
50. Kapitel - In der Nacht, in der unsere Freunde starben
Ich wusste es, einfach alles.
Mein Leben davor und was ich gemacht hatte. Ein Teil meiner Erinnerungen war zurückgekommen und der Nebel in meinem Kopf hatte sich verflüchtigt.
Ich fuhr mir mit meinen Händen durch meine Haare, die verschwitzt waren. Hektisch atmete ich ein und aus. Alles würde sich verändern, oder eigentlich hatte es das schon.
Die Welt, wie wir sie uns alle vorstellten. Diese Welt existierte nicht.
Was soll ich jetzt verdammt noch 'mal machen?
Die Stimme in meinem Kopf, auch bekannt als mein Gewissen, riet mir, es Newt zu sagen oder sonst wem. Aber das konnte ich nicht; sie würden mich für verrückt halten. Wenn ich etwas sagen würde, dann wäre es vorbei. Vorbei mit dem Ganzen hier. Die Lichter würden durchdrehen.
So etwas konnte sich die Lichtung nicht leisten, nicht, nachdem Alby immer noch bewusstlos war. Jeder würde vergessen, dass er eigentlich ein Mensch war und verrückt werden, zu Tieren mutieren.
"Rosaly?", ich schrak aus meinen Gedanken auf und rieb mir meine Schulter, die etwas abbekommen hatte. Meine Augen konnten Chuck ausmachen, der mich mit einem Kieselstein abgeschossen hatte. In der Dunkelheit blickte ich zu ihm, obwohl der Himmel verriet, dass die Sonne bald aufgehen müsste.
"Ist alles in Ordnung? Es ist noch dunkel, ich hab' dich im Schlaf reden gehört...", murmelte Chuck verschlafen und gähnte leise.
"Ich hab' nur geträumt, tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe", entschuldigte ich mich und der kleine Junge drehte sich wieder auf die Seite. Sofort erklang leises Schnarchen.
Geredet? Im Schlaf?
Ja, ich hatte meine Erinnerungen zurück und sie waren nicht schön.
Ich sah zur Seite, doch gleich darauf zuckte ich abermals zusammen.
Thomas.
Er saß aufrecht in seiner Hängematte, na ja, sofern das überhaupt möglich war. Seine Augen musterten mich interessiert und anscheinend hatte ich auch ihn geweckt? Er müsste eigentlich im Bau sein, oder vielleicht hatte man ihn schon entlassen, da er bald mit Minho und Liv ins Labyrinth müsste.
In seinem Blick lag Neugier?
Ich wusste es nicht.
Ich wandte meinen Blick ab, doch schlafen konnte ich nicht mehr. Ohne weiter auf Thomas zu achten, stand ich auf und verließ den Schlafplatz. Augenblicklich hörte ich hinter mir ein Rascheln, danach Schritte erklingen. Ich setzte meinen Weg geistesabwesend fort, versuchte, durch die frische Nachtluft einen klaren Gedanken zu fassen.
Meine nackten Fußsohlen gingen über die feuchte Wiese und meine Hosenbeine wurden etwas nass, doch weit kam ich nicht, denn jemand packte mich an meinem Handgelenk, drehte mich zu sich um. Sofort blickte ich in Thomas' Gesicht und entriss ihm meine Hand.
Versteht er nicht, dass ich gerade allein sein möchte?
Aber wie sollte er das wissen können, beruhigte ich mich selbst.
"Ist alles in Ordnung?", fragte er mich und musterte mich, als ob er etwas wusste. Mir unter die Haut sehen konnte.
"Nein!", giftete ich den Tränen nahe. Ich war verwirrt und nichts war in Ordnung, ganz und gar nicht, "Verdammt noch 'mal!", ich verschränkte die Finger hinter meinem Kopf und Thomas wich hastig einen Schritt zurück, da er so eine heftige Reaktion meinerseits nicht erwartet hatte. Danach schwiegen wir und ich versuchte, den Blickkontakt mit ihm zu vermeiden, schaute indessen auf meine Füße, die im dunklen Gras standen, welches durch sie flach gedrückt wurde.
