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2 - Das falsche Jaradin

„Wen Vater und Mutter nicht erziehen, den erziehen die Tage und Nächte."

☆☆☆

Es war nicht die beste Idee, auf dem Kamm der höchsten Düne zu liegen und in die Sonne zu starren. Zum Einen, weil ich deswegen kaum noch etwas sah und zum Anderen, weil man mich somit wie eine Fahne auf einem Mast im unendlichen Meer aus Sand leichter finden konnte.

Hätte ich irgendwo am Fusse der Düne gelegen, wäre ich vielleicht für immer dort geblieben und hätte mich in jenen Sand verwandelt, welchen ich immer und immer wieder durch meine Finger rieseln liess.

Das Glück musste sich jedoch dafür entschieden haben, ausnahmsweise Mal auf meiner Seite zu stehen.

Stimmen drangen an mein Ohr. Eine Karawane womöglich.

Seufzend schloss ich die Augen, blieb reglos liegen. Vielleicht würden sie einfach weiterziehen, wenn ich mich tot stellte.

Darauf bedacht, meine Lippen nicht zu bewegen, meine Lider nicht flattern zu lassen und meine Atmung möglichst flach zu halten, lag ich da wie ein vertrockneter Kadaver in der brütenden Hitze und wartete.

Das unverwechselbare Geräusch von Kamelfüssen auf weichem Wüstensand mischte sich mit den Männerstimmen. Es war das Knirschen des Lebens, wie wir Nomaden es nannten.

Innerlich versuchte ich mir wirklich vorzustellen, tot zu sein. Nicht einmal zu denken, nicht zu fühlen, nicht zu existieren, sondern mich in den Sand zu verwandeln, der mich seit Tagen schon so wohlig gebettet hatte, dass ich nicht hatte aufstehen können.

Mein Körper hatte keine Kraft mehr. Mein Herz hatte nicht gewollt.

„Ich habs dir gesagt, Baba, das ist ein Mensch!", wurde eine Jungenstimme vom Wind zu mir getragen.

Schritte beschleunigten sich und wurden von keuchendem Atem begleitet. Plötzlich legte sich ein Schatten über mich. Ich sah es selbst durch meine geschlossenen Lider, wie sich alles verdunkelte. Jemand musste sich über meinen Körper gebeugt haben.

Ein erschrockenes Einziehen von Luft. „Beim letzten Sultan! Es ist eine Frau!"

„Geh nicht zu nahe ran, Yaqub!", rief eine zweite, deutlich ältere und tiefere Stimme von der Ferne. „Es könnte eine Sila sein!"

Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, mich nicht zu rühren, sondern einfach nur zu warten, bis diese Männer an mir vorbeigezogen waren, lösten diese Worte etwas in mir aus: Sie machten mich wütend.

Schon zum zweiten Mal in meinem Leben wurde ich in der Wüste mit einem weiblichen Dämon verwechselt! Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Lieber wäre ich tot als ein Wüstendämon!

Ich riss meine Lider auf und mit all der Kraft, die ich aufbringen konnte, zwang ich meine Stimmbänder dazu, nach drei Tagen konstanten Weinens und Brüllens, in einer normalen Lautstärke zu sprechen. Überhaupt zu sprechen.

„Ich bin keine Dämonin!", wehrte ich mich mit grösster Mühe.

Ich klang heiser wie ein Rabe. Es war viel zu leise und ich glaubte, dass mich der Junge nicht gehört hatte. Ein zweiter Schatten legte sich über mich. Ich kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen, doch erkannte ich nur zwei konturlose Köpfe und Oberkörper, die sich über mich lehnten und mir damit den lang ersehnten Schatten spendeten.

„Sie ist schön!", kommentierte der Jüngere der beiden.

Er klang aufgeregt. Ich bleckte als Antwort meine Zähne, sodass es meine Haut im Gesicht schmerzhaft anspannte.

„Hol ein Tuch, Yaqub", sagte der Ältere der beiden. „Wir sollen ihr Gesicht nicht sehen."

Meine Lider flatterten, während meine von der Sonne geblendeten Augen allmählich den Fokus richtig setzten. Endlich sah ich den Mann über mir. Ein verwittertes Gesicht musterte mich mit grossem Interesse. Dunkelbraune Augen ruhten auf mir und ich erkannte einen buschigen Bart, bespickt mit etlichen weissen Haaren.

Ein Kasbahre. Das erkannte ich sofort am schwarzen Kaftan und am roten Tuch um seinem Kopf, welches ihn vor den gefährlichen Sonnenstrahlen schützen sollte.

