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38 - Die Reinheit des Blutes

„Glück ist eine Oase, die zu erreichen nur träumenden Kamelen gelingt.

☆☆☆

Der Schock sass tief in meinen Knochen.

Hamza hatte uns nach dem Vorfall aus seinem Zelt verjagt, aber die Nachricht, dass die Zusammenkunft mit Oman gescheitert war, hatte sich rasend schnell im ganzen Lager der Muzedin verbreitet.

Krieg! Schärft die Säbel! Die Befehle gellten über die Zeltplanen, während die Männer in helle Aufruhr versetzt wurden. Es galt keine Zeit mehr zu verlieren, denn die Schlacht nahte.

Nichts, aber auch nichts hatte ich ändern können!

Dass die Verhandlung mit Oman in einer derartigen Katastrophe enden würde, hatte ich nicht gewusst. Weder in Adils Werken, noch in den anderen Geschichtsbüchern hatte ich von einem solchen Vorfall gelesen — und dabei hatte ich das gründlich recherchiert!

„Wenn ich gewusst hätte, dass es zu nichts führen würde, hätte ich es ihm gar nie erst vorgeschlagen!", stöhnte ich. „Nirgendwo in den Büchern stand, dass Hamza das falsche Ei tatsächlich gesprengt hat."

Ich blickte verzweifelt zu Zahir. Er war sofort zu mir geeilt und hatte mich vor Magenschmerzen zusammengekrümmt auf unserem Bett vorgefunden.

Er sass neben mir und streichelte mir über den Rücken.

„Es war eine enorme Demütigung für meinen Bruder", mutmasste er. „Hamza hat es Adil wahrscheinlich verboten, darüber zu schreiben." 

Das war ein durchaus naheliegender Grund, aber diese Tatsache beruhigte mich keineswegs. 

„Oftmals handeln Autoren von Geschichtsbüchern im Auftrag eines Herrschers", überlegte Zahir weiter. „Da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Niederlagen oder Blamagen angepasst oder ganz ausgelassen werden."

Ich seufzte und schlang die Arme enger um meine verkrampfte Körpermitte. „Wie kann ich dann noch wissen, was wahr ist, wenn die Erzähler die Geschichte manipulieren? Dann gibt es keine Wahrheit mehr, auf die man sich verlassen kann! Woher soll ich noch wissen, ob das, was ich tue, niemals geschehen ist, oder, ob ich damit nicht einfach genau das tue, was schon immer vorgesehen war?"

Das ganze Wissen hatte mir nichts gebracht! Ich hatte den ursprünglichen Verlauf der Zeit mit meinen Handlungen nur noch weiter angetrieben!

Die Schlacht würde stattfinden.

Die Armeen würden in zwei Tagen aufeinander treffen und in einem Blutbad unfassbaren Ausmasses versinken.

Nichts hatte sich gebessert. Es war zum Davonlaufen!

Zahir goss mir eine Tasse Beruhigungstee auf und als ich ihn getrunken hatte und mein aufgewühltes Herz endlich ruhiger in meiner Brust schlug, da legten wir uns schlafen.

Ich weiss nicht, wie Zahir das anstellte, aber der Krach von draussen drang plötzlich nicht mehr in unser Zelt, als hätte mein Sandleser eine Glocke über unser Bett gelegt, die den Lärm dämpfte und die Angst von mir fern hielt.

Dankbar über unsere kleine, persönliche Oase des Friedens schloss ich die Lider und fiel ich in einen rastlosen Schlaf. 

☆☆☆

Die ganze Situation hatte sich in einen wahren Albtraum verwandelt und wurde am nächsten Morgen nur noch schlimmer, als ich schweissgebadet erwachte und mein Blick auf die Bettlaken fiel.

Erschrocken hielt ich die Luft an. „Oh nein!"

Meine Hände schossen hervor. Zahir hatte sich soeben an den Bettrand gesetzt und fuhr herum, überrascht von meinem Aufschrei.

