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I. - Das Geheimnis von Elendor

[Kurzgeschichte, entstanden im Rahmen des Schreibwettbewerbes "Schwing den Füller" von @Pflanzia_Yasmine]

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In einem von flackernden Kerzen schwach beleuchteten Raum.

„Wohin willst du?"

„Ich hätte gar nicht bleiben sollen."

„Aber -"

„Danke, du hast mir sehr geholfen."

„Es ist mitten in der Nacht!"

„In der Nacht bin ich zuhaus', die Dunkelheit ist meine Heimat."

„Du solltest nicht gehen. Bleib. Bitte. Wenigstens für heute noch. Was du vorhast, ist gefährlich."

„Nicht für mich."

Schweigen.

„Warum tust du das?"

„Alles, was entsteht, ist wert dass es zugrunde geht."

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𝓔s gibt da eine uralte Legende, die sich die Menschen noch heute im Tal von Elendor erzählen. Tief in den Bergen des Darsasgebirges, so heißt es, liegt der Eingang zu einem unterirdischen Geisterreich.

Jenes altes Wissen über die zweite Welt unter dem riesigen Gewicht der Berge ist jedoch zum größten Teil verloren gegangen. Wer waren die Bewohner jenes Reiches? Wie können sie leben, dort unten, eingeengt zwischen Felsen, wo kein Sonnenstrahl je hineindringt? Oder gibt es gar eine unbekannte Energiequelle in der Tiefe? Die Menschen wissen es am heutigen Tag nicht mehr. Die Bruchstücke an Informationen und Botschaften aus dem vergangenen Jahrtausend - für sie scheint sich keiner mehr zu interessieren. Schlimmer sogar: Man wollte sie am liebsten für Immer vergessen, als würde das all die Dinge ungeschehen machen. Jene Dinge, die man bis heute nicht vergessen konnte.

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„𝓞ma, darf ich mir eine Geschichte wünschen?" Die Augen des blonden Mädchen strahlten bei diesen Worten.

„Mein Kind", die alte Frau mit dem weißen langen Haar atmete schwer, „Gib mir einen Moment der Ruhe. Wir wollen die Aussicht genießen."

Ihre Worte schwebten einen Augenblick in der Luft, ehe die alte Frau sich auf die Holzbank setzte, den mit geschnitzten Muster verzierten Gehstock locker in der Hand. Das Atmen fiel ihr immer noch schwer, so als zöge es sie wieder hinab ins Tal. Ihre Enkelin war es, neugierig, verspielt, offenherzig - so voller Leben! -, die sie alle zwei Tage hier hinauf brachte, auf diese Anhöhe mit Blick hinab in die Ortschaft.

„Schau! Wie klein die Häuser dort unten sind! Und wie groß die Berge!" Das Mädchen, Linda war ihr Name, streckte die Hände in den Himmel und lachte. Wie wundervoll diese Welt doch war!

„Kannst du mir jetzt die Geschichte erzählen?" Linda kam sogleich und kletterte neben die Großmutter auf die Bank.

Die alte Frau schmunzelte in sich hinein. „Du meinst jene Geschichte vom Innerbergvolk, von jenen Geschöpfen, die tief, so tief, in den Bergen leben?"

Die Augen des Mädchen leuchteten auf. „Ja! Ja, genau die!"

„Dann pass auf und hör gut zu: Vor vielen vielen Jahren, lange bevor du geboren wurdest und lange bevor ich das erste Mal den Auenberg bis zum Gipfel erstieg" - sie zeigte mit ihrem Gehstock auf jenen Berg, der zu ihrer rechten lag - „Ja, sogar lange bevor meine Eltern die Linde, deren Namen du trägst, neben unseren Haus pflanzen, lange bevor je ein Südländer das Tal betreten hatte, da kannten wir das Volk in den Bergen gut.

Botschaften wurden ausgetauscht, manchmal sogar Waren. Bis immer wieder Menschen spurlos in den Bergen verschwanden.

Zuletzt vermittelte ein letzter mutiger Botschafter zwischen ihrer Stadt tief im Inneren der Berge und unserem Tal. Fünf Tagesmärsche brauchte er, um von hier bis zu ihren zu kommen. Es gar nur einen einzigen Weg, einen schmalen Pass über den Steilen Bergkamm, der nur bei gutem Wetter betreten werden konnte. So konnte es schnell gefährlich werden und die Reise verlängerte sich. Doch immer kam der Botschafter zurück. Und dann erzählte er die wundersamsten Geschichten.

