Kapitel Neun
Mein zweites Date mit Matteo.
Und ich hatte mir meine Beine nur rasiert und nicht gewachst.
Hannah hatte mich heute früh nur kopfschüttelnd angesehen, aber den Schmerz hielt ich einfach nicht aus.
"Hast du dich auch unten rum rasiert?", fragt mich Hannah dann ganz ungeniert mitten in der vierten Stunde.
"Hä?"
Verwirrt blicke ich sie an.
"Ob du dich unten rum rasiert hast.", wiederholt sie ihre Frage geduldig.
Ich sehe sie scheinbar so verdutzt an, dass sie seufzt und sagt: "Ach, Mia. Falls es hald ein bisschen anders läuft. Du weißt schon. Seine Hand sich da hald hin verirrt."
Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich sie an, nachdem ich verstehe was sie meint. "Hannah. Dazu wird es nicht kommen.", sage ich dann, füge aber hinzu: "Noch nicht."
Dann kichere ich.
Hannah grinst mich nur zufrieden an.
Als ich ihr erzähle dass ich mir mein Outfit heute selbst aussuchen kann, ist sie kurz beleidigt, fängt sich aber schnell wieder.
Und nun stehe ich da und wünsche mir doch Hannah wäre da.
"Mist, blöder Mist.", murmle ich vor mich hin.
Alles fertig, Wimpern getuscht und gebogen, Finger- und Zehennägel lackiert, Badeanzug angezogen.
Nur was ziehe ich drüber?
Fast eine halbe Stunde sitze ich da und starre grübelnd den Kleiderschrank an.
Völlig genervt von mir selbst ziehe ich einfach mein einziges Kleid aus dem Schrank, ziehe es an, packe meine Tasche, setze mich nach unten und warte.
"Na, Schatz? Lässt er dich warten?"
Meine Mutter hält inne in ihrem geschäftigen Treiben und setzt sich zu mir an den Tisch.
"Scheint so.", murmle ich.
Sie lacht, dann sagt sie: "Dein Vater hat mich früher häufig warten lassen. Dafür konnte ich mich am Altar revonchieren."
Sie streicht mir übers Haar. "Was unternehmt ihr denn?", fragt sie dann.
"Wir gehen schwimmen.", murmle ich.
Meine Mutter lacht. "Sehr diskret."
Sie hat den selben Gedanken wie Hannah.
Ich muss seufzen.
Und dann klingelt es tatsächlich. Zehn Minuten zu spät.
Ist es okay wütend zu sein?
"Viel Spaß.", ruft mir meine Mutter hinterher, kurz bevor ich die Tür schließe und Matteo begrüße.
"Du bist zu spät.", schnauze ich ihn dann an.
Ich denke es ist okay wütend zu sein.
"Wie bitte?"
Verwirrt sieht er mich an. Seine fragenden Augen bohren sich in meine.
Deswegen wiederhole ich: "Du bist zu spät."
"Tatsächlich?"
Matteo hebt seinen rechten Arm, schiebt seine Jacke nach hinten und schielt auf die Uhr. Dann sieht er mich stirnrunzelnd an.
"Also bei mir ist es grade zwei nach halb drei."
Ich sehe ihn an - mit hochgezogen Augenbrauen, schnappe mir seine Hand und starre auf seine Uhr.
Tatsächlich.
"Deine Uhr geht falsch.", murmle ich dann und gehe einfach los damit er nicht sieht wie rot ich werde.
"Also, Mia.", sagt Matteo als er mich eingeholt hat.
Fragend sehe ich ihn an, als er nicht weiter spricht. "Also?"
"Maja hat Jannis ein Doppdate vorgeschlagen."
"Oh nein.", stöhne ich genervt.
Der Braunhaarige plappert einfach weiter, ohne auf meine Reaktion zu achten. "Also ich find' das eigentlich eine lustige Idee."
"Tatsächlich?"
Mit großen Augen sehe ich an. Matteo ist tatsächlich für eine Überraschung gut.
Er grinst. "Klar, du etwa nicht?"
Nachdenklich sehe ich ihn an. Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob er Scherze macht oder nicht.
