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Das erste Gespräch

Song: Slipknot - Snuff



Während des Essens versuche ich, mich so klein wie nur irgend möglich zu machen und jeglicher Konversation sowie neugierigen Blicken aus dem Weg zu gehen.

Die Mensa ist mit großen Tischen, an denen acht Leute Platz haben, gefüllt, dennoch ist genügend Platz, an den Tischen vorbei zu gehen, ohne irgendwo anzuecken oder jemanden zu berühren. Neben dem Eingang befindet sich eine Theke mit der Essensausgabe, hinter der sich eine junge, dicke Frau mit nussbraunen Haaren sowie ein hagerer, grauhaariger, älterer Mann aufhalten, bereit dem nächsten Patienten einen Nachschlag oder auch das Dessert zu geben.

Alle Patienten sitzen an den Tischen und unterhalten sich lebhaft. Manche gestikulieren wild, andere wiederum drücken sich nur durch Worte und Mimik aus. Ich sitze mit Daniel an einem Tisch, er hat darauf bestanden und ich hatte nichts dagegen. Dann kann ich mich hinter ihm verstecken, wenn zu viele auf mich aufmerksam werden. Schon immer hasste ich es, im Mittelpunkt zu stehen und von allen anderen umringt zu werden. Das war einfach nie mein Interesse. Lieber bleibe ich für mich, ein einsamer Wolf sozusagen. Nur leider ist es so, dass solche Tiere ohne Rudel keine großen Überlebenschancen besitzen. Ihr früher Tod ist unausweichlich.

Neben Daniel um die Ecke sitzt ein rothaariger Teenager mit leichtem Braunstich in den Haaren, sie wirken wie Kupfer. Lustlos stochert er in seinem Essen herum und rümpft angewidert die Nase.
"Und sowas nennen die hier Essen", murmelt er, ohne den Blick von seinem Teller zu wenden. "Sei doch froh, dass du überhaupt etwas zu Essen bekommst, Valerian. Andere müssen ein Leben lang hungern." Das Mädchen mit den wasserstoffblonden Haaren neben ihm bedenkt ihn mit einem mahnenden Blick.
"Ich weiß, du hast ja Recht", seufzt Valerian und schiebt sich eine Gabel mit grünen Bohnen in den Mund.

Bei dem Anblick der Bohnen kommt mir die Galle hoch. Sie sehen nicht ekelig aus, das ist es nicht, allerdings schmecken sie so, wie sie riechen: nach verwesenden Tieren, weshalb ich sie auf meinem Teller zur Seite geschoben und somit aussortiert habe.
"Du auch, Neuer!" Überrascht sehe ich das wasserstoffblonde Mädchen, das mit ihrer Schminke eher als billiger Barbieverschnitt rüberkommt, an.
"Meine Mutter sagt immer: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!"

Mein Vater pflegte das auch zu sagen, aber der ist gerade nicht hier, ebenso wie ihre Mutter.
"Was habe ich mit deiner Mutter zutun?", will ich von ihr wissen. Eigentlich ist es mehr eine rhetorische Frage, weshalb ich keine Antwort erwarte und wieder auf meinen Teller starre. Dabei blende ich alles um mich herum aus: die Gespräche der Anderen, das Kratzen der hölzernen Stuhlbeine auf dem gefliesten Boden und das Scheppern von Metall auf Porzellan. Alles klingt wie nerviger Krach in meinen Ohren, der immer lauter wird und droht, mein Trommelfell zum Explodieren zu bringen. Es bereitet mir Kopfschmerzen und langsam entwickelt es sich zu einem Migräneanfall, den ich schon seit mehreren Monaten in Schüben bekomme.

Geistesabwesend schiebe ich mir eine Gabel nach der Anderen in den Mund und muss nach jedem Bissen einen Würgereiz unterdrücken. Dabei starre ich wie gebannt auf den Teller vor mir, der sich kaum zu leeren scheint. Der Appetit ist mir nun endgültig vergangen.

"Hey Neuer, iss doch noch was. Mehr wirst du hier nicht bekommen. Außerdem heißt es doch: wenn man den Teller nicht aufisst, gibt es am nächsten Tag Regenwetter." Die Blondine quakt vor sich hin und diesmal kann ich mir einen kleinen, zynischen Kommentar nicht verkneifen. "Dass dir dabei die Zähne noch nicht ausgefallen sind, grenzt dann wohl an ein Wunder", murmle ich vor mir mich hin, ohne irgendjemanden an dem Tisch anzusehen.
Wieder blende ich die Gespräche um mich herum aus und starre vor mich hin, apathisch.