Er wäre zu einer Höhle gekommen. Neben dem Eingang hatte jemand mit äußerster Kunstfertigkeit ein Relief in den Stein gemeißelt. Mittlerweile war es mit Moos überwachsen, doch immer noch gut erkennbar. Die sich windenden Drachen wirkten fast lebendig. Geschöpfe der Dunkelheit. Man nannte sie die Türwächter. Jeder, der versuchte Zugang zum unterirdischen Reich zu gelangen, musste an ihnen vorbei. Nur jene, die in guter Absicht kamen, konnten passieren. Wer etwas Böses im Sinn hatte, bei dem würden sie sich in voller Größe zeigen. Jene Menschen sind nie zurückgekehrt.

Doch der letzte Bote kehrte immer zurück und erzählte aufgeregt, was er erlebt hatte, als sich die Höhle als ein riesiges unterirdisches Reich entpuppte."

Lind lauschte ihrer Großmutter und ihr war, als lausche sie selbst den Worten des letzten Botschafters, ja fast, als wäre sie es, die aus den Bergen zurückgekehrt war, aus einer anderen Welt.

„Die Beziehung zwischen Unterwelt und Oberwelt fand ihr jähes Ende, als das älteste Artefakt der Welt gestohlen wurde. Jenes Artefakt soll seit Anbeginn unserer Zeit existieren und von unvorstellbaren Wert sein. Möglicherweise, so spekulieren einige, stamme es aus einer Zwischenwelt, die es zwischen unserer Welt und jener unter den Bergen brauchte, damit eine Kommunikation zwischen oben und unten überhaupt möglich wurde. Doch dieses Artefakt war auf einmal weg, unbemerkt gestohlen. Damit war das bereits wacklige Vertrauen endgültig gebrochen. Das Innervolk wurde wütend, so wütend, dass die Berge erzitterten. Ihr Wutschrei löste Steinschläge aus, die den einzigen Eingang in den Berg verschütteten. Niemand sollte je mehr hinein oder heraus kommen, für alle Zeit - käme nicht jemand und bringe das geraubte Artefakt zurück."

An dieser Stelle schloss die alte Frau ihre Erzählung. Die Sonne versank gerade hinter den Bergen. Linda, die durch ihre Worte in die Berge gereist war, fand sich langsam auf der Anhöhe wieder. Ihre zarte Stirn kräuselte sich auf einmal.

„Wie sieht denn das Artefakt aus?"

„Das weiß niemand mit Sicherheit, mein Kind. Niemand hat es je zu Gesicht bekommen."

„Aber es wurde doch geklaut!", protestierte sie, „Wie sollen wir es da zurückbringen können?"

Linda wusste, dass Oma immer einen Rat hatte, nie - aber auch wirklich nie - wusste sie nicht weiter. „Du musst doch jemanden kennen, der es wissen könnte!"

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𝓓er Abendstern stand bereits hoch am Himmel und die Berge umlagerten das Tal von Elendor wie schattenhafte Riesen. In den meisten Fenstern war das Licht erloschen und die dunklen Gassen lagen verlassen da. Nur hier und da huschten lautlose Schemen umher, aufblitzende Augen in der Nacht.

Im Gasthaus brannte noch Licht, doch auch dort war es still. Kerzenschein erhellte die Gaststube, und das einzige Gesicht, was zu sehen war, gehörte dem Wirt selbst, der die Stube kehrte, die Tische abwischte, die Krüge spülte und zuletzt das Bild an der Wand wieder gerade hängte. Es zeigte das Darsasgebirge an einem längst vergangenen Tag. Der schmale Pass schlängelte sich weiter in die Berge, die Gipfel ringsum waren schneebedeckt. Wenn er es länger betrachtet hätte, wäre ihm die Bergöffnung am Ende des Weges aufgefallen.

Unerwartet klopfte es an der Tür. Der Wirt hielt mitten in seiner Bewegung inne. Es klopfte noch einmal.

Brummig, weil er es um diese Uhrzeit unangebracht fand, Gäste zu bedienen, ging er zur Tür und öffnete den Riegel.

„Wir haben bereits geschlos-"

Vor der Tür stand niemand. Nur eine gähnende schwarze Leere.

„Ist da wer?" Die Worte klangen dumpf, wie als redete er durch Stoff. Ihm fröstelte.

Eine Gestalt schien sich aus dem Schatten zu lösen. Er blinzelte.

„Wer seid ihr?"

Der Wirt versuchte unter der Kapuze ein Gesicht zu erkennen. Vergebens. Ihm war unwohl.

„Ein weit Gereister."

Die Stimme seines Gegenübers hatte einen wohlwollenen Klang.

„Ein nächtlicher Wanderer also." Er lachte und wusste selbst nicht warum. „Soso. Dann komm herein. Viel anbieten kann ich dir zwar nicht, aber für dich wird es reichen, Wanderfreund. Komm rein. Ich kann dich ja nicht draußen in der Kälte stehen lassen."

