkeiten im Harem und dem fürstlichen Leben im Palast zuzuschreiben.

„Ich ..."

Meine Gedanken begannen zu rasen, während ich das Stück Fleisch gründlich kaute, um etwas Zeit für eine Erklärung zu gewinnen. Ich schluckte. Es schmerzte, denn ein Kloss hatte sich in meiner Kehle gebildet und verschnürte mir den Hals. Ich würde schon wieder lügen müssen.

„Ich hatte ein paar Datteln dabei", schwindelte ich. „Ich habe sie mir gut aufgeteilt und nur jeden zweiten Tag eine gegessen."

Es war bloss eine halbe Lüge, denn ich hatte tatsächlich damals während meines Kampfes durch die Wüste an einer Dattel genuckelt, bis sie nur noch Spucke in meinem Mund gewesen war. Eine Dattel, die mir das Glück vor die Füsse geworfen hatte und ohne die ich es wahrscheinlich nie bis zum Lebensbaum geschafft hätte.

Mein Vater liess abermals ein Brummen verlauten. Er nickte still vor sich hin und schabte mit dem Löffel in seinem Teller herum.

„Und Wasser?", wollte er weiter wissen. „Wie hast du so lange ohne Wasser überlebt?"

Ich konnte das leise Misstrauen aus seiner Frage förmlich spüren.

„Warum willst du das wissen?", fragte ich, anstatt zu antworten.

„Man wird Fragen stellen, mein Kind", erwiderte meine Mutter und strich mir besänftigend über den Oberarm. „Dein Vater will sie bloss wahrheitsgemäss beantworten können."

Dass sich eine Kasbahrin in der Wüste verirrt hatte, musste die Gerüchteküche in der Oase zum Überkochen gebracht haben. Ich hatte das Getuschel bei meiner Ankunft schliesslich gehört, darum sollte es mich eigentlich nicht überraschen, doch ein merkwürdiges Gefühl sagte mir, dass dieser Klatsch nicht ganz spurlos an meinem Vater vorbeigegangen war.

Ich sah es an seinem leicht argwöhnischen Blick, den er mir zuwarf.

„Ich ... ich hatte Wasser dabei", antwortete ich ihm schliesslich, ohne die Augen von ihm abzuwenden.

Er nahm diese Antwort mit einem Heben seiner Augenbrauen zur Kenntnis. Mein Mund wurde trocken, denn ich hatte das Gefühl, dass er meinen Schwindel roch.

Wir Nomaden wussten, dass es unmöglich war, in der Wüste ohne Wasser zu überleben. Da raffte es einen schon nach drei Tagen hin, wenn man nicht genug Flüssigkeit dabei hatte.

Ich war ohne Beutel gereist.

Ein Todesurteil in den Weiten Tulhaias. Eine absolute Unmöglichkeit, so zu überleben.

„Jeden Tag nur einen Schluck", spann ich die Lüge weiter und musste mich räuspern. „Am vorletzten Tag habe ich meinen Wasserbeutel verloren. Ich ... ich weiss nicht mehr ... Ich bin in Ohnmacht gefallen, denke ich."

Beschämt darüber, meinen Eltern gegenüber nicht ehrlich sein zu können, senkte ich den Kopf. Mit einer Hand rieb ich mir die Schläfe, denn ein unangenehmes Pochen machte sich dahinter breit.

Auf diese Worte schenkte mir meine Mutter sogleich ein Glas Tee nach.

„Mein armes Kind, du musst ganz ausgetrocknet sein", sagte sie und schob mir die Tasse näher. „Trink mehr Tee. Es wird deinen Geist beleben."

Ohne meinen Vater anzublicken, hob ich die Tasse an meine Lippen.

„Und warum trugst du kein Kopftuch?"

Mein Vater war offenbar noch immer nicht mit der Fragerei fertig, die sich je länger je mehr wie ein Verhör anfühlte, als hätte ich mit meinem Verschwinden ein Verbrechen begangen.