Wird das wohl so weiter gehen? Die Ausgrenzung möchte ich selber, aber was würde ich wohl tun, wenn die anderen sich mir nähern? Ich weiß nicht, was der Entzug mit mir machen wird und ob ich wieder so werde, wie ich früher war.

Damals war ich zu jedem nett und hilfsbereit. Ausführlich habe ich auf Fragen geantwortet und mich mit Leuten unterhalten. Doch nachdem ich auf der Straße gelandet bin, um dem Alltag zu entfliehen und niemanden aus meinem Umfeld sehen zu müssen, hat sich all das geändert. Nicht mal meine Mutter wollte ich sehen und so ist es dazu gekommen, dass ich mir neue Freunde suchte. Ich suchte Halt in dem Abgrund, in den ich nach Julis Tod stürzte und meine neuen Freunde hatten mir den Ausweg gezeigt.

Der Moment, in dem ich lebte, in dem ich wirklich glücklich war, war es wert, noch mehr zu nehmen. Mehr Ecstasy, mehr Heroin. Ich konnte leben, gute Laune haben und vor allem konnte ich vergessen. Doch sobald die Wirkung abklang, schleuderte mir alles als Tsunami aus Schuld und Reue nieder. Es übermannt mich immer wieder, wenn ich nüchtern bin.

Jemand tippt mich an der Schulter an und ich schrecke aus meinen Erinnerung hoch. Ich schaue in Daniels braune Augen, die mir freundlich entgegen funkeln.
"Kommst du?" Verwirrt sehe ich mich in dem Raum um und stelle fest, dass allmählich alle aufstehen und den Saal verlassen. Sie alle haben Jogginghosen und ausgeleierte Shirts an, auch die Mädchen.

Ich nicke kurz und nehme das Tablett vor mir hoch, damit ich es wegbringen kann. Schnell ist es im Essenswagen verstaut und auch Daniel und ich verlassen den Raum. Er führt mich erneut durch lange Gänge, die nach jeder Ecke die Farbe wechseln. Die einen Wände sind grün gestrichen, während die nächsten einem Lavendel entgegen schleudern. Derjenige, der sich diese miserable Gestaltung ausgedacht hat, muss hier selber eingesessen haben.

In den Nischen stehen vereinzelt rote, runde Tische an denen sich Jugendliche sammeln und miteinander reden. Sie sitzen auf den grünen Stühlen, manche haben die Arme auf dem Tisch abgestützt, andere knibbeln an ihren Fingernägeln und wippen mit einem Bein auf und ab.

Daniel führt mich in einen nächsten Gang, in dem sich niemand aufhält. Hier hat man die Wände in Orange und Gelb gehalten, die Türen bestehen aus weiß gestrichenem Holz, neben denen Türschilder hängen. T. Malz lese ich auf einem der Schilder.
"Hier sitzt tagsüber die Leitung. Der Kerl ist noch relativ jung, schätze so Mitte Dreißig oder so." Daniels Stimme dringt gedämpft zu mir durch. Irgendwoher kenne ich diesen Namen.

Bilder rauschen mir durch den Kopf, wie ein junger Mann mit blonden, geschorenen Haaren mich auf den Arm nimmt, sich mit mir im Kreis dreht und ich dabei beinahe waagerecht in der Luft hänge. Dabei kann ich mich selber lachen hören, als hätte mir das alles Spaß gemacht. Aber das kann nicht sein. Oder vielleicht doch?

"Mika?" Eine tiefe, brummige Stimme dringt in meine Ohren und weckt mich aus den Bildern, die sich einen Weg in mein Gehirn gebahnt haben. Blinzelnd wende ich mich von dem Schild ab und schaue mich nach der Quelle der Stimme um.

Am Ende des Ganges steht ein Mann, der braune Bart beinahe so lang, wie der eines Zauberers, die gleichfarbigen Haare zu einem Zopf am Hinterkopf zusammengebunden. Die runde Brille verdeckt beinahe sein gesamtes Gesicht.

Nickend gehe ich zu ihm, Unsicherheit als mein Begleiter in den Beinen. Was mich erwarten wird, darüber möchte ich erst gar nicht nachdenken.
"Komm doch bitte mit mir in mein Büro." Mit in den Raum ausgestrecktem Arm weist er mich in sein Büro, ehe er sich noch an Daniel wendet.
"Danke Daniel, du darfst auf dein Zimmer, ich werde mich jetzt um den Rest kümmern." Dann schließt er mit einem leisen Klick die Tür hinter sich und erst, als er sich hinter seinen Schreibtisch setzt, erlaube ich mir, einen Blick in den Raum zu werfen.

