29 - Das Lazarett
„Folge dem Lügner bis zur Tür seines Hauses."
☆☆☆
Ich schob meinen Bauch wie eine Kugel vor mir her, als wir nach dem Frühstück das Zelt verliessen. Amela hatte mich dazu genötigt, von allen Brötchen und Früchten zu kosten, weil sie gemeint hatte, ich wäre ihr zu dünn geworden. Warum ich auf sie gehört hatte, wusste ich auch nicht mehr, aber nun strafte mich mein Körper dafür.
Ich platzte fast.
„Kommst du mit ins Lazarett?", fragte mich Amela.
Beim Gedanken an Blut bei dieser Hitze wurde mir mulmig zumute. Mit der Menge Essen, die ich in mich gestopft hatte, würde das eine riskante Mischung werden.
„Was willst du dort?", erkundigte ich mich.
Amela zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, Jasmila könnte unsere Gesellschaft gut gebrauchen."
Eigentlich bereitete mir die Idee, mehr Zeit mit Jasmila zu verbringen, nicht die grösste Freude, aber ich konnte es nicht verleugnen, dass es eine gute Gelegenheit war, sie besser kennenzulernen. Womöglich würde das meine Zweifel und dieses merkwürdige Gefühl in meinem Magen endlich abklemmen.
Sie war schliesslich Zahirs beste Freundin. Ich wollte einen Weg finden, wie ich mit ihr auskommen konnte.
Also willigte ich ein.
Amela vollführte einen kleinen Glückssprung, sodass ihr Schmuck klimperte. „Das wird ein Spass!", jubelte sie. „Männer beim Leiden und Jammern zuzusehen war schon immer meine Art der Unterhaltung!"
Ich stöhnte und rieb mir den Bauch, über welchen sich Jasmilas Kleid unangenehm spannte. „Ich hoffe, ich falle beim Anblick der Verletzungen nicht in Ohnmacht!"
Amela grunzte. „Es ist nie früh genug, um mit dem Prinzessinnen-Gehabe anzufangen. Ich wette, die Soldaten im Lazarett werden dich liebend gerne auffangen, wenn du in ihren Armen zusammenbrichst."
Sie gackerte drauf los, als fände sie das irrsinnig lustig.
Da kam Luay aus dem Zelt und gesellte sich noch einmal zu uns. Er trug etwas in seiner Hand, hielt es allerdings unter seiner Faust versteckt. Mit ebendieser stupste er meine Schulter an.
„Fennek", sagte er und offenbarte mir sein strahlendes Lächeln. „Ich habe etwas, was ich dir zurückgeben wollte."
Er öffnete die Faust und auf seiner Handfläche erschien ein Ring mit eingefasstem, nachtblauem Topas. Mein Multiplizierer. Der Ring, den ich ihm im Chaos des Umsturzes überreicht hatte.
Ich hielt den Atem an, während ich den glitzernden Stein betrachtete. Er war so schön.
„Du hast ihn die ganze Zeit behalten?", hauchte ich ungläubig.
Ein kurzes Nicken. „Natürlich. Es war das Letzte, was du mir gegeben hattest, bevor du —" Er sprach nicht fertig und benetzte sich die Lippen. „Ich konnte mich nicht davon trennen."
Er überreichte mir das Schmuckstück. Das Metall lag in der Hitze des Morgens kühl und angenehm auf meiner Haut. Ich spürte die Kraft der Sterne, die durch den Stein in meine Haut zu fliessen schien. Es war ein ganz anderes Gefühl, als jenes von Shihabs Halskette. Das hier war wie ein Energieschub, der mir mehr Stärke verlieh.
Selbst wenn ich den Multiplizierer als Helle nicht brauchte, wollte ich ihn an mir tragen. Als Symbol für all jene Menschen, die keinen mehr hatten, weil die Dohad ihnen alles genommen hatten.
„Danke", hauchte ich und schob den Ring über meinen Finger.