„Es schützt dich vor der Sonne", erläuterte er sogleich und deutete mit einer Hand auf mein Gesicht. „Du hast dich arg verbrannt. Keine Überraschung, wenn du ohne Kopftuch gereist bist. Das solltest du doch eigentlich wissen."

„Ich habe es verloren", flüsterte ich meine Entschuldigung, „weil ich von dem Karawanenführer angegriffen wurde."

Der Teller meiner Mutter fiel ihr aus den Händen und schepperte laut auf den Boden. „Oh, bei Altair und seinen Brüdern!", stiess sie erschrocken aus.

Mein Vater erstarrte. „Du wurdest angegriffen?"

„Ich ... es ...", rang ich um Worte.

Mein Vater stellte seinen Teller auf den Boden, lief um das Feuer herum und setzte sich vor mich hin, dann legte er seine Hände an mein Gesicht und drehte meinen Kopf erst zur einen Seite, dann zur anderen. Seine Augen fuhren über meine Haut.

„Haben sie dich verletzt?", fragte er, tastete meinen Schädel ab und nahm sich anschliessend meine linke Hand, schob meinen Ärmel bis zum Ellbogen hoch und drehte meinen Unterarm ins Licht des Feuers.

Danach krempelte er den Ärmel meines rechten Armes hoch und inspizierte auch dieses Körperteil. Vermutlich suchte er nach Spuren der Auseinandersetzung. Er fand natürlich keine Blutergüsse oder Kratzer, denn es gab keine.

Die letzten Tage war ich alles andere als misshandelt worden.

Ich schüttelte schnell den Kopf. „Nein, sie haben mich nicht verletzt. Ich konnte mit einem Kamel entkommen, jedoch wurde ich irgendwann so müde, dass ich von dessen Rücken gestürzt bin und dann fehlte mir die Kraft, es aufzuholen. Ich bin zu Fuss weiter, bis ich nicht mehr konnte. Und dann haben mich diese zwei Männer gefunden."

Mein Vater legte seine grosse, breite Hand auf meine Schulter und drückte sie.

„Du hast gekämpft!", sagte er. „Wie eine echte Kasbahra hast du für dein Leben gekämpft! Ich wusste schon immer, dass ich eine aussergewöhnlich starke Tochter habe!"

Ein stolzes Schmunzeln formte sich auf seinen Lippen und da realisierte ich, dass er sich seit Tagen nicht mehr rasiert hatte. Schwarze Stoppeln traten deutlich an seinem Kiefer hervor und wiesen viele weisse Sprenkel auf, die er nicht gehabt hatte, als ich mich vor sieben Sternzyklen von ihm verabschiedet hatte.

„Danke, Baba", hauchte ich und versuchte mich nicht auf seine Abgeschlagenheit zu konzentrieren. „Es waren mühevolle Tage, aber ich will mir nicht vorstellen, wie es euch ergangen sein muss ... nicht zu wissen, ob ich ..."

Den Rest wollte ich nicht aussprechen. Die Ungewissheit über meinen Verbleib musste sie beide zermürbt haben. Ich sah es in der Art, wie ihre Schultern tief hingen, wie sie unter ihren Augen dunkle Ringe aufwiesen und wie sie trotz des Wiedersehens noch immer trübe schimmerten.

Meine Mutter schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Es war die schwierigste Zeit unseres Lebens", gab sie zu und warf meinem Vater einen Seitenblick zu, den er nicht erwiderte.

Seufzend rutschte mein Vater zurück an seinen Platz gegenüber von mir, als bräuchte er die Distanz, als wäre die Nähe zu mir zu viel für ihn.

„Wir haben jeden Tag nach dir gesucht", verriet er und schaute in die tanzenden Flammen. „Wir hatten viele freiwillige Helfer, die jeden Morgen vor Sonnenaufgang mit uns raus sind, um deinen Namen in den Wind zu rufen." Er deutete gen Osten. „Wir haben in der Karawanserei hier in Jaradin Reisende gebeten, nach dir Ausschau zu halten. Wir hatten gehofft, dass jemand auf dich stossen könnte ... dass wir dich finden könnten ..."

