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„Wir sind keine Freunde. Auch keine Feinde. Nur zwei Fremde mit Erinnerungen"

-Remus Sichtweise-

Es war Herbst geworden. Dementsprechend sanken die Temperaturen in unangenehme Bereiche. Ein starker Wind wehte das Laub durch die belebten Straßen. Die ersten Tropfen fielen aus schweren Regenwolken. Ich saß in der Winkelgasse, trotz des schlechten Wetters. Vor mir ein Becher in den hin und wieder jemand eine Münze warf. Doch das Geld reicht nicht. Es reichte nie. Das Ziehen in meiner Magengegend bewies es. Ich verspürte schon lange keinen Hunger mehr. Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung zwangen mich dazu, auf meinem Platz zu verweilen. Statt mit Essen musste ich mich mit Kopfschmerzen oder vereinzelt auftretenden Sehstörungen begnügen.

Der Krieg war vorbei, doch verbessert hatte sich rein gar nichts. Jedenfalls nicht für mich. Kingsley war zwar zum Zauberminister ernannt worden, doch fehlte ihm die Zeit, um sich mit banalen Dingen, wie die Werwolf-Gesetze, zu befassen. Eine Schande. Harry dagegen schrieb mir noch ab und an, jedoch wollte ich ihm nicht auf der Tasche liegen. Er hatte sein eigenes Leben. Und ich wollte ihm nicht dazwischen funken. Also blieb ich allein, einsam und verarmt.

Alle waren sie von mir gegangen. Erst James und Lilly. Dann meine Eltern, Sirius und Dumbledore. Schlussendlich meine Frau. Ach, Dora. Wie sehr ich sie doch vermisste. Ich vermisste sie alle...Doch das Leben musste weiter gehen...irgendwie.

Seit Monaten versuchte ich mir das schon einzureden, allerdings ohne Erfolg. Die Zeit verging und nichts änderte sich. Ich siechte dahin, ohne an meiner Lage irgendwas ändern zu können. Daran war nur diese furchtbare Krankheit schuld. Ich hatte Hogwarts mit Bestnoten abgeschlossen. Trotzdem wollte mich niemand einstellen. Meine Leistungen interessieren keinen. Ich konnte mir noch so Mühe geben, aber sobald die Leute erfuhren was ich war, war Schluss. Finito.

Unerwartet blieb jemand vor mir stehen, was mich unweigerlich aus meinen trüben Gedanken riss. Doch ich blickte nicht auf. Wozu auch? Nur um den verachtungsvollen Blick desjenigen zu sehen? Ich hatte mich in eine Lethargie und Resignation geflüchtete, um nicht zu verzweifeln.

>>Ist das nicht unter ihrer Würde, Lupin? << Diese Stimme kam mir bekannt vor. Aber woher? Vorsichtig sah ich auf. Genau in diesem Moment streifte sich die Person die Kapuze vom Kopf. Oh nein...! Warum ausgerechnet er? Das Schicksal schien mich wirklich abgrundtief zu hassen.

>>Welche Würde? <<, erwiderte ich kalt und blickte in die verächtlichen, schwarzen Augen von Severus Snape.

>>Ich habe Sie immer für einen anständigen Mann gehalten. Stattdessen hocken sie hier auf der Straße und betteln um Geld, was sich andere hart erarbeitet haben<<, meinte er nicht minder herablassend. Doch mein Inneres blieb ungerührt. Auf der Straße herrschte immer ein rauer, oft bleidigender Ton. Wenn man keine Kontrolle über seine Gefühle hatte, war man verloren. Hier draußen war ich abgestumpft. Alle meine Sinne und Empfindungen waren wie eingefroren.

>>Ich habe mir dieses Leben ganz gewiss nicht ausgesucht. Monate hab ich nach einem Job gesucht, aber niemand will einen Werwolf einstellen...Doch wozu erzähle ich das? Das interessiert dich doch sowieso nicht. << Unweigerlich wandte ich den Blick ab. Ich starrte auf den Münzbecher vor mir.

