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|1| Alte Träume vergisst man nie

Islas Sicht
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Das Krähen des Hahns schreckte Isla auf. Einzelne Sonnenstrahlen schienen durch die Vorhänge in das kleine Zimmer und ließen die hölzernen Wände in einem glühenden Rot leuchten. Räkelnd setzte sie sich auf und rieb sich die Müdigkeit aus den Augen.

„Bist du auch endlich wach, Mami?"

Die vorwurfsvolle Stimme ihres Sohnes ließ Isla schmunzeln. „Ja, das bin ich. Warum gehst du nicht schon mal mit Pippi raus, Erwin?" Sie deutete zu der kleinen Hündin mit rötlichem Fell, die aufgeregt an dem Bett ihres Kindes hochsprang. „Sie scheint genauso ungeduldig zu sein, wie du."

„Mach ich, Mami!" Der kleine Junge sprang aus dem Bett und rannte zur Tür, die aufgedrehte Hündin an den Fersen. „Komm Pippi!"

Isla lachte und ihr Herz schien vor Freude und Liebe beim Anblick ihres kleinen Sohnes zu platzen. Sie fuhr mit ihren Händen durch ihr widerspenstiges, lockiges Haar, um die schlimmsten Knoten zu entwirren. Dann flocht sie es zu einem langen Zopf, der ihr über die Brust und bis zur Hüfte fiel. Sie schnappte sich ein paar Haarnadeln von ihrem Nachttischchen und legte den Zopf in einem Kranz um ihren Kopf. Altbacken und seltsam, hatten schon viele ihre Frisur genannt, doch sie gefiel ihr und das war alles, was zählte!

Vielleicht war sie ja altbacken und seltsam, dachte Isla, als sie die Tür ihres kleinen Holzhauses aufschloss und eine frische Morgenbrise sie umfing. Aber dafür konnte sie nun barfuß über den feuchten Rasen zum Stall laufen, mit einem verbeulten Zinkeimer in der Hand. Anders als das in einem hellen gelb angestrichenen Haus, hatte der Stall eine dunkle Holzfassade, dass ihn zwischen den zwei gigantischen Pflaumenbäumen fast unsichtbar wirken ließ.

Ein Bellen und Muhen empfing sie, zusammen mit einem Kinderlachen. Sie drückte die Tür auf und sofort begann die rote Hündin schwanzwedelnd an Isla hochzuspringen. Sie schwankte und plötzlich verschwammen die Bäume und der langsam hell werdende Himmel vor ihren Augen. Ein Piepen drang in ihre Ohren, doch sie schüttelte den Kopf und zwang sich zurück in die Realität.

„Aus, Pippi!", befahl sie, „Erwin, was machst du denn mit dem Hund im Stall?"

Der Junge nahm ihre Hand, wobei er fast genauso aufgedreht wie die Hündin auf und absprang. „Ich wollte den Kühen „hallo" sagen!"

„Dann kannst du das ja tun, während ich sie melke."

Isla ging zur ersten Kuh, einem schönen weißen Tier mit braunen Punkten, und streichelte ihr über die Seite. Dann bückte sie sich, wischte die Zitzen mit einem feuchten Tuch ab und melkte die Milch in den Eimer.

„Du bist ja mal wieder fleißig, meine Liebste", hörte sie die Stimme ihres Mannes.

Er sagte noch etwas, doch Isla konnte ihn nicht verstehen, da erneut dieses Piepen in ihre Ohren drang. Sie musste sich an dem Melkeimer festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Bitte, lass mich bleiben!", sagte Isla, wusste aber selber nicht warum.

Ihr Kopf dröhnte und alles drehte sich vor ihren Augen. Sie verlor das Gleichgewicht und die Milch schwappte aus dem Eimer und floss in einem schier endlosen Strom über ihre Hand und den Heuboden, bis sie nur noch weiß sah.

Das weiß der Milch... das weiß der Zimmerdecke...

