Kapitel 2: Der Wanderer
Die Sonne stand schon sehr tief und das schwarze Himmelszelt war bereits teilweise über den Horizont gespannt. Die Dünen ragten hoch in den noch hell erleuchteten Himmel doch zwischen ihnen hatten bereits die Schatten der Nacht übernommen. Eine sanfte Briese wirbelte etwas Sand auf und wehte diesen direkt in das Gesicht eines alten Mannes. Schon lange trug er keinen Namen mehr. Er selbst hatte ihn vor vielen Jahren vergessen. Sein Bart war grau und dreckig und seine Haut vom salzigen Sand verschrumpelt. Er wirkte zerbrechlich, fast schon als wäre er seit Ewigkeiten tot und doch wanderte er dahin, zwischen den Dünen.
Die Nacht brach ein und der Mann brauchte einen Unterschlupf. Die kalte Luft würde ihn sonst das Leben nehmen. Doch weit und breit war nichts zu sehen, das auch nur annähernd einem Unterschlupf glich. „Das ist es. Heute ist mein Leben vorbei", dachte der Mann. Dieser Gedanke war ihm während den letzten Jahren, Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten die er schon in der Wüste war oft durch den Kopf gegangen, schon seit er als kleiner Junge aus seinem Heimatdorf verbannt worden war. Doch der Tod hatte seither noch nie versucht seine eisigen Krallen nach ihm auszustrecken. Er hatte es geschafft in der Wüste zu überleben doch der Preis den er dafür bezahle war hoch. In keiner Stadt war er willkommen. Sie alle hatten ich verbannt und ihm verboten die Wüste jemals wieder zu verlassen.
Der kalte Wind wehte stärker und trugt so den oberen Teil einer Düne davon. Dahinter offenbarten sich die Palmen einer Oase. Der Mann wusste, dass es nur ein Zeichen von Bes sein konnte, der nun schon seit langer, langer Zeit über ihn wachte. Die Nacht war noch nicht lange angebrochen, er hatte noch Zeit um Unterschlupf bei der Oase zu suchen. So rannte er so schnell seine Beine ihn trugen. Er rannte und rannte die Düne hinauf doch stolperte am höchsten Punkt und stürzte den Berg hinunter. Er rollte durch den Sand und fühlte wie dieser in seine Kleidung und durch Ohren, Nase und Mund in seinen Körper eindrang. Er blieb liegen und begann zu beten „Bes, wenn du mich hören kannst, hilf mir noch ein letztes Mal. Bes ich flehe dich an. Gib mir ein Zeichen"
Ein kindliches Lachen drang in das Ohr des Mannes und ein kleines Baby beugte sich über ihn. Der Mann richtete sich auf und sah das Kind erstaunt an. Schon langer hatte er kein Kind mehr gesehen, gar lachen gehört. „Wie... Wie ist dein Name, kleines?", fragte er vorsichtig. Das Kind lachte wieder und quietschte vergnügt: „Bau! Bau!". Der Mann sah das Kind fragen an. „Bao?" Das Kind lachte vergnügt. Der Mann nahm es auf den Arm. „Von jetzt ab werde ich gut auf dich aufpassen, Bao", versprach er. Gemeinsam mit dem Kind legte er sich unter einen Felsen und baute mithilfe seines dünnen Mantels einen kleinen Windschutz und schaffte es sogar mithilfe etwas Palmenholz und zwei Feuersteinen die er gefunden hatte ein kleines Feuer zu entfachen. Während die warmen Flammen in den dunklen Nachthimmel schlugen, richtete der Mann den Kopf noch einmal gen Himmel. „Danke Bes", sprach er.
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