Und so drehte er sich um, ließ die Tür offen, doch der Schatten folgte ihm nicht.

Der Mann vor der Tür räusperte sich. „Meine Stiefel sind sehr dreckig und ich sehe, Ihr habt gerade erst die Dielen geputzt."

Der Wirt winkte ab, gut gelaunt auf einmal. „Lass nur an. Die Dielen mussten schon mehr ertragen. Komm nur endlich herein."

Lautlos trat die Nachtgestalt über die Schwelle. Erst jetzt konnte der Wirt einen richtigen Blick über ihn erhaschen. Seine dunkel gefärbte Kleidung hatte einen gewissen Anreiz an Eleganz und sprach für einen begabten Schneider sowie einen gut gefüllten Geldbeutel - Dinge, die der Wirt sehr wohl schätzte.

„Wir haben uns einander noch gar nicht vorgestellt", sagte der Wanderer, zog seine Kapuze vom Kopf und reichte mit einem charmanten Lächeln dem Wirt die behandschuhte Hand. „Mefisto."

Etwas verdattert ergriff der Wirt die ausgestreckte Hand und starrte in ein Paar durchdringende dunkle Augen. „Freud mich", erwiderte er etwas abgehackt, „Oskar."

„Die Freude ist ganz meinerseits, auch so spät am Abend." Er zwinkerte.

Der Wirt verstand und trottete hinter seinen Tresen und griff nach einen der aufgereihten einfachen Schlüssel.

„Du willst dich sicher ausruhen. Eine freie Kammer findest du hier die Treppe hoch, gleich die erste Tür links."

Aufmerksam nahm der Schwarzgekleidete den Schlüssel entgegen.

„Alles weitere morgen früh. Zu Sonnenaufgang gibt es Frühstück. Heute Abend kann ich dir nur eine Kante Brot anbieten."

„Danke, ein Ort zum Ausruhen genügt."

Sie sagten sich gute Nacht, fast ein wenig, als würden sie sich schon länger kennen, dann verschwand der Neuankömmling in seiner zugewiesenen Kammer.

Der Wirt sah ihm hinterher. Irgendwas war seltsam an der Situation gewesen. Je länger er darüber nachdachte, desto weiter schien es sich zu entfernen. Er kam nicht darauf, was es war. Du bist müde, dachte er, und du brauchst dringend Schlaf, um wieder klar im Kopf zu werden.

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𝓢enta trug den überfüllten Korb mit Wäsche in den Garten. Die Morgensonne glitzerte in tausenden kleiner Tautröpfen in den Gräsern und es erfrischte ihre Sinne, als sie barfuß zu den Wäscheleinen ging. Heute war Waschtag und eigentlich sie liebte es, die Kleider rein zu waschen. Beim Schrubben konnte sie sich wunderbar entspannen und ihre Gedanken raus in die Welt fliegen lassen.

An diesem Tag jedoch fiel ihr das schwer. Sie hatte schlecht geschlafen und es beschäftigte sie gedanklich immer noch. Nassgeschwitzt und mit rasendem Herzen war sie mitten in der Nacht aufgewacht. Gedankenfetzen hielten sie wach. Sie hatte Angst gehabt, dass sie wiederkämen, sobald sie die Augen schloss, so intensiv und lebendig war ihr alles vorgekommen.

Jetzt, an diesem wundervollen Morgen, wirkte die Welt viel zu friedlich, als dass sie real sein konnte. In Gedanken versunken hang sie Kleidungsstück um Kleidungsstück zum Trocknen auf die Leine.

Plötzlich zupfte eine kleine Hand an ihrem Rock. Sie sah hinab und ein zartes Lächeln schlich sich unbemerkt auf ihre Lippen.

„Linda."

Ihre kleine Cousine sah mit großen treuen und ebenso verspielten Augen zu ihr empor. Direkt hinter ihr entdeckte Senta den kleinen Tommi, den Nachbarssohn und Spielgefährte Lindas, der etwas schüchtern zwar, aber ebenso begeistert aussah.

„Bitte komm' mit! Mami hat gesagt, du würdest Mitkommen!" Das Mädchen zerrte ungeduldig an ihrem Rock.

„Soso, wenn die Mami das gesagt hat."

„Auja!" Linda lachte freudig und Tommi stimmte mit ein. Senta grinste. Die Kinder hatten sie ihre Albträume vergessen lassen. Sie befestigte schnell noch die letzte Hose mit einer Holzklammer an der Leine, ehe sie ihre volle Aufmerksamkeit den Kindern zuwendete.

„Wohin soll es denn gehen?"

„Zum Mann mit den alten Sachen!", antwortete Linda sofort.

„Welche alten Sachen?"

Linda schien zu überlegen.