„Was ist, mein Stern?"

„Nichts, es ist nichts!", keuchte ich.

Seine Augen fielen auf das, was ich mit meinen Händen vor seinem Blick zu verbergen versuchte. Die Scham brannte sich in mein Gesicht wie Glut auf Papyrus. Er rutschte näher, von meiner Reaktion neugierig geworden.

„Bitte schau weg!", flehte ich und lehnte mich darüber, versperrte ihm die Sicht. Meine Finger konnten nicht alles verdecken, verflucht!

„Najmah, was ist denn?"

Ich senkte den Kopf und schloss die Augen. Ausgerechnet das musste mir passieren. In unserem Bett. Ich hasste meinen Körper gerade so sehr.

„Nichts", krächzte ich. „Bitte ... komm nicht näher."

Seine Finger streiften meine Unterarme. „Najmah", sagte er mit ernster Stimme, als er meine Hände vom Laken zog. Ich fuhr zusammen und blickte beschämt zur Seite.

„Was ist denn?", fragte er, da fielen seine Augen auf die tiefroten Flecken.

Ich konnte hören, wie er die Luft vor Schock einsog, wie ihn wahrscheinlich sogleich der Ekel packte. Er liess meine Arme los.

„Es tut mir so leid!", brachte ich hervor und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Der Wunsch wuchs an, dass sich der Boden doch einfach auftäte und mich verschluckte.

„Ich ... ich wusste nicht, dass ich meine Blutung bekomme ... Ich ... es ... bitte schau nicht hin! Es ist scheusslich."

Ich war die schlechteste Sternenseherin aller Zeiten, wenn ich nicht einmal das voraussehen konnte!

Meine Hände schoben ihn zur Seite. Er blickte mich fassungslos an, doch liess er sich nicht wegstossen. Stattdessen schaffte er es, mich zu packen und mich auf seinen Schoss zu ziehen. Erst in dem Moment realisierte ich, dass Blut auch an meinen Schenkeln klebte und an meinem Nachtgewand.

„Zahir ... ich bin schmutzig. Bitte", flehte ich. „Ich muss mich waschen."

Er hielt mich fest und wartete, bis ich aufhörte, mich aus seinen Armen winden zu wollen. Als ich mich seinem Klammergriff ergab, begann er zu sprechen.

„Denkst du wirklich, dass mich ein bisschen Blut abschreckt? Dass es mich davon abhält, meine Frau zu lieben?"

„Lass mich runter. Es könnte Flecken geben", bat ich, doch mein Mann schnaubte bloss auf.

„Wir sind hier im Krieg! Ich sehe jeden Tag Blut. Beim allmächtigen Dschinn, ich bin derjenige, der bald in Blut getränkt nach Hause kommen wird! Glaubst du wirklich, mich stört das?"

„Das hier ist schmutzig, weil es von mir kommt", flüsterte ich kaum hörbar.

Zahir hielt mein Gesicht in seinen Händen und zwang mich, ihn anzublicken. Mir war zum Heulen zumute und am liebsten hätte ich einfach meine Lider zugedrückt, doch die Wärme in seinen Augen hielt mich davon ab.

„Du weisst, dass ich deine Herkunft respektiere, Najmah", sagte er, „aber bei allem Respekt, den ich aufbringen kann, es als Schmutz zu bezeichnen, ist einfach nicht richtig. Das Blut, das aus einer Frau fliesst, ist das reinste Blut, das es gibt. Aus diesem Blut kann Leben entspringen. Wie kann es sein, dass die Kasbahren das nicht sehen können? Dass sie diese unglaubliche Kraft dermassen in den Dreck ziehen?"

Zahir legte seine Hand auf den Blutfleck und ich griff danach, wollte sie wegziehen, doch er liess sie dort liegen. Zum Glück war es getrocknet, aber dennoch machte dieser Anblick den Knoten in meinem Bauch nur noch grösser.

