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20 - Tropfen der Erlösung

"Wer am ertrinken ist, fürchtet nicht mehr die Kälte."

☆☆☆

ZAHIR

Die Schlangen in seinem Kopf zischten laut. Zahir musste sich stark zusammenreissen, um die Pipette aus braunem Glas, die über seiner Stirn schwebte, nicht wegzuschlagen. Die fremde Hand, welche die Saugröhre hielt, gehörte einer Heilerin.

Er kniff die Augen zu, die Zähne fest aufeinander gepresst, während er mit dem Biest in seinem Inneren rang.

„Haltet still, Prinz", bat ihn die Wundheilerin.

Wenn sie bloss wüsste, dass es seine ganze Willenskraft abverlangte!

Zahir stiess gepresst den Atem aus, öffnete die Augen und konzentrierte sich auf die weissen Zeltplanen über ihm, bemühte sich, nicht zu blinzeln und seine Lider möglichst still und offen zu halten, damit die Pflegerin ihm die Tropfen verabreichen konnte.

Ihre zarten Hände zitterten sichtlich, doch ihre Angst galt nicht Zahir, der mit dem Kopf im Nacken auf dem Stuhl sass, sondern seinem grossen Bruder. Hamza stand hinter der jungen Frau und lehnte sich über ihre Schulter.

„Na los", raunte der Feldmarschall an ihr Ohrläppchen.

Die Wundheilerin schloss flatternd die Lider, dann richteten sich die pistaziengrünen Augen wieder auf den Sandleser.

„Gleich fühlt ihr nichts mehr, Prinz", hauchte sie und für Zahir waren diese Worte ein Versprechen.

Dass seine Seele vor Qualen nicht mehr brüllen, sondern endlich — endlich — erlöst werden würde.

Der Phantomschmerz in seinen Fingern war nicht mehr zu ertragen. Es hatte keine Abhilfe geschafft, seine Faust gegen die Wand oder den steinharten Boden zu schlagen, nur gebrochene Knöchel. Es wollte nicht verschwinden, dieses Gefühl, wie ihr Puls immer langsamer wurde und dann einfach zu schlagen aufhörte. Es haftete an seinen Fingern wie Harz an der Rinde eines Baumes.

Sie war nicht mehr da.

Er lehnte sich dagegen auf, aber selbst das laute, verzweifelte Keuchen, das aus seiner Brust wich, brachte keine Linderung. Das Ausklingen ihres Herzens würde ihn nie loslassen. Es würde ihn für immer verfolgen.

Sie war nicht mehr da.

„Mach endlich!", brüllte er die Heilerin an, die kurzerhand zurückzuckte.

Alles, er würde alles tun, damit dieser Schmerz endlich verging!

Von dem anderen Stuhl aus hörte er Zafar grummeln. „Ich hätte nie gedacht, dass du dich einmal so sehr nach einer Droge sehnst."

„Halt deinen Mund!", schnappte Hamza nach ihm. „Oder sonst bist du gleich als Nächstes dran."

Zafars Gesicht verfinsterte sich und Zahir konnte es beinahe selbst in seiner Brust fühlen, wie Zafars Wut zutage trat, doch Hamza würdigte den zweiten Sandleser, der angespannt auf dem Stuhl hockte und alles genau beobachtete, keines Blickes.

Der Feldmarschall legte der Heilerin die Hand auf die Schulter und machte deutlich, dass sie die Tropfen verabreichen sollte.

„Los jetzt", knurrte er. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Ich habe draussen einen Krieg zu gewinnen."

Zahir wappnete sich gegen das, was gleich kommen würde. Die Heilerin legte ihre weichen Finger an sein Gesicht, zog sein Lid hoch, sodass er damit nicht mehr blinzeln konnte und dann fielen drei schwarze Tropfen mitten in sein Auge.

Ein fürchterliches Brennen.

Zahir schmiss sich vornüber, sodass die Heilerin zur Seite sprang, und beugte sich über die Knie, seine Hand fest auf sein Auge gedrückt. Die Flüssigkeit ätzte sich in seinen Augapfel, in sein Blut und dann—

Endlich.

Dunkle Stille.

Die Gedanken, die ihn gemartert hatten, verschwammen hinter dieser angenehmen, schwarzen Wolke, die sich über seinen Geist legte.

Er setzte sich aufrecht hin, schloss seufzend die Augen und genoss dieses schwere Nichts, diese herrliche Leere, die sich in seinem Kopf, in seinem Herz ausbreitete.

Sie war nicht mehr da.

Und es bedeutete nichts.