„Schätze", sagte Tommi leise.

„Ja! Schätze! Und Artikafi"

„Arti-was?"

„Oma sagte, er wüsste etwas darüber!"

Linda war begeistert, das sah Senta dem jungen Mädchen an und sie hatte auch eine Idee, von wem die Rede war: „Ihr meint, ihr wollt zum Gringsel Micha?"

Jeder Mann wusste, dass der ältere Heer eine Vorliebe zu alten Dingen hatte und einen Sinn für Ästhetik besaß, die er in seinem kleinen - und angemerkt auch in Elendor einzigen - Antiquitätenladen zum Ausdruck brachte.

Es dauerte nicht lange, bis man die Drei durch die Straßen von Elendor laufen sah. Die beiden Kinder rannten voraus und Senta, die einen Korb mit sich trug, in dem sich Marmelade und eingekochte Kirchen für den Herrn Gringsel befanden, ging hinter ihnen.

Sie dachte sich nichts dabei, als sie den Kindern etwas Vorsprung gab, denn was sollte in einem Dorf, wo jeder jeden kannte, schon passieren? Als sie eben in eine der schmalen Gassen bog, sah sie die auf und ab hüpfenden Zöpfe von Linda und die kurzen Hosen von Tommi gerade noch um die Ecke biegen. Daran, dass sie das Ende der Gasse nicht mehr erreichen würde, dachte sie erst, als sie die Szene aus ihrem Traum wiedererkannte.

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𝒵wei kleine Nasen zwischen vier kleinen Händen pressten sich von außen gegen das verstaubte Schaufenster. Durch das Glas gedämpft drangen undeutliche Stimmen in den kleinen Antiquitätenladen und vermischten sich mit dem rhythmischen Pochen kleiner Stempel auf Papier. Die so entstandene Musik schwoll an bis das hohe Klingen des Glöckchen das Ende der Zeile verkündete. Erst als er den letzten Absatz beendet hatte, sah Herr Gringsel von seiner Schreibmaschine auf, rückte seine Brille zurück auf die Nase und dann erblickte er die winkenden kleinen Gestallten vor dem Fenster.

So schnell er in seinem Alter noch konnte, stand er auf und schlürfte zur Tür, um herauszufinden, um wem es sich bei diesen überraschenden Besuch handelte. Als er erkannte, dass es Kinder waren, die aufgeregt vor der Tür standen, fühlte er sich wie in der Zeit zurück versetzt, als es seine eigenen zwei Buben gewesen waren, die ihn aus seiner überfüllten Stube, aus seiner dunklen Ecke, heraus holten. Jahre waren verstrichen, seine Kinder erwachsen und hinfort gezogen. Seine Frau war verstorben und nun verlor er sich oft Tage lang im Studieren der alten Texte, las und las, am Tag und durch die Nacht und wenn er einschlief und wieder erwachte fanden seine Finger von allein zum Pergament zurück. Was draußen, vor seinem Fenster, geschah, bekam er kaum noch mit, ja er vergaß sogar immer wieder, dass es ein Geschehen vor seiner Tür gab.

Nun sah er in zwei Paar Kinderaugen, unfähig, ihre hohen und schnellen Stimmen zu verstehen.

Doch dann fielen Worte aus der ihm so bekannten Welt zwischen den alten Zeilen, Worte aus seiner Welt.

„Weißt du vom Artefakt?"

„Was ist das Artefakt?"

„Die Welt unter dem Berg."

Er wusste wovon sie sprachen und es erschien ihn wie ein Traum, dass sie an diesen unscheinbaren Tag zu ihm kamen, um ihn genau danach zu fragen, woran er so lange geforscht hatte. Jahre schon hatte es keinen Tag gegeben, an den er nicht daran gedacht hatte. Das, obwohl es schon lange niemanden mehr gegeben hatte, der davon wissen wollte. Er jedoch hatte das Wissen gehütet, geforscht, so gut er konnte, und dabei nie gewusst, dass es den heutigen Tag wirklich gegen würde. Jetzt war es so weit, heute war der Tag.

„Ich", sagte er, „Ja, ich kenne die Welt unter den Bergen."

Die beiden Kinder sahen sich an und jubelten.

„Und das Artefakt? Oma sagte, du wüsstest mehr darüber!"

„Hm, vielleicht", entgegnete er geheimnisvoll, „Wollt ihn nicht hereinkommen? Hier drinnen findet ihr Antworten auf die Fragen nach der Vergangenheit."

Kaum hatte er das zu Ende gesprochen, huschten die Kinder an ihm vorbei ins Innere seines überfüllten Geschäfts. „Aber seid bitte vorsichtig!", rief er ihnen noch schnell hinterher.