"Du erinnerst dich", schlussfolgerte er.
"Woher-"
"Ich auch", sagte er schnell, fuhr sich durch seine schwarzen Haare, "Zumindest an etwas."
Ich blinzelte und versuchte, aus dieser Wirrnis schlau zu werden.
"Aber wie ist das möglich?", ich klang verzweifelt.
"Ich weiß es nicht...", murmelte Thomas und ließ sich ins feuchte Gras plumpsen. Ich setzte mich, ohne zu überlegen, zu ihm, folgend ergriff er abermals das Wort: "Ich höre die ganze Zeit drei Wörter in meinen Kopf. Immer dann, wenn ich schlafe."
"Wicked ist gut", vervollständigte ich seinen Satz und meine Stimme war beinahe nur ein Flüstern. Sein Kopf schnellte zu mir. Er war überrascht.
"Was soll das bedeuten?", Thomas klang genauso verzweifelt wie ich.
"Keine Ahnung", log ich, "aber, Thomas, eins musst du wissen: Wicked ist nicht gut, sie ist böse."
Nach meinen Worten kehrte Ruhe zwischen uns ein. In dieser Zeit verlangsamte sich mein Herzschlag und ich vertrieb die Bilder in meinem Kopf. Bilder meines Lebens, auch wenn sie nur einen Bruchteil davon preisgaben. Dennoch, ich konnte mich an etwas erinnern und dieses Mal ergab es einen Sinn, die Welt ergab einen Sinn.
"Teresa hat die Worte auch gehört..."
"Sie kann sich erinnern?"
"Nein...", antwortete Thomas und starrte die Mauern an, "sie hat nur die Worte gehört und kann sich an verschwommene Gesichter erinnern."
"Woran erinnerst du dich?"
"Ich hab' Teresa in meinen Träumen gesehen, bevor sie auf die Lichtung gekommen ist", erwiderte Thomas leise, "Ich sehe Menschen, dunkle Räume, zu modern..."
"Wicked hat mich gefangen."
Meine Worte lösten weiteres Schweigen aus, bis Thomas fragte: "Seit wann erinnerst du dich?"
"Meine erste Erinnerung hatte ich in meiner ersten Nacht."
"Wer weiß darüber Bescheid?"
"Nur du...", antwortete ich, fuhr mir abermals durchs Gesicht.
"Was ist mit Newt?"
"Ich hab' in meiner Anfangszeit mit ihm darüber gesprochen, dass ich seltsame Träume habe, vermutet, dass es Erinnerungen sind. Er hat mir gesagt, dass es Alpträume sind, doch als ich mir sicher geworden bin, dass es Erinnerungen sind, habe ich nicht mehr mit ihm darüber gesprochen."
Ich atmete ruhig ein und aus, setzte fort: "Thomas, das, wir sind nicht normal. Die Lichtung darf das nicht erfahren."
Wir starrten uns an, umgeben von Dunkelheit. Im Osten wurde es heller, doch die Sonne würde die Schrecken dieser Nacht nicht vertreiben.
"Gut, wir sagen ihnen nichts", beschloss Thomas und ich nickte.
In diesem Moment hätte von uns jedoch niemand ahnen können, dass wir nicht mehr lange die Einzigen bleiben würden, die sich an etwas erinnern konnten.
Die Läufer kamen gerade zurück und wir empfingen sie am Tor. Thomas, Minho und Liv hielten vor uns und schienen Neuigkeiten zu haben. Als mein Blick den von Thomas traf, nickten wir synchron. Wir hatten ein Versprechen. Keiner von uns beiden würde etwas sagen, es wäre zu gefährlich einfach herumzuposaunen, dass wir Erinnerungen hatten. Niemand würde es erfahren, vorerst.
"Und, was gibt's für Neuigkeiten?", wollte Newt wissen und musterte die drei. Wir alle hatten uns vor dem Labyrinth versammelt, da wir komische Geräusche gehört hatten. Es hatte sich so angehört, als ob irgendwelche Mauern eingestürzt wären.
"Wir könnten so 'was, wie einen Ausgang gefunden haben", keuchte Liv und nun wurde ich hellhörig.
"Ja...", bestätigte Thomas, der durch unsere Reihen sah, "Dieses Ding von dem Griewer, es ist wie ein Schlüssel. Wir haben damit einen unbekannten Gang geöffnet."
Minho und Liv nickten beide wild und nun mischte sich Gally ein: "Wow, ich bin echt beeindruckt. Grad 'mal ein paar Tage hier und schon hat uns der Frischling gerettet", sprach er gehässig.
"Was ist dein Problem?!", fuhr Thomas ihn an. Ich wusste, dass die zwei ein Problem miteinander hatten, aber dass es schon so weit fortgeschritten war, war mir neu.
"Mein Problem bist du!", keifte Gally, "Du bist erst seit wenigen Tagen hier und führst dich auf, als wenn du schon dein ganzes Leben hier gewesen wärst!", er ging einen bedrohlichen Schritt auf den Schwarzhaarigen zu, "Ich bin hier schon drei beklonkte Jahre, verdammt!", er blieb nahe bei Thomas stehen, funkelte ihn an und Zweiterer war ebenfalls voll in Rage. Die beiden wollten aufeinander losgehen, wurden aber von den anwesenden Lichter zurückgehalten. Alle rangelten, doch dann wurden wir von jemandem unterbrochen.
"Thomas!", rief eine leise Stimme und ich musterte die Umgebung. Teresa stand am Rand und versuchte, auf sich aufmerksam zu machen. Vergeblich.
"Leute, seid ruhig!", brüllte ich folglich, wobei ich mit meinen Händen einen Trichter um meinen Mund geformt hatte.
Sofort lagen alle Blicke auf mir. Tja, sie waren es eben nicht gewöhnt, dass ich einmal laut wurde, was nun ein Vorteil war.
"Danke", danach deutete ich zu Teresa, die zu sprechen begann: "Alby, er ist wach."
"Ich erinner' mich.", Alby saß auf einer Liege, in der dunklen Hütte und hatte die Hände hinterm Kopf verschränkt. Er schien irgendwie, ja, er war verzweifelt.
"Ich weiß, alles. Ihr wart immer ihre Lieblinge, Thomas. Du und sie", er deutete auf Teresa und ihr Gesichtsausdruck war derselbe, den wir alle hatten; wir waren verwirrt. Alby war gerade aufgewacht und aus irgendeinem Grund hatte er seine Erinnerungen zurück.
"Ich erinnere mich an euch alle...", sein Blick traf auf mich, "bis auf dich."
Ich zog beide Brauen nach oben, aber ich verstand. Er konnte sich gar nicht an mich erinnern, da ich nicht wie sie war. Ich unterschied mich von den Lichtern, denn Wicked hatte mich nie gewollt. Es war nur eine missglückte Mission daran schuld, dass ich hier war, mehr nicht.
Alby murmelte noch mehr, dann wollte er mit Thomas alleine reden und scheuchte uns weg. Wir gingen nach draußen, aber auch hier war Unruhe. Etwas war im Gange und dann wurde es Liv bewusst. Sie blickte auf ihre Uhr.
"Das Tor, es hätte sich schon längst schließen soll'n..."
Wir alle rannten zum Tor und blieben außer Atem stehen.
Es schloss sich nicht, aber warum?
Plötzlich geschah es, die anderen Tore, sie öffneten sich. Nun waren alle vier offen, infolgedessen hörte man Schreie.
Schreie von Griewer...
Die Welt blieb stehen. Für einen Augenblick stand ich nicht auf einer dunklen Lichtung. Die angenehme Kühle des Abends wurde durch eisige Kälte ersetzt. Mein Herz blieb stehen und Panik wollte meinen Körper kontrollieren, doch ich verscheuchte sie.