Plötzlich war Isla wieder im Krankenhaus. Unermesslicher Schmerz in ihrem Unterleib. Sie fühlte sich, als würde sie platzen.

„Pressen, Sie müssen pressen. Sie schaffen das! Denken Sie an Ihr Kind."

Doch sie hörte die Verzweiflung in der Stimme der Ärztin. Sie würde sterben! Und ihr Kind... ihr kleines Baby!

Isla wurde schwarz vor Augen, als der Schmerz sie zu überwältigen drohte.

Und dann... nichts mehr. Keine Schmerzen mehr. Nichts! Nichts als Leere. Und in dem Moment wusste Isla, dass sie sterben wollte.

„Mein Baby!", versuchte sie zu schreien, doch ihre Stimme war kaum mehr als ein stockender Atem. Ein letzter Atemzug.

„Es tut mir so leid", flüsterte die Krankenschwester und legte ihr die Hand auf die Stirn. „Er hat es nicht geschafft."

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Islas Tränen rannen ihr über die feuchtgeschwitzten Wangen und fielen ihr in die Haare. Sie starrte die weiße Zimmerdecke ihrer berliner Wohnung an und dachte an das Lächeln ihres Sohnes, als er in ihrem Traum die Hündin gestreichelt hatte. Ein Lächeln, dass niemals sein würde. Ein Leben, dass niemals sein würde.

Sie tastete nach ihrem Handy und drückte den Alarm aus. Was, wenn sie einfach liegenblieb? Einfach liegenblieb und nie wieder aufstand.

Dennoch stand Isla auf und schlurfte ins Bad. Sie wusch ihr Gesicht, spritzte sich das warme Wasser ins Gesicht, schaltete auf kalt — und doch spürte sie es kaum.

Es war so perfekt gewesen. Das Landhaus, das sie sich schon als Kind erträumt hatte. Eigene Hühner... Kühe... und ihr Sohn, am Leben!

Was, wenn das hier der Traum war? Wenn sie mit ihrem Sohn im Arm in ihrer Farm aufwachen würde. Oh, wie sehr sie sich das wünschte!

Isla starrte in den Spiegel und erblickte eine Frau um die dreißig. Ihre braunen Augen waren leblos und durch dunkle Schatten gezeichnet. Einst hatten sie vor Lebenslust gestrahlt, während sie ihren Eltern erzählte, dass sie eines Tages wie ihre Uroma als Selbstversorgerin auf dem Land leben wollte. Nur ihre braunen Locken, die vom Schlaf verwuschelt in alle Richtungen abstanden, erinnerten noch an die Wildheit, die einst von Islas Seele Herr war.

Ein wildes Tier, schön, doch nicht zu bändigen. Ein Mädchen, abends mit ihrer Hündin Pippi durch dunkle Wälder laufend. Eine Kriegerin, die auf Mittelaltermärkten mit Pfeil und Bogen schoss. Dann eine junge Frau, die mit ihrer großen Liebe Mattis am Lagerfeuer saß, voller Lebenslust und Träume für die Zukunft.

Doch wer war sie nun? Eine verbitterte Frau, die von eben jener vermeintlich großen Liebe nach elf Jahren verlassen wurde, sobald er von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Eine Mutter, die ihr Kind verloren hatte...

Mit einer unnötig schwungvollen Bewegung nahm sie sich ihren Concealer aus ihrem Schminkkasten und verdeckte jegliche Spuren ihres seelischen Zustandes. Dann folgten etwas Wimperntusche, Blush und roter Lippenstift, der ihrem Gesicht die notwendige Frische verlieh. Gott, wie sie Makeup hasste! 

Zuletzt öffnete sie eine Dose und nahm eine großzügige Portion des Aloe Vera Gels ihrer eigenen Zimmerpflanze — das letzte, was von ihrem Traum eines eigenen Gartens noch übrig war. Damit bändigte sie ihr Haar in einem strengen Nackenknoten und nahm sich somit das letzte bisschen Individualität. Der Clean Girl Look war vollendet — und wie sie ihn hasste!

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