Er wollte ihnen schon hinterher gehen, da wurde er von hinten angesprochen: „Entschuldige, Ihnen gehört also dieses Geschäft?"

„Ja, das tut es", erwiderte er etwas ruppig und drehte sich nach der Stimme um. Dort begegneten ihn dunkle Iriden, die ihn in nur einen Augenblick zu durchdringen schienen.

Es war ein junger Mann, dessen Alter er zu schätzen nicht in der Lage war. Auch in seinem Auftreten passte er nicht so recht in das idyllische Bergdorf. Niemand trug an solchen Sonnentagen Schwarz.

Seine helle Haut stand im scharfen Kontrast zu seinen pechschwarzen Haar sowie seiner Kleidung und verriet, dass er – ähnlich wie Micha selbst – viel Zeit fern von Sonnenlicht verbracht haben musste.

Auch wenn er lange nicht mehr unter Menschen war, verstand sich Micha als Menschenkenner. War er eben bei den Kindern noch ganz in der Vergangenheit gewesen, so fühlte er sich mit einem Mal wach, die Wirkung des intensiven Blickes sei Dank. Er war sofort auf der Hut.

„Wer seid Ihr? Wohl kaum das Kindermädchen der Beiden?"

Irgendwas ließ ihn stutzig an dieser Situation werden und das hatte ganz sicher etwas mit dem Mann vor ihm zu tun.

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𝓓ie Erwähnung des Kindermädchens brachte Mefisto kurz aus dem Konzept, auch wenn er sicher war, dass seine Mine in keinen Moment auch nur ansatzweise verrutschte. Der alte Mann vor ihm konnte nicht wissen, was soeben in der dunklen Gasse geschehen war. Schließlich war er auch nur ein Mensch, wie das junge Mädchen mit den angsterstarrten Augen, dessen junges zartes Herz wie verrückt geschlagen hatte bevor er sie zurück in die Traumwelt geschickt hatte. Mit den sanft geschlossenen Augen und leicht geöffneten Mund, wie sie friedlich da gelegen hatte, im Schatten der Treppe auf dem kalten Asphalt - so hatte sie ihm viel besser gefallen. Irgendwann würde sie aufwachen und nicht wissen, wie es um sie geschehen ist. Aber das war dann nicht mehr sein Problem, denn wenn alles gut lief, war er bis dahin unter alle Berge.

Nicht oft passierte es, das Menschen sein Inneres als sein Äußeres erkannten. Zu seinen eigenen Bedauern hatte er nie herausgefunden, woran das lag.

Den Korb von ihr hatte er – er wusste selbst nicht ganz warum – nicht einfach so dort stehen lassen können. Hatte er wirklich nur aus strategischen Gründen so gehandelt? Er war selbst fast überrascht über diesen Gedanken. Natürlich hatte er das. Wenn auch riskant, war es ein wichtiger Schachzug gewesen.

„Nicht ganz", antwortete er deswegen auf die Frage nach dem Kindermädchen, „Doch ich habe einen Gruß von ihr zu Euren Ehren mitgebracht."

Mit einem überbreiten Lächeln reichte Mefisto den alten Mann den Korb. Dieser schin verwundert darüber, als er die Marmelade und das Einkochglas erkannte.

„Danke. Aber von wem sind diese Gaben?"

„Von der Großmutter des Mädchens." Er nickte in Richtung des Lädchens, in den die Kinder verschwunden waren. „Wollen wir nicht rein gehen?" Mefistos Finger kribbelten in seinen geschwärzten Lederhandschuhen.

Im ersten Moment schien der Gesichtsausdruck des Mannes vor ihm eindeutig „nein" sagen zu wollen, doch kurz darauf änderten sich seine Züge, wurden lockerer und er sprach wie fernbestimmt die entscheidenden Worte: „Ja, gerne, komm' herein. Komm' herein in meine Stube, komm' herein in meine Welt."

So trat er hinter den alten Mann in den Antiquitätenladen. Die Kinder knieten auf dem Fußboden und bestaunten die künstlerisch verzierten Figuren aus Porzellan. Waren sie vorhin noch wild und aufgedreht gewesen, umso mehr Vorsichtigkeit und Feingefühl war ihnen jetzt anzusehen, als sie die wertvollen Antiquate aus dem Regal nahmen oder wieder hinein legten.

„Ganz ähnlich haben meine Kinder damals mit diesen Dingen gespielt", bemerkte der alte Mann.