Auf dem Laminatboden liegt ein weißer Fellteppich, der hoffentlich künstlich ist, an den Wänden hängen und stehen weiße Ikea-Regale, in und auf denen eine Menge an Büchern verstaut sind. "Guck sie dir ruhig mal an", brummt der Bärtige mir zu. Nickend trete ich an das erste Stehregal und erhasche einen Blick auf klassische Lyrik: Shakespeare, Goethe, Schiller, Kafka, Dürrenmatt.

 Ich ziehe das dünne Script zum Theaterstück Die Physiker heraus und betrachte es von allen Seiten.
"Haben Sie die alle gelesen?" Ein zustimmendes Brummen kommt von ihm. Auch wenn diese Bücher nie in meinem Interesse lagen, muss ich zugeben, dass all diese Dichter und Schreiber große Männer waren und noch immer sind.
"Hast du sie gelesen?", fragt er mich, woraufhin ich abwesend den Kopf schüttle und das Script wieder an seinen Platz stelle.

"Nein, ich stehe nicht so auf geschwollene Floskeln und Reden. Besonders nicht, wenn sich alles aufeinander reimt." Er gibt ein brummiges Lachen von sich, wobei sein gesamter Körper vibriert. Sein kugeliger Bauch, auf dem er die Hände gefaltet abgelegt hat, wippt auf und ab.
"Was ist denn dein Interesse?" Ich zucke nur mit den Schultern und setze mich ihm gegenüber auf einen der Ledersessel.
"Keine Ahnung. Ich lese vieles. Stephen King zum Beispiel." Kurz denke ich darüber nach, was mich noch mehr überzeugt hat, als die Bücher des God of Horror.
"Jekyll und Hyde", platzt es aus mir heraus.
"Das mit Abstand beste Buch, dass ich je in meinem Leben gelesen habe." Meine Arme lege ich auf die Lehnen zu meinen Seiten und strecke die Beine aus.
"Wahrlich ein Meisterstück", brummt der Bärtige.

Unsicher, was nach diesem kleinen Smalltalk kommen wird, greife ich in meine Hosentasche und ziehe meine Zigarettenschachtel heraus, um sie vor ihm auf den Tisch zu legen. Ernst sieht er mich an, in seinen braunen Augen liegt eine Frage, die er unbedingt stellen zu wollen scheint. "Gucken Sie rein. Wenn ich es tue, komme ich in Versuchung." Ich muss gestehen, dass es mir eindeutig missfällt, meine letzte Tablette abzugeben, die ich eigentlich hätte nehmen wollen.

Der Psychiater öffnet gespannt die Schachtel und zieht das kleine, durchsichtige Tütchen heraus.
"Hat man dir deine Sachen nicht abgenommen, als du heute Mittag ankamst?" Langsam bewege ich den Kopf von links nach rechts.
"Nein. Es wurde auch noch nicht entschieden, welchen Entzug ich machen werde." Wissend nickt er einmal kurz in der Zeit, in der ich mein Handy heraus hole, es ausschalte und ebenfalls vor ihm auf den Tisch lege.
"Ich möchte nicht, dass man mich des Regelverstoßes bezichtigt, obwohl mir das keiner entwendet hat."
"Gut, ich werde darauf aufpassen." Er öffnet eine Schublade und verstaut beides darin: die Drogen und das Handy.Die Zigaretten bekomme ich zurück.

"Hast du dich denn schon entschieden?" Seine bernsteinbraunen Augen treffen auf meine Grünen, die einst wie zwei Smaragde leuchteten, bevor das Schicksal mein inneres Feuer erlosch.
"Kalt." Dazu braucht es keine Überlegungen mehr. Die Gefahr von den Medikamenten, die einen unterstützen sollen, abhängig zu werden, ist zu hoch.
"Bist du dir da wirklich sicher, Mika?" Entschlossen blicke ich ihm in die sanften Augen. Unsicherheit spiegelt in ihnen, als habe der Mann vor mir Zweifel an meiner schnellen Entscheidung.