Die Bitterkeit war in seiner Stimme so präsent, dass ich sie selbst fühlte. Mein Vater strich sich mit der Hand einmal übers Gesicht, als wolle er die Erinnerung an die letzten Tage einfach fortwischen. Dann blies er die Luft fest aus seinen Lungen.

Die Weichheit, die sich für einen Moment über seine Gesichtszüge gelegt hatte, verhärtete sich wieder zu einer sonderbaren Strenge. Eine, die ich so noch nie an ihm gesehen hatte. Zumindest konnte ich mich nicht daran erinnern.

„Lassen wir Vergangenes ruhen", sagte er und hob seinen Teller wieder auf. „Alles was zählt, ist, dass du jetzt wieder da bist und wir zurück zu unserem Alltag kehren können — so, wie es vorgesehen war."

Etwas verkrampfte sich in meinem Magen, stahl mir den Appetit. Es war wie eine Vorahnung. Meine Mutter rückte auf ihrem Kissen hin und her und trug damit nur zu meiner Beunruhigung bei.

„Hast du fertig gegessen?", fragte sie mich.

Mein Teller war noch halbvoll, aber ich hatte keinen Hunger mehr.

„Ja, habe ich, Ummi", antwortete ich und schob den Rest des Essens zurück in den grossen Topf. Morgen würden wir dieses Mahl wieder aufwärmen können. „Danke fürs Kochen. Es war wirklich lecker."

Mein Vater erhob sich, bedankte sich ebenfalls fürs Essen und richtete sich dann an mich. Er türmte sich vor mir auf, sodass sein Körper einen langen Schatten über mich warf. Ich blinzelte hoch.

„Morgen solltest du kochen", schlug er vor. „Ich will sehen, was du bei Mutter gelernt hast."

Mir war augenblicklich klar, worauf er hinauswollte. Er meinte das erste Abendmahl, das die Tochter für ihren Vater zubereiten sollte, um ihm zu beweisen, dass sie zu einer erwachsenen Frau gereift war — Dass sie imstande war, einen zukünftigen Ehemann zu bekochen.

Meine Mutter sprang sofort auf die Füsse. „Sie sollte sich mindestens einen Tag ausruhen können, Idris", hielt sie dagegen. „Sie ist doch gerade erst zurückgekehrt."

Mein Vater schüttelte seufzend den Kopf. „Du wirst morgen mit ihr die wichtigsten Aufgaben repetieren. Das Abendessen wird sie alleine zubereiten, dann können die Gespräche mit den Junggesellen in den nächsten Tagen stattfinden."

Der Stein in meinem Magen verwandelte sich schlagartig zu einem Felsbrocken aus scharfen Kanten.

„Vater", flüsterte ich so sanft wie ein Windhauch. „Ich bin wirklich sehr erschöpft ... es wäre mir lieber, wenn—"

„Es steht ausser Frage", würgte er mich ab. „Wir können nicht noch mehr Zeit verlieren. Es hat sich bereits so vieles verzögert."

„Aber, Idris—", setzte meine Mutter nochmals an, doch er brachte sie zum Schweigen.

„Der Bauer, auf dessen Boden wir hier zelten, verlangt zwei Dinaren pro Nacht und pro Person, Beyla", entgegnete er. Sein Kiefer mahlte unter seiner Anspannung. „Wir haben kaum zu Essen und schulden ihm jetzt schon das Geld für die letzten drei Nächte! Was soll ich bitte tun?"

Meine Mutter senkte ergeben den Blick. Sie schniefte und wischte sich die Tränen vom Gesicht.

„Najmahs Rückkehr haben heute alle in Jaradin bezeugt und es wird nicht lange dauern, bis der Bauer zu uns kommt und sein Geld auch für sie verlangt."