Augenblicklich strömte Zuversicht durch meinen Körper und rückten die Sorgen, die mich während des Frühstücks noch geplagt hatten, in den Hintergrund.
Ich würde einen Weg finden, Hamza in die richtige Richtung zu lenken. Es war meine Bestimmung und mein Verstärker würde an meiner Seite sein.
Luay verabschiedete sich in die Lagerküche, um das Mittagessen zu planen. Die zwei Sandleser schlenderten derweilen auch endlich aus dem Zelt. Zahir klopfte Zafar brüderlich auf die Schulter, was dieser mit einem kehligen Lacher quittierte und dann marschierte er ohne Abschied in die Richtung des Trainingsplatzes davon.
Mein Verlobter streckte die Hand nach mir aus, als er mich erblickte.
Unsere Finger verkeilten sich ineinander. Zahirs Hand fand meine Wange und mit einem bestimmten Zug holte er mich an seinen Körper und hauchte mir einen federleichten Kuss auf die Lippen.
„Deine Worte beim Frühstück waren Balsam für uns", murmelte er. „Zafar war schon lange nicht mehr so gut gelaunt. Und auch Luay scheint endlich wieder lachen zu können. Es ist ein wahrer Segen."
Ich schenkte ihm ein Lächeln. Es tat gut, dies zu hören.
„Nicht nur Zafar scheint es besser zu gehen. Auch dir", stellte Amela daneben fest.
„Das ist wahr", räumte Zahir ein.
„Schön, dass ich ein wenig helfen konnte", murmelte ich.
Es war noch lange nicht genug. Ich hatte diese Familie ins Verderben gestürzt. Ich musste sie auch wieder da rausholen. Alle.
„Mehr als du denkst", raunte er.
Ich lehnte mich in seine Arme, legte den Kopf an seine Brust und schloss für einen Moment die Augen. Diese Zärtlichkeiten würde ich nie wieder missen wollen. Ich brauchte sie, um durch den Tag zu kommen.
„Najmah kommt mit ins Lazarett", informierte Amela ihren Bruder. „Was sind deine Pläne?"
„Kampfübungen auf dem Platz. Meine Männer werden mit Zafars Truppe trainieren." Zahirs Augen schweiften zu mir und ein entschuldigender Ausdruck zog darüber. „Das wird wahrscheinlich den ganzen Tag dauern."
„Das macht nichts", winkte Amela ab und deutete auf die weissen Zelte, die unweit vom hier lagen. „So, wie ich Jasmila kenne, werden wir genug zu tun haben. Sie ist nämlich eine elende Sklaventreiberin!"
„Macht es wirklich nichts?" Die Frage von Zahir war nur an mich gerichtet, nicht an seine Schwester.
Ich legte meine Hand auf seine Brust, spürte das kräftige Herz darunter. „Sei vorsichtig", war alles, was ich von ihm verlangte. „Wir sehen uns heute Abend wieder."
Die Aussicht auf eine weitere Nacht mit mir in seinem Bett, liess ein breites Grinsen auf seinem Gesicht anwachsen. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu, damit er ja nicht auf die Idee kam, einen schmutzigen Kommentar vor Amela zu verlieren.
Er erwiderte meine Warnung bloss mit einem Augenzwinkern, dann rauschte er davon zu seinen Männern.
☆☆☆
Die Prinzessin steuerte auf das Lazarett zu.
Von Weitem waren bereits erste Schmerzensschreie zu hören. Ich verlangsamte meinen Schritt und es war Amela, die mich am Ellbogen ins Zelt ziehen musste, weil mir meine Instinkte eigentlich befahlen, nicht einzutreten, um diese Grausamkeiten nicht mit eigenen Augen sehen zu müssen.
Für jeglichen Rückzieher war es allerdings zu spät.
Augenblicklich wehte mir der eiserne Geruch von Blut entgegen. Mein Magen verkrampfte sich und so musste ich mir eine Hand über Mund und Nase halten, um von dem üblen Gestank nicht umzukippen.
Es war schlimmer, als ich erwartet hatte. So viel schlimmer.