„Wie heisst du?", fragte er.

Ich schluckte und versuchte, meine Lippen zu benetzen. Schmerzhafte Bläschen hatten sich an meinen Mundrändern gebildet und liessen mich aufstöhnen, anstatt zu antworten. Meine Lippe riss ein und ich schmeckte Blut.

„Na ... Naj ...", schaffte ich trotz allem zu krächzen.

Der ältere Mann richtete sich augenblicklich auf. „Bring einen Wasserbeutel, Yaqub! Ich glaube, das ist sie!"

Eine Hand schob sich unter meine Schulterblätter und beförderte meinen Oberkörper in eine aufrechte Position. Der Fremde half mir, mich aufzusetzen.

„Alles wird gut", murmelte er mir zu, während er mich an einer Schulter festhielt, um sicherzustellen, dass ich nicht wieder rückwärts in den Sand kippte. „Wir haben dich."

Die Welt schwankte stark vor meinen Augen. Ich spürte das bittere Gefühl in meinem Magen rumoren. Obwohl ich seit drei Tagen nichts mehr gegessen hatte, wollte mein Körper sich übergeben.

„Die Wüstenrose?", rief der Junge aus der Ferne. Ich konnte die Aufregung in seiner Stimme förmlich spüren.

Er kam schnurstracks wieder zurück und ehe ich reagieren konnte, wurde mir Wasser ins Gesicht geschüttet. Nicht gerade gezielt, denn es drang in meinen Mund, in meine Nase, in meine Augen.

Hustend strich ich mir das Wasser vom Gesicht, als mir der Lederbeutel an die Lippen gehalten wurde.

„Schau weg", orderte der ältere Mann dem Jungen an.

Dieser gehorchte und drehte sich um. Zittrig öffnete ich meinen wunden Mund und schluchzte auf, als frisches, kühles Wasser meine Kehle schwemmte. Tränen bildeten sich in meinen Augen, als hätte mein Körper nur sehnsüchtig auf diese Flüssigkeit gewartet, um mit der Trauer fortfahren zu können.

„Trink", hörte ich den Mann sagen.

Ich schluckte angestrengt und gierig, dabei wurde viel verschüttet und irgendwann legte der Mann den Beutel zur Seite. Ich sass keuchend da und wischte mir den Mund ab.

„Danke", wollte ich sagen, doch da wurde mir sogleich ein Tuch um den Kopf und mein Gesicht gewickelt — so schnell, dass ich mich gar nicht widersetzen konnte.

Der Stoff roch nach Kamel und es war, als entspannte sich meine Haut darunter augenblicklich. Es war eine Wohltat, das Gesicht vor der Sonne schützen zu können.

Der alte Mann schenkte mir ein warmes Lächeln, dann legte er seine kräftige Hand auf die Schulter des Jüngeren und klopfte kräftig darauf.

„Jetzt darfst du sie ansehen, Yaqub. Sie ist hinreichend angezogen."

Der Junge drehte sich um. Er war weitaus jünger als ich. Kein Bub mehr, aber auch noch nicht ein Mann. In seinen Augen schimmerte mir sofort unendliche Neugierde entgegen. Es war die Sorte Neugierde, die ich von mir selbst kannte und in dem Moment fühlte es sich beinahe so an, als blickte ich in mein eigenes Gesicht.

Das Gesicht, das alles Wissen dieser Welt in sich aufsaugen wollte.

„Ich habe dich gefunden", sagte er und offenbarte mir dabei ein breites, gelbes Grinsen. „Das wird mir niemand glauben!"

Der ältere Mann brummte zustimmend, dann blickte er mich eindringlich an.

„Wir bringen dich zu deinen Eltern, Wüstenkind."

Die Worte taten das Gegenteil von dem, was sie sollten. Sie hätten mich mit Hoffnung nähren und trösten sollen. Jedoch fühlte ich dabei nichts als Pein.

Natürlich befanden sich meine Eltern hier, allerdings waren sie bereits seit sieben Sternzyklen nicht mehr mein Zuhause. Zahir war es. Er war mein Zuhause und zu ihm trieb es mein Herz. Meine Hand wanderte auf meine Brust und ich drückte auf das sehnsüchtige Ziehen darunter.

„Ich will nach Hause", krächzte ich und meinte das Gefühl in meinem Herzen, nicht meine Eltern.

Ich wollte zu Zahir.

