10 - A thousand questions
Beide waren schweigsam, während sie sich um Tamara kümmerten, obwohl ihr doch tausende Fragen auf der Zunge brannten.
Doch erst als sie sie in ein Kleid steckten, smaragdgrün, mit langen, flatternden Ärmeln und einer eng geschnürten Taille, traute sie mich, mit einer davon herauszurücken.
,,Warum... warum bin ich eigentlich hier? Wofür müsst ihr mich so herrichten?".
Rico kniff die Lippen zusammen, als nähme er ihr die versehentliche Unterbrechung von vorhin immer noch schwer übel, doch seine Freundin schien Tamara verziehen zu haben, denn sie sah sie mitleidig an.
,,Du hast gleich eine Audienz. Beim...", sie zögerte ,,König. Du musst akzeptabel aussehen, mächtig und wir sind dafür verantwortlich dich vorzeigbar zu machen. Sonst... na ja, das möchtest du nicht".
Wow, das war ja beruhigend.
,,Aber... aber warum?". Tamara wollte es einfach nicht verstehen, es war als wäre ihr Hirn vollkommen vernebelt.
,,Ich denke nicht, dass...", sie blickte hilfesuchend zu Rico, doch der kümmerte sich nur verbissen um ihre glatten Haare und tat als bemerke er nichts. ,,Wir sind nicht die Richtigen um dir das zu erklären, Tamara".
,,Oh bitte". Tamara schnaubte und ihr harscher Tonfall tat ihr jetzt schon leid, doch sie war ihr Leben lang so behandelt worden und fühlte ein Anrecht auf die Informationen die sie wollte.
Die Frau wand sich. ,,Ich bin mir sicher, es ist besser, wenn dir die Geschichte jemand Zuständiges erzählt", versuchte sie Tamara abzuwimmeln, und es war wie das tausendste Déja-Vu. Im Waisenhaus, im Krankenhaus, beim Psychiater, einfach überall, wo sie in den ersten zwei Jahren nach ihrem Auftauchen unter der Brücke auftauchte.
,,Es tut mir leid, aber ich habe diesen Satz jetzt schon so oft gehört, und es hat nie zu etwas Gutem geführt. Könnt ihr mir bitte einfach sagen was los ist?".
Sie war müde von all dem was passiert war, alles was sie wollte, war eine logische Erklärung. Bittend blickte Tamara die beiden an und zu ihrer Überraschung knickte Rico zuerst ein.
,,Na schön", seufzte er angestrengt, ,,aber wenn rauskommt, dass wir dir etwas gesagt haben, sind nicht nur Allysa und ich geliefert". Er blickte Tamara drohend an und sie nickte schnell. Sie wollte nicht an dem möglichen schlechten Schicksal der beiden schuld sein, das konnte sie nicht auch noch ertragen. Nicht nachdem... schnell unterbrach Tamara ihre grausamen Gedankengänge.
,,Ich bin gut darin die Klappe zu halten. Glaubt mir", fügte sie an und hob spöttisch die Augenbrauen. Ein schmales Grinsen huschte über Ricos Gesicht, kaum merkbar, aber dennoch eindeutig da.
,,Also, lass es mich kurz machen", begann er schließlich. ,,Ally und ich kennen beide die Einzelheiten, allerdings beide nicht freiwillig. Der einzige Grund aus dem wir eingeweiht wurden, ist, dass van Wehra uns vertraut, denn wir kenne ihn aus Kindertagen".
Wow. Die beiden sahen so viel jünger aus, als Nevius van Wehra. Geradezu beängstigend jung. Er könnte auf den ersten Blick, glatt ihr Vater sein.
,,Er hat dich gesucht. Seit Jahren. Seine kranken Machtpläne haben ihn auf deine Spur gebracht, kaum dass du aus dieser Welt verschwunden warst. Indem er deine Mutter tötete, hat er deinen Vater gestürzt. Er war unfähig sich zu wehren und war ein leichtes Spiel für van Wehra. Er hat ihn ebenfalls getötet, und dann wollte er dich töten. Doch... du warst weg. Niemand weiß wie, doch du wurdest in die Menschenwelt gebracht und dort... dort konnte sich niemand mehr aufspüren. Niemand".
Mit immer weiter aufklappendem Mund hatte Tamara Rico zugehört und konnte es nicht glauben. Stammelnd versuchte sie zu einer lächerlichen Antwort anzusetzen, doch die Beiden waren noch nicht fertig. Allysa sprach weiter.
,,Doch jetzt bist du wieder hier und mit dir, die Bedrohung. Nevius würde es nie zugeben, doch er fürchtet dich. Er fürchtet, dass du ihm alles zerstören könntest, was er seit Jahren plant. Wir kenne seinen Plan, doch allein, dass er dich zurückgeholt hat... er wird versuchen, jetzt endgültig der mächtigste Mann des Universums zu werden und du spielst dabei anscheinend eine bedeutende Rolle".
Unbehaglich blickte Tamara sie im Spiegel an. Sie wollte nicht Teil eines kranken Planes sein, eines Vorhabens, das nur zerstörerisch sein konnte. Bilder von Flammen, der Klang von den gequälten Schreien meiner Mutter blitzten in ihrem Geist und sie drängte sie mit aller Macht wieder zurück.
Dann versuchte sie sich zu sammeln. ,,Also...", begann Tamara zögerlich, ,,heißt das, dass ich dem Mann der meine Mut-... mein Leben zerstört hat, helfen soll, die Welt zu übernehmen. Und mein Vater hat etwas damit zu tun, woran ich mich nicht erinnern kann, wie auch an sonst nichts".
Allysa wechselte einen schnellen Blick mit Rico und sie sahen aus, als würden sie eine Stumme Unterhaltung führen, die ihnen beiden nicht behagte.
,,Du erinnerst dich an... gar nichts?", fragte sie zögerlich und umklammerte krampfhaft die glatte Haarsträhne die sie gerade in der Hand hielt.
,,Ja, aber-„.
,,Du bist dir sicher?", legte Rico nach, als Allysas Hand panisch zu zittern anfing.
,,Ja, ich erinnere mich an nichts, bis zu den Moment in dem ich unter der Brücke bei den... bei den Menschen aufgewacht bin, aber-„.
Er würgte Tamara mit einer harschen Handbewegung ab und sie lehnte sich fragend zurück. Was war hier los? Sollte nicht eigentlich ich die Panische sein??
Rico strich Allysa eine rostrote Hasrsträhne aus der Stirn, beugte sich zu ihr hinab und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte mit weit aufgerissenen Augen, ließ jedoch noch nicht Tamaras Haar los.
,,Tut mir leid", sagte Rico barsch und klang, als könnte es ihm nicht weniger leidtun, ,,Aber wir können dir nicht noch mehr erzählen".
,,Aber-„, so schnell wollte Tamara noch nicht aufgeben.
,,Nein!". Er atmete gestresst durch. ,,Nicht mehr".
So ließen die beiden sie mit Unmengen an Fragen zurück, während sie sie hübsch machten.
Noch ein wenig goldener Lidschatten, eine glitzernde Smaragdspange ins Haar und ein enges Lederband am Hals, an dem ein metallener Anhänger in Form eines sechszackigen Sterns baumelte, dann geleiteten sie Tamara ohne ein weiteres Wort durch eine weitere Tür.
Als sie sah, was dahinter auf sie wartete, wusste Tamara eins:
Sie hasste Türen.
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