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31 - Das heilige Straussenei

"Will man gehört werden, darf man die Trommel nicht unter dem Teppich schlagen."

☆☆☆

Die ersten Sonnenstrahlen streichelten den Morgenhimmel und tunkten die Zeltplanen in sanftlila Töne.

Karim wartete draussen auf mich. Er hatte sich vor unserem Zelt auf eine Kiste gesetzt und erhob sich, als er mich mit Zahir herauskommen sah. An meiner Hand spürte ich, wie sich mein Sandleser beim Anblick des Pflanzensäers verspannte.

„Was willst du hier?", fuhr er Karim an.

Ich fuhr Zahir mit dem Daumen über die Hand, um ihn zu beruhigen, jedoch schien ihm das nicht zu helfen. Unser Gespräch hatte ihn zu sehr aufgewühlt.

„Ich begleite die Sternenseherin zu unserem Feldmarschall, Wesir", antwortete Karim. Er wirkte durch die Schroffheit des Prinzen keineswegs irritiert. „Ihr hattet mich darum gebeten, an ihrer Seite zu stehen, wenn Ihr es nicht könnt."

Mein Sandleser liess ein bedrohliches Grollen hören, das überhaupt nicht nach ihm klang. Ich drückte seine Hand fester und stellte mich vor ihm hin, damit er seine funkelnden Augen nicht auf Karim sondern auf mich richtete.

„Mir kann nichts passieren", versicherte ich ihm.

Zahir zog mich an seinen Körper. Der Abschiedskuss, den er mir schenkte, kam mir ausgesprochen lang und intensiv vor. Mir wurde heiss und ich musste mir Luft zufächeln, als mich mein Sandleser losliess und in die Obhut des Pflanzensäers übergab, nicht aber ohne Karim einen letzten, warnenden Blick zuzuwerfen.

Seufzend schaute ich Zahir hinterher, wie er zwischen den etlichen Zelten in Richtung Trainingsplatz verschwand. Es war besser, wenn er seinen Frust dort ausliess.

„Nach dir", bat mich Karim und gab mir den Vortritt.

Zu zweit machten wir uns auf den Weg durchs Kriegslager. Hamzas grosse Jurte befand sich im Zentrum des Camps, mehrere dutzend Zeltreihen von unserem entfernt. Ich spürte, wie mich Karims waldgrüne Augen ausgiebig musterten. Was auch immer er sah, es schien ihm zu gefallen.

„Exzellente Farbwahl", bestätigte er meinen Verdacht.

Ich blickte nicht auf, als ich „Danke" murmelte.

„Der Feldmarschall hat eine Schwäche für alles, was brandrot leuchtet."

Nun drehte ich meinen Kopf doch in seine Richtung und hob eine Augenbraue in die Höhe.

„Feldmarschall und nicht Sultan? Ich dachte, Hamza hätte seine gesamte Gefolgschaft dazu genötigt, ihm die Fusssohlen zu lecken und ihn den heissesten Sultan aller Zeiten zu nennen."

Karim lachte einmal laut auf, was dafür sorgte, dass uns die Soldaten, an denen wir vorbeimarschierten, neugierig beäugten.

„Als ranghohes Mitglied in seiner Armee gehöre ich automatisch der Kategorie der Loyalisten an", erwiderte Karim. „Ich musste dafür keine Sohlen abschlecken."

Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange. Wenn der Pflanzensäer seinem Feldmarschall treu ergeben war, dann musste ich aufpassen, was ich sagte. Schliesslich wollte ich nicht der Verhöhnung beschuldigt werden. Meinen unabsichtlichen Witz schien er trotz allem gut aufgenommen zu haben und ich musste dafür sorgen, dass er bei Laune blieb. Je mehr Menschen auf meiner Seite waren, denen Hamza vertraute, umso besser.

„Dann warst du als Sympathisant am Sturz des Sultans beteiligt?", fragte ich weiter, des Bisses in meiner Frage durchaus bewusst.

Karim verlangsamte seinen Gang und ich musste feststellen, dass wir nur noch wenige Schritte von Hamzas Zelt entfernt waren. Er schien unser verfängliches Gespräch beenden zu wollen, ehe wir vor den Feldmarschall der blauen Krieger traten.

„Nein", antwortete Karim deutlich kühler. „Ich wurde erst danach zum Kriegsberater erhoben."