Hamza stellte sich vor ihn hin und schnippte, sodass er den Blick wieder heben musste.

„Aufstehen, Soldat!"

Sein Befehl wirkte wie der Faden einer Marionette, der an seine Glieder geknotet worden war. Zahir erhob sich, ohne überhaupt denken zu müssen.

„Sehr gut", hörte er Hamza brummen.

„Pffff", schnaubte Zafar. „Das beweist noch gar nichts."

Hamza musterte Zahir sehr genau. In seinen Augen glimmte etwas Merkwürdiges, was Zahirs Geist allerdings entfloh.

„Du willst Beweise?", meinte Hamza an Zafar gerichtet. „Die gebe ich dir gleich."

Die Welt war so wonnevoll still geworden, Zahir wollte für immer in dieser Geräuschlosigkeit schweben. Sollte die Dunkelheit ihn doch einfach verschlingen.

„Küsse sie!", kam der nächste Befehl. Der Feldmarschall zeigte auf die Heilerin.

Zafar sprang von seinem Stuhl. „Hamza, das kannst du nicht tun!"

Zahirs Augen fielen auf die attraktive Wundheilerin, die ihn erschrocken anblickte und einen Schritt zurückwich. Die Dunkelheit streckte seinen Arm nach ihr aus, packte sie am Ellbogen, riss sie an sich und drückte seinen Mund auf ihren.

Ein leises Wimmern entfloh der Frau und ihre Hände fanden sich auf seiner Brust wieder, im Versuch, ihn von sich zu schieben, doch Zahir fühlte nichts. Befehl war Befehl und sein Verstand lag im Schatten.

Und dieser weibliche Körper fühlte sich gut an ... Himmlisch weich und einladend ... und dann auch ihr Geruch, welcher ihn schier in den Wahnsinn trieb ...

Etwas Archaisches trat aus der Dunkelheit an die Oberfläche und verlangte nach mehr, steuerte seinen Körper. Seine Hand legte sich an ihre Kehle, während die zweite hinunter zu ihrer Brust wanderte, um—

„Das reicht!"

Jemand zerrte ihn weg von der Frau und die Lust erlosch sogleich. Das Untier verschwand in der schwarzen Wolke. Es war Zafar, der ihn mit einer unmenschlichen Kraft weggeschoben hatte. Zahir stolperte rückwärts, doch fing er sich wieder auf.

„Da hast du deinen Beweis, Zaf." Hamza lachte amüsiert auf. „Er handelt nach meinem Willen und verliert dabei seinen eigenen."

Zafar schüttelte den Kopf und stützte dabei seine Hände in die Hüfte. Zahir konnte den abschätzigen Blick seines jüngeren Bruders auf sich spüren, doch fühlte er dabei nichts. Die Gleichgültigkeit war ein Segen, ein wahrer Segen.

„Ich danke dir, Zahir, dass du dich hierfür freiwillig angeboten hast." Hamza klopfte ihm auf den Oberarm.

Zahir hatte nicht das Bedürfnis, sich zu bewegen oder seinen Bruder anzublicken. Er schwelgte in dieser grossartigen Taubheit, tauchte tiefer darin ein, bis selbst die Bilder vor seinen Augen verschmolzen und es nicht mehr er war, der durch seine eigenen Pupillen blickte, sondern die Finsternis selbst, oder die letzten, zerbrochenen Reste von ihm, die noch funktionieren wollten.

Er, seine Seele und sein Herz konnten getrost für immer verschwinden, in irgendeine Kammer in dem finsteren Schacht seiner Selbst.

„Und nun?", wollte Zafar wissen. „Willst du dieses Zeug allen Soldaten einflössen, damit sie zu deinen Puppen werden?"

Hamza legte den Kopf schief und musterte Zahir von oben bis unten. Sein strammer Stand, sein ausdrucksloses Gesicht, seine Bereitschaft, alles zu tun, was er befehligte.

„Sie werden nicht zu meinen Puppen. Spätestens dann, wenn dieses Zeug abklingt, sind sie wieder die Alten." Eine Geste zur Heilerin, die sich noch nicht getraut hatte, das Zelt zu verlassen. „Nicht wahr?"

Sie nickte vorsichtig.

„Na also", brummte Hamza zufrieden. „Ich brauche fähige Soldaten, die während einer Schlacht nicht hadern und davonrennen wie Gazellen vor einem Geparden."