Ein langer Gang erstreckte sich vor uns, bis ans andere Ende des Zeltes. Links und rechts reihten sich Krankenbetten aneinander. In jeder Pritsche lag ein Soldat, entweder bewusstlos oder im lauten Delirium. Schweiss und Urin mischte sich zu dem unerträglichen Gestank.
Schwindel erfasste mich.
„Ich weiss nicht, ob es eine so gute Idee war, gleich nach dem Frühstück hierher zu kommen", nuschelte ich hinter vorgehaltener Hand.
Amela marschierte direkt auf einen Tisch links neben dem Eingang zu, tunkte ihren Finger in eine Schale mit einer milchig zähen Paste, drehte sich um, sodass es ihr Kleid herumwirbelte und kam mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mich zu. Ich konnte gar nicht mehr ausweichen und schon schmierte sie mir die Paste unter die Nase.
Sie war angenehm kühl. Ein stechend, fast scharfer Geruch nach Minze drängte sich in meine Nasenlöcher, so unglaublich intensiv, dass mir beinahe die Tränen kamen.
„Beim Sultan, was ist das?", stöhnte ich und machte Anstalten, mir diese eindringliche Geruchsquelle vom Gesicht zu wischen, aber Amela klatschte meine Hand weg.
„Lass es dran", fuhr sie mich an. „Das ist Eukalyptus. Das hat Jasmila vom Gewürzmarkt mitgebracht. Es hilft gegen den Gestank."
Ich atmete zögerlich durch die Nase ein und musste feststellen, dass Amela recht hatte. Es roch irgendwie sauber. Keine Spur mehr von den anderen Gerüchen, die in der Hitze zu gären schienen. Ganz unwillkürlich rutschte meine Hand an meine Nasenspitze, als könne ich mit meinen Fingern diese wundersame Paste erfühlen.
Jasmila kam durch das Meer an Krankenbetten auf uns zu. Ihre wunderschönen dunkelbraunen Haare hatte sie sich zu einem Zopf geflochten, der ihr von einer Schulter hing. Ihr hellrosa Sari wehte sanft im Wind.
Allein ihr Anblick musste den leidenden Soldaten bereits Frieden geben, denn sie sah aus wie eine Schöpfungsgestalt aus Sanftmut, Reinheit und Liebe.
„Maidakus ist berühmt für seinen Gewürzhandel", erklärte sie, als sie vor uns stehen blieb. „Es ist die Drehscheibe für Händler aus fernen Königreichen. Dort wird mit Pfeffer, Sandelholz, Muskat, Zimt und Eukalyptus gehandelt."
Sie deutete auf die Schale mit der durchsichtigen Paste.
„Aha", sagte ich und klang dabei weniger interessiert, als ich es tatsächlich war.
Ein Gedanke war mir nämlich durch den Kopf gejagt: War Maidakus der Ort, an welchen Zahir sie geschickt hatte, um sie vor Zafar zu verstecken?
„Selbst mir wird der Geruch manchmal zu viel", meinte Jasmila und rang sich ein Lächeln ab. Es war nicht so offen und herzlich, wie jenes, das sie Zahir beim Frühstück gezeigt hatte. Sie wirkte bedrückt, als ob ihr etwas auf dem Herzen läge. Amela schien das ebenso zu spüren und legte ihren Arm um Jasmilas Schultern.
„Gibt es irgendwas, was wir zwei nutzlosen Prinzessinnen für dich tun können?"
Ich wollte sie korrigieren, dass ich genau genommen noch keine Prinzessin war, allerdings biss ich mir auf die Unterlippe.
„Etwas, das möglichst wenig Blut beinhaltet?", fügte Amela noch schnell hinzu und deutete mit ihren Augen auf den blutverschmierten Verband, der einem Krieger um die Stirn gebunden war.
Jasmila drehte sich um und betrachtete die vollen Betten, während sie zu überlegen schien. Drei weitere Heiler huschten zwischen den Pritschen hin und her, versorgten die Verletzten mit Salben, ihrer Magie und gutmütigen Worten.
„Das gibt es tatsächlich", meinte sie schliesslich. „Im Zelt drei sind vier Betten freigeworden. Die müssen neu bezogen werden."
Jasmila führte uns durch das erste und das zweite Zelt, welche direkt nebeneinander aufgebaut worden waren. Im dritten Zelt wirkten die Soldaten etwas munterer in ihren Betten. Einige sassen aufrecht, hielten ein Nickerchen oder lehnten sich an ihre Bettenden. Der Tod schien hier ferner zu sein als in Zelt eins.
Wir alle machten uns an den leeren Pritschen zu schaffen und zogen die schmutzigen Laken ab. Ich blickte nicht zu lange auf die Flecken, sondern rollte die Tücher zu einem Knäuel zusammen und warf sie auf einen Haufen.
Ziemlich schnell verwickelte sich Amela in ein Gespräch mit einem Verwundeten, der neben dem Bett lag, welches sie frisch beziehen sollte. Er schien sie erkannt zu haben und wie ich hören konnte, bat er sie darum, seiner Frau in Azoul über seinen Zustand zu informieren.
Er hatte ein Bein verloren, das ihm oberhalb seines Knies amputiert worden war. Eine Verletzung, die er glücklicherweise überlebt hatte, die ihn allerdings für den Rest seines Lebens einschränken würde, denn fortan war er auf Krücken angewiesen. Für viele kein Hindernis, aber der Mann war Dachdecker von Beruf.
Mein Herz wurde schwer. Sein Leben hatte sich in einem Atemzug schlagartig verändert.
Ich musste wirklich dringend einen Weg finden, um solche schrecklichen Schicksale zu verhindern. Innerlich schwor ich mir, sofort mit Hamza zu sprechen. Sobald er mich morgen zu sich rufen würde, würde ich ihn von einem vollständigen Waffenstillstand überzeugen müssen.
Es durften nicht noch mehr Unschuldige zu Schaden kommen.
„Weisst du", murmelte Jasmila und riss mich dabei aus meinen Gedanken. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie sich zu mir gestellt hatte. „Du hast wirklich grosses Glück."
Ich blinzelte sie an und hielt in meiner Arbeit inne, das Kissen in der Hand, das ich ausklopfen wollte. „Womit?"
Jasmila warf einen flüchtigen Blick zu Amela, die noch immer im Gespräch mit dem verwundeten Dachdecker verwickelt war, als befürchtete sie, sie könne uns hören.
„Dass dir Zafar nicht das Verderben wünscht", sprach sie leise und zog das Laken eng um die Matratze. „Er ist ein nachtragender, sturer Bock. Wenn man es einmal mit ihm verspielt, dann wird er es dich spüren lassen, bis ans Ende deiner Lebtage."
Sie strich das Laken energisch glatt und hob den Blick. Feurige, aufgebrachte Augen funkelten mir entgegen.
„Sind das nicht alle Söhne des Sultans?", fragte ich. „Starrköpfig?"
Dass Zafar schwierig war, wussten wir alle. Ich sah keine Besonderheit in seinem Verhalten. Wenn er mürrisch war, dann zeigte er es eben. Wenn er wütend war, dann liess er es einen spüren. Er trug sein Innerstes offen zur Schau.
Das musste Jasmila bestimmt wissen.
„Ja, schon", pflichtete sie mir bei und warf die dünne Leinendecke über die Matratze. Ich fing das andere Ende auf. „Ich wünschte mir halt einfach, dass er mir wieder in die Augen blicken würde."
Ein schmerzlicher Ausdruck zog über ihr Gesicht und liess mich innehalten. War das Reue, was ich da sah?
„Aber es war doch er, der dir Unrecht getan hat", sagte ich.
Ich erinnerte mich an die Vorgeschichte der beiden. Dass Zafar sich in sie verliebt und ihre Farbe herausgefunden hatte, nur um sie sodann der Welt zur Schau zu tragen und zu behaupten, sie hätten sich füreinander entschieden, obwohl das nicht stimmte.