„Zahir, bitte", krächzte ich. Ich ertrug diese Scham nicht. „Es bringt Unglück, es anzufass—"

„Nein", würgte er mich ab. Sein Ton war tief und bestimmend und ging mir durch Mark und Bein. „Nicht hier. Nicht für mich. Nicht in dieser Zeit."

Erschrocken hob ich den Blick. Er hielt mich mit seinen Augen fest, als wolle er sicherstellen, dass ich hörte, was er zu sagen hatte.

„Es ist weder ekelerregend noch unrein. Es ist etwas, wofür ich dich immer verehren werde, denn aus diesem Blut wird einmal mein Eigenes wachsen. Ich wäre verdammt, wenn ich dich dafür nicht lieben würde."

Er zog mich an seine Lippen und küsste mich. Innig. Die Anspannung in meinem Inneren löste sich mit dem Geschmack meines Mannes auf der Zunge von alleine auf.

Ich seufzte leise, dann löste er sich von meinen Lippen.

„Denk daran, woher diese Gedanken kommen", rief er mir in Erinnerung.

Von den Dohad.

Die Dohad hatten unsere tiefsten Wertvorstellungen damit vergiftet, bis es meine Generation erreicht hatte und sich dieser Hass allem Weiblichen gegenüber tief in mir selbst verwurzelt hatte. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Mein Selbsthass kam nicht von irgendwoher. Er kam von ihnen, von diesen Schurken.

„Du hast recht", hauchte ich.

Die Casbari der alten Zeit waren nicht so. Sie verehrten das Leben, die Wüste und die Magie. Sie verehrten alles, was dazu gehörte.

Ich war eine Casbari und ich war eine Muzedin! Ich war ganz bestimmt keine Dohad.

„Wenn du Schmerzen hast, dann solltest du dich ausruhen", fuhr Zahir fort. „Ich kann Hamza Bescheid geben, dass du ihn heute nicht beraten wirst. Er wird sowieso in den Schlachtvorbereitungen versinken. Karim wird ihn den ganzen Tag beschäftigen können."

Ich schüttelte den Kopf. „Es wird schon gehen."

Ich setzte mich auf die Matratze zurück, während sich Zahir erhob.

„Mach dir wegen der Laken keine Gedanken, die werden gewaschen. Wenn du möchtest, kann ich Jasmila rufen, damit sie dir mit den Schmerzen hilft."

Bei der Erwähnung ihres Namens zuckte ich unwillkürlich zusammen. Seit dem Vorfall im Lazarett und dem aufklärenden Gespräch mit Zafar hatte ich sie nicht wiedergesehen. Ich war froh darum, weil ich nicht wusste, wie ich ihr begegnen sollte.

Zahir schob eine Augenbraue in die Höhe.

„Hat sie etwas Abfälliges zu dir gesagt?", wollte er wissen. Er hatte schliesslich mitbekommen, mit welcher Argwohn sie im Lazarett mit mir gesprochen hatte, nur weil ich Zafar ein Haar gekrümmt hatte. „Soll ich mit ihr sprechen?"

Es war ein schlechter Zeitpunkt, um mit der Wahrheit rauszurücken. Was mir Zafar verraten hatte, war eine Sache, die sich hauptsächlich zwischen ihm und Jasmila abgespielt hatte. Es war ganz bestimmt nicht meine Aufgabe, Zahir darüber in Kenntnis zu setzen. Das würde Jasmila selbst tun müssen.

Ausserdem hatten wir in diesem Moment viel grössere Probleme: Die Schlacht, die uns bevorstand.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nichts. Du brauchst Jasmila nicht rufen, ich habe keine Schmerzen."

Zahir nickte. „Gut. Aber trotzdem solltest du dich heute nicht verausgaben. Bleibe hier. Ruhe dich aus. Die nächsten Tage werden nicht einfach werden."

„Ich kann nicht untätig bleiben, Zahir. Du kennst mich", erwiderte ich und stand auf. Ein schwaches Lächeln zog meine Lippen in die Höhe. „Ich will ein letztes Mal mit Hamza sprechen. Vielleicht lässt er sich doch noch irgendwie vom Krieg abwenden."

Zahir breitete die Arme aus, sodass ich mich in seine Umarmung lehnen konnte. Ich warf mich förmlich an ihn.

„Wenn sich die Schlacht nicht vermeiden lässt, dann werden wir auch das zusammen durchstehen", murmelte er.

Ich löste mich von ihm und musterte seine sandfarbenen Augen, sein rabenschwarzes Haar, sein leicht stoppeliger Bart, seine markanten Gesichtszüge. Ich liebte diesen Mann und für ihn und sein Leben würde ich alles tun.

„Verspreche mir eines, Muzedin."

Zahirs Mundwinkel zuckten.

Ja, ich wollte ein Versprechen von ihm hören, damit er sich auch garantiert daran hielt! Alles andere würde ich nicht akzeptieren.

„Für dich alles, mein Stern", raunte er.

„Komm unbeschadet zu mir zurück. Jeden Tag bis mein Herz aufhört zu schlagen."

Er senkte den Kopf und drückte seine Lippen auf meine. Es war ein Kuss voller Zärtlichkeit.

„Ich verspreche dir, dass ich immer zu dir zurückkommen werde, denn ich bin nur in deinen Händen ganz."

☆☆☆

Es herrschte emsiges und aufgeregtes Treiben im Soldatenlager. Zu allen Seiten wurden Klingen geschliffen und Befehle gebellt. Niemand schenkte mir Beachtung, während ich durch das Gewusel marschierte, direkt zum Zelt des Feldmarschalls.

Als ich eintrat, musste ich mit Erstaunen feststellen, dass jemand die Überreste des geplatzten Strausseneis weggewischt hatte. Es gab keine Spur mehr von dieser Blamage.

Trotz der steilstehenden Sonne war es dunkel im Zelt. Ich blinzelte. Niemand ausser Hamza sass am Tisch. Karim musste draussen zum Rechten schauen. Hamza lag in sich zusammengesunken auf dem Eichenstuhl, die Schultern und sein Kopf hingen tief.

Dieser Anblick verlangsamte meine Füsse automatisch.

„Mein Feldmarschall?", begrüsste ich ihn mit dem Respekt, den er in dem Moment brauchte.

Er hatte mich vor den Dohad verteidigt, obwohl wir uns nicht in allen Dingen einig gewesen waren. Er hatte mir seine Loyalität bewiesen. Es war an der Zeit, dass ich dasselbe für ihn tat.

Hamza schreckte hoch, als wollte er nicht, dass ihn jemand so eingefallen und gedemütigt sah. „Was willst du?", kam die üblich schlecht gelaunte Antwort.

„Mit dir reden."

Er wedelte mich davon. „Mir ist nicht nach reden, Najmah."

Entschlossen trat ich näher und erwiderte seinen funkelnden Blick, den er mir deswegen schenkte. Ich setzte mich in den Stuhl, der ihm am nächsten Stand und legte meine Unterarme auf der Tischplatte ab. Die Augen des Feldmarschalls fielen auf den blauen Topas an meiner Hand, der das wenige Licht im Zelt reflektierte. Mein Verstärker.

„Ich wünschte, wir dürften unsere Kräfte gegen die Dohad benutzen", murmelte er und hob eine Hand an seinen Turban.

Zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, zog er sich die Kopfbedeckung vom Schopf. Hamzas Haare fielen in seidenen Strähnen herunter und schmiegten sich an sein Gesicht. Sie reichten ihm bis zum Kiefer.

Ein Seufzen ertönte. „Es würde so vieles einfacher machen."

Er warf den Turban auf den Tisch und knöpfte den blutroten Rubin, der normalerweise auf seiner Stirn funkelte, vom Stoff. Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt er seinen Multiplizierer und drehte ihn ins Licht. Es war ein sehr schöner Stein, in die Form einer züngelnden Flamme geschliffen.