"Die Symptome des kalten Entzuges könnten dir mehr schaden, als dass sie dich befreien. Die Schmerzen werden unerträglich während der Entgiftung. Methadon könnte dir-" Sofort unterbreche ich ihn, von Wut aufgewühlt.
"Methadon ist eine weitere Suchtgefahr! Was meinen Sie, weshalb ich mich hier habe einweisen lassen?" Wider meines Erwartens bleibt er ruhig und lehnt sich in seinem Sessel zurück.
"Wie lange ist dein letzter Konsum her?" Ich ziehe die Stirn kraus.
"Welcher?"
"MDMA." Kurz überlege ich. "Letztes Wochenende, den Samstag." Verstehendes Nicken lässt den langen Bart auf und ab wandern. Mit der linken Hand streicht er diesen glatt.
"Und Heroin?" Ich zucke etwas zusammen.
"Ich verstehe nicht. Ich habe Cannabis konsumiert." Nun breitet sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen aus.

"Mika, dein Verhalten vorhin deutet nicht auf eine Abhängigkeit von Cannabis hin. Menschen, die Ecstasy konsumieren, tun dies meistens am Wochenende, auf Partys. Aber was ist mit der restlichen Zeit? Du bist in deinem Leben tief gefallen, das sehe ich in deinen Augen, ist das der Grund, weshalb du auch unter der Woche konsumiert hast?" Ich senke betroffen den Blick. Er hat Recht, mit allem, was er sagt.
"Heute Morgen", murmle ich geschlagen und weiche seinem intensiven Blick aus.
Der Psychiater greift nach einem weißen Blatt aus dem Drucker links hinter sich, nimmt sich einen Stift und notiert sich etwas.

"Du bist also wirklich fest entschlossen, alle Qualen des Entzuges über dich ergehen zu lassen?" Prüfend schaut er mich durch seine runde Brille an.
"Immerhin habe ich es verdient, so zu leiden", murmle ich, den Blick auf meine in den den Schoß gelegten Hände gerichtet.
"Wie kommst du denn darauf? Niemand hat es verdient, Leid oder Qualen ertragen zu müssen." Er hat ja keine Ahnung!

Mein Schweigen sieht er scheinbar als Aufforderung, weitere Fragen zu stellen.
"Sagst du mir, was dich belastet? Ich habe die Information, dass du ein Patient bist, dem das Borderline-Syndrom zu schaffen macht." Wütend sehe ich ihn an, die Augen verengt, den Blick gefüllt mit all dem Hass, den ich aufbringen kann.
"Ein Scheißdreck belastet mich!" Er kann mich mal kreuzweise mit seinen falschen Bemühungen, mir helfen zu wollen. Das Einzige, was er will, ist das Geld zu sehen, das er jeden Monat bekommt!

"Ist in Ordnung, Mika, sag mir, was dir Kraft gibt." Ein Schnauben verlässt meine Atemwege. "Musik." Trotzig verschränke ich die Arme vor der Brust und schaue zur Seite, auf die Regale. "Gut und welche Musik hörst du am liebsten, was ist dein Lieblingslied?" Aus dem Augenwinkel sehe ich ihn gehässig an.
"Snuff von Slipknot."
"Das ist ein schöner Song, der Sänger hat eine unglaublich starke Stimme, findest du nicht?"
"Als würde Sie sowas hören." Beleidigt wende ich mich wieder den Regalen zu.
"Aber nicht doch, ich verrate dir mal meinen Lieblingssong."

 Als ich meinen Kopf ihm wieder zuwende, hat er seine Ellenbogen auf dem Tisch abgestützt und das Kinn auf die gefalteten Hände gelegt.
"Afterlife von Avenged Sevenfold."
"Nur ein Song, den viele kennen, ohne es aktiv zu hören." Ich seufze.
"Findest du? Natürlich ist es ein Lied, das viele kennen, aber wer kennt denn Cry of Achilles außerhalb der Szene?" Überrascht weiten sich meine Augen bei dem Namen. Alter Bridge hat mein Vater früher immer gehört. Diese Musik lief immer, wenn er kochte, backte oder meiner Mutter im Haushalt beim Putzen half. Der Name der Band weckt immer wieder schmerzhafte Erinnerungen an ihn und Juli, weshalb ich dieser Band abgeschworen hatte. Ich wollte sie nicht mehr hören, nicht mehr die Erinnerungen in meinem Kopf haben. Cry of Achilles war Vaters Lieblingslied gewesen.

Der Gedanke daran ist ein Tsunami voll mit Schmerz, der mich immer wieder aufs Neue von den Füßen reißt, mich mit sich in die dunkle Tiefe reißt, bis ich im Schwarz ertrinke.

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