Das entschuldigte ihn in meinen Augen keineswegs, weshalb ich unbeeindruckt eine Schnute zog und schwieg.

„Mein hohes Amt spielt auf dem Schlachtfeld eine untergeordnete Rolle", fuhr Karim fort.

Jetzt musste ich laut schnauben. „Ein Freund des Feldmarschalls zu sein muss doch bestimmt mit gewissen Privilegien einhergehen, oder nicht? Warum sonst würdest du dich ihm anschliessen?"

Karim blieb stehen und hielt mich am Arm zurück. Seine Augen bohrten sich in meine.

„Im Krieg sind wir alle gleich, Sternenseherin: Ob Bauer, Handwerker, Pelzhändler, Offizier, Prinz oder Sultan. Wir sind Muzedin im Herzen und wir alle sind hier, weil wir für unsere Freiheit, für unser Land kämpfen." Sein Griff um meinen Arm verstärkte sich, als wollte er seinen Worten Nachdruck verleihen. „Gemeinsam."

Er liess mich los, ohne aber auch nur ein Stück seiner Inbrunst, die er in seine Aussage gelegt hatte, zu verlieren. Ich wich zurück und rieb mir den Unterarm.

„Natürlich", sagte ich kleinlauter als davor.

Er verteidigte schliesslich sein eigenes Land. Dass Hamza der neue Herrscher seines Volkes sein wollte, dafür konnte Karim genauso wenig, wie alle anderen Männer, die sich dem Feldmarschall ergeben hatten. Die Treue, welche ihm viele geschworen hatten, war in den meisten Fällen nicht aus freiem Willen geschehen.

Eigentlich wusste ich das.

„Entschuldige", bat ich ihn um Verzeihung. „Ich wollte nicht ausfallend werden."

„Du hast mich nicht brüskiert", erwiderte Karim und an der Art, wie sich etliche Krähenfüsse an seinen Augenwinkeln bildeten, konnte ich erkennen, dass er mich durch den Turban anlächeln musste. „Du stellst unangenehme Fragen. Das wird unser Feldmarschall brauchen können."

Das bezweifelte ich zutiefst.

☆☆☆

Der Feldmarschall der Muzedin stand breitbeinig und in feuerrotem Kaftan vor seinem Kriegstisch und hob den Blick, als wir eintraten. Mir entging nicht, wie seine Augen unangenehm lange auf meiner gleichfarbigen Kleidung und meinem Körper darunter verweilten.

„Sehr schön", sagte er, als er genug gesehen hatte. „Du bist pünktlich. Ein guter Anfang."

Die scharfen Worte waren an mich gerichtet und nicht an seinen Berater.

„Ich kann es ja nicht verantworten, dass du noch länger die falschen Entscheidungen triffst", gab ich zurück.

Hamzas Augen begannen zu glühen. Ich sah es ihm an, dass er genauso schnippisch kontern wollte, doch Karim stellte sich vor mich hin und blockte ihn ab.

„Sind die anderen bereits eingetroffen?"

Hamza nickte und murrte etwas, das sich wie „Sie sollten jeden Augenblick da sein." anhörte. Er behielt recht, denn im selben Moment kamen hinter uns zwei weitere Personen ins Zelt. Der genervte Gesichtsausdruck des Feldmarschalls lichtete sich beim Anblick der Neuankömmlinge.

„Meine Gesandten aus Azoul!", begrüsste er sie mit ausgebreiteten Armen.

Ich drehte mich um, um zu sehen, wer denn ins Zelt getreten war. Vor Überraschung vergass ich jegliche Feindseligkeiten, die ich Hamza gegenüber noch verspürt hatte.

Adil stand in smaragdgrüner Kleidung da, etwa zehn Schriftrollen in den Armen, eine Schreibfeder in der rechten Hand und ein Buch unter die Achsel geklemmt. Die übliche missmutige Kerbe schmückte den Raum zwischen seinen Augenbrauen.

Daneben trat gerade Hakim herein und als der Blick des Schatzmeisters auf mich fiel, da zuckte sein Schnurrbart mit dem Lächeln, das er mir schenkte.

„Najmah", grüsste mich der zweite Sohn des Sultans herzlich. Er kam auf mich zu und deutete die übliche, respektvolle Begrüssung an: Das leichte Neigen seines Kopfes mit der Hand auf dem Herzen.

Ich erwiderte die Geste. „Hakim. Es ist eine grosse Freude, dich zu sehen!"

