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16 - Der Orden der Wüstenrose

„Keine Gefahr ist dem Mut gewachsen."

☆☆☆

Ich erzählte Sitty alles.

Von meinem Sturz durch die Zeit, von Luays und Zahirs Edelmut, vom letzten Sultan und seinem atemberaubenden Palast und von der unverschämten Wassertänzerin, die zu meiner Freundin geworden war und mit mir zusammen das Wecken meiner Magie geübt hatte.

Und dann erzählte ich ihr von meiner Kraft.

Vom Strahlen der Sterne, vom Kribbeln in meinen Fingerspitzen und wie ich die Zukunft gesehen hatte. Wie ich sie gesehen hatte, als sich meine Kräfte das erste Mal manifestierten.

Die Dampffäden aus unseren Tassen hatten sich längst in Luft aufgelöst, als ich am schmerzlichen Ende meiner Geschichte angekommen war: Die Verlobung mit meinem Sandleser, Hamzas Verrat an seiner Familie und Zahirs verzweifelte Tat, mich vor seinem eigenen Bruder zu schützen.

„Er hat meine Lebenszeit geknechtet und mich zurückgeschickt, weil er dachte, ich wäre hier in Sicherheit." Meine Stimme zitterte. „Er tat es, obwohl er wusste, dass er mit blutendem Herzen in einer zerstörten Welt zurückbleiben würde ..."

Sitty nahm meine Hände in ihre. „Dieser Mann liebt dich mit seiner ganzen Seele", sagte sie. „Das höre ich aus jedem deiner Worte."

Meine Kehle verschnürte sich. Ich schüttelte den Kopf, um das beengende Gefühl loszuwerden. Selbst wenn ich Zahir durch meine Schilderungen möglichst lebensecht beschrieben hatte, war es dennoch nicht dasselbe. Sie konnte nicht ahnen, wie gut er war.

Wie gut er gewesen war.

„Ich vermisse ihn", brachte ich hervor.

Nun war es so weit. Die Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich biss mir auf die Zunge, um es zu unterbinden. Vermaledeites Weinen! Es half mir nicht, doch immer, wenn ich an ihn dachte, da wurde ich von der Trauer überrollt.

Meine Grossmutter drückte meine Hand fester. „Ach, Najmah."

Sie von allen musste wissen, wie sich dieser Schmerz anfühlte. Der Mann ihres Herzens wanderte schon seit einer Weile nicht mehr auf dieser Erde. Mein Grossvater war vor vielen Sternzyklen gestorben, da war ich noch ein Kind gewesen.

„Bald wirst du ihn wiedersehen", meinte sie tröstlich.

„Indem ich wieder in ein Zeitloch falle?", schnaubte ich. „Wohl kaum."

Die Hoffnung, Zahir jemals wiederzusehen, hatte ich längst aufgegeben. Am zweiten oder dritten Tag auf der Düne mitten in der Wüste, als der Nachthimmel so dunkel wie noch nie über mir gehangen hatte, als hätten die Sterne selbst keine Kraft mehr zum Strahlen. Da hatte ich die Hoffnung verloren, denn mir war bewusst geworden, dass meine Reise durch die Zeit ein reiner Zufall gewesen war und dass ich Schadscharat al-Haya nicht nochmal finden würde.

Wahrscheinlich wollte der Lebensbaum nicht mehr von mir gefunden werden. Ich war letztendlich daran Schuld, dass Zahir den Willen der Zeit gebrochen hatte. Ich war für diesen Bruch in der Natur verantwortlich.

Dass ich hier festsass, war meine Strafe.

Sitty blickte mich eindringlich an, als kannte sie eine andere Wahrheit.

„Du wirst ihn wiedersehen, Najmah", wiederholte sie. Unerschütterliche Überzeugung stiess mir mit diesen Worten entgegen wie eine Orkanböe. Meine Grossmutter meinte jedes einzelne Wort davon. Jedes.

Ich schüttelte den Kopf. Wenn ich anfing zu hoffen, dann würde das mein Herz nicht aushalten. Es würde sich daran klammern und letzten Endes zerbrechen.

„Wie denn?", krächzte ich.

Sitty legte ihre Hand auf meine und tätschelte sie. „Indem wir dich zurückbringen."

Ich musste kräftig blinzeln, was nicht an den Tränen in meinen Augenwinkeln lag sondern an meiner Verwirrung. Abermals formte sich dieses schelmische Lächeln auf Sittys Lippen, als hätte sie etwas ausgeheckt.

„Es gibt noch mehr von uns, Najmah. Mehr Menschen mit Magie." Sie deutete mit der Hand durch unser Fenster in den Innenhof. „Einen davon hast du bereits kennengelernt."

