Epilog || Madelyn
Vier Monate später
Es fühlt sich fantastisch an, endlich den High-School-Abschluss in der Tasche zu haben. Es ist ein ganz neues Gefühl von Freiheit. Denn jetzt bin ich frei. Ich kann machen was ich will, ich kann hin gehen, wohin ich will. Keine Sorgen mehr. Keine Verpflichtungen mehr.
Ich habe auf jeden Fall noch vor, aufs College zu gehen, aber erstmal will ich mein Leben genießen. Später kann ich immer noch in irgendeinem Büro sitzen, auch wenn das definitiv nicht mein Ziel ist.
»Schatz, vergiss es. Er passt nicht durch die Tür«, sagt meine Mutter in diesem Moment und holt mich ins Hier und Jetzt zurück. Frustriert schauen wir beide meinen Koffern an, der partout nicht durch meine Zimmertür gehen will.
»Brauchen die Ladys etwas Hilfe?« Dad erscheint vor uns und sieht stirnrunzelnd den Koffer an. Dann verdreht er die Augen, hebt ihn einmal hoch und dreht ihn längst, sodass er ihn bequem in den Flur ziehen kann. »Also wirklich«, lacht er.
Das Verhältnis zu meinen Eltern ist in den letzten Monaten deutlich besser geworden. Wir alle drei bemühen uns darum und so langsam fällt auch der letzte Rest von Förmlichkeit, die unsere Beziehung in den letzten Jahren geprägt hat, ab. Und seit sie von der Sache mit Tucker wissen, sind sie noch einsichtiger geoworden. Ich glaube, sie sind vor allem sauer auf sich selbst, weil sie in Tucker so ein falsches Bild gesehen haben. Sie waren geschockt, als ich es ihnen mit gutem Zureden von allen Seiten schließlich erzählt habe. Natürlich haben sie ihn angezeigt und alle Geschäfte mit der Familie eingestellt, auch wenn mir seine Mom etwas leid tut. Sie ist wirklich ein herzensguter Mensch, ganz anders, als ihr Sohn.
Schließlich schleppen wir mein Gepäck nach draußen, wo schon der Campingbus bereit steht. Der Kofferraum ist offen und River versucht gerade, mehrere Kisten unterzubringen. Als er mich sieht, dreht er sich um und lächelt mich breit an.
Ich liebe sein Lächeln. Naja, eigentlich liebe ich alles an ihm. Ja, man könnte wirklich sagen, wir schweben mitten auf Wolke sieben. Und das fühlt sich unglaublich an. Keine Ahnung, ob es für immer so bleibt, aber wir leben für den Moment.
River kommt auf mich zu und drückt mir einen Kuss auf meinen Scheitel, schlingt die Arme seitlich um mich und sieht zu mir herunter. »Bist du bereit?«
»Ist das überhaupt eine Frage?« Ich lache. »Aber sowas von.«
»Gut, ich dachte schon, du hast es dir irgendwie anders überlegt«, sagt er im Scherz, aber ich höre die ernste Besorgnis aus seiner Stimme heraus.
Fest schaue ich ihn an. »Niemals. Ich will das hier. Mit dir.«
Er lächelt und wir wenden uns zurück an meine Eltern, die beide nun genau vor uns stehen. In letzter Zeit haben sie sich auch mit ihm bemüht. Zwar sind sie immer noch nicht hundert Prozent mit ihm zufrieden, aber sie sehen, dass er mich glücklich macht und das scheint ihnen zu genügen.
»Ihr solltet aufbrechen«, sagt meine Mom und nimmt mich in den Arm. »Fünf Monate Camping«, flüstert sie in mein Haar. »Genieß es, meine Große. Und schick mir Bilder, wo auch immer ihr hingeht.«
Ich lächle sie an und nicke. Wenn ich an unsere vorbestehende Reise denke, beginnt mein Bauch angenehm zu kribbeln.
Auch mein Dad zieht mich nun in seine Arme und drückt mich eng an sich.
In diesem Moment ertönt ein Lautes Hupen und wir drehen uns verwundert zu Straße.
Zwei Autos parken in unserer Einfahrt und die Türen werden aufgerissen. »Wir sind doch nicht zu spät, oder?«, fragt Rivers Mom lächelnd, als sie als erstes aussteigt.
Sofort muss ich auch lächeln, als ich Rivers freudigen Gesichtsausdruck sehe. Grinsend geht er auf seine Mutter zu und umarmt sie fest.
In den letzten Monaten hat sich auch ihre Beziehung verbessert. Seine Mutter hat begonnen, die letzten Jahre wieder gut zu machen. Klar, es ist schwer und noch immer liegt viel Schmerz zwischen ihnen, aber sie meistern die Sache echt gut.
Und sein Vater ist zum Glück noch in derselben Nacht gegangen, in der er gekommen ist – im Schlepptau mit meinem vielen Geld – und ist nie wieder gekommen.
Hinter Rivers Mom steigen nun Rory, Mia, Kenzie, Louis, Austin und Pherb – welcher seit neustem in deren WG wohnt, da Autsin nicht ausziehen wollte, um seine zwei »geliebten Chaoten« nicht alleine lassen zu müssen – und Jackie aus den zwei Autos aus und laufen fröhlich auf uns zu.
Damit haben wir nicht gerechnet und noch so glücklicher nehmen wir sie alle in die Arme. Wir reden, lachen, umarmen uns, verabschieden uns voneinander.
»Und wenn doch irgendetwas nicht stimmt oder River rum zickt, dann ziehst du einfach bei mir ein«, sagt Mia zum Abschied und drückt mich fest an sich. Sie ist zu einer sehr wichtigen Person in meinem Leben geworden und ich bin dankbar dafür.
»Na, hoffentlich nicht«, entgegne ich lachend.
Schließlich ist es Zeit für die Abfahrt geworden und wir winken unseren Liebsten nach, bis der Campingbus hinter einer Kurve verschwunden ist.
Die Sonne geht langsam auf und taucht die Welt in strahlendes, goldenes Licht.
Eine Weile fahren wir stumm ins Ungewisse, jeder hängt seinen Gedanken nach und trotzdem sind wir einander so nah und verbunden. Der Wind weht durch unsere Haare und die Vögel beginnen zu zwitschern. Das Freiheitsgefühl macht sich in mir breit und vorfreudig lächle ich River an.
»Auf ins Abenteuer«, sagt dieser leise und lächelt zurück. Dann dreht er sich nach vorne und schaut wieder auf die Straße, die Hände am Lenkrad.
Glücklich lehne ich mich in meinem Sitz zurück und lasse mein Gesicht von der hellen Morgensonne bescheinen.
»Ich glaube, ich kann es endlich sagen«, sagt River in diesem Moment leise.
Sofort weiß ich was er meint. Ich drehe den Kopf zu ihm und mein Herz setzt einen Satz lang aus. Ein angenehmes Kribbeln bildet sich auf meiner Haut. »Ach, ja?«, krächze ich.
»Ja.« Er nickt und sieht mich an. »Ich liebe dich, Madelyn.«
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