„Wie ich sehe, hat Hamza sein Konsortium um ein strategisch sehr wichtiges Mitglied erweitert." Er zwinkerte mir zu. „Mit einer Sternenseherin in unserer Runde können wir diesen Krieg nur noch gewinnen."

Ein abschätziges Schnauben kam aus Hamzas Richtung. Er war wohl anderer Meinung. „Das werden wir noch sehen", maulte er.

Ich verkniff mir den Kommentar, dass ich den Ausgang des Krieges bereits kannte und, wenn ich nichts unternahm, dafür sorgen konnte, dass es nochmals so geschah. Aber der Vernunft wegen hielt ich meine Klappe. Ich brauchte Hamza schliesslich handzahm, kooperativ und offen für meine Vorschläge.

„Lasst uns beginnen, meine Brüder", sagte Hamza und deutete mit der Hand zu seinem Tisch.

Die Männer stellten sich darum auf. Ich platzierte mich ans lange Ende des Tisches, selbst wenn Hamza mich nicht direkt angesprochen hatte, ich gehörte schliesslich dazu.

Während sich Karim und Hakim murmelnd Worte austauschten, breitete Adil unzählige Schriftrollen auf dem Tisch aus und verdeckte damit die Landkarte.

„Dringliche Rechtsangelegenheiten", deklarierte er.

Es waren insgesamt sieben Dekrete, die er ausrollte und mit Quarzsteinen an den Rändern beschwerte. Ich lehnte mich über die Tischplatte und begutachtete die Dokumente aus der Entfernung. Adil wartete nicht auf ein Zeichen seines Feldmarschalls, sondern begann sogleich zu sprechen:

„Diese sieben Todesurteile musst du noch unterschreiben."

Ich schreckte zusammen, als sich Hamza energisch eine Feder schnappte, sie ins Tintenglas tunkte und mit Schwung alle sieben Dekrete unterzeichnete. Kein Zögern, kein Zurückscheuen. Er blickte nicht einmal auf die Namen derjenigen, dessen Tode er gerade besiegelte.

„Wann sind die Hinrichtungen geplant?", wollte er lediglich wissen und wandte sich von den Rollen ab.

Adil wedelte die Tinte mit den Fingern trocken. „In drei Tagen."

„Gut", murrte Hamza. „Ich werde dafür in die Stadt reisen. Azoul soll sehen, was ich mit unseren Feinden tue."

Ich starrte ihn entsetzt an. Er wollte die Exekutionen selbst bezeugen. Womöglich wollte er damit ein Exempel statuieren, seine Macht und seine Erbarmungslosigkeit demonstrieren — vor Publikum.

Es war schwierig, mich vor Abscheu nicht zu schütteln. Kaum zu glauben, dass dieser Mann ein Sohn des gütigen Sultans war. Nichts, rein gar nichts hatte er von seinem Vater geerbt. Viel eher schien sich Hamza in der Brutalität zu suhlen und sich ganz von dem abwenden zu wollen, was sein Vater einst repräsentiert hatte.

Ich räusperte mich. „Was haben diese Menschen denn verbrochen?"

Eigentlich hatte mich das nicht zu interessieren, aber dennoch konnte ich es nicht unversucht lassen. Hier wurden Menschen verurteilt! Ich hatte während meinen Recherchen mit Araf von zahlreichen Hinrichtungen auf dem Marktplatz von Azoul gelesen, hatte die Details aufgrund ihrer Grässlichkeit allerdings meist überspringen müssen.

Die brennenden Augen des Feldmarschalls schossen zu mir und ich erwartete, dass er mich gleich anfahren würde.

„Es sind die dohadischen Spitzel, die Vaters Herrschaft unterwandert haben", antwortete er bloss.

Mein Mund klappte zu, als ich meinen eigenen Irrtum erkannte. Es waren keine Unschuldigen, die er bestrafte.

„Wir konnten sie aufspüren", erklärte Hamza weiter. „Sieben Stück, drei aus der Dienerschaft des Palastes, drei Boten und einen Kaufmann."

Die Spione, welche dem Sultan Falschinformationen zugesteckt und dafür gesorgt hatten, dass er nichts von den Unruhen im Nordwesten des Landes erfahren hatte.

„Und wie werden sie hingerichtet?", fragte ich mit trockener Kehle.