Ich ging um die Pritsche herum und stellte mich neben die Heilerin hin. Sie rieb sich die Oberarme.
„Ich war es", hauchte sie. „Ich habe ihm Unrecht getan."
Verwirrt runzelte ich die Stirn, doch ich kam gar nicht dazu, sie weiter zu fragen, denn Amela hatte ihr Geplauder mit dem Verwundeten beendet und gesellte sich zu uns.
„Was tuschelt ihr ohne mich?", mischte sich die Prinzessin ein.
Als hätte jemand ihr die Sorge vom Gesicht geschnippt, erhellten sich Jasmilas Gesichtszüge und sie lächelte. Aber es war nicht echt, es war betrübt.
„Ach, ich habe Najmah bloss von dem einen Mal in der Bibliothek erzählt", sagte sie und lachte spitz, „als ich Zahir zum Spass seinen Turban vom Kopf gerissen habe und damit davongerannt bin."
Mich traf der Schlag. Amela verfiel gleichzeitig in ein bauchiges Lachen.
„Die guten alten Zeiten!", sagte sie und grunzte dabei. „Zahir musste mit einem Buch vor seinem Gesicht durch den halben Palast rennen, um dich zu suchen!"
Jasmila kicherte und dieses Mal war es ein Geräusch, das tatsächlich aus ihrem Herzen kam. Die Erinnerung schien sie wirklich fröhlich zu stimmen. „Ich habe mich im Turm der Heiler versteckt. Zahir hat den ganzen Tag gebraucht, um mich zu finden, dabei war es so offensichtlich, wo ich mich verschanzt hatte."
„Das war nur, weil ich ihn in die falsche Richtung geschickt habe!", fügte Amela grölend hinzu. „Einmal quer durch den ganzen Palast"
Die beiden Frauen brachen in ein Gelächter aus, was dazu führte, dass die Soldaten um uns herum die Köpfe reckten. Ich konnte nicht mitlachen, weil ich die Erinnerung nicht mit ihnen teilte.
„Gibt es noch etwas, was ich tun kann?", fragte ich über ihr Lachen hinweg und versuchte, das dumpfe Gefühl in meinem Herzen zu ignorieren.
☆☆☆
Als ich gegen Abend aus dem Lazarett trat, schmerzten meine Füsse so sehr, dass ich mir ein heisses Dampfbad im Frauenhaus von Azoul herbeisehnte.
Amela wollte noch einen Moment bei Jasmila bleiben und so liess ich sie sein. Rasch durchquerte ich das Soldatenlager.
Als ich in unser Zelt trat, war Zahir bereits da.
Mein Sandleser stand neben dem Sekretär mit einer Tasse Schwarztee in der Hand. Ich ging an ihm vorbei und liess mich rücklings und laut ächzend aufs Bett fallen.
„So anstrengend?", hörte ich ihn fragen.
„Ich glaube, meine Füsse sind geschwollen", brachte ich hervor und liess die Beine von der Bettkante baumeln.
Zahir kam näher. „Hat dir Jasmila keine Pause gegönnt?"
Ich blieb still und starrte auf die Zeltdecke, die sich in der Wüstenbrise sanft auf und ab hob. Es hatte ein paar Pausen gegeben. Pausen, in welchen sie mit Amela geschnattert hatte und ich wenig zum Gespräch hatte beitragen können.
„Doch, doch", murmelte ich. „Das ist nicht das, was anstrengend war."
Zahir ging vor mir auf die Knie, weshalb ich überrascht den Kopf hob und ihn zu meinen Füssen betrachtete. „Was machst du da?"
Seine Finger wickelten sich um meine Ferse und mit dem richtigen Druck, presste er seinen Handballen in mein Fleisch. Ich hätte am liebsten laut aufgestöhnt.
„Dir die Füsse massieren", nannte er das Offensichtliche.