>>Ich hab alles verloren, freut es dich? <<, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu ihm. Er widerte mich an, mit seiner Arroganz, seinem Gehabe, seiner Selbstsucht.

>>Jammer Sie nicht rum! Sie sind nicht der einzige der alles verloren hat. << Ich schwieg darauf. Was sollte ich mich auch mit so einem streiten? Es würde an der jetzigen Situation nichts ändern.

>>Hat es Ihnen die Sprache verschlagen? <<, höhnte er und straffte seine Schultern, um sich noch eindrucksvoller zu präsentieren.

>>Severus, wenn du gekommen bist, um es mir heimzuzahlen, für die ganzen Dinge die wir dir damals angetan haben, dann kannst du mich mal. Egal was du vorhast. Dieses Leben hat sowieso keinen Sinn mehr für mich. << Mit leeren Augen begegnete ich seinem Blick. Ich hatte keine Angst vor dem Tod. Nicht mehr jedenfalls. Der Tod schien für mich eher eine willkommene Zuflucht zu sein. Ein Ausweg aus diesem schrecklichen Leben. Ich konnte nicht mehr, ich wollte nicht mehr, für mich gab es nichts mehr.

>>Sie geben also einfach auf? << Kritisch fasste er mich ins Auge. Wieder senkte ich den trüben Blick. Aus den wenigen Tropfen, wurde ein starker Regenschauer. Welche Ironie. Das Wetter beschrieb beeindruckend meine seelische Verfassung.

>>Ich habe mein ganzes Leben lang gekämpft...und wofür? Um mich letztendlich wie ein Stück Dreck behandeln zu lassen? Nein, ich habe genug! Meine Kraftreserven sind aufgebraucht. Niemand braucht mich hier mehr. Niemand wird mich vermissen. Alle die ich liebe sind vor mir gegangen. Wofür also weiterkämpfen? << Starr blickte ich wieder auf den Becher, in dem sich eine mickrige Anzahl von Münzen befand. Jetzt füllte er sich langsam mit Regenwasser.

>>Und was ist, wenn ich sage, dass ich einen Job für Sie habe? << Überrascht blickte ich auf. Severus Snape hatte einen Job für mich? Hatte ich Halluzinationen? Spielten mir meine Ohren und Augen einen Streich? Meine innere Euphorie glättete sich schnell, als mir einfiel, wer zu mir gesprochen hatte. Hinter diesem Angebot konnte nur eine Boshaftigkeit stecken, eine Erniedrigung, eine Demütigung.

>>Einen Job? <<, brachte ich mühsam heraus.

>>Durchaus! Sie haben richtig gehört...Ich benötige dringend eine Aushilfskraft. Meine Hauselfe ist vor kurzem verstorben, und ein großes Haus reinigt sich schließlich nicht von selbst <<, sagte er überheblich. Wie konnte man nur immer so aufgeblasen daher reden? Merlin, dass er sich überhaupt selbst zuhören konnte, verstand ich nicht.

>>Ich soll ernsthaft bei dir putzen? << Ich konnte mir ein ironisches Auflachen nicht verkneifen. Das war nicht sein Ernst, oder? Ich hatte es geahnt.

>>Ich bin kein Freund von Wiederholungen. Sie haben schon richtig verstanden. << Seine schwarzen Augen durchbohrten mich förmlich. Ich brauchte mich nicht fragen, was er mit diesem seltsamen Angebot bezweckte. Er wollte sich rächen. Dieses miese, durchtrieben, hinterhältige Individuum wollte mich klein kriegen. Ich sollte leiden und erdulden, nach seinen Regeln.

>>Natürlich gewähre ich Ihnen, solange Sie bei mir arbeiten, Unterkunft und ausreichend Verpflegung<<, fügte er wie beiläufig hinzu. Kurz dachte ich über sein Angebot nach. Der Winter stand vor der Tür. Lange könnte ich in der Kälte nicht überleben. Doch wollte ich das überhaupt? Eines musste ich aber, ich würde diesem aufgeblasenen Lackaffen keine Genugtuung geben. Wenn ich nein sage, hätte er einen Triumph, sage ich ja, hätte er den Triumph auch, aber ich könnte ihn ihm streitig machen.