In dem Moment wurde die Plane des Zeltes aufgeschlagen und Zafar trat herein. Er marschierte auf den Tisch zu, ohne Begrüssung, ohne Worte, stellte sich neben mich hin und verharrte in einer strammen Haltung: Die Brust rausgestreckt, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, den Blick geradeaus.

Der ergebene Soldat und Truppenführer der ersten Infanterie.

Amela hatte mir zugesteckt, dass Zafar einer der Besten war. So wie er neben mir stand, stolz und unerschütterlich, erinnerte er mich an seinen Auftritt beim Schwertkampf während des Männerfestes. Er war geschickt mit dem Schwert umgegangen und hatte diese ehrenvolle Position vollends verdient, nur wünschte ich mir, dass er nicht hier stehen müsste. In diesem Krieg.

Hamzas Augen ruhten auf seinem vierten Bruder, im stillen Gruss, während er auf meine Frage antwortete:

„Ganz klassisch mittels Enthauptung. Ihre abgetrennten Schädel und ihre Herzen werden anschliessend dem Herrscher der Dohad in einer Kiste zugesandt." Hamza begann zu grinsen. „Mit herzlichen Grüssen, natürlich."

Ich schwankte leicht, doch da spürte ich eine Hand an meinem Ellbogen. Zafar hielt mich. Es war eine flüchtige Bewegung und stand im starken Kontrast zu seinem düsteren, strengen Ausdruck, den ich seinen Augenbrauen ablesen konnte.

So reflexartig, wie er mich gestützt hatte, so schnell ballte er seine Hand auch wieder hinter seinem Rücken zur Faust.

„Feldmarschall", verlangte er um Sprecherlaubnis.

Adil räumte derweilen die Dekrete weg und machte somit den Tisch und die Schlachtkarte wieder frei.

Hamza nickte Zafar zu. „Lagebericht?"

„Der Frontverlauf ist unverändert. Der vorgestrige Kampf verzeichnete überschaubare Verluste. Deutlich weniger, als beim letzten Mal, als wir auf die Elefanten stiessen."

Mir wurde bei der Vorstellung dieser gigantischen Tiere, von denen ich in den Büchern gelesen hatte, schwindlig. Die Dohad setzten Elefantenbullen ein, deren Stosszähne mit Klingen bewaffnet waren und auf dessen Rücken treffsichere Bogenschützen sassen. Unmöglich zu bodigen. Eine unschlagbare Waffe, die den Muzedin bei Qarda grosse Verluste eingebracht hatte.

„Nur zweiundsiebzig Gefallene und etwa einhundert Verwundete", fuhr Zafar fort. „Die Dohad haben mehr Männer verloren. Etwa doppelt so viel, schätze ich."

Ich hörte, wie Adil im Stehen mitschrieb, eine Schriftrolle in der Hand, dessen Ende bis zu seinen Füssen kugelte. Er schien diese Informationen festhalten zu wollen.

Hamza hörte aufmerksam zu. Zafar fuhr fort, indem er den genauen Schlachtverlauf wiedergab. Ich musste gedanklich abschalten, denn es war grässlich, seine detaillierten und nüchternen Schilderungen des Krieges zu hören und wie die Muzedin wacker gegen die Skorpions-Säbel der Dohad gekämpft hatten.

Vor meinem inneren Auge stellte ich mir Zahir mitten im Gemetzel vor und am liebsten hätte ich meine Übelkeit, die mich dabei überkam, auf den Tisch gespuckt. Dann hätte mich Adil bestimmt gehauen, weil seine Dekrete noch darauf lagen.

Besser nicht.

„Die feindlichen Truppen haben ihr Lager am nördlichen Rand des Tales aufgezogen. Soweit gab es keine verdächtigen Aktivitäten", informierte Karim, als Zafar mit seinem Lagebericht fertig war. „Offenbar liegt ihnen das Wohl ihres Anführers mehr am Herzen, als wir angenommen haben."

„Die Dohad glauben, dass ihr Herrscher von einem Gott abstamme", erinnerte ich mich laut an die dohadischen Glaubensvorstellungen, welche ich mit Araf gepaukt hatte.

Fünf männliche Augenpaare richteten sich augenblicklich auf mich. Früher hätte mich das eingeschüchtert, jetzt verlieh es mir mehr Selbstbewusstsein. Ich hatte ihre volle Aufmerksamkeit. Das war gut.