Seine Gedanken schweiften ab, etwas, was er sich nicht erlauben sollte. Ob er auch mit diesen Dingen gespielt hätte, wenn er hier aufgewachsen wäre? All die scheinbar verzauberten Kostbarkeiten in diesem Lädchen luden geradezu ein, betrachtet zu werden. So vieles, wovon er gelesen hatte, meinte er hier wieder zu erkennen. Vasen und Teller, Bücher und Schriftrollen, Uhrwerke und Zeichengeräte. Er fand sie alle wieder. Und dann waren da die Gerätschaften, deren Funktion in den kleinen Zahnrädchen, Verbindungsstücken, Schrauben und Anordnungen verborgen sein musste. Plötzlich erinnerte er sich daran, wie er als Junge damals selbst solche Geräte geplant hatte. Skizzen über Skizzen hatte er angefertigt, in der Hoffnung, dass er endlich die Erlaubnis bekam, Bauen zu dürfen. Eine Hoffnung, die wie so viele andere versiegt war.

Nun wusste er, dass man nur bekam, wenn man es sich selbst nahm. Er kümmerte sich nicht um andere, kümmerten sie sich doch auch nicht um ihn.

Und so war er zu dem geworden, wer er heute war.

Zerstörer der harmonischen Ordnung.

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𝓥ertieft in die Magie der leuchtenden Farben des großen Vogels auf einer der vielen Vasen, bemerkte Tommi die zwei Männer. Das eine war der Mann, der sie eingelassen hatte, doch den anderen kannte er nicht. Die große Freundin von Linda fehlte, doch ihr Körbchen hielt der bekannte Mann in der Hand, der eben auch etwa gesagt hatte.

Er wollte sich wieder seinen Entdeckungen zu wenden, als er im tiefschwarzen Blick des Unbekannten ruckartig erstarrte. Im selben Moment konnte er nicht verhindern, wie die schöne Vase im Regal kippte und neben zu Boden fiel, wo sich die vielen scharfkantigen Scherben verbreiteten.

Er hörte sich selbst aufschreien, ehe seine Sicht vor Tränen verschwamm.

Kaputt war sie, die wundervollste der Vasen.

Kaputt, und er war schuld.

Der böse Unbekannte hatte es so gewollt.

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𝓛inda starrte auf die Scherben zu ihren Füßen. Hörte Tommi schluchzen.

Sie schluckte. „Es tut uns Leid, Herr Gringsel. Wir hätten vorsichtiger sein sollen."

„Schon gut", meinte dieser beruhigend, „Solange euch nichts passiert ist. Es war nur eine Vase."

Das stimmte nicht, das wusste Linda, es war nicht irgendeine Vase gewesen. Sie war wertvoll gewesen und Scherben ließen sich nicht wieder zusammensetzen.

Der alte Gringser holte einen Handfeger aus einer versteckten Ecke sowie einen Metalleimer. Als er sich bücken wollte und sein Rücken dabei protestierte, nahm Linda ihm schnell die Gerätschaften ab und machte sich daran, die Scherben zusammenzukehren. Tommi hörte langsam auf zu weinen. Sie überlegte, ob man nicht doch noch etwa aus den bunten Scherben basteln könnte. Senta hatte einmal gemeint, dass man aus allem etwas basteln könnte. Plötzlich vermisste sie ihre große Cousine ganz stark. Sie würde wissen, wie man Tommi aufmunterte und wie man aus den Vasenüberresten etwas schaffen konnte.

„Wo ist Senta?", fragte sie in die entstandene Stille.

Den Mann in den dunklen Klamotten hatte sie bisher ignoriert. Er war nach der Katastrophe hinter einem anderen Regal verschwunden. Jetzt tauchte er wieder auf.

„Ich glaube, ihr ging es heute nicht so gut." Die Stimme des Ignorierten war sanft.

„Senta ist krank?" Das verwunderte Linda doch sehr. Senta war nie krank.

„So in etwa. Jedenfalls brauchte sie erst einmal Schlaf."

„Aber sie wollte doch mitkommen", meinte nun auch Tommi, der sich wieder hinter Linda versteckt hatte.

„Beim nächsten Mal wieder", wollte der Mann sie trösten, „Vielleicht ist es jetzt Zeit für eine geheime Geschichte. Was war es noch gleich, warum ihr hier her wolltet?"

Auf diese Ablenkung sprangen die Kinder sofort an und fragten den Ladenbesitzer wieder nach dem Artefakt. Dieser zog sich einen Stuhl heran, auf den er sich umgehend nieder ließ.

„Passt gut auf, was ich euch zu erzählen habe." Er hielt kurz inne und steigerte die Spannung. „Das Artefakt, nach dem ihr sucht, ist nicht komplett verloren gegangen.