>>Was zögern Sie so lange? Ja oder Nein? <<, wollte Severus kaltschnäuzig wissen. Der Regen hatte zugenommen. Beide waren wir bereits vollkommen durchnässt. Nicht das mich das gestört hätte. Noch immer wog ich das Für und Wieder ab. In mir erwachte ein kleiner Teufel und riss mich aus meiner Resignation. Dir werde ich es zeigen. Auch wenn ich eine Show hinlegen musste, er würde mich nicht klein kriegen.

>>Ja, ich mach es! <<, brach es aus mir heraus. Mühsam rappelte ich mich vom Boden auf. Erst war ich unsicher, ob mich meine müdem Beine überhaupt noch tragen würden. Erstaunlicherweise taten sie das, wofür sie da waren. Mit dem Gleichgewichtssinn klappte es noch nicht so ganz, aber ich stand. Abschätzend musterte mich Severus. Dann hielt er mir plötzlich die ausgestreckte Hand entgegen. Als ich nicht gleich reagierte, griff er einfach zu und wir apparierten.


In Cokeworth tauchten wir wieder auf. Langsam und unauffällig gingen Severus und ich die Industriestraße von Spinner's End entlang. Eine Muggelgegend. Soviel ich wusste hatte Lily als Kind hier gelebt. Die Umgebung wirkte recht trostlos auf mich.

An einem Grundstück, fast am Ende von Spinner's End, blieben wir stehen. Severus öffnete mit einer komplizierten Zauberformel das schmiedeeiserne Tor. Dahinter befand sich ein großer Garten, der auch nach meiner Ansicht schon bessere Tage gesehen hatte. Überall wucherte das Unkraut, Laub verdeckte gepflegten Grünflächen, die Büsche und Sträucher wucherten zu allen Richtungen und Efeu rangelte sich ungezähmt an der Hauswand empor.

>>Wie Sie unzweifelhaft sehen können, gibt es hier jede Menge Arbeit. << Damit deutete Severus mit einer ausladenden Geste auf die Umgebung seines Grund und Bodens. Zustimmend nickte ich.

Als er dann den Schlüssel ins Haustürschloss schob, um aufzuschließen, war mir doch etwas mulmig zumute. Hier würde ich also in nächster Zeit leben...Mit Severus Snape. Hätte mir das jemand vor ein paar Monaten erzählt, hätte ich demjenigen ohne zu zögern in eine Irrenanstalt verwiesen. Aber vielleicht träumte ich ja auch nur. Vielleicht entsprach das alles hier nicht der Wirklichkeit...

>>Was stehen Sie da so rum? Kommen Sie rein! << Severus autoritäre Stimme verdeutlichte mir, dass das unmöglich ein Traum sein konnte. Höchstens ein Alptraum...den ich mir zu Nutze machen würde.

Im Inneren sah das Haus nicht gerade behaglich und einladen aus. Es war alles recht düster eingerichtet. Dunkle Tapeten. Dunkler Boden. Dunkles Mobiliar. Aber was hatte ich von einem Mann, der jahrelang in einem Kellergewölbe in Hogwarts gewohnt hatte, auch erwartet? Severus führte mich zunächst ins Wohnzimmer. Dort angekommen entzündete er ein knisterndes Feuer im Kamin. Schlagartig umfing mich wohlige Wärme.

>>Setzen Sie sich! Ich bin gleich wieder da. << Severus verschwand aus meinem Blickfeld. Gehorsam setzte ich mich auf das Sofa. Seufzend streckte ich die Beine zum Feuer aus. Noch immer triefte meine Kleidung vor Nässe. Ich war erstaunt, dass Severus mich in diesem Zustand überhaupt in sein Haus hineingelassen hatte. Geschweige denn, dass ich auf seinem Sofa sitzen durfte... Doch mir sollte es egal sein. Hauptsache ich befand mich in einer trockenen Umgebung.

Als Severus wieder auftauchte, weiteten sich meine Augen. Nicht nur, dass er sich umgezogen hatte, nein, er hatte auch Klamotten für mich dabei. Ohne jeglichen Kommentar reichte er mir saubere Jeans, Shorts, T-Shirt und Socken. Nachdenklich musterte ich die Sachen und fragte mich, wo der Haken versteckt sei.

>>Los, umziehen! Sie tropfen mir das ganze Wohnzimmer voll. Im oberen Stockwerk, den Flur hinunter, zweite Tür rechts, befindet sich das Badezimmer <<, forderte er mich unmissverständlich auf. Dann wandte er sich ab und verschwand im angrenzenden Raum.

Noch immer überrascht von dieser „fürsorglichen" Geste, ging ich hinauf in den zweiten Stock. Das Badezimmer war nicht übermäßig groß, erfüllte aber seinen Zweck. Ich schälte mich langsam aus meinen alten, zerfetzten Klamotten. Dann betrat ich die Dusche, drehte das Wasser auf und atmete erleichtert auf, als mich ein warmer Wasserstrahl umfing. Was für eine Wohltat. Ich wusste nicht, wann ich mich das letzte Mal so wohl gefühlt hatte. Nach einer ausgedehnten Dusche, zog ich mir Severus Kleidungsstücke über. Sie passten perfekt. Anscheinend hatten wir annähernd dieselbe Statur. Als ich das Badezimmer verließ, vernahm ich klirrende Geräusche aus der unteren Etage.

Auf der Türschwelle zur Küche hin, aus der ich die Geräusche vernommen hatte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Severus schien etwas unbeholfen sein. Mit einem großen Fragezeichen im Gesicht stand er vor dem Kühlschrank. Ich musste mir ein Auflachen bei diesem surrealen Anblick verkneifen. Konnte der feine Herr etwas nicht kochen? Und das, obwohl er so begabt in Zaubertränke Brauen war? Sicher gab es da keinen großen Unterschied, lediglich in den Zutaten.

>>Kann ich behilflich sein? <<, fragte ich vorsichtig. Nebenbei versuchte ich zu verbergen, dass mich seine Hilflosigkeit aufs Höchste amüsierte. Überrascht drehte er sich zu mir um.

>>Können Sie kochen? << Skepsis lag in seiner Stimme. Mit einem schiefen Lächeln nickte ich. Ich war schon früh selbstständig geworden. Kochen war von daher kein Problem für mich.

>>Na dann zeigen Sie mal, was sie können! <<, gab er nun wieder kalt zurück. Er setzte sich an den Küchentisch, während ich die Schränke nach geeigneten Utensilien absuchte.

Eine Stunde später hielt ich Severus einen Teller mit Suppe unter die Nase. Kritisch beäugte er diese. Schmunzelnd setzte ich mich zu ihm. Demonstrativ aß ich zuerst, damit er sah, dass ich das Essen keinesfalls vergiftete hatte. Als ich meinen Teller fast zur Gänze gelehrt hatte, griff er ebenfalls nach seinem Löffel und begann zu essen. Zufrieden stellte ich fest, dass ihm die Suppe wohl mundete. Ich tat mir eine weitere Portion auf. In rasanter Geschwindigkeit, leerte ich auch diese. Es tat so gut, mal wieder etwas Nahrhaftes im Magen zu haben. Als ich mir gerade eine weitere Kelle mit Suppe auftun wollte, hielt mich Severus überraschend zurück.

>>Wann haben sie das letzte Mal etwas zu sich genommen? <<, fragte er mich emotionslos. Wie immer saß sein Pokerface perfekt. Ungerührt blickte ich in seine schwarzen Augen.

>>Ähm...? << Ich überlegte. Wann hatte ich zuletzt etwas gegessen? Das muss schon ein paar Tage zurückliegen. Oder waren es bereits Wochen?

>>Sie könne sich die Antwort sparren! Ihr Schweigen ist mir schon Antwort genug. Auf jeden Fall sollten Sie jetzt nicht so viel auf einmal essen. Ich habe keine Lust, einen von Übelkeit geplagten Werwolf zu bemuttern<<, meinte er beißend. Stumm nickte ich. Noch immer hungrige musterte ich meinen leeren Teller.

>>Kommen Sie! Ich zeige Ihnen, wo sie die nächsten Tage nächtigen können. << Damit stand Severus auf.

Schweigend folgte ich ihm die Treppe hinauf. Er führte mich in ein Zimmer, was ursprünglich für Gäste bestimmt war. Naja, strenggenommen war ich ja beim ihm kein Gast. Der kleine Raum war nur spärlich möbliert. Das Bett beanspruchte den größten Teil davon. Dann gab es noch einen Nachtschrank, einen Kleiderschrank und einen kleinen Tisch, mit jeweils zwei Stühlen. Die Wände wirkten nackt und kahl. Der Dielenboden wurde hingegen durch einen großen grünen Teppich halb verdeckt. Gast wollte ich hier drin nicht sein. Als Angestelltenunterkunft erschien mir das Zimmerchen recht passabel.

>>Ich denke dies sollte für ihre Ansprüche genügen. << Severus war meinem Blick wohl gefolgt. Zustimmend nickte ich. Hauptsache ein Bett. Der Rest war mir egal.

>>Ich erwarte sie morgen früh pünktlich um sechs Uhr in der Küche, verstanden! << Mit herausfordernder Mine betrachtete er mich.

>>Sicher! <<, bestätigte ich artig. Severus nickte, dann verschwand er zur Tür hinaus. Nachdenklich sah ich ihm nach. Die Müdigkeit zwang mich ins Bett. Ich zog mich bis auf die Short aus, dann kuschelte ich mich unter die weiche Bettdecke. Ach, war das herrlich.

Das Leben bei Severus stellte sich wie erwartet als die Hölle auf Erden heraus. Ich wurde stets und ständig gedemütigt. Ich durfte das Grundstück nicht ohne Erlaubnis verlassen, durfte keine eigenen Entscheidungen treffen, wurde herumgeschupst wie ein kleiner Schuljunge und musste mir tagtäglich anhören, wie unfähig ich doch war. Doch dies alles ließ ich stumm über mich ergehen. Dafür hatte ich ein Dach über dem Kopf. Ich wusste meine Zeit würde kommen, seinen Sieg in eine Niederlage zu verwandeln.

Nur eine Sache brachte mich an die Grenzen meiner psychischen Belastung. Schlafmangel. Jeden Tag war ich punkt sechs Uhr auf den Beinen. Was mich auch nicht störte, da ich ein Frühaufsteher war. Doch ich durfte mich immer erst weit nach Mitternacht in mein Bett begeben. Zumeist bekam ich dadurch nur zwei bis drei Stunden Schlaf. Für meine Verhältnisse viel zu wenig. Besonders wenn der Vollmond vor der Tür stand.

Dröhnende Kopfschmerzen folgten mir auf Schritt und Tritt. Ich war unkonzentriert. Mehrmals passierte es mir sogar, dass ich während der Arbeit einschlief. Severus quittierte diese „Unzulässigkeiten" mit Spott und Hohn. Mit jedem Tag der verging, fiel es mir schwerer die Augen offen zu halten. Doch Severus schien das nicht zu interessieren. Und ich jammerte nicht. Schließlich genoss ich seine „Gastfreundschaft". Ich bekam anständige Kleidung, konnte regelmäßig Essen und durfte duschen. Wenn die Müdigkeit nicht auf Dauer so erdrückend wäre.

Eines Tages passierte es dann, dass mich die Müdigkeit übermannte. Im Stehen schlief ich einfach ein, taumelte zur Seite und riss einen Kessel gefüllt mit Wolfbanntrank zu Boden.

>>Verschwinden Sie umgehend aus meinem Haus Sie Nichtsnutz, und wehe Sie treten mir nochmal unter die Augen<<, mit diesen Worten setzte mich Severus einfach vor die Tür, Mitten im Winter, wo Minusgrade herrschten. Ich verstand, dass er sauer auf mich war. Die Zutaten für den Wolfsbanntrank waren sündhaft teuer. Doch war dies gleich ein Grund, mich in den sicheren Tod zu schicken? Ich hätte diesem Scheusal gern noch eins ausgewischt, so wie ich es geplant hatte. Vielleicht genügte es aber auch, dass er sich gerade selbst strafte. Er hatte sich von mir abhängig gemacht, still und schleichend. Deshalb wiedersprach ich ihm nicht, rechtfertigte ich mich, entschuldigte ich mich nicht. Ich wurde schlimmer als ein Hauself „gehalten". Lieber ging ich wortlos in die Kälte, als Severus Snape weiterhin als Sklave zu dienen.

Eine Woche verging. Wieder einmal war ich in der Winkelgasse unterwegs war, um für Essen zu betteln. Mit mangelndem Erfolg. Mittlerweile war ich bis auf die Knochen durchgefroren. Wärmezauber halfen nur bedingt. Mein Magen war geradezu schmerzhaft leer. Kraftlos ließ ich mich in den Schnee fallen. Ich war Müde, erschöpft, alles tat weh. Zitternd vor Kälte kauerte ich mich zusammen. Hoffnungslos schloss ich die Augen. Zum Aufstehen fehlte mir die Motivation. Ich war müde, einfach müde.

So sah also mein Ende aus...erfroren in der Kälte. Und das alles nur, weil ich zu stolz war, Harry oder den Weasleys um Hilfe zu bitten. Ich wollte nicht, dass sie mich so heruntergekommen sahen. Ich könnte ihre mittleidigen Blicke nicht ertragen, noch wollte ich auf ihre Hilfe angewiesen sein. Niemand sollte sein kostbar verdientes Geld, wie Severus es nannte, für so jemanden wie mich ausgeben. Ich war nur ein nutzloser Werwolf...Ich spürte, wie die Kälte des letzten Schlafes meine Glieder taub werden ließ. Ganz langsam. Die Kälte begann sich tief in meine Eingeweide zu fressen. Schließlich würde sie mein Herz erreichen...Ich war so unendlich müde. Schlafen, einfach schlafen, alles vergessen, alles hinter mich lassen.


-Severus Sichtweise-

Als Jugendlicher hatte ich Lupin immer für den Anständigsten der Rumtreiber gehalten. Auch der erwachsende Lupin war durchaus ertragbar. Obwohl ich ihn in den letzten Wochen wie eine wertlose Kakerlake behandelt hatte, war er steht freundlich und zuvorkommend geblieben. Ich musste mir eingestehen, dass er mir auf merkwürdige Art und Weise fehlte. Mein Haus fühlte sich ohne ihn einsam und verlassen an. Ich hatte mich sosehr an seine Anwesenheit gewöhnt, dass es mir jetzt fast leidtat, dass ich ihn überhaupt rausgeschmissen hatte. Ernsthaft fragte ich mich nun, wie ich an vernünftiges Essen kam und wie lange es dauern würde, bis ich mich in meinem eigenen Chaos nicht mehr zurecht fand.

Seit Monaten hatte ich mit niemandem mehr Kontakt gehabt. Nicht seitdem ich meinen Job als Professor an den Nagel gehängt hatte. Doch obwohl ich ein Einsiedler war, tat mir die vollkommene Isolation auf Dauer nicht gut. Die niveauvollen Gespräche mit Lupin waren eine willkommene Abwechslung gewesen, zu der sonstigen Stille im Haus...Ja, ich wollte ihn demütigen, ihn erniedrigen, ihn zwischen den Fingern zermalmen. Nun musste ich mir eingestehen, dass er mich stattdessen zerbröselt hatte, mich Severus Snape.

Seufzend apparierte in die Winkelgasse, da ich noch ein paar Besorgungen zu erledigten hatte. Sicher würde mich das auf andere Gedanken bringen. Doch auf meinem Weg stolperte ich ganz unverhofft über einen im Schnee liegenden Baumstamm. Glücklicherweise konnte ich mich gerade noch fangen, bevor mein Gesicht Bekanntschaft mit dem vereisten Schnee machen konnte. Was bei Merlins Bart? Wütend wollte ich den Baumstamm beiseitetreten, als ich bemerkte, dass ich kein Stück Holz vor mit hatte, sondern einen menschlicher Körper. Neugierig nahm ich das Objekt näher in Augenschein.

Ich hockte mich hin und zog sicherheitshalben meinen Zauberstab. Man konnte ja nie wissen. Nachher handelte es sich um eine inszenierte Falle. Eine innere Unruhe ergriff mich, als ich die Hand ausstreckte, um den Schnee vom Gesicht des am Boden liegenden beiseite zu wischen...Geschockt wich ich zurück, als ich Lupin erkannte. Ich brauchte einen Moment, um mich wieder zu fangen. Sein Gesicht war weiß wie der Schnee, die Lippen ungesund blau, die Augen fest geschlossen. Mit zitternden Fingern tastete ich nach seinen Puls...Er lebte noch. Ohne weiter nachzudenken, griff nach seinem leblosen Arm und apparierte.

Ich hatte Lupin unverzüglich in eine mit lauwarmen Wasser gefüllte Badewanne verfrachtet, die wohl schnellste Möglichkeit, um seinen Körper wieder „aufzutauen". Geduldig wartete ich darauf, dass er endlich die Augen aufschlug. Als er mir nach gefühlten Stunden endlich den Gefallen tat, stockte mit der Atem. Wie in Trance blickte er um sich. Seine Augen waren so entsetzlich leer. Ich hätte nie gedacht, dass diese goldenen Augen mal so leblos sein könnten. Bisher waren sie immer freundlich und warm gewesen.

>>Lupin? <<, sprach ich ihn vorsichtig an. Keine Reaktion. Verwundert wedelte ich mit der Hand vor seinem Gesicht herum... Nichts. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in meiner Brust breit. Anscheint hatte mein Rausschmiss und die Kälte ihn mehr zugesetzt, als ich erwartete hatte. Dabei war ich froh, ihn wieder an meiner Seite zu wissen. Ich hatte Gewissensbisse, dabei hatte ich doch gar keins. Wurde ich etwa krank?

>>Remus? <<, meine Stimme war nur ein Hauch. Besorgt berührte ich ihn leicht an der Schulter. Plötzlich hob er die Hand. Wie in Zeitlupe. Unweigerlich hielt ich den Atem an. Leicht bewegte er die Finger, dabei schaute er sie an, als wären sie unmöglich real.

>>Remus! << Vorsichtig stupste ich ihn erneute an. Es schien mehrere Minuten zu dauern bis seine Augen, mich endlich fokussiert hatten. Er wirkte heillos enttäuscht und gleichzeitig unendlich verzweifelt. Eine Weile saßen wir nur da und starrten uns gegenseitig an. Ich verstand nicht, wieso mir sein schlechter Zustand Sorge bereitete. Ich hatte mir nie groß Gedanken über das Befinden anderer gemacht. Vielleicht war mir die Einsamkeit zu Kopf gestiegen und ich wurde auf meine alten Tage hin sentimental.

>>Ähm...<<, ich räusperte mich, >>Fühlst du dich besser? << Ich wartete einige Minuten, doch ich bekam keine Antwort. Seufzend stand ich auf.

>>Ich werde mal sehen, ob ich was essbares für dich auftreiben kann und heißen Tee. << Remus ausdruckloser Blick verunsicherte mich. Ich brauchte Zeit um mich zu sammeln, also verschwand ich aus dem Badezimmer und ging zügigen Schrittes in Richtung Küche. Zum Glück befanden sich noch ein paar gekaufte Sandwichs vom Vortag im Kühlschrank. Diese müssten fürs erste genügen.

Als ich das Bad wieder betrat, saß Remus noch genauso da, wie ich ihn verlassen hatte. Hätte ich nicht gewusst, dass er lebendig war, hätte ich gedacht, er sei eine leblose Puppe. Ich fühlte mich hilflos. Noch nie hatte ich mit jemandem zu tun gehabt, der eine Nahtoderfahrung hinter sich hatte, enttäuscht war, dass er noch lebte und zu allem Unglück feststellen musste, erneut im Hause eines kaltschnäuzigen Tränke Meisters zu sein.

>>Hier, du hast bestimmt Hunger! << Auffordernd hielt ich ihm die ganz passabel duftenden Sandwichts unter die Nase. Doch er schien durch den Teller einfach hindurch zu sehen. Sanft stupste ich mit dem kalten Geschirr gegen seine nackte Brust, wodurch er seine Augen endlich auf das nährstoffreiche Essen richtete. Trotzdem machte er keine Anstalten danach zugreifen.

>>Komm schon, ich werde dich nicht auch noch füttern! << Ich legte allen Missmut in meine Stimme, den ich aufbringen konnte. Irgendwie klappte es nicht so recht. Das ging definitiv zu weit. Auch meine Freundlichkeit hatte Grenzen, dachte ich zumindest.

>>Wie...Wie komme ich hier her? <<, fragte er leise und mit kratziger Stimme. Merlin sei Dank! Er hatte also doch nicht sein Sprachvermögen verloren.

>>Ich habe dich im Schnee aufgelesen und her gebracht. << Eingehend musterte ich ihn. Ich stellte die Sandwichts fürs erste auf den Badewannenrand ab und erhöhte die Wassertemperatur. Sicher würde er sie früher oder später noch essen.

>>Warum hast du mich nicht liegen gelassen? <<, wollte er emotionslos wissen. Kurz lag mir eine bissige Antwort auf der Zunge, doch ich verkniff sie mir. Das war nicht der richtige Zeitpunkt für Zynismus, nicht bei seiner Verfassung. Also zwang ich mich zu einer wahrheitsgetreuen Antwort, auch wenn sie zugegebener Maßen unsicher und zerknirscht klang.

>>Du bist der letzte soziale Kontakt, der mir noch geblieben ist. Und in den vergangenen Tagen ist mir so einiges klar geworden. Sicher sind wir keine Freunde, aber auch keine Feinde. Vielleicht sind wird nur zwei Fremde mit denselben Erinnerungen, wer weiß. Aber was spielt das auch für eine Rolle? << Kurz dachte ich über meine eigenen Worte nach, ehe ich fortfuhr.

>>Vielleicht können wir zusammen einsam sein und nochmal von vorne beginnen... << Ich war selbst überrascht von meinem spontanen Vorschlag. Konnte aber auch nicht schlechtes daran finden. Remus war durchaus eine angenehme Gesellschaft. Wahrscheinlich müsste ich mich zusammenreißen, um nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen, doch dies war für mich zumutbar. Ein „Mitbewohner" hatte sicher seine Vorteile, für mich, für ihn.

Remus gab wieder keine Reaktion von sich. Kritsch fasste ich ihn ins Auge. Eventuell dachte er auch nur über meine Worte nach...Seufzend hockte ich mich vor die Wanne, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein.

>>Willst du hierbleiben, Remus? <<, fragte ich erneut ohne jegliche Schärfe in meiner Stimme. Endlich sah er auf.

>>Nur... wenn dir im Nachhinein nicht einfällt, mich schlimmer als einen Hauselfen zu behandeln! <<, antwortete er hart.

>>Versprochen <<, erwiderte ich ehrlich.

Wieder starrte er nachdenklich vor sich her. Sein psychischer Zustand bereitete mir wirklich Kopfschmerzen. Hoffentlich gab sich das wieder nach einiger Zeit. Als er nach dem Teller mit den Sandwichs griff, atmete ich erleichtert auf. Schweigend setzte ich mich auf den Toilettendeckel und beobachtete ihn beim Essen. Man sagt ja immer, dass Zeit alle Wunden heilen soll. Hoffentlich war das in Remus Fall genauso. Ich versuchte das Gute an dieser Situation zu sehen. Vielleicht würde mich Remus zu einem besseren Menschen machen, wenn er es nicht sogar schon getan hatte...

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