Vorsichtig sage ich deswegen: "Muss nicht sein."
"Oh. Hm, aber einen Abend zu viert zu verbringen könnte doch lustig werden. So, beste Freunde und beste Freunde die sich daten.", versucht er mich zu überreden.
Ob das wirklich lustig werden würde? Eigentlich bezweifle ich das.
Matteo stupst mir freundschaftlich gegen die Schulter. "Komm schon, Mia. Das wird cool. Und wenn nicht, verspreche ich dir dass wir ganz schnell abhauen."
"Ich weiß nicht, ich überleg's mir aber."
Unsicher lächle ich ihn an.
Wir biegen um die Ecke, gehen an der Pizzeria vorbei und stehen vor dem Eingang des Hallenbads.
"Na dann." Auch Matteo lächelt mich an, bezahlt für uns beide und scheucht mich danach in die Mädchen Umkleide.
Und jetzt stehe ich da, verstaue meine Sachen im Spind, binde mir den Schlüssel ums Handgelenk, bevor ich einmal tief durchatme und nach draußen trete.
So wie erwartet steht Matteo schon vor der Umkleide und wartet auf mich. Auch er trägt seine Klamotten noch, hat jetzt allerdings auch einen Schlüssel um das Handgelenk.
Wir suchen uns eine Liege und breiten unsere Handtücher darauf aus.
Bevor ich noch sonst etwas sagen kann, packt Matteo die Enden seines Shirts und zieht es sich über den Kopf.
Ganz kurz erlaube ich mir hinzusehen, checke ihn quasi ab.
Und tatsächlich: Hannah hat recht. Matteo hat doch tatsächlich ein leichtes Sixpack. Nicht stark, aber Ansätze sind auf jeden Fall vorhanden.
Bevor er wieder aus seinem Shirt auftaucht, wende ich den Blick ab und tue so als wäre mir sein Körper total egal.
"Also?" Matteo blickt mich schon wieder fragend an.
"Was also?", frage ich ihn, während ich an den Enden meines Kleides herumspiele.
Auf seinen Lippen erscheint ein schelmisches Grinsen. "Soll ich dir helfen?"
"Könntest du, ja."
Ich lege meine Haare auf die Seite und drehe ihm meinen Rücken zu. Ignoriere sein vielsagendes Grinsen.
Matteo kommt auf mich zu, schnappt sich den Reißverschluss und öffnet ihn.
Gerade als ich mich wieder umdrehen will, packt er mich bei den Schultern und schiebt mein Kleid darüber, sodass es auf den Boden fällt.
"Ups.", meinte er dann als ich mich umdrehe und ihn überrascht ansehe.
Heilige Maria.
"Zu freundlich.", sage ich, während ich rot werde, bücke mich um mein Kleid aufzuheben und werfe es auf die Liege.
Ich versuche zu verdrängen, dass ich Matteo quasi nur noch in Unterwäsche gegenüberstehe, denn es verunsichert mich ziemlich. Stattdessen räusperte ich mich und frage: "Erstmal 'ne Runde schwimmen?"
Fünf Minuten später versuche ich in Ruhe meine Runden zu Drehen, während Matteo alles versucht um mich unterzutauchen.
"Matteo.", jammere ich deswegen verzweifelt.
"Ja?"
Sein Gesicht taucht kurz vor meinem auf. Wasser tropft von seinen Wimpern und er sieht so süß aus wie er mich angrinst.
"Gehen wir jetzt rutschen?", fragt er und strahlt dabei so eine kindliche Freude aus dass ich fast lachen muss.
Er wartet gar nicht auf eine Antwort, sondern hievt sich aus dem Wasser und wartet ungeduldig auf mich am Beckenrand.
Ich wäre fast ein bisschen genervt, wenn Matteo in diesem Augenblick nicht so goldig wäre.
Als ich endlich bei ihm ankomme, nimmt er mich wie selbstverständlich bei der Hand und läuft so schnell los, dass ich kaum hinterherkomme und Angst habe auf dem glitschigen Boden auszurutschen.