Eines vergangenen Tages, ich war noch ein junger Mann, da war ich einige Tage allein in den Bergen unterwegs gewesen und kam zurück in mein Elternhaus. Ich hatte natürlich viel zu erzählen, doch mein Vater wollte nichts davon hören, denn er hatte nun seinerseits mir etwas zu erzählen. Er erzählte mir von den Eingang in eine andere Welt und von all den wundersamen Erzählungen über ein rätselhaftes Innervolk. Er seinerseits hatte die Geschichte von seinen Vater. Nun, da wisst ihr wie alt sie schon sein muss. Jedenfalls erfuhr ich so von jenem sagenumwobenen Artefakt."

„Was ist nun das Artefakt?", hakte Linda nach. Er sollte endlich einmal zum Punkt kommen.

„Das ist es ja gerade. Und ich möchte so viel verraten: Es gibt da eine Art Familiengeheimnis." Sein Blick wanderte zu den Mann in Schwarz, der an einem der Regale lehnte und aufmerksam zuhörte. Er war seltsam, fand Linda, so seltsam, dass sie sich fragte, ob er überhaupt ein richtiger Mensch war. Da war etwas raubtierhaftes an ihm, wenn er um die Regale schlich. Auch seine Augen formten sich in diesen Moment zu Schlitzen.

„Das kann nicht sein", wisperte der alte Mann, „Sie können nicht...! Also, das kann doch nicht möglich sein...!" Er starrte mit geweiteten Augen zu den Fremden empor. „Wie...Wie ist dein Name?"

„Mefisto", antwortete dieser und zeigte ein zähnefletschendes Lächeln, „Und ja, ich bin es, der einst mit eures Vaters Vater einen Packt schloss. Er nannte ihn später liebevoll Teufelspackt, was mich doch recht herzlich schmeichelt. Zwar bin ich sicher, Euch sind all die Einzelheiten bewusst, doch ich erinnere Dich gerne daran, dass an den Tag, an dem ich zurück komme, ich ein Geschenk erwarte, dafür, dass ich Eure Familie nie vor Verantwortung dieses Desasters geführt habe. Wer musste auch nur auf solch eine törichte Idee kommen, das Lieblingsspielzeug der unterirdischen Herrscher zu klauen."

Linda sah zu den alten Micha hinüber, der auf einmal noch älter aussah. „Er war es also selbst", stellte er niedergeschlagen fest, „Dafür hatte er nie einstehen wollen. Nun scheint es meine Bürde zu sein, dafür einzustehen."

„So ist es."

„Und was, wenn ich sie dir nicht gebe?"

„Dann", das teuflische Lächeln wurde breiter, „Dann nehme ich mir, was mir zusteht."

Linda, deren Gedanken in Windeseile hin und her rannten, das Gehörte verarbeiteten und Schlüsse zogen, war sich mit einem Mal sicher, worum es geht: „Ihr redet vom Artefakt! Was ist es nun?"

Micha war anzusehen, dass die Geschichtsstunde bereits vorüber war, dennoch antwortete er: „Es ist kein Spielzeug, wie er sagte, viel mehr ist es eine gefährliche Waffe."

Linda sah erschrocken zu den unheimlichen Katzenmann hinüber. Sie war sich mit einem Mal sicher, dass er etwas Böses plante. „Dann...dann darfst du sie ihm auf gar keinen Fall geben!", schlussfolgerte sie schnell.

„Darüber, Mädchen, kannst du leider nicht entscheiden. Wo ist es?"

Seine gelassene Überheblichkeit machte Linda wütend. Sie ballte ihre kleinen Hände zu Fäusten und funkelte ihn an. Da legte sich eine große Hand beruhigend auf ihre Schulter. Sie drehte sich zu Micha um.

„Vielleicht ist jetzt erst einmal die Zeit gekommen, die Geschichte zu Ende zu erzählen, meinst du nicht, verehrter Mefisto? Den Kindern zuliebe."

Mefisto gab etwas knurrendes von sich, lächelte dann aber sofort wieder. „Versuch nur, Zeit zu gewinnen. Zeit habe ich nämlich mehr als du."

Micha holte tief Luft.

„Es ist eine Flöte. Das Artefakt ist eine Flöte." Er schluckte.

Lindas Stirn kräuselte sich. „Aber eine Flöte ist doch nicht gefährlich."

„Diese schon, denn wer sie spielt kann die Welt entweder retten oder ihr den Untergang weihen. Deswegen ist sie so mächtig. Man sagt, es sei einst das Instrument der Götter gewesen, die damit diese Welt erschufen. Und so wie die Welt entstanden ist, heißt es weiter, so wird sie auch eines Tages wieder vergehen."

„Alles, was entsteht, ist es wert, dass es zugrunde geht", bemerkte Mefisto.

Es entstand eine schwerwiegende Pause, ehe sich Linda wispernd zu fragen traute: „Und du willst die Welt untergehen lassen?"

