34. ein kleines Geheimnis
Die prächtige Empfangshalle des Zaubereiministeriums glitzerte im Licht zahlloser, schwebender Kerzen.
Die Wände waren mit reichen Verzierungen und schweren, schimmernden Stoffen bedeckt, und auf dem polierten Marmorboden des Ballsaal's spiegelten sich die edlen Gäste wider.
Überall wurde gelacht, diskutiert und getanzt - in jedem Winkel des Ball's war die Luft erfüllt von einem feierlichen Prunk, der ausschließlich für die angesehensten Zaubererfamilien reserviert war.
Rabastan Lestrange fühlte sich in seinem Figur betonten, dunkelblauen Anzug wie eine Schachfigur, die geduldig darauf wartete, dass sie jemand zog.
Es war nicht sein erster Ball dieser Art, und es würde sicherlich auch nicht sein letzter sein.
Doch heute war es anders.
Heute stand an seiner Seite Lelaine Crouch, seine junge, bildschöne Verlobte, die mit ihren Kupferroten Haaren und ihrer grüblerischen Art wie ein stilles, faszinierendes Geheimnis wirkte.
„Lelaine" flüsterte er, als er die Hand seiner Begleitung mit einer fast unmerklichen Geste an seine Lippen drückte.
Ihre Blicke trafen sich, und Rabastan bemerkte den leichten Anflug eines Lächelns, das sofort von ihren perfekt gezogenen Lippen verschwand, als eine Gruppe älterer Damen vorbeiging.
Zu viele Augen, zu viele aufmerksame Ohren umgaben sie.
Es schien, als würde jede Bewegung, jede Nuance, die zwischen ihnen lag, analysiert und beobachtet werden.
"Ich hoffe, du hast nicht vor, die ganze Nacht einfach nur steif dazustehen", flüsterte Lelaine mit einem schiefen Lächeln, das nur er von all den anwesenden Männern, zu sehen bekam.
Rabastan hob eine dunkle Augenbraue, sah sie spöttisch an und machte eine kleine Verbeugung.
„Wenn ich deinen Wunsch äußern darf, meine Dame?" fragte er gespielt formell und reichte ihr die Hand.
Sie legte ihre zarten, langen Finger in seine Hand und ließ sich auf die Tanzfläche führen.
Der Klang von sanften, melodischen Violinen erfüllte den Raum, und als Rabastan Lelaine in eine elegante Drehung zog, fiel für einen Moment alles andere um sie herum ab.
Ihre Bewegungen waren ruhig, fast schwebend, und obwohl sie nicht viele Worte wechselten, sprach das Verborgene in ihren Blicken bände.
Für Rabastan war Lelaine nicht nur irgendeine Verlobte.
Sie war der einzige Mensch, der sein Innerstes berühren konnte - seine Unsicherheiten und die unausgesprochenen Zweifel an dem Schicksal, das man ihm zugedacht hatte.
Mitten im Tanz bemerkte Rabastan, dass Lelaine ein winziges Nicken zu einer Nische machte, die im Schatten lag.
Seine Brust zog sich vor Aufregung zusammen, als ihm klar wurde, was sie plante.
Langsam führte er sie aus dem Zentrum des Ballsaal's heraus, immer darauf bedacht, dass es wie eine beiläufige Bewegung aussah.
Er konnte die Blicke der anderen jungen Zauberer auf sich spüren, wie sie neugierig oder eifersüchtig auf die Verlobten herüber starrten.
Doch das kümmerte ihn nicht.
Nur Lelaine zählte in diesem Moment für den jungen Erwachsenen.
Am Rande der Halle angekommen, schlüpften die beiden hinter eine marmorne Säule, deren Schatten sie vollständig verbarg.
Dort, wo sie unbeobachtet und ungestört waren, ließ Lelaine endlich ihre kühle, kontrollierte Haltung fallen. Sie hob ihr Gesicht zu ihm und betrachtete ihn mit einem Blick, der Wärme und Stärke zugleich verriet.
„Es gibt Augenblicke, Rabastan, da wünschte ich, es gäbe nur uns", murmelte sie und schloss für einen Moment ihre hellblauen Augen.
Rabastan zögerte nicht.
Seine Hand ruhte sanft auf ihrer Wange, und in dieser geschützten Dunkelheit senkte er sein Gesicht zu ihrem hinab und küsste sie.
Es war kein stürmischer Kuss, kein Kuss, den er von einem Erwachsenen je gesehen hatte.
Es war ein zarter, fast schüchterner Kuss, doch voller Sehnsucht und Verlangen - wie ein Versprechen, das sie einander still in die Dunkelheit hauchten.
Als sie sich wieder voneinander lösten, ruhte sein Gesicht nah an ihrem, und für einen Moment war alles, was sie hörten, der rasche Herzschlag des anderen.
„Und wenn wir uns verlieren, Lelaine? In all diesen Erwartungen, in all den Traditionen..."
Rabastan flüsterte die Worte, als ob er Angst hätte, sie könnten wirklich eintreffen.
Doch Lelaine hob das Kinn und sah ihm stolz, völlig davon überzeugt, in die Augen als sie ihm flüsternd antwortete.
„Dann finden wir einen Weg zurück zueinander, Rabastan. Wir haben ein Geheimnis, das nur uns gehört."
Ihre Finger strichen flüchtig über seine Wange, bevor sie seine Hand nahm und ihm einen letzten, kurzen Kuss auf die Wange drückte.
Eine entfernte Stimme rief nach ihnen, und das Licht der Festhalle schien wieder näher zu kommen.
Lelaine setzte eine Maske der perfekten, distanzierten Höflichkeit in Person auf, und auch Rabastan wusste, dass sie keine Sekunde länger bleiben konnten.
Mit einem letzten, verschworenen Blick gingen sie zurück in die Gesellschaft.
Man verwickelte die zwei Verliebten in ein Gespräch wie sie sich ihre Hochzeit und ihr Leben nach Hogwarts vorstellen würden, wenn Lelaine in zwei Jahren fertig wäre mit der Schule.
Der Rest des Abends verging in einer Mischung aus Höflichkeiten, formellen Gesprächen und gezwungenen Lächeln.
Doch wann immer Rabastan und Lelaine sich auf der Tanzfläche trafen oder die Blicke der anderen jungen Gäste mieden, blitzte in ihren Augen ein kleines Geheimnis auf - ein Geheimnis, das ihnen allein gehörte für diesen Abend.
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820 Worte
SO wie oben stelle ich mir Rabastan und seinen Anzug vor.
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