Mein Puls beschleunigte sich bei der Vorstellung, dass es noch andere Menschen wie mich in Kesh gab. Menschen, die Kräfte besassen, sie aber schlummern lassen mussten. Ich legte den Kopf schief, ohne auch nur für einen Wimpernschlag meine Grossmutter aus den Augen zu lassen.

„Araf?", riet ich.

Seit dem Moment, als er in Sittys Haus getreten war, hatte seine Aura auf mich gewirkt wie der Mond auf einen Träumer, so als ob wir etwas gemeinsam hätten.

Das wachsende Schmunzeln meiner Grossmutter war Antwort genug.

Was ist er?", fragte ich gleich weiter.

„Ein Wassertänzer", verriet sie. „Einer der Stärksten, den wir haben, denn er besitzt einen echten Multiplizierer. Die Mehrheit von uns beherrscht nur die Grundlagen der Magie. Er aber nicht."

„Araf kann Wasser knechten", hauchte ich so leise wie der Flügelschlag einer Eule.

Meine Grossmutter bestätigte meine Aussage mit einem Kopfnicken. Ihr Blick huschte zum Fenster, als befürchtete sie, jemand sässe dort in der Finsternis und könne uns hören.

„Nicht nur das", fügte sie an und lehnte sich vor. „Araf ist ausserdem ein Mitglied des magischen Ordens der Wüstenrose."

Ich runzelte verwirrt die Stirn. „Des was?"

Sittys türkisen Augen glitzerten voller Begeisterung. Ein weiteres Mal spähte sie nach draussen, um sicherzustellen, dass da niemand war.

„Das, was ich dir jetzt sagen werde, ist äusserst vertraulich", flüsterte sie, als ihre Augen sich in meinen wieder einrasteten.

Ein nervöses Flattern erfasste meinen Magen, als hätten ihre Worte und ganz besonders ihr geheimnisvoller Ton darin etliche Nachtfalter zum Leben erweckt.

„Der Orden der Wüstenrose ist eine uralte Gilde. Eine geheime Gilde, die sich im Zwielicht des Tages bewegt — zwischen Licht und Dunkelheit, in den Schatten unseres Reiches, in den Rissen dieser Welt."

Ich vergass zu atmen.

„Eine Gemeinschaft, gegründet von den Überlebenden der drei grossen Völker, um die Magie niemals verglimmen zu lassen und alles zu unternehmen, damit sie eines Tages wieder aufflackern kann." Ihr Blick fiel auf meine Brust. „In den Herzen ihrer Nachkommen."

Mir klappte der Mund auf. Ein geheimer magischer Orden? Das klang beinahe zu unglaublich, um wahr zu sein.

„Seit dem letzten grossen Krieg — seit dreihundert Sternzyklen — setzen sie sich für die Erhaltung der magischen Kraft ein", erklärte Sitty weiter.

Mein Oberkörper schwankte bei der Vorstellung. Das war eine unendlich lange Zeit, eine Ewigkeit!

„Es gibt diesen Orden auch heute noch?" Meine Stimme war rau und kantig wie ein Fels.

„Auch heute noch", bestätigte Sitty, „und seit deiner Geburt sind dein Grossvater und ich ein fester Teil davon."

Nun blieb mein Herz wahrlich stehen. „Ihr — was?"

„Es war der Orden der Wüstenrose, der uns diese Schrift damals zugesandt hatte", erläuterte sie. „Das Wachsiegel war ihres. Es ist das Symbol für den Widerstand: Eine Rose, die niemals verwelkt."

„Eine Wüstenrose", murmelte ich.

Die widerstandsfähigste Blume in der Wüste — und die schönste. Ein Zeichen der Unsterblichkeit.

„Ich bin genauso wie Araf Mitglied ersten Ranges", fuhr Sitty fort. „Es bedeutet, dass wir an vorderster Front gegen die Verbannung der magischen Kräfte kämpfen."

Mit stolperndem Herzen starrte ich ins verwitterte Gesicht meiner Grossmutter. Jene Frau, die mich während sieben Sternzyklen lang grossgezogen hatte wie ihr leibliches Kind. Jene Greisin, die sich manchmal über ihren steifen Rücken beklagte und sich gerne laut über das Verhalten von faulen Männern ausliess.

Nour Beduni. Meine Grossmutter. Eine Muzedin, welche die innere Kräfte der Menschen wieder zum Leben erwecken wollte — in einer Zeit, in welcher Magie seit Langem tabu war.

„Araf und du", brachte ich heiser hervor, kaum noch der Sprache mächtig. „Ihr ... ihr ... wehrt euch?"

„Im Untergrund", bejahte sie. „Unser Widerstand ist unsichtbar."