Ohne Herzschlag drehte ich mich zu den anderen um. Wir sahen uns alle fassungslos an und eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus.
Noch ein Schrei.
Ich zuckte zusammen und in der Zwischenzeit hatten sich alle anderen Lichter versammelt. Von hinter uns kam Thomas angelaufen. Seine dunklen Augen musterten die geöffneten Tore ängstlich. Er kam neben uns zu einem Halt, schluckte schwer.
"Chuck!", dem Kleinen war die Angst ins Gesicht geschrieben, das viel zu weiß war, "Ich will, dass du mit Alby sofort in den Versammlungsraum gehst und dass du dich verbarrikadierst", kommandierte Thomas, begriff sofort, dass bald etwas Schlimmes passieren würde. Ebendeswegen wollte er Chuck, der nicht einmal eine Fliege töten konnte, in Sicherheit bringen und ich war Thomas dankbar.
Der kleine Junge nickte, blieb aber wie festgefroren stehen. Chucks Unterlippe zitterte und aus leeren Augen blickte er Thomas entgegen.
"Jetzt!", setzte dieser nach und Chuck zuckte zusammen. Sofort rannte er davon, anschließend wandte sich Thomas an uns andere. Minho und Liv starrten die Tore des Labyrinths so an, als würden sie diese zum ersten Mal in ihrem Leben sehen und nicht jeden Tag durch sie ins Labyrinth laufen.
Ein weiterer Schrei eines Griewers erklang.
"Wir sollten Waffen holen!", meinte Thomas streng und niemand stellte Thomas' Worte infrage. Alle akzeptierten, dass er Anschaffungen machte.
"Gibt es hier Waffen?", fragte Thomas nach.
Newt nickte, erwiderte: "Ja.", anschließend fiel sein Blick auf jeden der Anwesenden und er befahl: "Wir holen die Waffen, schnell!"
Newts Blick traf den meinen und zusammen setzten wir uns in Bewegung.
Rasch rannten Newt und ich zu einem kleinen Bunker, in dem sich Waffen befanden. Zwar war ich noch nie hier gewesen, aber Zeit, um darüber nachzudenken, hatte ich nicht.
Ich stolperte und auf dem Weg dorthin hatten sich mehrere Lichter uns angeschlossen. Ich nahm gerade einen Speer entgegen und überreichte ihn Winston, welcher hinter mir stand und ihn folglich jemand anderes gab. Wir hatten flott eine Kette gebildet und in wenigen Sekunden waren die meisten Lichter bewaffnet.
"Das war alles", keuchte Newt, erschien leicht verschwitzt an der Oberfläche. Vor uns ein Haufen voller Waffen, alle von einer Staubschicht überzogen. Schnell kamen viele der Lichter angelaufen und waren froh, dass sie sich zumindest etwas verteidigen könnten. Natürlich war es völliger Schwachsinn, denn gegen diese scheußlichen Kreaturen konnte man sich nicht verteidigen. Es nur versuchen und währenddessen sterben.
In der Zwischenzeit hatten sich die ersten Griewer ihren Weg auf die Lichtung erarbeitet. Geschrei von Lichter hatten eingesetzt, welches das Blut in meinen Gefäßen gefrieren ließ.
Wir werden angegriffen, Menschen werden sterben und es ist kein böser Traum, ging es mir durch den Kopf.
Warum kann das nicht ein Alptraum von mir sein?
All das passierte jedoch wirklich. In der Ferne schrien die Ersten, die von den Griewern gepackt worden waren. Der Himmel über unseren Köpfen war stockdunkel.
Meine Ohren konnten die klackernden Geräusche der Griewer ausmachen. Ihre metallenen Beine bewegten sich über den Untergrund hinweg. Alles war ein einziges Desaster. Überall waren Fackeln, welche durch die Nacht schritten.
"Newt-", ich wurde durch einen Schrei unterbrochen. Sofort blickte ich zum Maisfeld und sah, wie eines dieser grässlichen Wesen Zart gepackt hatte. Der Junge wurde in die Luft geworfen, verschwand in der Dunkelheit und ob er das überlebt hatte, war fragwürdig.
