Kapitel 6
Ich blickte zu Mondstern hoch, die auf den großen Felsen über mir stand. Anders als die anderen neuen Schüler, zitterte ich nicht vor Aufregung, sondern vor Wut. Meine Geschwister winkten mir mit leuchtenden Augen zu, Taubenpfote nickte mir aufmunternd zu und meine Eltern sahen stolz zu mir herüber. Alles in mir schrie dagegen an. Ich. Will. Nicht. Zu. Diesem. Clan. Gehören.
Nachdem uns unsere Eltern ihre Entscheidung mitgeteilt hatten, sich dem Clan anzuschließen, braute sich Zorn in mir zusammen. Niemand hatte mich gefragt! Niemand hatte sich um meine Meinung gekümmert! Niemand! Ich hatte so getan, als fände ich es okay, da meine Geschwister und Eltern ganz zufrieden waren. Selbst Luna, dieser Angsthase, war glücklich. Warum sehen sie nicht, was das hier wirklich ist?! Wir gehören nicht hier her! Doch es half einfach nichts. Die Tage nach dieser Bekanntmachung, liefen seltsam ab. Der Clan verließ die Höhlen und ging runter in ihr Lager. Das Sonnental war ganz von hohen Felswänden umschlossen und durch die Mitte führte ein Bach, der nun nach dem Unwetter schlammig und aufgewühlt war. In der Mitte war ein Haufen aus großen Felsen, in denen der Bau des Anführers war. Sie nannten diesen Haufen, Wärmefelsen und von dort sprach Mondstern zum Clan. Drum herum waren kleine Baue an den Felswänden. Nico lag die Tage über im Heilerbau und wurde versorgt. Die Krieger waren dauernd unterwegs, jagen und kämpfen, oder sowas in der Art. Was diese Krieger eben machten.
Wir durften im Lager, mit den anderen Jungen, Königinnen, Ältesten und ein paar vereinzelten Kriegern, aufräumen und Material für die Baue durch die Gegend tragen. Unsere Mutter hatte darauf bestanden zu helfen. Und nun stand ich hier und würde jetzt eine Schülerin werden. In meinem Maul tat sich ein bitterer Geschmack auf. Bis jetzt wurden von den allen zehn Jungen, die Schüler werden sollten, nur Taubenpfote und ihre Geschwister ernannt. Taubenpfotes Mentor wurde Laubschweif, Beerenpfote bekam die ruhige, ehemalige Königin Sonnenblüte und Nebelpfote, Dämmerblüte. Ich war die erste meiner Geschwister. ,,Cookie, von diesem Tag an, wird dein Name Farnpfote sein. Auf deinem Weg zur Kriegerin, möge dir der SternenClan die nötige Kraft und Entschlossenheit verleihen und dir zur Seite stehen. Stachelfell, du bist als Einzelläufer geboren, doch ein sehr wertvolles Mitglied für diesen Clan. Hiermit, vertraue ich dir Farnpfote an. Ich bin überzeugt davon, dass du all deinen Mut und dein Können an sie weitergeben wirst."
Mein Magen drehte sich um, bei meinem neuen Namen. Farnpfote..... Das klingt so lächerlich! Ein dunkelbrauner, kräftiger Kater mit abstehenden Fellbüscheln auf dem Kopf, kam auf mich zu und berührte meine Nase, mit der seinen. Ich erwiderte emotionslos seinen strengen, abschätzenden Blick. Der Clan jubelte laut und Taubenpfote sah mich glücklich an. Ich würde schon fast sagen, dass die kleine, drahtige Kätzin mit dem grauen Fell, meine Freundin war. Ich wollte zu ihr gehen, doch mein Mentor winkte mich zu sich und bedeutete mir, mich neben ihn zu setzten. Ich folgte seiner Anweisung wiederstrebend und würdigte ihn keines Blickes.
Während meine Geschwister ernannt wurden, verfluchte ich innerlich meine Situation und hetzte diesem blöden Gewitter, welches hierfür verantwortlich war, allerlei Flüche auf den, nicht vorhandenen Hals. Ich hasse meinen Namen! Ich hasse diesen Clan! Ich hasse das Gewitter! Ich hasse meine Hausleute, die uns dem Feuer überlassen haben! Ich hätte jaulen können, mich beschweren können, verschwinden können, doch ich hielt meine Klappe. Karamell wurde derweil zu Eulenpfote und bekam Hasenzahn, einen mürrischen Krieger, zum Mentor. Ich verdrehte die Augen. Unsere Eltern hatten einen Kriegernamen abgelehnt, da sie sich ihn erst verdienen wollten. Aber wir dürfen uns mit diesen mäusehirnigrn Namen befassen, oder was?! Das ist absoluter Fuchsdung! Taubenpfote hatte mir einige Beschimpfungen und Flüche beigebracht, die man im Clan benutzte. Das einzige Interessante in diesem Clan, waren einige Wörter, die sie für Aufrechtgehersachen und Beleidigungen benutzten.