Er läuft die Treppe nach oben, schaut mich an und deutet mir mich auf die Bahn zu setzen. Als ich mich setze, hält Matteo mich auf und lässt sich hinter mich fallen. Er schiebt seine Beine an mir vorbei und drückt seinen Oberkörper an meinen Rücken.
Schlagartig wird mir heiß und mein Herz scheint zu kolabieren, ich bin überfordert mit der Situation.
So viel Körperkontakt mit Matteo, geschweige denn dem anderen Geschlecht hatte ich noch nie, wenn man meinen Vater außer Acht ließ.
Matteo stößt uns ab, lehnt sich nach hinten und zieht mich mit seinen Armen mit.
Ehrlich gesagt kann ich mich gar nicht auf das Rutschen konzentrieren, denn alles was ich spüre sind Matteos Beine an meinen, sein Oberkörper an meinem und seine Hände an meiner Hüfte.
Als wir zehn Sekunden später unten ankommen, bin ich völlig hingerissen von dem Gefühl Matteo so nah zu sein, dass ich mir wünsche er würde nicht loslassen.
Aber natürlich lässt er los.
Er grinst mich an und fragt, ob ich noch einmal rutschen will.
Weil ich mich sammeln muss, lächle ich ihn an und sage, dass ich eine Runde aussetze.
Als er wieder die Treppe nach oben verschwindet, atme ich tief durch und versuche meinen Herzschlag zu beruhigen und die Gänsehaut loszuwerden.
Unglaublich, denke ich, unglaublich was dieser Idiot in mir auslösen kann.
Und unglaublich, dass er das scheinbar keine Sekunde gemerkt hat.
Wie süß Matteo sein kann, denke ich, wie süß und gleichzeitig irgendwie heiß.
Gerade als ich diesen Gedanken zu Ende denke, kommt Matteo wieder aus der Rutsche gedonnert. Er schwimmt auf mich zu und bleibt wieder nur Zentimeter vor mir stehen.
Gott, wie schön er gerade ist.
Er lächelt mich an, gefühlte Stunden und ich scheine in seinen Augen zu versinken, bis er sich leicht vorbeugt und seine Nase an meiner reibt. Ich wette, er hätte mich geküsst wenn ich nicht in letzter Sekunde meinen Kopf panikartig zurück gezogen hätte, einfach aus Reflex. Matteo will mich küssen, er will mich küssen.
Aber ist das nicht was Gutes?
Das ist doch was Gutes!
Bevor ich klar denken, mich entschuldigen und sagen kann, dass er einfach weiter machen soll, fährt Matteo sich durch die Haare, lächelt mich schon wieder an, diesmal verlegen und murmelt: "Sorry."
Heilige Maria.
Matteo wollte mich küssen.
Und ich Idiot habe es zerstört?
Er hat sich entschuldigt. Dafür dass er mich küssen wollte.
Innerlich schlage ich mir gegen den Kopf. Zwei Mal. Das fängt ja gut an.
"Komm.", sagt Matto und schwingt sich aus dem Abfangbecken, "gehen wir zurück zu den Liegen."
Er tappt vor mir her und schlingt sich als wir da sind sein Handtuch über die Schulter.
"Und? Gehen wir Pommes essen?", ergreift er fünf Minuten später wieder das Wort. Ich habe es mir auf der Liege bequem gemacht und kann meine Augen kaum offen halten, so müde bin ich.
"Gleich.", murmle ich deswegen leise in mein Handtuch.
Darauf bekomme ich keine Antwort und kuschle mich noch mehr in mein Handtuch. Zu mindest solange bis es eiskalt auf mich niederprasselt.
Geschockt quietsche ich einmal laut und falle fast von der Liege.
Matteo steht über mir und hält sich den Bauch vor Lachen. Alle anderen Badebesucher sehen zu uns hinüber. Ich versuche die Blicke zu ignorieren und funkle den Jungen neben mir böse an.
"Du bist ein Arsch."
Er übergeht meine beleidigung und fragt grinsend: "Pommes essen? Schlafen kannst du zuhause."
