Nevius war genauso schnell verschwunden wie er gekommen war, und Tamara saß wie festgefroren auf der Matratze. Nevius. Nevius van Wehra. Van Wehra...
Etwas regte sich in ihr, eine verschwommene Erinnerung, nicht einmal annähernd genug um sie festzuhalten, aber sie spürte ein neues Gefühl in sich aufkriechen.

Angst.

Nicht solche Angst wie die, die sie seit der Begegnung mit ihm gehabt hatte. Eine Art Urinstinkt, der sie warnte. Halte sich von ihm fern!
Und dann fiel es ihr wieder ein.

,,Tamara!". Die Stimme ihrer Mutter hallte in ihr nach, immer und immer wieder, bis sie zu einem einzigen Geräusch verschwamm. Feuer tobte um Tamara herum, die Flammen leckten an ihren Armen und Beinen. Ihre Mutter lag am Boden, die Arme an einen brennenden Pfahl gekettet. ,,Tamara... lauf". Ihre Stimme wurde schwächer, doch Tamara konnte sie nicht allein lassen. Verzweifelt suchte sie in den Mauern aus Kriegern, den Kämpfen und den Flammen nach einer Lücke. Doch Nevius war schlau. Er würde sie nicht entkommen lassen. Sie war genau dort, wo er sie haben wollte.

Grobe Hände packten Tamara von hinten und hoben sie hoch. Krampfhaft versuchte sie sich dem schmerzhaften Griff zu entwinden, doch der Mann hinter ihr war ein ausgebildeter Soldat. Er konnte mit ihr machen was er wollte, sie würde sich nicht wehren können.

,,Mama!". Die Stimme der kleinen Tamara war hoch und verzweifelt. Ein panischer Kinderschrei. ,,MAMA!". Doch ihre Mutter würde ihr nicht helfen können.

,,Es ist allein deine Schuld. Ich habe dich gewarnt". Das geisterhafte Flüstern in ihrem Kopf war hämisch und triumphierend. Tamara schüttelte den Kopf, trat um sich, versuchte sie loszuwerden. ,,Nein... nein", wimmerte sie. Doch es würde nicht aufhören. Denn es war ihre Schuld. Allein. Ihre. Schuld. Die Schuld einer siebenjährigen.

,,Genieß den Krieg, Tamara Degray, nun endlich Ex-Prinzessin von Allerdaile"