Luna bekam den Namen Minzpfote und Sturmherz, die schildpattfarbene Katze die auch bei dem Rettungstrupp, aber nicht im Haus gewesen war, als Mentorin. Ich grub meine Krallen in die Erde, als ich sah, wie sehr sich meine Schwester über ihren Namen freute. Wirklich leid, tat mir dann aber Cindy, die den dümmsten Namen überhaupt bekam. Wie kommt man bloß auf den Namen, Forellenpfote?! Die Mentorin von Forellenpfote wurde dann Sprenkelpelz, der ich glaube ich noch nie über den Weg gelaufen bin. Als dann auch noch Flip zu Spatzenpfote wurde und irgendeine Bernsteinfell als Mentorin bekam, knirschte ich vor Zorn mit den Zähnen und biss fest den Kiefer zusammen. Noch wütender als die Namen, machte mich die Tatsache, dass meine Geschwister alle zufrieden aussahen.
Während der restlichen Zeremonie, war ich so damit beschäftigt, mich in Gedanken aufzuregen, dass ich gar nicht mitbekam, wie Schneejunges und Lindenjunges, Sonnenblütes Junge, zu Schülern wurden. Beide waren erst vier Monde, wie die Clankatzen es nannten, alt. Taubenpfote hatte mir erklärt, dass die Norm zwar sechs Monde war, bevor man Schüler wird. Aber der LichtClan musste das natürlich verändern, weil sie ja soooooooooo besonders sind. Jedenfalls hatte der Clan nun die Regelung, dass wenn die Eltern es wollen oder erlauben, Junge auch schon früher zu Schülern werden dürfen. Und ich bekam auch gerade noch so mit, dass Flammenpfote, die übriges Glutpfotes Schwester war, zur Kriegerin Flammenwind wurde und Glutpfote selbst zu Glutregen. Er sah ziemlich stolz aus und lächelte kurz zu mir herüber, bevor er sich mit seiner Schwester, neben Lichtspritzer und dessen Schwester Honigschwinge setzte. Flammenwind geht ja noch. Aber die Namen werden ja immer schlimmer. Glutregen?!
,,Eine letzte Sache noch.", verkündete Mondstern von den Felsen aus. Die Sonne stand hoch über ihr und ließ ihr Fell schimmern. ,,Samtpelz wird nun in die Kinderstube ziehen." Eine zierliche Kätzin mit grauem Fell und schwarzen Pfoten sah glücklich zu einem goldgelben Kater mit braunen Flecken herüber. Es war klar, dass dies der Vater ihrer Jungen war. Überall wurde Glückwünsche gemiaut. Ich stöhnte innerlich genervt auf. Wir sind ja alle eine tolle und große Familie. Mondstern lächelte ihnen zu und fuhr dann fort. ,,Sally, Nico und Ella, haben beschlossen, sich ihren Namen zu verdienen. Deshalb werden sie den Kriegerpflichten nachgehen, bis sie ihn sich verdient haben. Ich bitte deshalb alle Krieger, wenn ihr mit ihnen auf Patroullie seid, oder ähnlichem, ihnen alles zu zeigen und zu erklären. Nico bleibt allerdings noch etwas länger im Heilerbau." Zustimmendes Gemurmel, kam von den Katzen. ,,Dann ist diese Versammlung jetzt beendet. Lichtspritzer, teil bitte die Patroullien..." Sie wurde von einer braunen Kätzin, mit schwarzen Streifen untrbrochen. ,,Ich wollte euch mitteilen, dass auch ich nun Junge erwarte."
Alle sahen völlig überrascht an. ,,Wer ist der Vater?", fragte ein brauner Kater. ,,Ziegenbart.", murmelte die Katze. Sofort brach Aufregung los und alle sahen sie mitleidig, aber auch glücklich an. Ich verstand das alles nicht. Die Anführerin lächelte. ,,Wir freuen uns für euch, Kratztatze. Nun ist die Versammlung wirklich beendet." Sie sprang vom Felsen und die Katzen zerstreuten sich wieder. Zu dem Namen Kratztatze, fiel mir nun echt nichts mehr ein. Glutregen kam auf mich zu und lächelte stolz. ,,Glückwunsch.", brummte ich. ,,Warum sind wegen dieser Kratztatze alle ausgerastet?" Sein Lächeln gefror. ,,Ich hab dir doch von dem Unfall von Nachtpfote erzählt. Ziegenbart ist dabei gestorben. Zu dem Zeitpunkt, waren Kratztatze und er, Gefährten. Nachtpfote hat sich die Schuld an seinem Tod gegeben." Ich sah zu der Kätzin mit den kaputten Hinterläufen rüber. Sie sah die schwangere Königin überglücklich an. ,,Und jetzt freuen sich alle, weil ihr noch was von Ziegenbart geblieben ist?" Glutregen nickte ernst, dann hellte sich sein Gesicht auf. ,,Ich muss weg. Kriegerpflichten....." Der rote Kater grinste und ich verdrehte die Augen. Dann sprang er weg.