Der ältere Mann blickte mich verständnisvoll an, dabei konnte er nicht ahnen, was in mir vorging. Er tätschelte meine Schulter, dann deutete er mit dem Kopf auf die drei Kamele, die hinter ihnen standen und mit welchen sie gereist waren. Sie waren schwer bepackt.

„Du hast Glück", antwortete er. „Wir haben noch ein Plätzchen frei und können dich mitnehmen."

Ich vergrub mein Gesicht in das Kopftuch, das sie mir gegeben hatten, damit die Tränen darin versickerten. Diese Kamele würden mich nicht an den Ort meiner Sehnsucht bringen.

„Es ist nur noch ein halber Tagesritt bis nach Jaradin", fuhr der Mann fort. „Das wirst du schaffen. Wir werden vor Einbruch der Nacht dort eintreffen."

Er erhob sich, packte meine Unterarme und hievte mich auf die Füsse. Das Blut schoss von meinem Kopf in die Beine und prompt tanzten schwarze Punkte vor meinen Augen.

„Ich will ... zu ihm", murmelte ich.

„Das wissen wir", sagte der Alte mit einem aufmunternden Lächeln auf den Lippen. „Und wir werden dich zurückbringen. Versprochen."

Obschon ich wusste, dass er nicht denselben Menschen meinen konnte wie ich, lag ein solch grosses Versprechen in diesem Satz, in diesem freundlichen, ja fast entschlossenen Blick, dass ich schwach nickte. Zum Dank.

Ein Zittern erfasste meine Beine und dann sackten sie ein.

☆☆☆

Der Passgang des Kamels war das, was mich schliesslich nach einiger Zeit wieder aus meiner Ohnmacht rüttelte.

Ich sass gut befestigt auf einem Sattel und bildete die goldene Mitte in einer Dreierkarawane. Hinter mir ritt der ältere Mann und vor mir der Junge mit dem Namen Yaqub.

Wir hatten die fruchtbaren Ebenen von Jaradin bereits erreicht und marschierten direkt auf die hohen Palmen der Oase zu. Ich richtete mich im Sattel auf, schob mein Tuch vors Gesicht und verbarg mich dahinter. Ein merkwürdiges Gefühl der Vorsehung überkam mich, als hätte ich das hier schon einmal gesehen. Als wäre ich schon einmal hierdurch marschiert.

Das war ich natürlich – nur in einer anderen Zeit.

Wir zogen durch die emsige Strasse und erreichten die Karawanserei. Die Windtürme des Gutshauses leuchteten hell und weiss gegen den stahlblauen Himmel.

Wir waren tatsächlich in Jaradin und nicht im Jaradina von vor 300 Sternzyklen. Ich senkte den Kopf. Das hier war das Ziel, an welchem ich vor einiger Zeit hätte ankommen sollen, doch Schadscharat al-Haya hatte mich an einen anderen Ort geschickt. Den eigentlichen Ort meiner Bestimmung.

Dort gehörte ich hin, dort gehörte mein Herz hin.

Dort und nicht hier.

Yaqub liess sein Kamel in die Knie gehen und half mir anschliessend vom Rücken meines Tieres. Ich stand noch immer auf wackligen Beinen und musste mich am Fell des Kamels festhalten, damit ich nicht auf den staubigen Boden kippte.

„Yaqub, bringe sie in den Innenhof und setze sie auf eine Bank. Ich werde nach ihren Eltern suchen und den Gutsherren informieren", meinte der Alte.

Das Gutshaus von Jaradin war noch so, wie ich es in Erinnerung hatte. Die Granatapfelbäume blühten in ihrer hellroten Farbe und wirkten wie unzählige Girlanden in einem Meer aus saftgrünen Blättern. Darunter wuchsen rosafarbene Hyazinthen und leuchteten selbst im schwächelnden Schein der Abendsonne voller Leben und Schönheit.

Vögel zwitscherten und Menschen lachten. Es war der Ort der Ruhe, den ich aus meiner Kindheit kannte. Hierher kam man, um sich von einer anstrengenden Reise durch die Wüste zu erholen.

Yaqub scheuchte ein paar Flughühner von einer Bank, die im Schatten einer großblättrigen Palme stand. Ich war froh, wieder sitzen zu dürfen, denn das Gehen fiel mir so unglaublich schwer.

Ich hatte kaum noch Energie in meinem Körper.