„Sie glauben, dass das Schicksal ihres ganzen Volkes in seinen Händen läge. Bei seiner Krönung wird dem neuen Herrscher als Symbol dieser Verantwortung ein Straussenei in die Hände gelegt. Straussen sind heilige Tiere. Sie bedeuten Leben, Willen und Kraft für die Dohad. Wenn der Herrscher sein Ei fallen lässt, es zerbricht oder verdirbt, dann verfällt damit auch sein Anspruch auf die Herrschaft über sein Land."

Zafars Reaktion konnte ich nicht sehen, denn er stand direkt neben mir, aber Hakim und Karim runzelten beide verwundert die Stirn. Hamza musterte mich misstrauisch.

„Woher willst du das wissen?", fragte Adil und formte seine Augen zu schlitzen.

Aus deinen Büchern, hätte ich beinahe geantwortet, allerdings konnte ich ihm das natürlich nicht sagen, also log ich.

„Ich habe es in einer Zukunftsvision gesehen."

Hamza verschränkte die Arme vor der Brust. „Und inwiefern ist dieses Straussenei für uns relevant?"

„Ein dohadischer Herrscher reist mit seinem Straussenei in den Krieg", führte ich aus. „Bei jedem Sieg werden die Szenen der Schlacht in die delikate Schale graviert. Ein riskantes Unterfangen, das nur von den geschicktesten Handwerkern ausgeführt werden kann, wenn man bedenkt, dass ein einziger Sprung oder ein Riss den sofortigen Untergang seiner Herrschaft bedeuten würde."

Ich machte eine Pause und blickte von einem Prinzengesicht ins andere. Hakim, Zafar und Adil wirkten von meinen Schilderungen beeindruckt, ebenso Karim. Nicht aber Hamza. Sein Blick war unverändert finster.

„Was interessiert es mich, ob die Dohad von einem heiligen Vogel abstammen und ihre Eier bunt bemalen? Wir haben hier einen Krieg zu gew—"

„Findet dieses Ei und sorgt dafür, dass es zerspringt", unterbrach ich Hamza mit mehr Forschheit. „Sollte das passieren, verlieren die dohadischen Kämpfer mit sofortiger Wirkung den Glauben an ihren Herrscher. Sie werden ihm den Rücken zukehren, ihn an seine eigenen Biester verfüttern und darauf warten, bis ihr Gott einen neuen Herrscher auserwählt hat."

„Hm", meinte Karim und wirkte ziemlich beeindruckt. „Ein interessanter Ansatz ... den Glauben der Dohad gegen sie zu verwenden. Das ist eine ganz neue Form der Kriegsführung ..."

Hamza starrte mich weiterhin mit einer Mischung aus Unglaube und Zorn an. „Das kann nicht dein ernst sein."

„Oder", fuhr ich fort und legte die Alternative für ihn dar, „ihr eliminiert Oman auf deine Weise. Ihr tötet ihn in der Schlacht und seine Armee, seine Krieger werden die Waffen fallen lassen wie heisse Kohlen. Kein neuer dohadischer Herrscher — kein Grund zum Krieg." Ich zuckte mit den Schultern. „Es gibt zwei Wege, die zu einem schnellen Ende führen. Du hast die Wahl, Hamza."

Zafar regte sich neben mir.

„Es stimmt, was sie sagt", bekräftigte er mein Argument. „Als Oman verletzt wurde, haben ihre Schlachthörner zum Rückzug geblasen. Augenblicklich. Die Männer sind davon gerannt, als hätten sie einen Seelenfresser gesehen."

Ich warf Zafar einen dankbaren Blick zu, welchen er mit einem Nicken erwiderte. Karim stützte die Hände in die Hüfte und schien über meinen Vorschlag ernsthaft nachzudenken — ganz im Gegensatz zu Hamza, der noch immer mit verschränkten Armen dastand.

„Wie würden wir an dieses Ei kommen?", wollte Karim weiter wissen. „Wir haben zwar Späher ausgesandt, aber die wagen es nicht, bis ins Feldlager der Dohad vorzudringen. Bei unserem letzten Versuch, Spione auf die andere Seite zu schicken, kam keiner zurück."

Ich nickte, denn ich erinnerte mich daran, gelesen zu haben, dass die Dohad die Spione dafür brutal getötet hatten. Es war kein Leichtes, ins Zeltlager der Dohad zu schleichen. Das war allerdings auch nicht die Lösung, die mir vorschwebte.