Ich sah mich in dem Tal um. Ich wollte nicht hier sein! Wenn doch jemand auf mich hören würde.... Vielleicht würde das Mama und Papa umstimmen. Mein Blick fiel auf meine Geschwister, die gerade aus dem Bau der Schüler kamen und sich unterhielten. Da kam mir eine Idee. Wenn ich sie auf meine Seite holen würde.... Ich sprang zu meinen Wurfgefährten rüber. ,,Können wir uns kurz ungestört unterhalten?" Sie wechselten Blicke und Eulenpfote musterte mich. ,,Ist alles okay mit dir?" Ich hätte gerne ,,Nein!" gezischt, doch ich erwiderte nur stumm seinen Blick. Er sah zuerst weg. ,,Gut, wir kommen mit." Ich lief voran und hielt nach einer Ecke Ausschau, wo uns keiner bemerken würde. Schließlich fand ich eine Lücke in der Felswand und huschte hinein. Sie war gerade groß genug für uns fünf.
Es dauerte kurz, bis alle Platz gefunden hatten, dann sah mich Eulenpfote erneut prüfend an. ,,Also raus damit. Und fasse dich bitte so kurz wie möglich, falls du es nämlich nicht bemerkt haben solltest, es ist hier eng!" Ich verkniff mir eine bissige Bemerkung. Die anderen sahen mich abwartend an. Ich hielt es nicht mehr aus. ,,Warum findet ihr es hier so toll?! Warum seid ihr zufrieden?! Warum wollt ihr hier sein?!", platzte es aus mir heraus. Minzpfote sah mich aufgebracht an. Es fiel mir schwer zu glauben, wie sehr sich die cremefarbene Kätzin verändert hatte und wie mutig sie geworden war. ,,Es ist schön hier, es gibt hier eine Gemeinschaft!" Spatzenpfote sprang ihr bei, was mich noch mehr verärgerte. ,,Es wirkt, als hätte unser Leben hier einen Sinn.", meinte er ruhig. ,,Ach hatte es vorher keinen Sinn?!", schoss ich zurück. Der Kater knurrte. ,,Einen andere Sinn, außer schlafen, essen und den Hund zu ärgern."
,,Verräter! Wie kannst du bloß behaupten, dass unser Leben nutzlos war?!" Ich konnte es einfach nicht fassen. ,,So hat er es doch nicht gemeint...", versuchte Forellenpfote zu schlichten, doch mein Bruder unterbrach sie einfach. ,,Wir waren bloß als Belustigung für die Zweibeiner da! Wir haben ihnen doch nichts bedeutet. Sie haben uns einfach im Haus gelassen und nicht mal versucht, uns zu finden oder retten." ,,Woher wollen wir das wissen?! Wir sind doch nicht mehr zurückgegangen. Vielleicht suchen sie uns." Doch ich merkte selber, wie wenig überzeugt ich klang. ,,Warum wollt ihr hierbleiben?! Habt ihr unser schönes Leben vergessen? Wo wir machen konnten was wir wollten? Wo wir keine Verpflichtungen hatten? Hier werden wir doch nur benutzt und herumkommandiert!" ,,Dort wurden wir von Zweibeinern kontrolliert. Hier haben wir einen Willen!", fauchte Spatzenpfote. Ich sah ihn anklagend an. ,,Du redest schon so wie diese..." Ich hielt inne und spuckte dann: ,,Clankatzen!" Minzpfote sah mich warnend an und ließ mich so verstummen. ,,Du gibst ihnen doch gar keine Chance. Du hast nicht versucht, dich damit abzufinden."
Sie hatte zwar Recht, aber ich wollte nicht aufgeben und dies akzeptieren. ,,Ich hasse es hier! Ich will hier weg! Sie haben euch schon den Kopf verdreht mit ihren albernen Namen und Traditionen. Warum gehen wir nicht einfach zurück? Dann wäre alles wie früher." Die anderen sahen mich wütend an, aber ich bemerkte, dass Forellenpfote nachdenklich und unsicher war. Das machte mir Mut. ,,Früher war alles einfach! Wir haben gespielt, gegessen, geschlafen, haben Verstecken gespielt, sind geklettert, haben uns Geschichten über das Dorf angehört... Es war perfekt! Warum sind wir hier?! Hier ist es gefährlich, kompliziert und wir haben plötzlich Verpflichtungen." Vor meinem geistigen Auge taten sich Erinnerungen, von unseren Tagen im Dorf auf. Alles war besser und einfach perfekt, lustig, entspannt... Einfach schön! Eulenpfote sah mich emotionslos an. Seit wir hier waren, war der karamellbraune Kater gewachsen, sowohl äußerlich als auch geistig. ,,Du musst die Vergangenheit hinter dir lassen und unsere neue Zukunft akzeptieren, Farnpfote." ,,Nenne mich nicht so!", zischte ich zornig.