Mürrisch richte ich meine Haare und folge ihm erst zu seinem Spind, wo er sich Geld holt und dann zum Pommesstand.
Ich mag es überhaupt nicht ihm halb nackt hinterherzudackeln und versuche nicht an meinen großen Hintern, meine dicken Beine und meinen unperfekten Bauch zu denken.
"Ketchup?", holt Matteo mich aus meinen Gedanken.
"Hm?", mache ich verwirrt, dann verstehe ich und sage: "Achso, ne, Majonese bitte."
Matteo sieht mich zwar entgeistert an, bestellt aber einmal für mich Pommes mit Majo.
"Hey, Mia.", spricht mich der Junge, der uns gerade die Pommes auffüllt auf einmal an.
Irritiert sehe ich zu ihm.
"Arbeitet deine Mama immernoch als Lehrerin?"
Jetzt wo ich ihn genauer ansehe, kommt mir der Junge irgendwie bekannt vor.
Woher kenne ich ihn?
"David. Aus der Grundschule. Ja, is schon 'n bisschen her.", hilft er mir auf die Sprünge.
Da macht es klick.
Überrascht rufe ich: "Oh, klar. David."
Und als ich mich gefangen habe, meine ich: "Meine Mama ist noch Lehrerin, ja. Brauchst du wieder Nachhilfestunden?" David hatte früher Stunden bei uns verbracht und jedes Mal wenn die Nachhilfestunden vorbei war, hatten wir zwei noch ein bisschen Zeit um gemeinsam etwas zu unternehmen, bevor er abgeholt wurde.
In Erinnerung daran muss ich lächeln.
Als ich kurz zu Matteo sehe, bemerke ich dass ihm das gar nicht gefällt. Er sieht nicht mich, sondern David an und dabei zieht er seine Stirn kraus.
"Ich glaube das wäre keine schlechte Idee.", gibt er dann zu und schneidet eine Grimasse. Es scheint ihm peinlich zu sein. "Vielleicht sollte ich auch hier aufhören um mehr Zeit zum Lernen zu haben, aber ich brauche das Geld einfach."
"Klar, versteh ich. Schau mal, ich geb dir unsere Festnetznummer und wenn du dir sicher bist, dass du nochmal Nachhilfe brauchst, dann ruf einfach an."
David fängt an zu strahlen und beginnt hektisch nach einem Blatt Papier und einem Stift zu kramen.
"Das ist so nett von dir, Mia. Ich bin dir was schuldig."
Er reicht mir beides.
Matteo schnaubt genervt. Als ich ihn von der Seite anschiele, verdreht er gerade seine Augen.
Schnell schmiere ich unsere Nummer auf das Blatt Papier und nehme meine Pommes entgegen.
Als Matteo zahlen will, winkt David ab.
" Geht aufs Haus."
"Danke, David."
Ein letztes Mal grinse ich ihn an und drehe mich um um zu unseren Liegen zu gehen.
Matteo scheint das alles gar nicht recht zu sein und das obwohl er nicht zahlen musste.
"Was'n los?"
Amüsiert sehe ich ihn an.
"Ich mag den Kerl nicht.", murrt er nur.
"Und jetzt iss deine Pommes."
"Ach, Matteo.", seufze ich.
Ihn zu fragen, ob er eifersüchtig ist, traue ich mich nicht.
Kurz sieht er auf seine Pommes, dann sieht er mir wieder in die Augen und lächelt.
"Alles gut, Mia."
Ich beschließe nicht weiter nachzuhacken, denn jetzt scheint Matteo wieder normal zu sein und unter keinen Umständen will ich die gute Stimmung zerstören.
"Okay.", sage ich deshalb nur und zucke mit den Schultern.
Ich setze mich auf die Liege und lege das Handtuch über meine Füße und meinen Bauch.
Schweigend essen wir unsere Pommes und als ich einmal kurz aufstehe, bemerke ich dass Matteo mich beobachtet.
Unpassenderweise werde ich rot.
Auf Matteo Lippen bildet sich ein Grinsen.
"Das hab' ich irgendwie vermisst.", sagt er dann.
Man, ist das peinlich.