Mein Begleiter setzte sich neben mich hin und betrachtete den Springbrunnen vor uns, der fröhlich vor sich hin plätscherte. Mit dem Fuss kickte er einen Kieselstein davon und beobachtete ihn, wie er über die Pflastersteine rollte.

„Ich würde dir gerne Fragen stellen", murmelte er, „aber Baba sagt, ich dürfe das nicht."

Er schielte von der Seite zu mir hoch und schon wieder lag diese tiefe Bewunderung in seinem Gesicht. Was sah er bloss in mir?

Ich musste schrecklich aussehen. Von der Wüste entstellt, mit verheulten Augen, mein Blick trüb von dem Schmerz in meiner Brust. Ich war alles andere als ansehnlich. Aber dieser Junge blickte mich an, als wäre ich seine Erlösung.

„Geh niemals alleine durch die Wüste", hauchte ich.

Yaqub nickte, so als hätten meine Worte für ihn Sinn ergeben.

„Dafür fehlt mir der Mut", murmelte er und blickte auf seine Füsse. „Ich wünschte, ich wäre so mutig wie du." Er biss sich auf die Unterlippe, als hätte er etwas gesagt, dass er nicht hätte sagen dürfen.

Wahrscheinlich lag es daran, dass er als junger Kasbahre eigentlich nicht mit einer fremden Frau, die nicht Teil seiner Familie war und ohne männliche Begleitung unterwegs war, sprechen durfte. Doch die wenigen Leute, die sich im Innenhof des Gutshauses befanden, schien das nicht zu kümmern.

Ich blickte ihn an. „Ich bin nicht mutig", erwiderte ich, woraufhin Yaqub bloss schnaubte, als wäre er damit nicht einverstanden.

Er wollte ansetzen, um mir wahrscheinlich zu widersprechen, doch ehe er das tun konnte, kam der alte Mann auf uns zu und unterbrach unser Gespräch. Er trug ein breites, vielversprechendes Lächeln auf den Lippen, als er vor uns stehen blieb.

„Deine Eltern werden gleich hier sein", sagte er. „Warte hier auf sie."

Er sprach mit mir wie es ein Grossvater mit seinem Enkelkind tun würde und irgendwas an ihm erinnerte mich ein wenig an Sitty.

Der Kasbahre nahm Yaqub am Arm und zog ihn von der Bank. „Es ist Zeit für uns zu gehen, mein Sohn", sagte er. „Wir haben unseren Teil getan."

Yaqub gehorchte und folgte seinem Vater durch den Garten. Erst als sie bereits mehrere Schritte von mir entfernt waren, schreckte ich aus meinen Gedanken auf.

„Warten Sie!", rief ich. „Ich kenne doch gar nicht Ihren Namen!"

Der Mann bleib stehen und lächelte mich an.

„Mein Name ist belanglos in dieser Welt", erwiderte er. „Aber deinen, deinen wird man noch lange flüstern, Najmah Beduni."

Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. Ich hatte ihm nie meinen ganzen Namen genannt.

„Woher–?", wollte ich ihn fragen, doch ich kam nicht mehr dazu, denn plötzlich drangen zwei Stimmen an mein Ohr, die mein Herz höher schlagen liessen.

Meine Eltern.

Ich erblickte sie beim Tor, das in den Garten führte. Sie schauten verwirrt und zugleich verängstigt um sich und suchten etwas. Sie sahen so alt aus, aber sie waren es wirklich!

Ich erhob mich von der Bank, damit sie mich erspähen konnten. Meine Retter verschwanden derweilen aus dem Gutshaus, ohne dass ich ihnen für ihre gute Tat noch hätte danken können.

Meine Mutter liess einen erschrockenen Schrei hören, als sich unsere Blicke trafen und sie mich erkannte. Sofort eilte sie über den Innenhof direkt auf mich zu. Sie trug genau wie mein Vater die weisse Trauerkleidung der Kasbahra und schluchzte laut, als sich ihre dünnen Arme um mich schlossen und ich in den Schutz ihres Körpers gezogen wurde.

„Oh, Altair sei Dank, du bist es wirklich!", wimmerte sie. 

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Endlich ist sie wieder bei ihren Eltern :) 

Sind wir nicht alle glücklich deswegen?

Ich hoffe, euch hat der Start in die Geschicht gefallen. Von nun an werde ich versuchen, jede Woche ein Kapitel hochzuladen. Wahrscheinlich jeweils Samstag. 

Ich wünsche euch hiermit eine fröhliche Weihnachtszeit. Umarmt eure Liebsten und geniesst den Winter. ❤️


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