Hinter uns war ein Räuspern zu hören und wir fuhren herum. Mein neuer, ach so toller, Mentor stand hinter uns, im Eingang der Spalte und funkelte uns streng an. ,,Eure Mentoren warten schon.", teilte er uns mit. Meine Geschwister stolperten raus und warfen mir aufgebrachte Blicke zu. Stachelfell sah mich an und ich war mir nicht sicher, wie viel er gehört hatte. ,,Komm. Ich zeige dir jetzt unser Territorium." Er lief vor, an den anderen Schülern und ihren Mentoren vorbei, die fröhlich umher sprangen, aufgeregt tuschelten und Grüppchen bildeten. Ich würdigte sie keines Blickes und als wir uns dem Ausgang nährten, schnaubte ich nur frustriert.
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Als wir wieder ins Lager kamen, war ich totmüde. Meine Ballen waren aufgerissen und mein Fell verwuschelt und es steckten kleine Zweige drin. Ich trug eine dürre, tote Maus, die gefühlt nur aus Knochen bestand zu dem Haufen aus Beute, dem sogenannten Frischbeutehaufen. Ich ließ die Maus fallen und schleppte mich an einen Liegeplatz, allein nahe der Beute. Mein Magen knurrte, doch ich hatte keinen Appetit. Tote Tiere werde ich nicht essen! Die Maus hatte ich gefangen, doch ich war nicht stolz drauf, da sie, glaube ich, schon halb tot und ertrunken gewesen war. Im Territorium lagen überall Zweige und Äste, es gab große Pfützen und wenn das Wasser nicht stand, war der Boden matschig und aufgeweicht, alles Überbleibsel des Unwetters. Ich hatte mich wirklich bemüht, alles zu hassen und nichts toll zu finden, war aber nicht ganz erfolgreich. Trotz des Zustandes, hatte mich das Territorium beeindruckt. Der Wald, die mächtigen Bäume, die Bäche, die Felsen, die großen Tannen, der reißende Fluss, die Moorebene....
Ich sah kurz zu meinen Geschwistern herüber. Sie hatten ein stolzes, aufgeregtes Funkeln in den Augen und alberten mit den anderen Schülern herum. Ich schaute weg. ,,Wie geht es dir?" Meine Mutter stand vor mir und sah mich besorgt an. Vor ihren Pfoten lagen zwei dicke Mäuse. Sie folgte meinem Blick. ,,Du hast sicher Hunger. Lass uns zusammen essen." Die letzten beiden Tage hatte ich nichts gegessen, denn ich wollte keine Beute essen und die Kräuter von Blattpfote und Rabenflügel hatten mich gestärkt. Doch jetzt musste mein Magen nachgeben. Ich stand schweigend auf, nahm eine der Mäuse, trug sie zum Beutehaufen, ließ sie fallen und nahm meine eigene, magere mit zurück. Ich war zu stur und wollte keine Hilfe annehmen. Ich ließ mich neben der hellgrauen Katze nieder und begann langsam die Maus zu essen. An ihr war kaum was dran und es war ekelhaftes, zähes Fleisch, aber meinem Bauch tat es gut.
Sally musterte mich schweigend und aß auch ihre Maus auf. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. ,,Warum sind wir hier?" Sie blickte auf und sah mich gequält an und da ging mir auf, dass sie den Clan auch nicht so toll fand. ,,Wir können nicht zurück." Ich sprang auf. ,,Warum nicht?! Klar können wir zurück, wir müssen doch nur hingehen!" ,,So einfach ist das nicht. Wir können nicht zurück, weil..." Ich stürmte davon, auch wenn mein ganzer Körper von der Führung durch das Territorium schmerzte. Ich wollte nicht noch einen albernen Grund hören, wie, dass das Leben plötzlich einen Sinn hätte. Ich rannte in den Schülerbau, ließ mich in mein Nest fallen und schloss die Augen. Das Nest hatte Glutregen für mich vorbereitet, sein Geruch hing auch noch dran. ,,Ich will hier nicht leben!", schluchzte ich leise. Das Moos und die Gräser stachen in mein Fell. Dann glitt ich in einen unruhigen Schlaf.
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Noch ein Kapitel^^ Immernoch konstruktive Kritik erwünscht.
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