Obwohl mich das beruhigen sollte, tat es das nicht.

Sitty — eine Rebellin, eine Widerstandskämpferin!

Die Vorstellung, sie könnte sich in Gefahr begeben, weil sie sich für etwas einsetzte, wofür man in dieser Welt bestraft werden konnte, versetzte mich in blanke Panik. Man konnte wegen Schmähung und Verbreitung von Unwahrheiten festgenommen werden, nur schon, wenn man zu laut über Magie sprach. Wenn Sitty dabei erwischt würde, wie sie—

„Najmah", brachte mich ihre sanfte Stimme wieder in die Wohnstube. „Araf und mir wurde eine besondere Aufgabe zuteil. Eine, die uns von den Gründern des Ordens höchst persönlich übergeben wurde."

Sie machte eine Pause, um mir tief in die Augen zu blicken. Ich runzelte fragend die Stirn, noch immer unfähig, auch nur einen sinnvollen Gedanken zu formen.

„Es ist unsere Pflicht, dir zu helfen", verriet sie, „denn der Orden will, dass du in die Vergangenheit zurückkehrst."

Ein Schauder erfasste mich und erschütterte meine Schultern, meinen Rücken. Der Schock traf mich tief. Dass ich durch die Zeit gereist war, war eine Tatsache, über welche nur ich und meine Grossmutter im Bilde waren. Woher konnte das also dieser Orden wissen?

Ich benetzte meine Lippen, zwang meine gelähmte Zunge dazu, zu sprechen.

„Warum?", war die einzige Frage, die mir in dem Moment einfiel. Warum ich? Warum sollte ein geheimer Orden mir helfen wollen?

Der Blick meiner Grossmutter wurde weich, ihre Hand auf meiner war die einzige Stabilität, die in dieser Welt noch zu existieren schien. Der Rest um mich herum zerbrach einmal mehr in abertausende Stücke.

„Weil du zurück musst, Najmah", erwiderte sie ruhig. „Es ist deine Bestimmung. Das war es schon immer."

Meine Bestimmung? Ich selbst wusste ja nicht einmal, was ich in meinem Leben wollte und sollte. Bevor ich Zahir getroffen hatte, hatte ich lange geglaubt, dass es meine Bestimmung wäre, einen Nomaden zu heiraten und ihm eine gute Frau zu sein. Mit meinem Sandleser hatte sich das jedoch geändert. Mit ihm hatte ich zu glauben begonnen, dass es meine Bestimmung sein würde, mich selbst und die Welt zu entdecken.

Beides war mir jedoch genommen worden.

„Du bist der Kern, der gepflanzt wird, damit er in der Zukunft keimen kann", sprach Sitty weiter.

„Ich verstehe nicht, wovon du sprichst", gab ich kopfschüttelnd zu.

Sitty hob die Hand und strich mir eine Strähne hinters Ohr, tätschelte meine Wange. „Bald wirst du es verstehen", meinte sie. „Es ist alles so, wie es sein muss. Vertraue mir."

Die Güte in ihren Augen und den sanften, beruhigenden Stoss ihrer Magie, den sie durch mein Gesicht in mein Herz schickte, liessen mich für einen Moment verstummen. Während die Aufregung in meinem Herzen zu stillen begann, versuchte mein Geist, alles zu verarbeiten.

Meine Grossmutter war nicht nur eine Muzedin sondern auch ein wichtiges Mitglied eines Ordens, welcher in einer geheimen Rebellion die verlorene Magie wieder aufleben lassen wollte. Und ich spielte eine Rolle in diesem Aufstand. Eine Rolle, deren Tragweite ich überhaupt nicht fassen konnte.

Zittrig holte ich Atem und blickte Sitty in die Augen.

Meine Grossmutter war zwar alt, aber eines war sie nicht: Verrückt. Ihr Geist war so klar wie ein wolkenloser Himmel über der Wüste und aus ihr hatten immer die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit gesprochen. Selbst wenn sie diese verrückten Geheimnisse vor mir verborgen hatte.

In ihrem Gesicht las ich keinerlei Zaudern oder Unsicherheit. Nein. Sie war von dieser Sache — von diesem Orden — überzeugt.

„Dann ... dann soll ich zurück in die Vergangenheit, weil der magische Orden der Wüstenrose es so möchte?", fasste ich das zusammen, was sie mir soeben offenbart hatte.

Und weil ich es mir sehnlichst wünsche, hätte ich anfügen können, doch ich unterliess es. Das war der Wunsch meines Herzens und hatte nichts mit diesem Orden zu tun.