„Ohne diese Edelsteine sind wir nichts!", schnaubte Hamza.

Der Rubin fiel aus seinen Fingern und rollte über den Tisch. Ich fing den Edelstein auf, ehe er noch von der Tischplatte gefallen wäre.

„Das ist nicht wahr", entgegnete ich und gab Hamza seinen Stein zurück. „Was zählt, ist die Kraft in unseren Herzen."

Seine Augen richteten sich auf mich. Nicht glühend, nicht heiss und brennend, viel eher wie abgekühlte Kohlenstücke. Er hatte sein Feuer verloren und ich war mir nicht sicher, ob mir das gefiel.

Hamza liess einen zischenden Laut hören, während er die Luft aus seinen Lungen stiess, als stünde er unter zu viel Druck. „Ich befürchte, unser Herzensmut wird für die Schlacht nicht reichen. Die Dohad sind in der Überzahl. Es könnte sehr blutig enden."

Ich streckte meinen Arm über den Tisch aus, sodass meine Fingerspitzen fast seinen Unterarm berührte.

„Darf ich?"

Es war mein Angebot, das ich ihm machte. Aus Respekt dem gegenüber, was Hamza repräsentierte: Den Willen, für sein Land zu kämpfen. Seine unzerbrechliche Kraft, sich gegen den Feind aufzulehnen, weil er das schützen wollte, was er liebte — die Magie und sein Land.

Es war nichts falsch an dem, was er verfolgte. Es war der Wunsch eines Kämpfers. Denselben Wunsch, den auch ich in meinem Herzen hegte. Ich wollte nicht, dass sich diese Welt zum Schlechten wendete. Ich wollte sie retten.

Hamza schluckte und blickte auf unsere Arme, die nebeneinander lagen.

„Dieses Mal werde ich dir die Wahrheit sagen", versprach ich, denn ich wusste, weshalb er zögerte. Ich hatte ihn bereits einmal übers Ohr gehauen. „Für Azoul. Für die Wüste."

Hamza richtete sich auf und hob den Arm. Zuerst dachte ich, dass er ihn zurückziehen würde, doch dann legte er seinen Unterarm über meinen, griff mir mit seiner grossen Hand um den Ellbogen und blickte mir tief in die Augen.

„Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, auch wenn es nicht das ist, was ich hören will", sagte er. „Für Azoul und die Wüste!"

Ein Funke sprang in seinen Augen auf.

Ich nickte und schloss sodann die Lider, liess mir Zeit, bis die Ruhe mich fand und ich in meine Vision abtauchte. Mein Verstärker an der Hand vibrierte und half mir dabei.

Ich sah Elefanten und Tiger und behornte Bestien, die aussahen als trugen sie dicke, graue Panzer an ihren Körpern. Und dazwischen ein Meer an goldenen Helmen, ihre Säbel scharf, ihre Schlachttrommeln ein Puls des Todes. Ich sah die Sonne und wie sie auf die blauen Krieger niederbrannte, die dieser Wand an Entsetzlichkeit entgegen sprinteten. Hamza befand sich ganz vorne und neben ihm seine Brüder: Zahir und Zafar, ihre Säbel in der Hand und die Augen so dunkel wie die Nacht.

Und dann verwandelte sich das Feld voller lebender Männer in ein Gewühl aus stäubendem Blut, klirrendem Eisen, Tod und Geschrei.

Ich krallte meine Nägel fester in Hamzas Arm, denn ich konnte es kaum ertragen, die Schlacht aus seinen Augen zu sehen. Es war fürchterlich!

Hamza bodigte Dohad um Dohad und bellte links und rechts Befehle, die Zahir und Zafar ihren Männern zubrüllten. Die blauen Krieger arbeiteten sich weiter vor. Verbissen. Unermüdlich. Bis zu Omans Elefanten.

Ich spürte Hamzas Wut, als kochte sie in meinem eigenen Herzen.