„Wir können ihr Seidenkleid verkaufen", murmelte meine Mutter.

Mein Vater stöhnte leise auf und strich sich über die Stirn. „Das wird gerade mal für die nächste Mahlzeit genügen." Er massierte sich die Kummerfalten glatt. „Wir können nicht warten, wir müssen sie verheiraten. Der Brautpreis wird unsere Schulden tilgen können."

Meine Mutter liess einen Laut hören, der wie ein Schluchzen klang, aber verzerrter war. „Wir haben unsere Tochter gerade erst zurück bekommen!", wimmerte sie. „Ich will sie nicht schon wieder weggeben."

Mein Vater schloss die Augen. Seine Schultern sackten ein, als wäre das unsichtbare Gewicht darauf zu schwer für ihn geworden.

„Ich auch nicht,", murmelte er heiser. „Aber mir bleibt keine Wahl."

Ich starrte ins Leere, hatte den Fokus verloren.

Eine Kasbahrin soll unmittelbar nach ihrer Reifung verheiratet werden.

Der Brauch war einfach und vor nicht allzu langer Zeit hätte ich mich dieser Regel ohne Widerrede ergeben. Es war nicht ungewöhnlich, dass eine Kasbahrin gleich nach ihrer Rückkehr zur Heirat vermittelt wurde. Es war sogar normal. So tat man die Dinge unter Wüstennomaden schlussendlich.

Doch nun erschütterte es mich zutiefst.

Alles in mir widersetzte sich dem Gedanken, dass ich einen anderen Mann heiraten sollte als Zahir. Er war es, den ich wollte. Er war mein Verlobter. Der Mann, der in meinem Herzen wohnte.

Aber mein Wüstenprinz war nicht hier.

Ich würde einen Kasbahren heiraten, der von mir erwartete, dass ich seine treu ergebene Frau wurde und ihn in die Wüste begleitete. Ich würde nicht mehr mir selbst gehören, sondern diesem Mann.

Es war das Schicksal aller Nomadinnen.

Ergeben senkte ich den Kopf. Ich war zurück in meiner Welt. In einer Realität, in der ich nicht mehr sein wollte.

„Najmah." Die Dringlichkeit in der Stimme meines Vaters verlangte, dass ich ihn anblickte.

Ich gehorchte und begegnete seinen Augen. Ich sah die tiefe Trauer und die Verzweiflung, die sich darin widerspiegelten. Auch ihm war all das hier nicht recht.

„Du verstehst mich doch, nicht wahr?", bat er um meine Gnade. „Wir sind auf deinen Brautpreis angewiesen."

Ich konnte bloss schwach nicken, denn wer wäre ich gewesen, wenn ich ihm widersprochen hätte. Er war mein Vater. Er hatte mich in der Wüste grossgezogen. Er hatte alles getan, um mich zu finden.

Es war meine Pflicht, ihm eine gute Tochter zu sein.

„Ja, Baba", hauchte ich zittrig. „Ich werde morgen für dich kochen."

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Hallo ihr schönen Käfer

Ich hoffe, euch hat das Kreuzverhör am Lagerfeuer gefallen. Leider ist Najmahs weiterer Lebensweg etwas steinig. Dass sie einen Kasbahren heiraten muss, war ja eigentlich schon im 1. Band klar. ;-)

Was denkt ihr, was sie tun sollte? Kann sie denn was tun?

Side note: Ich war gestern im Kino und habe Avatar 2 geschaut. Mann, habe ich geheult und ich ziehe abermals den Hut vor James Cameron. So eine Welt zu erschaffen, das kriegt nur ein Meister hin! Ich kann es euch sehr empfehlen, den Film zu schauen (nicht wegen der Handlung, aber wegen der unfassbar schönen Welt). Hach ... *träumt von schönen, blauen Wesen*

Habt ein tolles Wochenende!


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