„Also erstmal ganz von vorne, du hattest mich ja vorhin gefragt, wer Bernhard ist, richtig?", ich nickte zögerlich.

War der etwa ein Schwerverbrecher, oder warum schauen die beiden mich jetzt so ernst an?

„Sagt dir der Nachname Schneider etwas?"
„Das ist doch dein Chef, oder liege ich da falsch?", jetzt schaute ich nicht nur verwirrt, sondern zweifelte auch noch an meinem Denkvermögen..
„Ja, da liegst du vollkommen richtig! Er hatte ein Anliegen an mich."

Ist ja schließlich auch sein Chef.. meistens laden die nicht zum Kaffee ein haha

Aber was zum Henker haben Mama und vor allem ich, dann damit zu tun?

„Es gibt, wie du ja weißt, einen Mangel an Rettungskräften hier. Theoretisch war das bist jetzt nicht schlimm und hat uns auch garnicht beeinträchtigt, allerdings ist es gerade etwas besonders. In Köln, ist der Mangel gerade so groß, dass die NEF's schon garnicht mehr ausrücken können, weil einfach die Ärzte fehlen. Bernhard, also Hr. Schneider, hat schon 3 andere von unserer Wache für 4 Wochen nach Köln verdammt, nur leider reicht dass noch nicht. Für mich wäre dass eine super Chance und für dich wäre es bestimmt auch mal schön, was anderes außer die 4 Wände deiner Freundinnen zu sehen."
„Aber was genau habe ich denn damit zu tun? Also klar, es ist bestimmt nicht schön für mich, 4 Wochen meiner Sommerferien ohne dich zu verbringen, aber wenn du es als Chance siehst und das so möchtest, wünsche ich dir ganz viel Spaß. Mama kann ja einfach 4 Wochen etwas weniger arbeiten, genug Überstunden etc. müssten sie ja bei dem vielen Arbeiten in letzter Zeit angesammelt haben...", mehr Verwirrung kann gerade nicht in mir herrschen. Ich werde doch nicht die jenige sein, die Papa bei so einer tollen Möglichkeit im Weg steht...

Was denkt er denn von mir?

„Genau da liegt dass Problem...", druckste Mama herum.
„Jetzt reicht es mir aber mal.. Könntet ihr bitte Klartext reden?", ich komme mit der Geheimnistuerei wirklich nicht klar.
„Mama, kann leider nicht weniger arbeiten.. auch bei denen herrscht gerade absolute Not am Mann. Was für dich bedeuten würde, so leid es mir auch tut, dass du mit mir nach Köln kommen musst, sollte ich diesem Angebot zustimmen. Wenn es für dich überhaupt nicht okay ist, ist dass natürlich auch ok! Dann sage ich einfach, dass es aktuell nicht klappt!", Papa möchte mir das schlechte gewissen etwas nehmen.

Allerdings kann ich auch sehen, wie Papas Augen geleuchtet haben, als er erzählte, dass er dort hin könnte. Er würde aber nur für mich, seinen Plan über den Haufen werfen. Das kann ich ihm doch nicht antun oder? Aber anderseits, möchte ich wirklich nicht nach Köln oder sonst wohin. Ich hatte mit Nisa und Anni doch soviel geplant für die Ferien... Wir wollten Partys feiern, Schwimmen gehen, Mädelsabende machen und ganz viele Filme schauen...

„Linea? Sag doch mal etwas..?", drang Mamas Stimme zu mir durch.

Oh man, ich möchte einfach nicht hier weg. Aber Papa wird dann bestimmt sauer, enttäuscht und traurig sein..

„Linea? Alles gut bei dir? Wenn es nicht okay ist, sag mir das bitte ehrlich! Dir ist keiner böse!", redete Papa weiter auf mich ein.

Das sagst du jetzt nur so... Natürlich wärst du enttäuscht.

Ich schaute wohl etwas verzweifelt, denn Papa schnipste gerade mit seinem Finger vor meinem Gesicht.

„Ich würde gerne darüber nachdenken, okay? Kann ich eventuell in mein Zimmer?
Oder braucht ihr jetzt schon eine Entscheidung?" Ich hoffte einfach mal, ich hätte noch etwas Zeit, um wenigsten kurz mit Nisa und Anni zu reden. Schließlich beeinflusst diese Entscheidung unsere kompletten Pläne.

Papa und Mama schauten mich etwas ratlos an, aber stimmten mir dann letztendlich zu.

Puhh, Glück gehabt.

Papa meinte noch, ich solle mich bis spätestens um 21 Uhr entscheiden. Bzw. ihm diese Entscheidung mitteilen sollte.

Als ich gerade vom Sofa aufstehen wollte, verhedderte ich mich etwas unglücklich in der Kante vom Sofa und legte mich einmal lang auf die Nase.

„Hast du dir weh getan?" Papa stand schon neben mir, bevor ich überhaupt realisiert hatte, dass ich gefallen war.

„Nein, nein. Alles gut, nicht mehr als sonst bei meiner Dummheit auch", jetzt lachte ich mich selber aus.

Papa schaute mich nur verstört an und half mir schließlich auf die Beine.

„Komm ab mit dir, du wolltest nachdenken", Papa schaute mir halb belustigt, halb zweifelnd dabei zu, wie ich versuchte, rückwärts Richtung Treppe zu laufen und dabei nicht noch einmal hinzufallen.

Als ich mich schließlich umdrehte und die Treppe nach oben ging, hörte ich nur noch wie Papa leise zu Mama sagte: „Ich wünsche, sie würde zustimmen. Es wäre bestimmt für sie auch mal schön, was anderes als Aachen zu sehen und für mich ist das auch eine tolle Chance!"

Ich sagte doch, Papa wäre enttäuscht, wenn ich nein sage...
Hat er mir gerade bestätigt...
Oh man

Kaum dass ich mein Zimmer betreten habe, klingelte mein Telefon.
Nanu?..

<Eingehender Anruf von Anni>
„Hey Anni, was verschafft mir die Ehre? Oder kannst du einfach Gedanken lesen?", schließlich wollte ich sie ja auch gerade anrufen.
„Ich hatte das Gefühl, du brauchst Hilfe? Nisa sitzt übrigens neben mir." Okay, sie kann wirklich Gedanken lesen.
„Das trifft sich super, ich brauche nämlich tatsächlich euren Rat."
„Hau raus, Nisa und ich sind ganz Ohr."
„Also, Papa soll in den Sommerferien vier Wochen nach Köln und dort auf einer Wache, als Notarzt aushelfen. An sich ja überhaupt keine Problem, allerdings muss Mama arbeiten. Und zwar so, dass sie nicht möchte, dass ich hier bleibe. Sie will, dass ich mit nach Köln fahre und den Großteil meiner Sommerferien dort verbringe... Allerdings ist das voll scheiße. Wir hatten doch so viel geplant und ich kann dann nicht dabei sein und lasse euch alleine", ich redete mich immer weiter in Rage.
„Aber schau mal, wir sind ja nicht aus der Welt. Wir könnten telefonieren und auch ganz viel schreiben. Wir sehen uns dann einfach ich den letzten zwei Wochen, regelmäßig. Zwischendurch kannst du ja auch mal vorbeikommen! Aachen ist ja jetzt nicht sooooo weit. Und auch dann können wir noch ganz viel machen. Sieh es doch positiv, du kannst auch mal was anderes sehen haha." Nisa versucht mich aufzumuntern.

„Also klar, die Argumente sind schon richtig, aber ich werde euch so krass vermissen."

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Macht noch was aus eurem Tag :)