Doch dann liessen die Dohad die Biester von ihren Ketten und die Wut verwandelte sich in etwas anderes: Entsetzen. Hamza wollte es nicht glauben, wollte es nicht wahrhaben und so hielt er mitten im Schlachtfeld inne, während um ihn herum die Klingen blitzten und Männer starben. Freund und Feind fielen gleichermassen, von den Bestien zerfleischt oder zertrampelt. Verbotene Worte formten sich in seinem Mund — der einzige Weg, auch wenn es das Ende bedeutete.

Ein heisser Stich warf mich aus der Zukunftsvision.

Ich krachte in die Stuhllehne und schnappte nach Atem. Hamza zog den Arm zu sich und rieb sich die Haut. Rote Striemen zeugten von der Festigkeit, mit welcher ich mich an ihn gekrallt hatte.

„So siehst du also aus, wenn du eine Vision hast", stellte er fest und betrachtete mich mit leichter Argwohn.

Ich zitterte am ganzen Leib und konnte ihm nicht antworten. Schweiss lief mir mein Rückgrat hinunter, während die Schreckensbilder nur langsam von meinem inneren Auge verschwammen.

„Und?", wollte er wissen.

Mir schwirrte der Kopf. Die Angst schoss durch meinen ganzen Körper, als stünde ich noch immer einem feindlichen Krieger gegenüber. Ich räusperte mich.

„Die ... die Dohad werden ihre Biester abketten, wenn ihr auf die Elefanten stösst ...", brachte ich hervor.

Hamzas Augenbrauen schossen in die Höhe. „Oman wird sie loslassen?"

Ich nickte. „Du wirst diese Schlacht verlieren."

Da war sie — die Wahrheit. Die grässliche Wahrheit, die ich zu vermeiden versuchte.

Es schien ihn keineswegs zu treffen.

„Hast du das gesehen?", hakte er nach. „Hast du unsere Niederlage gesehen?"

„Nein."

Meine Vision hatte keine Niederlage gezeigt, aber ich hatte es in Adils Büchern gelesen. Obwohl sie auch eher zusammenfassend über den Verlauf der Schlacht berichteten, wusste ich, wie sie endete:

Und als die Biester dem Gemetzel beiwohnten und keinen Unterschied zwischen Dohad oder Muzedin mehr machten, da hallte ein letzter Ruf über die Köpfe der blauen Krieger. Ein Schrei, der die Welt spalten würde.

So hatten die letzten Zeilen in Adils zweitem Werk gelautet. Ich wusste nicht, was genau geschehen würde und selbst Hamzas Vision hatte mir nicht mehr gezeigt. Wieder einmal offenbarte mir meine Kraft nur das, was ich sehen sollte.

Der schreckliche Fluch einer Sternenseherin!

„Wenn du keine eindeutige Niederlage gesehen hast, dann wird es keine geben", schlussfolgerte der Feldmarschall. Er klang ziemlich überzeugt.

„Nein, Hamza, ich ..." Ich biss mir auf die Lippe. „Bitte ordere den Rückzug an." Ich wusste, wie erbärmlich ich klang, aber was blieb mir noch übrig? Ich wollte nicht, dass Zahir in dieses Blutbad schritt!

„Bitte rette die Leben deiner Männer!", flehte ich. „Die Leben deiner Brüder!"

„Und gebe das Leben ihrer Frauen und Kinder in die Hände dieser Bastarde?", hielt Hamza dagegen. Er schob den Stuhl zurück und erhob sich. „Das kann Oman vergessen! Unsere Familien werden sie nicht kriegen. Sie werden nicht bis nach Azoul kommen, denn wir werden sie aufhalten! Wir gehen in diese Schlacht, auch wenn es das Letzte ist, was wir als Muzedin tun werden."

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Hallo meine Liebsten 

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.

Oh, oh ... was kommt da bloss auf uns alle zu? Leider scheint die Schlacht unausweichlich. Hoffen wir mal, dass sie möglichst viele überleben werden. ;-) 

Wünsche euch ein schönes Wochenende!

Hab euch lieb. 

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