"Was genau?", frage ich nach, obwohl ich genau weiß was er meint. Mein Gesicht glüht immernoch.
"Dass du so schnell rot wirst. Das ist süß.", murmelt er und sieht mir tief in die Augen, dann lächelt er mich an.
Oh Gott, mein Gesicht wird gefühlt noch röter.
Warum ist er so?
"Hmpf.", mache ich und stopfte mir schnell Pommes in den Mund, damit ich irgendetwas zu tun habe.
Matteo lacht leise in sich hinein und fängt auch wieder an zu essen.
Er hört allerdings nicht auf mich anzusehen.
"Matteo.", jammere ich.
"Schon gut, schon gut.", kichert er.
Er sieht auf seine Pommes.
Matteo erhebt erst wieder die Stimme als wir fertig gegessen haben.
"Wollen wir dann ins Sprudelbecken?"
Langsam stehe ich auf. "Klar."
Er lächelt mich schon wieder an, oder wohl eher immernoch?
Auch Matteo steht auf, er geht an mir vorbei und nimmt gleichzeitig meine Hand. Einfach so.
Und als wir im Becken sitzen, setzt sich Matteo ganz nah neben mich und legt einen Arm um mich.
Ihn scheint gar nicht zu stören, dass ich ihn mit großen Augen ansehe. Seine Finger streichen über meine Schulter und ich bekomme gefühlt einen Herzinfarkt.
"Also, Mia. Erzähl mir deine dreckigsten Geheimnisse.", flüstert er mir dann in einer Stimmlage, die mir eine Gänsehaut verursacht, ins Ohr.
Heilige Maria, ich drehe noch durch.
"Meine... dreckigsten Geheimnisse?", stottere ich.
Bitte, Mia, bitte werde nicht schon wieder rot.
"Deine dreckigsten Geheimnisse.", bestätigt Matteo und neigt seinen Kopf. Seine Augen bohren sich neugierig in meine.
Und, tatsächlich, ich werde rot.
"Ich -", ich räusperte mich, "- Ich hab keine dreckigen Geheimnisse."
Matteo grinst mich an. "Okay."
Sein Arm bleibt weiter auf meiner Schulter.
Seine Seite drückt sich an meinen Arm. Er strahlt so eine Wärme aus.
Weil ich ihm nicht länger in die forschenden Augen blicken kann, lege ich betont lässig meinen Kopf an seiner Schulter ab.
Ein paar Sekunden später drückt er meine Schulter und versucht mich noch näher zu ziehen. Dann legt er seinen Kopf auf meinem ab und atmet tief aus.
"Du bist so hübsch, Mia.", murmelt er dann.
Überrascht halte ich den Atem an. Habe ich mich eben verhört?
"Wie bitte?", verunsichert starre ich meine Hände an.
Matteo hebt seinen Kopf und dreht mein Gesicht zu seinem.
"Ich sagte, du bist hübsch."
Heilige Maria.
Wird Matteo mich küssen? Werde ich es wieder versauen?
Wieso, um Himmels Willen bin ich gerade so dermaßen aus der Spur? Matteo ist ein Idiot. Und nur weil er sich heute nicht so verhält, heißt dass nicht dass er sich morgen nicht wieder so verhält.
Für einen Kuss muss Matteo schon mehr machen, denke ich mir. Dann lächle ich, sage "Danke" und lehne meinen Kopf wieder an.
Ich kann mir richtig vorstellen wie Matteo meinen Kopf verwirrt anstarrt.
"Hm, okay.", ist alles was er sagt, dann lehnt auch er seinen Kopf wieder an.
Die Stille wird nur durch mein klopfendes Herz und das Rauschen des Wassers durchbrochen.
Andere Badegäste befinden sich nicht in unserem Becken.
Wir sind alleine.
Heilige Maria.
Zehn Minuten später bin ich fast eingeschlafen.
Irgendwie ist es so bequem angekuschelt an Matteo, im warmen Wasser, denke ich und seufze wohlig.
"Hey, Mia.", holt er mich flüsternd aus meinem Halbschlaf.
"Hm?", meine Stimme ist noch leiser als seine.