Zafar trat näher zum Feldmarschall. „Wenn du mit eigenen Augen gesehen hättest, was bei Qarda geschehen ist, hättest du dir in deinen Kaftan geschissen. Sie waren in der Überzahl und ritten auf Elefanten! Es war die strategisch richtige Entscheidung, zu—"

Hamza liess ihn mit einem lauten Zungenschnalzen verstummen.

„Die blauen Krieger haben keine Furcht!", donnerte er. Seine Stimme hallte durchs Zelt, sodass die Soldaten draussen den Zoff ganz bestimmt auch mithören konnten. „Euer Rückzug war inakzeptabel! Das wird nicht noch ein zweites Mal passieren! Damit", sagte er und hob ein Fläschchen mit der schwarzen Flüssigkeit vor Zafars Blickfeld, „neutralisiere ich eure Feigheit und mache euch zu den furchtlosen Biestern, welche ihr als echte Muzedin sein sollt!"

Zafar baute sich vor Hamza auf. Es war, als würde sein Zorn die Luft aus dem Zelt drücken.

„Der Rückzug hat nichts mit Feigheit zu tun!", presste er hervor. „Es hat deinen Truppen das Leben gerettet."

Hamza packte den Sandleser am Kragen und riss ihn an seine Brust. „Ihr seid meine Soldaten und werdet meinen Befehlen Folge leisten. Und wenn es bedeutet, dass ihr durchs Tor des Todes marschieren müsst, dann werdet ihr gehorchen!"

Zafar umschloss die Hände an seinem Kragen und zerrte daran. „Das werde ich nicht! Und meine Männer ganz bestimmt auch nicht!"

Wäre dem Sandleser sein Multiplizierer nicht entwendet worden, hätte Zafars Groll den Boden gespaltet, jedoch waren es nur Hamzas Fäuste, die zu glühen begannen und dazu führten, dass Zafar ihn loslassen musste.

„Vorsicht, was du sagst, Zaf. Befehlsverweigerung wird bitter bestraft, falls ich dich erinnern darf", warnte Hamza. „Wenn die erste Infanterie nicht das tut, was ich verlange, dann sorge ich dafür, dass dich die Heilerin in diesem Gift baden wird, bis du komplett vergessen hast, wer du bist."

Zafar stiess sich von seinem Bruder, sodass es sein Gewand am Kragen zerriss.

„Das wird nicht nötig sein", zischte er. „Das habe ich längst."

Mit diesen Worten marschierte Zafar nach draussen. Aufgebracht schlug er die Plane zur Seite, sodass es das ganze Zelt mitsamt den Planen und den Stützpfählen durchschüttelte. Hamza verdrehte die Augen.

„Immer so wütend", murrte der Feldmarschall und blickte zu Boden, als wäre er kurzzeitig in seinen eigenen Gedanken versunken. Dann zuckte er mit den Schultern.

Eine gespenstische Ruhe legte sich über das Zelt des Feldmarschalls. Allein die Geräusche des Soldatenlagers gelangten von den Stoffplanen ins Innere: Rasselnde Säbel, dumpfe Schritte, beklemmendes Murmeln, da und dort der Schrei nach einem Wundheiler. Die Unruhe des Krieges.

In einer geschmeidigen Bewegung drehte sich Hamza um seine eigene Achse und trat Zahir gegenüber.

„Irgendwelche Schmerzen?", erkundigte sich der Feldmarschall.

Zahir schüttelte den Kopf. Das Gift hatte gewirkt. Endlich fühlte er nichts mehr und er konnte nicht genug von dieser Erlösung bekommen.

Hamza nickte zufrieden und trat näher. „Es ist schön, zu sehen, dass es dir die gewünschte Linderung bringt, Bruder."

Eine Lüge, das wusste Zahir. Doch es bedeutete nichts.

„Was fühlst du genau in diesem Moment?"

„Nichts."

„Keine Angst? Keine Sorge? Keine Wut?"

Zahir schüttelte abermals den Kopf.

„Und welche Gedanken gehen dir durch den Kopf?"

Das Denken war ein Akt, den er nur liebend gerne auch abgegeben hätte, doch das konnte ihm dieses Gift leider nicht schenken. Wenn er bloss weiter in diese Gleichgültigkeit dringen könnte ...

„Nichts Besonderes. Sag du mir, was ich tun soll."

Seine Stimme kam ihm weit weg vor. Hatte er das soeben gesagt?

Hamza blickte ihn ernst an. Es war der Ausdruck des Feldmarschalls, der Schlachtpläne schmiedete, der sich in den letzten Tagen nur mit Blutvergiessen und Kampftaktiken auseinandergesetzt hatte — die konzentrierte und hartherzige Miene eines Kriegsgenerals.