Mein Bauch zog sich zusammen, ein Stechen durchzog mein Herz. Auch Newts Blick war in die Dunkelheit gerichtet, wo Zart verschwunden war. Der immerzu fröhliche Hackenhauer war ein guter Freund gewesen und jetzt sollte es ihn nicht mehr geben? Einfach so, in wenigen Sekunden war ein Leben ausgelöscht worden.
In diesem Moment wurde mir bewusst, dass Newt nicht gelogen hatte, als er mir erzählt hatte, dass die Lichtung ein schrecklicher Ort war. Nur die Mauern hatten uns von den Griewern beschützt, jetzt gab es diesen Schutz nicht mehr.
"Hey, hey", Newt kam auf zu, drückte mir einen Speer in meine Hände, "Du darfst jetzt nicht an Zart denken."
In seinen Augen erkannte ich Schmerz, Schock.
"Aber-"
"Nein", widersprach Newt, legte seine Hand auf meine Wange, "denk' nicht daran. Die Nacht hat gerade erst begonnen."
Ich nickte abgehackt, bis eine Stimme zu uns hallte: "Verdammt! Da hinten!", kreischte ein Junge panisch. Ich kannte seinen Namen nicht. Mein Blick ging nach hinten, dann sah ich es ebenfalls. Ein Griewer.
Das Ding, halb Tier und halb Maschine, kam rasend schnell auf uns zu und wir handelten alle unverzüglich. Alle schnappten sich eine Waffe und Newt griff nach meiner Hand.
"Du weichst nicht von meiner Seite."
"Ja...", ich nickte abermals, doch meine Worte wurden zu einem Versprechen, das ich nicht einhalten konnte.
Ein Schrei verließ meine Kehle. Ich wich einem Stachel aus, der auf mich zugeschossen kam. Ich drehte mich um meine eigene Achse und stolperte über einen leblosen Körper hinweg. Der Junge, ich glaubte, dass er Daniel hieß, hatte seine Augen starr in den pechschwarzen Himmel gerichtet. Es war eindeutig, dass er tot war.
Panisch blickte ich mich um und wischte mit meinem rechten Handrücken über mein Gesicht. Alles war nur mehr ein Chaos aus Tod und Verderben. In dieser Nacht, in der unsere Freunde starben, ja, in dieser einen Nacht, da erwachte das Grauen zum Leben. Das Grauen, welches schon die ganze Zeit gewartet hatte, um aus seinem Schlaf zu erwachen.
Ich hustete, da der Rauch von den in Flammen stehenden Hütten in meine Lunge drang. Immer noch rannte ich panisch umher und versuchte, einfach nur zu überleben. Die anderen hatte ich verloren und ich konnte mir nicht vorstellen, sie je wiederzufinden. Viel zu bizarr war dieser Gedanke in diesem Moment.
Von Weitem sah ich gerade, wie Gally und ein paar andere in die Box sprangen und sich vor einem Griewer versteckten. Ein Lichter wollte hinterher und gerade öffneten sich die Gittertore, um ihn hineinzulassen, aber es war zu spät. Der Griewer packte den Jungen und schleuderte ihn davon.
Ich beobachtete nicht länger, sondern entschied mich für das einzig Logische; ich rannte in den Wald hinein. Die großen und unbeweglichen Maschinen sollten sich nicht gut im Dickicht bewegen können, ging es mir durch den Kopf. Es war eine Chance.
Hektisch rannte ich an einer brennenden Hütte vorbei und verschwand im Wald. Dieser war stockdunkel und meine Hand vor meinen Augen zu sehen, war beinahe unmöglich. Ich stolperte über meine eigenen Füße, als ein weiterer Schrei in meinen Ohren erklang. Zwar versuchte ich, meinen folgenden Sturz mit den Händen abzufangen, aber es war zu spät. Ich knallte mit meinem Kopf voran auf den Waldboden.
Meine Hand berührte meine Stirn und ich zuckte zusammen. Anscheinend hatte ich mir eine Platzwunde zugezogen. Ich versuchte, mich aufzurichten, zwecklos. Genau das Eine hatte ich gelernt: Versuchen, in dieser Welt zu überleben, war zwecklos.
Ich knallte auf den Boden und die Geräusche von den Schreien der Lichter und Griewer drangen immer mehr in den Hintergrund. Alles wurde schwarz, dann verlor ich mein Bewusstsein.
Ich erwachte aufgrund des pochenden Schmerzes in meinem Kopf. Ich hustete und riss meine Augen auf. Zweiteres bereute ich sofort, da abermals ein Schmerz durch meinen Kopf schoss.
Folglich rappelte ich mich jedoch auf und in dem Moment, als ich wackelnd auf meinen Beinen stand, durchfuhr mich ein Krampf. Ich hielt meinen Bauch und krümmte mich, dann übergab ich mich einfach. Anscheinend hatte ich eine schwere Gehirnerschütterung.
Es war immer noch dunkel, also konnte ich nicht lange bewusstlos gewesen sein. Nachdem ich meinen Magen entleert hatte, wischte ich mir meinen Mund ab und richtete mich auf. Sofort wurde mir wieder schwummrig, aber ich schaffte es, zu stehen.
Torkelnd verließ ich den Wald und konnte sehen, dass meine Hose an den Knien aufgerissen war. Generell war ich bedreckt und ohne es überprüfen zu müssen, wusste ich, dass an meiner Stirn getrocknetes Blut klebte. Ich spähte aus dem Wald hinaus. Anscheinend war ich nicht die Einzige mit dieser Idee gewesen. Denn auch Gally und die restlichen Lichter aus der Box taten dies. Ebenfalls kamen aus allen erdenklichen Ecken der Lichtung immer mehr Lichter aus ihren Verstecken.
Anscheinend ist es vorbei...
Aus dem Versammlungsraum traten indessen mir bekannte Personen und als ich sah, dass alle wohl auf waren, ließ ich mich ins Gras fallen. Mit den Knien voran saß ich einfach so da, dann traf mein Blick den von Newt. Er riss die Augen geschockt auf und rannte auf mich zu. Auch Liv entdeckte mich und folgte dem Hackenhauer. Bei mir angekommen, hockte sich Newt sofort zu mir herunter und zog mich in seine Arme. Seine Arme umfassten meine Taille und müde, doch auch erleichtert, legte ich meine Hände um seinen Hals.
Ich lag mehr auf ihm, als dass ich saß und flüsterte müde neben seinem Ohr: "Ich bin froh, dass es dir gut geht.", meine Stimme war kratzig, aber er hatte mich verstanden. Newt vergrößerte den Abstand wieder und ich öffnete mühselig meine Augen. Als ich ihm in seine braunen Augen sah, konnte ich Besorgnis in ihnen entdecken. Er musterte meine Stirn. Ich konnte nur gequält mit meinen Schultern zucken.
"'s geht schon...", murmelte ich, setzte mich komplett auf den Boden. Ich blickte an Newt vorbei. Liv, die auf dem halben Weg zu uns war, blieb plötzlich stehen und drehte sich um, denn irgendwer schrie.
"Er ist einer von ihnen!", brüllte Gally und verpasste Thomas seine Faust ins Gesicht. Liv war erschrocken und beobachtete das Geschehen. Ich sah nur mehr, wie Minho dazwischen ging, aber anscheinend hatte Gally genug, denn er machte keine weiteren Anstalten, Thomas noch einmal zu schlagen. Dann geschah alles ganz schnell.
Minho diskutierte mit Gally, doch die beiden wurden von einer schreienden Teresa unterbrochen: "Thomas! NEIN!"
Anschließend sah ich es; Thomas jagte sich den Stachel eines Griewers in den Oberschenkel und brach auf der Stelle zusammen.
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