Kapitel Fünf
Vor zwei Jahren
"Lass mich in Ruhe, Ivy."
Zu sagen, dass Lena schlecht drauf ist, ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Im Moment könnte sie Mammuts allein mit ihrem Blicken töten.
"Hör auf so zickig zu sein."
Aber Ivy war schon immer das zäheste Wesen auf diesem Planeten gewesen.
Gerade klang sie eher gelangweilt als verängstigt.
"Kann ich doch nichts dafür dass Manuel dir einen Korb gegeben hat, also lass es nich an mir aus."
"Ich sagte, lass mich in Ruhe."
Jedes einzelne Wort betont Lena, so dass Ivy es auch ja versteht.
Eigentlich ist sie ihre beste Freundin. Aber in letzter Zeit ist Lena sich da nicht mehr so sicher.
"Hör mal zu, Pummelchen."
Jetzt ist Ivy ihr zugedreht.
Sie sieht wütend aus.
"Du hast mir gar nichts zu sagen."
Lena will nicht wieder einknicken.
Sie will ihr nicht wieder sagen, dass es ihr leid tut und dass Ivy recht hat.
Denn das tut sie immer.
Und dabei stimmt es nicht mal.
Vor Wut ballt Lena ihre Fäuste und ihre Fingernägel drücken ihr ins Fleisch. Es ist zu viel.
Zu lange hat sie es sich gefallen lassen was Ivy tut, zu lange hat sie Ivy machen lassen, hat sich hinter ihr versteckt.
Hat für das Äger gekriegt was Ivy verbrochen hatte, aber nie ihr verdientes Lob.
"Nein, Hundeknochen. Jetzt hörst du mal zu."
Lena atme so tief und schnell, wie noch nie. Ihr Herz fühlt sich an als würde es gleich explodieren.
So hat sie sich nicht mal nach ihrem längsten Lauftraining gefühlt.
Die Wut durchströmt ihre Venen und sogar ihre Fingerspitzen kribbeln jetzt.
Sie fühlt mich wie ein Tiger der sich jede Sekunde auf sein Opfer stürzt.
Und gerade will Lena zum Sprung ansetzen, da kommt Ivy ihr zuvor, schneidet ihrer besten Freundin das Wort ab, noch bevor sie den Mund aufmachen kann. Bringt ihre Spannung die sich in ihrem Körper aufgebaut hatte auf ein Minimum und lässt Lena als schlafen Sack zurück.
"Du bist so erbärmlich.", fängt sie an und allein dieser Satz lässt Lena hart schlucken.
"So erbärmlich weil du denkt jemand wie du könnte Manuel beeindrucken.
Jemand wie du, mit deinen fünf Rettungsring, dem Doppelkinn und den Winkearmen. In deine Hosen würde ich zwei mal passen, Liebling.
Und hättest du seine subtilen Andeutungen richtig gedeutet, wäre dir all das Hier erspart geblieben.
Denn Manuel steht auf Frauen wie mich. Mit Größe 36, ohne Rettungsringe.
Mit Brüsten die nicht fallen wenn man sie kurz loslässt.
Und hättest du mich nicht so wütend gemacht mit deiner ich-bin-der-Chef-Einstellung grade, hätte ich dir das auch schonender beibringen können.
Das hast du dir alles selbst eingebrockt. Und jetzt kannst du schauen wie du alleine wieder aus dieser Suppe rauskommt, Pummelchen. Denn ich bin raus. "
Ivy starrt Lena an.
Eine Minute, zwei.
Heiß brennen Lena die Tränen in den Augen, aber sie will sie nicht laufen lassen, zu viel von dem was sie fühlt würde sie Ivy dann offenlegen.
Ihre Fäuste sind wieder geballt, aber diesmal eher vor Anstrengung nicht auf der Stelle zusammen zu brechen.
Ivy starrt Lena immer noch an.
Drei Minuten, vier.
Ivy ist rot vor Wut und vor Anspannung. Ihre Nasenflügen beben.
Fünf Minuten, sechs.
Aber Lena kann es nicht mehr aushalten.
Sie kann die Tränen nicht mehr zurück halten.
Sie brechen aus ihr heraus, laut und qualvoll.
Ivy weiß was Lenas Schwachstelle ist und sie hat sie genutzt.
Wie eine Schlange kam sie auf ihre beste Freundin zu und biss dort zu wo es am meisten wehtat, wo es das Opfer am meisten zerstörte.
Lenas Beine halten sie nicht länger, aber das ist nichts neues.
Sie klappen auf die Seite und Lena fällt.
Es tut so weh.
Lena's Herz tut so weh.
Sie will nicht zu Ivy sehen, will den Ausdruck in ihren Augen nicht sehen, will nur noch versinken.
Ivy starrt Lena immernoch an.
Sie starrt sie an und flüstert dann voller Hass: "Du bist so erbärmlich."
Dann steigt Ivy über Lena hinweg und lässt sie mit den Scherben liegen.
Lena's beste Freundin.
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