„Wir wollen herausfinden, wie weit euch das Gift treiben kann. Wo die Grenzen liegen und was damit möglich ist." Hamza verschränkte die Arme vor der Brust. In seinen Augen flammte ein Feuer auf. „Wenn ihr damit aufs Schlachtfeld ziehen sollt, will ich sicher sein, dass es auch funktioniert."

Er winkte Zahir mit der Hand davon. Eine schnelle, aber deutliche Geste.

„Hol zehn deiner Soldaten hierher. Wir brauchen mehr Versuchsobjekte."

Kaum hatte sein Feldmarschall den Befehl ausgesprochen, flogen Zahirs Füsse schon nach draussen und transportierten ihn quer durch das Soldatenlager zu den Zelten, welche die Truppe der dritten Infanterie aufgeschlagen hatte. Er blickte weder links noch rechts auf seine Kameraden.

Die Männer seines Trupps sassen auf ihren Matten, von der Schlacht und den Geschehnissen so sehr gerüttelt, dass man ihnen die Angst in den Gesichtern ablesen konnte. Die mächtige Armee der Dohad und das darauffolgende Abschlachten etlicher muzedinischer Infanteristen hatte ihnen den Lebensmut geraubt.

Zahir deutete auf zehn seiner Männer. „Mitkommen", verlangte er. „Der Feldmarschall will euch sprechen."

Die Soldaten gehorchten, obwohl zögerlich, aber sie folgten ihrem Truppenführer zurück zum grossen Zelt. Hamza erwartete sie dort, die Arme auf dem Rücken verschränkt und erklärte in kurzen, klaren Sätzen, was er von ihnen verlangte. Er tat es nicht ohne ihnen abermals ins Gewissen zu Reden, dass ihr Verhalten bei dem Zusammenstoss mit den Dohad inakzeptabel gewesen sei und sie es ihm und ihrem Land schuldeten.

Keiner weigerte sich und so wurden allen zehn Soldaten je drei Tropfen verabreicht. Als das Gift zu wirken begann, musste sich die Heilerin aus dem Zelt retten, denn vier der Soldaten wollten sie entkleiden, nachdem sie die Dosis erhalten und sie in ihrer Mitte erblickt hatten.

„Interessant ...", meinte Hamza bloss und blickte der weinerlichen Heilerin hinterher. „Der Trieb scheint einer der Instinkte zu sein, der verstärkt wird." Er überlegte für einen Moment. „Das sollte uns nicht hindern — solange dasselbe mit dem Kampfgeist geschieht."

Er richtete sich an Zahir und legte seine Hand auf dessen Schulter. Dort, wo sein Brandmahl lag. Er drückte zu, doch selbst das fühlte Zahir nicht. Die Dunkelheit in seinem Kopf nahm ihm jegliche Fähigkeit, die Welt und ihren Schmerz wahrzunehmen.

Jedoch gab es da etwas in seinem Inneren, was ihn immer drängender in die Tiefe ziehen wollte. Wie ein Lockruf, oder ein Deuten. Es stahl seine ganze Aufmerksamkeit. Sein Körper war bloss eine Hülle, während sein Geist in den Brunnen seines Bewusstseins tauchte und dem Ruf folgte.

Tiefer, immer tiefer.

Bis zum Grund seines Selbst. Bis ein helles Licht ihn streichelte und er überrascht innehielt. Es war warm und samtig und das Schönste, was er kannte.

Eine Erinnerung.

Zahir wusste, dass hier genau der Punkt war, an welchem er für immer bleiben wollte. Möge sein Leib einem anderen gehören. Seine Seele hatte ihren Zufluchtsort gefunden. Bei ihr.

„Geh nach draussen und trainiere mit deinen Soldaten, bis die Sonne untergeht." Hamzas Stimme drang nur noch von weit, weit weg zu ihm vor. „Teste ihre Fähigkeiten, ihre Furchtlosigkeit und sag Bescheid, wann die Wirkung des Giftes nachlässt. Berichte alles an mich zurück, wenn die Nacht über uns hereinbricht."

Zahirs Körper nickte und führte ihn und seine Soldaten hinaus auf den Trainingsplatz. 

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Hallo meine Lieben

Ich hoffe, euch hat dieses Kapitel aus Zahirs Sicht gefallen. Er scheint ihm ziemlich mies zu gehen... und jetzt dröhnt der sich noch zu. *verdreht die Augen* 

Hoffen wir mal, dass Najmah bald den Weg zu ihm zurückfindet.

Wir schreiben uns am Samstag wieder!

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