"Unsere vier Stunden sind bald vorbei.", murmelt er ganz nah an meinem Ohr, dann kichert er und drückt mir doch tatsächlich einen Kuss auf meine Wange.
"Wieso bist du so schläfrig?"
"Bin ich gar nicht.", sage ich, plötzlich hellwach.
Matteo hat mich auf die Wange geküsst. Fünf Zentimeter weiter nach rechts und er hätte meinen Mund erwischt.
"Komm, auf mit dir, sonst müssen wir nachzahlen."
Der Idiot spritzt mir Wasser ins Gesicht.
Fünf Sekunden später hat er doppelt so viel Wasser im Gesicht, während ich lache.
Matteo grinst mich an und taucht mich urplötzlich unter.
Als ich laut prustend wieder Luft bekomme, ist Matteo schon aus dem Becker und auf dem Weg zu den Duschen.
"Vollidiot.", murmle ich, folge ihm aber.
Nach der Dusche wartet Matteo natürlich schon angezogen auf mich. In Windeseile ziehe auch ich mich an und stopfte alles wild in meinen Rucksack.
"Frauen.", stöhnt Matteo als ich endlich fertig bin und schüttelt seinen Kopf.
"Jetzt gibt's Pizza."
Mein Magen scheint sich über Matteo Worte zu freuen, denn prompt fängt er an zu knurren. Als er das hört, muss er kichern.
"Komm.", sagt er und nimmt meine Hand. Wieder wie selbstverständlich.
Wird das jetzt immer so sein?
Wird Matteo meine Hand nehmen wie es ihm passt?
Finde ich das gut?
"Weißt du.", sage ich und entziehe ihm meine Hand wieder unauffällig, streiche mir alibimäßig die Haare aus dem Gesicht und verschränke meine Arme dann. "Das ist echt süß wie du zum Kind wirst, wenn du rutschen willst."
Ich grinse ihn verschmitzt an und erwarte sein empörte Schnauben bereits.
Eine halbe Milisekunde später schnaubt er tatsächlich und ich muss noch mehr grinsen.
"Weißt du was?", holt er dann zum Gegenschlag aus, "ich finde es amüsant wie schnell du rot wirst."
Was ich gar nicht witzig finde.
Böse sehe ich ihn an, aber Matteo beeindruckt das wenig.
Er lächelt mich nur an und wendet seinen Blick dann wieder dem Weg zu.
Den weiteren Weg zur Pizzeria verbringen wir schweigend.
In Gedanken bin ich damit beschäftigt ob ich mir tatsächlichen wieder einen Salat bestellen.
Meine Gedanken schweifen zurük zu dem Tag als Matteo für uns Pizza bestellte, zu dem Bild und der Aussage dass Matteo diese Figur schön fände. Tatsächlich hatte das ein bisschen meinen Blick geändert.
Jungs sind nichts als Idioten, die sich an Äußerlichkeiten festhalten.
Hauptsache schlank genug, Hauptsache hübsch genug. Was will Matteo mit so einer wie mir?
Seit ich sechszehn bin, wachse ich hauptsächlich in die Breite.
Meine Brüste sind ein durchschnittliches 75 B, und ich bin froh dass mir M noch passt und ich nur bei äußerst ungünstig geschnittenen Shirts L brauche. Meine Schuhgröße ist 39 und ich messe 1,70. Absolut durchschnittlich. Nicht dass auf was die meisten Jungs stehen. Oder?
Meine braunen Haare fallen volumlos auf meine Schultern, meine Haare an den Armen kaum zu übersehen, rasieren muss ich mich mindestens einmal am Tag. Definitiv nicht das, was die meisten Jungs anturnt.
Wenn ich schon unzufrieden mit mir bin, wie soll dann ein Junge mit mir zufrieden sein? Wie soll ein Junge gefallen an mir finden wenn ich mich selbst hässlich finde?
Aber wie soll ich mich schön finden, wenn alles was man hört aus perfekten Figuren, Schminke, Schönheits-OP's und nochmehr Schminke besteht?
Was ist das für eine Welt?
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