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𝓔s waren die Geheimnisse dieser Welt, für die die Augen des Mädchen leuchteten. Er, Mefisto, hatte es gesehen, als sie wieder und wieder nach dem Artefakt fragte. Endlich verstand er, was sein Meister ihn vor Jahrhunderten versucht hatte zu erklären. ,Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle', hatte er gesagt, ,Wir dürsten nach neuen Entdeckungen, dabei entdecken wir uns doch nur selbst wieder.'

Und jetzt schaute er in die angsterfüllten Augen des Mädchens. Er war es, vor dem sie sich fürchtete. Früher hatte es ihm Kraft gegeben, Überlegen zu sein, anderen ihre Schwäche spüren zu lassen. Doch in diesem Moment wünschte er sich die leuchtenden Augen zurück, mit dem sie zu dem Alten hinauf geschaut hatte, zu jenem Mann, der sich für die selben Dinge zu interessieren schien, wie er zu einer längst vergangenen Zeit.

Erinnerungen kamen hoch, längst verdrängt und vergessen. Wie er die Seiten eines Buches umblätterte, das so groß war, wie er selbst. Wie er dem Flötenspiel seiner großen Schwester lauschte.

Es hatte gute Zeiten gegeben, doch er hatte sich den schlechten hingegeben.

War das Grund genug, endgültig alles zu zerstören?

„Ich möchte die Welt ändern", antwortete er schließlich.

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𝓔rik Schuhmacher hatte nie etwas von der Legende von der Welt unter den Bergen von Elendor gehalten. Mochte es auch Höhlen in den Bergen geben, so würden sie ganz sicher nicht in eine geisterhafte Welt führen und Heimat anderer Wesenheiten sein. Jegliches Geschwätz darüber hatte er strikt abgelehnt.

Doch es waren seltsame Dinge, die an diesen Tagen im Darsasgebirges vor sich gingen.

Angefangen hatte alles mit seltsam erfüllenden Klängen, die aus dem unscheinbaren Antiquitätenladen des alten Herr Gringser erklangen. Er selbst war gerade auf dem Weg nach Hause zum Mittagstisch gewesen und kam durch eine dunkle Gasse gelaufen. Da nahmen die Töne ihn ein und trugen seine Gedanken weit hinfort in eine andere Welt, wo er auf ein Mädchen traf, nach dessen Hand er griff. Es erschien ihn wie ein Traum, als sie im nächsten Moment vor ihm auf der Straße stand, ihre Hand noch in seiner.

„Senta", stellte sie sich ihm vor.

„Erik", erwiderte er.

Später erfuhr er durch ein kleines Mädchen von der Zauberflöte. Menschen redeten davon, in die Berge zu gehen und durch den wieder geöffneten Eingang zu dem unterirdischen Volk zu reisen. Als sie wiederkamen, erzählten sie Wundersames und als eines Tages Fremde mit heller Haut und eigenartigen Frisuren und buntgewebter Kleidung auftauchten, wunderte ihn nichts mehr.

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𝓤nd ein Mann in dunkler Kleidung kehrte dem Tal von Elendor dem Rücken, in seinem Mantel ein Geheimnis. Wer danach suchte, würde es in den alte Geschichten, in der Kunst und auch in der Musik wiederfinden, wenn er lernte, Augen und Ohren dafür zu öffnen.

Die Sonne ging auf und egal wie Dunkel die Vergangenheit doch gewesen war, es war ein neuer Morgen angebrochen.

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Der selbe Raum. Ein anderer Tag.


„Sieh' einmal einer an, wer an diesem späten Abend zurück kommt."

„Pünktlich wie eh und je war es, was du sagen wolltest."

„Es ist viel passiert in deiner Abwesenheit. Wegen deiner Abwesenheit."

„Sag bloß, dir wäre mein Fehlen aufgefallen, wenn ich nicht eben den Raum beträten hätte."

„Du wirst dich wohl nie ändern."

„Du wirst deine Meinung ändern."

„Wir wissen, wo du warst und was du getan hast, vergiss das nicht."

„Das bezweifle ich nicht."

„Ich sollte dich hassen, für das, was du versucht hast, zu tun, doch so bin ich es, die dieses Mal ihren Dank auszusprechen hat."

„Nichts zu danken."

„Doch, du verstehst nicht. Ohne dich hätte sich vielleicht nie etwas geändert. Du bist entscheidend dafür, dass es wieder wage zu hoffen den Himmel zu sehen."

Zittrige Stille.

„Die Kinder waren es. Sie haben mir das Sehen gezeigt. Mir gezeigt, wer ich überhaupt bin. Dass ich..."

„Ja?"

„Jetzt weiß ich, was ich bin.

Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Und da ich das nun weiß, kann ich wieder lernen, das Gute zu wollen."

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[Ende.]


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