„Beruft eine Verhandlung mit Oman ein", empfahl ich. „Ein dohadischer Herrscher bringt sein Straussenei immer mit an den Verhandlungstisch. Es ist das Symbol seiner Macht, seiner Potenz, seiner Herrschaft. Es ist etwas, mit dem er vor seinen Feinden angeben will. Wenn er mit dem Ei auftaucht, zerstört ihr es."

Zafar lachte leise auf und auch Hakim fand die Vorstellung amüsant.

„Es ist ein verdammtes Ei!", grollte Hamza und schlug seine Faust auf den Tisch, sodass ich zusammenzucken musste.

„Ein sehr wichtiges Ei", hielt Hakim dagegen. „Ein heiliges Ei."

Hamza schüttelte den Kopf, offensichtlich nicht imstande, sich auf meine Idee einzulassen.

„Es ist lächerlich", knurrte er und machte eine wischende Handbewegung, als könnte er meinen Vorschlag so unter den Teppich kehren. „Wir planen unseren nächsten Angriff und damit hat es sich."

„Aber—", wollte ich protestieren.

„Nichts, aber!", fiel er mir ins Wort. „Wir geben den Männern die Erholung, die sie brauchen und in spätestens sieben Tagen werden wir den Dohad im Tal der Tränen wieder gegenübertreten."

Hamza stach seinen Zeigefinger auf eine Stelle auf der Karte.

„Hier flachen die Dünen auf einer grossen Ebene ab, welche man von hier..." Er zeigte auf eine Linie, die sich von Azoul in nordwestliche Richtung bewegte. „... perfekt überschauen kann. Das Hochplateau wird unseren Bogenschützen als Plattform dienen, um die Krieger auf den Elefanten niederzustrecken, während unsere Infanterie ..."

Er nahm beide Hände und formte damit einen Wall, den er in die Richtung der dohadischen Front schob.

„... ihnen auf der trockenen Ebene begegnen wird. Frontal."

Zafar trat näher an den Tisch heran.

„Das ist ein cleverer Zug", meinte er. „Sofern die Bogenschützen rechtzeitig ausgeschaltet werden. Dann können wir trotz der Biester der Dohad eine grosse Mehrzahl ihrer Fusssoldaten beseitigen." Seine Augenbrauen zog er weit in die Höhe, sodass sie beinahe unter seinem Turban verschwanden. „Aber wenn wir das nicht schaffen, droht uns auf dieser Ebene ein Gemetzel unvorstellbaren Ausmasses. Ich schicke meine Männer nicht in die Fleischmühle, wenn wir nicht klar im Vorteil sind." Er straffte die Schultern. „Eine Niederlage wie bei Qarda wollen wir nicht noch einmal erleben."

Hamzas Mund formte sich zu einer schmalen Linie, während er Zafars Worte verarbeitete.

„Du hast recht, Bruder. Darum sollten wir alles gut durchdenken, nicht wahr? Wir müssen die Waffen aufstocken, die Ausrüstung reparieren, unsere Männer vorbereiten und so weiter ..."

Er machte eine kurze Pause und blickte in die Runde. Dann winkte er Hakim näher zu sich heran. Dieser gehorchte und stellte sich neben ihn hin.

„Aber bevor wir uns in taktischen Überlegungen verlieren, möchte ich über den Stand unserer finanziellen Mittel aufgeklärt werden." Hamza klopfte Hakim brüderlich auf die Schulter. „Kannst du uns etwas zu den Goldreserven sagen, werter Schatzmeister?"

Hakim fügte sich ohne Widerspruch und las die Zahlen von einer Schriftrolle ab, die ihm Adil hinstreckte.

Ich hielt fürs Erste den Mund. Meine Strategie der Diversion hatte nicht gefruchtet, aber das machte nichts. Ich brauchte bloss mehr Zeit, um einen neuen Plan auszuhecken. 

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Hallöchen 

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Falls sich Fehler eingeschlichen haben, bitte verzeiht mir, ich hatte nicht viel Zeit zum Überarbeiten.

Najmahs erster Schachzug hat nicht funktioniert. Das Problem, wenn einem die Männer nicht zuhören wollen... *hust* Hamza will lieber Krieg spielen, anstatt andere Taktiken auszuprobieren. Was denkt ihr, was passieren wird? 

Hab euch lieb!

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