„Richtig. Araf wird dir helfen, einen Weg zu finden. Der Orden hat ihm diese Aufgabe gegeben. Er hat sich schon sein ganzes Leben lang auf diesen Moment vorbereitet."

Erstaunt hob ich die Augenbrauen. „Sein ganzes Leben?" Das war eine unfassbar lange Zeit, um sich auf eine Aufgabe vorzubereiten. „Er kennt mich doch kaum. Warum sollte er sowas für mich tun?"

„Najmah." Die Stimme meiner Grossmutter war diesmal eindringlicher, als davor. „Für ihn bist du Familie."

Entgeistert blinzelte ich sie an, suchte den Witz in ihren Augen. Doch da war keiner. Schon wieder meinte sie alles, was sie sagte.

„Wir sind verwandt?"

„Araf ist ein Nachfahre des Sultans des ewigen Sandes, genauer genommen von seinem jüngsten Sohn. Ich glaube, du hast mit ihm Bekanntschaft gemacht, als du—"

Meine Hände schnellten hervor. Ich krallte mich in den schwarzen Leinenstoff ihrer Kleidung und rüttelte Sitty sanft. „Araf ist ein Nachfahre der Tall-Qubars? Von Adil Tall-Qubar?"

Ich musste mich anstrengen, um nicht vor Aufregung zu schreien.

„Entfernt, ja."

Mein Herz machte einen Satz in meiner Brust.

„Deswegen war er so aufgeregt beim ersten Besuch." Sitty entfernte meine Krallen aus ihrer Kleidung und legte mir meine Hände zurück in den Schoss. „Er konnte es kaum erwarten, seine Urgrosstante kennenzulernen."

Meine Gedanken überschlugen sich und ich kam gar nicht dazu, ihre Worte richtig zu fassen. Alles, was ich denken konnte, war eines: Araf war ein Nachkomme Adils! Ein Grossneffe von Amela.

Diese Vorstellung löste ein raues Lachen von meiner Brust und erstmals klang es fast wie eines der grunzenden Salven der Wüstenprinzessin. Das war einfach fantastisch!

„Wann kann ich ihn wieder sehen?", wollte ich sodann wissen.

Meine Grossmutter erhob sich lächelnd. „Es ist weit über Mitternacht", meinte sie. „Ich glaube kaum, dass er jetzt noch wach ist. Du wirst dich bis morgen gedulden müssen."

Mein Blick schweifte zum Fenster. Die Zikaden schienen draussen als Bekräftigung ihrer Aussage noch lauter zu zirpen. Die Stadt schlief bereits seit einer beträchtlichen Weile. Wir waren wahrscheinlich die einzig wachen Seelen in der ganzen Wüste.

„Er meinte zudem, dass ihr erst dann mit eurer Zusammenarbeit beginnen dürftet, wenn du dieses Buch gelesen hast." Ihre Hand deutete auf das zweite Werk von Adil: Die grosse Schlacht.

Ich schaute fragend zu ihr empor. „Warum erst dann?"

„Es sind die Vorgaben des Ordens, denen wir zu folgen und die wir nicht zu hinterfragen haben", meinte sie achselzuckend. „Aber danach wird dich Araf auf deinem Weg begleiten. Darauf kannst du zählen."

Sie räumte die Tassen weg und stellte alles neben den Herd in die Küchennische. Ehe sie sich in ihre Schlafecke verzog, drehte sie sich ein letztes Mal zu mir um.

Ich konnte es noch immer nicht fassen. Die Quelle allen meines Wissens und gleichzeitig die Hüterin des grössten Geheimnisses meines Lebens stand vor mir. Meine Grossmutter.

„Er wird dich zurückbringen, Najmah", sagte sie vom Türrahmen aus und ich wusste, dass es ein Versprechen war, ein Schwur.

Die reine Wahrheit.

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Hallo ihr bunten Vögel 

Jetzt ist alles raus. 

Na, wer hätte das gedacht? Sitty ist nicht nur eine Muzedin, sie hat es sogar noch faustdick hinter den Ohren! Eine Rebellin, die liebe Oma. ;-) Für Widerstand ist man halt nie zu alt.

Was denkt ihr über den Orden der Wüstenrose? Warum wollen die Najmah zurückschicken? Wer gut aufgepasst hat, wird gemerkt haben, dass diese eine schöne Blume, die hier erwähnt wird, schon mehrmals vorgekommen ist.

Danke euch fürs Lesen.

Ich wünsche ein schönes Wochenende! 

Und @alle etwas ungeduldigen Leser*innen: Bald feiern wir Ostern und danach ballere ich euch mit Kapitel zu (also 2x die Woche reicht). Nur Geduld. Der Osterhase bringt euch die Wüstenprinzen (vielleicht) wieder zurück.

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