Meine Augen rollten sich automatisch nach innen. Ich sank tiefer in die Kissen, während er damit begann, mir die Füsse zu kneten. Es war himmlisch! Für einen Augenblick liess ich mich komplett fallen. Der Schmerz vom vielen Gehen und Stehen wurde leichter, bis er gänzlich verschwand.
„Was war anstrengend?", wollte Zahir nach einer Weile wissen.
Ich seufzte tief und schwermütig.
„Verschiedene Dinge", gab ich zu. „Zum Einen habe ich mich noch nicht an den Gedanken gewöhnt, dass deine beste Freundin die schönste Frau der Welt ist." Zahirs Hände hielten abrupt inne, als ich das sagte. Ich fuhr dennoch fort: „Und zum Anderen fällt es mir schwer, nicht neidisch zu werden, wenn ihr von euren gemeinsamen Erlebnissen sprecht."
Ich schluckte und heftete meine Augen weiterhin auf die öde Zeltdecke über mir. Das war einfacher, als dem Blick meines Verlobten zu begegnen, der bestimmt denken musste, dass ich ein eifersüchtiges, dummes Mädchen sei.
„Erstens", hörte ich Zahir sagen und spürte, wie er meine Ferse fester drückte. „Ist Jasmila für mich nicht die schönste Frau der Welt. Das mag sie für Zafar sein."
„— und für alle anderen Kerle auch. Du bist nur blind vor Liebe", grummelte ich, wofür ich eine Quetschung meiner Zehen kassierte.
Ich riss den Kopf hoch. „Au!"
Zahir hob warnend die Augenbrauen. „Zweitens werden wir noch genügend Gelegenheiten haben, gemeinsame Erinnerungen zu schaffen. Dafür werde ich schon sorgen."
Er umschloss meinen Fuss mit beiden Händen, sodass die Wärme seines Körpers in mich strömte. Ich stützte mich auf meinen Ellbogen ab und blickte zu ihm runter.
„Das klingt schön ...", flüsterte ich.
Mein Sandleser grinste mich als Antwort an. „Wir beginnen gleich jetzt damit."
Ich kniff die Augen zusammen, denn ich konnte es fühlen, dass er etwas ausbrütete. „Womit?"
„Mit der Erinnerung, dass dein Mann alles für dich tun würde. Sogar deine Füsse küssen."
Kaum hatte er das gesagt, landeten seine Lippen auf meinem Fussrücken. Ein Blitz schoss durch meinen Körper.
Ich quiekte entsetzt auf und zog mein Bein aus seinen Händen. Er liess es lachend zu und erst, als ich ihn fürs Kitzeln hauen durfte und er versprach, dass er es nicht nochmal tun würde, gab ich ihm meine Füsse wieder.
Er massierte mich, bis ich einschlief.
Schlaftrunken spürte ich noch, wie er sich neben mich legte, mich in seine Arme zog und mir flüsternd eine gute Nacht wünschte. Ich lächelte in mich hinein und war den Sternen in dem Moment so unendlich dankbar, dass sie mich zu ihm zurückgebracht hatten.
--------------------
Hallo meine treuen Seelen
Ich habe leider etwas schlechte Nachrichten: Ich werde das Veröffentlichungstempo wieder drosseln müssen. :(
Ich habe mich total verschätzt mit der wenigen freien Zeit, die ich wegen meiner Arbeit habe und der Kraft, die mir dann noch bleibt, um an meinen Geschichten zu schreiben. Ich dachte, ich würde es schaffen, aber in den letzten Wochen bin ich wirklich kaum vorangekommen.
Keine Sorge, ihr kriegt eure Kapitel, einfach jeweils nur samstags, bis ich aufgeholt und genügend vorgeschrieben habe. Sobald das Tempo wieder erhöht werden kann, gebe ich euch natürlich Bescheid. Versprochen!
Ich werde eure Geduld auch garantiert mit einer langen Lesenacht beim grossen Finale belohnen!
Danke euch von Herzen fürs Lesen und Kommentieren. Ihr wisst nicht, wie viel mir das bedeutet.
Und sorry nochmal :(
Eure Fleur
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro