Kapitel Vier
Es sind zwei weitere Wochen vergangen und Matteo hat sich nicht gemeldet.
Ganz wie ich erwartet habe.
Gerne würde ich ihn dafür erwürgen, er hat seitdem kein Wort mehr mit mir gewechselt. Und ich werde einen Teufel tun und ihn darauf ansprechen.
Ich stiefle ihm nicht hinter her wenn er offensichtlich kein Interesse hat.
Gerade lausche ich Majas Vortrag über den Mond, sie ist ein bisschen spirituell angehaucht, als ich von hinten geschubst werde. Wir stehen am Gang mitten im Weg, ich kann also nicht mal böse sein, bis ich sehe wer mich amgerempelt hat.
Meine Laune verschlechtert sich sichtlich. Besonders als er mich nur kurz ansieht, sich nicht einmal entschuldigt und einfach so weiter geht.
Am liebsten würde ich ihm den Kopf abreißen.
Ich weiß nicht wieso sich mein Herzschlag trotz allem immer wieder verschnellert sobald ich ihn sehe.
Wahrscheinlich vor Wut.
"Hallo? Was ist denn mit dem los?", beschwert sich Hannah auch schon direkt anstelle meiner.
Ihre Frage beantwortet sie sich fünf Sekunden später selber, indem sie sich am Kinn kratzt und murmelt: " Wahrscheinlich nur schlecht drauf weil Mama sein Bild nicht gefallen hat."
Dann grinst sie mich an, während Lia losprustet.
"Also eigentlich ist er so schlecht drauf weil du ihm immer noch nicht zurück geschrieben hast, Mia.", vernehmen wir dann plötzlich eine dunkle Stimme hinter uns.
Gleichzeitig drehen wir uns um und weil ich eine Millisekunden zu Maja sehe, bemerke ich dass sich ihre Gesichtsfarbe in tiefrot verwandelt hat. Kann ich verstehen. Wir hatten gerade über den besten Freund ihres Freundes hergezogen und er erwischt uns dabei auch noch. Bescheiden.
Trotzdem lächelt Jannis uns an und stützt seinen Arm auf Majas Schulter ab.
"Hey, Maja.", begrüßt er sie dann extra und gibt ihr sogar einen kurzen Kuss auf die Lippen, ignoriert ihren beschämten Gesichtsausdruck.
Überrascht reiße ich meine Augen auf.
Das hat er tatsächlich bisher noch nie in meiner Gegenwart getan.
Das ist echt süß.
Ob Matteo wohl auch so süß wie Jannis ist?
In Gedanken versunken lächele ich also blöd vor mich hin, bis mir einfällt was Jannis da gesagt hat.
Hektisch ziehe ich mein Handy aus der Tasche und kontrolliere, ob ich nicht doch eine Nachricht bekommen habe.
Nichts.
"Worauf soll ich antworten? Er hat mir nichts geschrieben."
Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich Jannis an.
"Hm... Also eigentlich hat er dir doch geschrieben. Du hast noch nicht geantwortet. Es fällt dir bestimmt wieder ein. Muss in die nächste Stunde.
Ciao, Mädels."
Mit diesen Worten grinst er noch einmal in die Runde, gibt Maja noch einen Wangenkuss und rauscht davon, während ich immernoch mein Handy anstarre.
Ich hatte bisher nur eine Nachricht von Matteo bekommen.
Glaubt er wirklich, erwartet er etwa dass ich ihm darauf antworte?
°°°
"Ich glaube Matteo ist ein Arsch. Aber schon irgendwie ein hübscher Arsch. Und humorvoll.", flüstert mir Hannah mitten im Matheunterricht zu.
Verwirrt drehe ich meinen Kopf zu ihr.
"Was?"
Gerade mache ich mir noch Gedanken über Gleichungen und den Satz des Pythagoras und nun kommt Hannah mit Matteo daher.
Fliegender Thema Wechsel würde ich sagen.
"Du hast mich schon verstanden. Matteo ist zwar unmöglich, aber süß ist er auch.", wiederholt sie sich und sieht augenbrauenwackelnd zu Matteo hinüber.
"Hör auf darüber nachzudenken.", brumme ich dann schlecht gelaunt.
Hanna lacht nur, lässt es sich aber nicht nehmen mir die restliche Stunde immer wieder vielsagende Blicke zuzuwerfen.
Irgendwann platzt mir noch der Kragen, denke ich mir noch als Hannah sich verschluckt. Hilfsbereit klopfe ich ihr auf den Rücken.
"Matteo starrt dich an. Seit einer kleinen Ewigkeit.", flüstert sie dann halb am Ersticken.
"Ich glaube du halluzinierst.", murmle ich. Das ist nur wieder irgendein Trick um das Thema auf Matteo zu lenken.
"Ich meins ernst. Er tut es immernoch."
Hannah spricht ohne ihre Lippen zu bewegen, zu mindest versucht sie es und starrt dabei unaufällig die Tafel an.
Sieht ziemlich lustig aus.
"Schau ganz unauffällig zu ihm rüber."
Ich versuche also betont unauffällig zu ihm zu gucken.
Sieht auch lustig aus.
Denn es klappt nicht.
Matteo sieht mich grinsend an, als ich ruckartig meinen Kopf in seine Richtung drehe und rot werde als ich sehe, dass er mich tatsächlich beobachtet.
"Ich frage mich, ob du jemals lernen wirst was unauffällig bedeutet.", seufzt Hannah nur und fasst sich an den Kopf.
Verübeln kann ich es ihr nicht.
Während ich also immernoch zu Matteo starre, der mich weiterhin beobachtet, bewegt er plötzlich seine Lippen. Er formt Worte.
Aber was für Worte?
Verwirrt sehe ich ihn an. Die Kunst des Lippenlesens besitze ich definitiv nicht.
Als er sehe, dass ich nicht verstehe, wiederholt er seine lautlosen Worte.
Bis zum dritten Mal. Dann hat er keine Lust mehr, verdreht kurz die Augen und dreht mir den Rücken zu.
Einfach so.
Dabei hat er angefangen.
Während ich seinen Rücken also noch böse anfunkele, dreht er sich wieder um und reicht etwas an das Mädchen hinter ihm weiter.
Diese reicht es wieder weiter, und der Junge, dem sie es weitergereicht hat, reicht es erneut weiter. Solange, bis der Zettel tatsächlich bei mir ankommt.
Das ist so oldschool.
So oldschool, dass es schon wieder süß ist.
Unter dem neugierigen Blick von Hannah entfalte ich den Zettel, auf dem in fein leserlicher Schrift mein Name steht.
Und weil meine Finger anfingen zu zittern und mein Herz von dieser Aktion automatisch schneller schlägt, falte ich den Zettel schon fast ungeduldig auf.
'Schwimmbad. Heute Abend. Keine Widerrede.', steht da.
Hannah, die auf den Zettel linst , fängt an leise zu quietschen.
"Oh mein Gott. Sag jetzt bloß nicht wieder nein."
Von Hannah stehle ich mir einen Stift und schreibe unter sein Gekricksel: 'Morgen Abend. Kino. Keine Widerrede.' , füge noch meine Adresse hinzu und reiche dann den Zettel die Reihen wieder entlang zu Matteo.
Der liest ihn sich durch, sieht zu mir auf und es schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen. Dann lässt er den Zettel in seine Tasche gleiten und widmet sich wieder dem Unterricht.
Als ich Hannah Blick sehe, muss ich fast laut auflachen.
Sie sieht ziemlich stolz aus.
Und ich bin es auch.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro