Der Juni hatte Hogwarts fest im Griff, und die Schüler waren von früh bis spät in die Vorbereitungen für die ZAG-Prüfungen (Zauberergrad allgemeiner Grundlage) vertieft.
Selbst die Rumtreiber, die normalerweise bei jeder Gelegenheit Unsinn trieben, schienen ernster gestimmt.
James Potter, Sirius Black, Remus Lupin und Peter Pettigrew hatten in den letzten Wochen im Gemeinschaftsraum der Gryffindors Bücher gewälzt und Zaubersprüche geübt, obwohl es zwischendurch immer noch genug Witze und Sticheleien gab.
An diesem sonnigen Morgen war die Prüfungswoche endlich da.
Die große Halle war zu einem strengen Prüfungsraum umgestaltet worden. Lange Reihen von Tischen und Stühlen füllten den Raum, die normalerweise fröhlichen Gesichter der Schüler waren konzentriert und angespannt.
Die erste Prüfung stand bevor: Verteidigung gegen die dunklen Künste.

Lily Evans, eine herausragende Schülerin, saß einige Reihen vor James und Sirius.
Die beiden beobachteten sie verstohlen, während sie ihre Zauberstabhaltung ein letztes Mal überprüfte.
Lily hatte sich intensiv vorbereitet, und es war kein Geheimnis, dass sie die Prüfung bestehen würde.
Selbst Severus Snape, der in diesem Fach ebenfalls glänzte, hatte sich insgeheim darauf gefreut, sich mit Lily zu messen, auch wenn ihre Freundschaft schon vor einiger Zeit zerbrochen war.
In der hinteren Ecke saßen Barty und Lelaine Crouch.
Die Zwillinge aus Slytherin waren ebenfalls für ihre herausragenden magischen Fähigkeiten bekannt, wenngleich sie ein etwas düsteres Talent hatten, das den Rumtreibern oft eine Gänsehaut verschaffte.
Barty war besonders ehrgeizig und wollte in jedem Fach der Beste sein, wobei er in den letzten Wochen ungewöhnlich verschlossen wirkte, als ob ihn etwas Größeres beschäftigte.

Die Prüfung begann mit einer schriftlichen Runde. Pergamente raschelten, und Zauberfedern kratzten hastig über die Bögen.
Die Aufgaben waren anspruchsvoll und verlangten präzise Erklärungen zu Verteidigungszaubern und Schutzmechanismen gegen dunkle Kreaturen. Remus Lupin, der das Thema sehr ernst nahm, war vertieft in seine Antworten, während Peter Pettigrew neben ihm schwitzend die Pergamente ansah, als würden sie ihn verspotten.

Am Nachmittag ging es zur praktischen Prüfung in die Verwandlungsräume. Professor McGonagall, die für ihre Strenge bekannt war, leitete die Prüfung, bei der jeder Schüler zeigen musste, wie gut er oder sie bestimmte Verteidigungszauber anwenden konnte.
Ein Schüler nach dem anderen trat vor die Prüfer, um das, was sie gelernt hatten, unter Beweis zu stellen.
Severus Snape, dessen Talent für defensive und offensive Magie unübertroffen war, stand ruhig vor den Prüfern und führte mit geschickten Handbewegungen eine Reihe beeindruckender Flüche und Abwehrzauber vor.
Selbst Professor McGonagall nickte anerkennend.
Barty Crouch führte dunklere Schutzzauber vor, die selbst die erfahrenen Prüfer kurz innehalten ließen.
Lelaine, die eher eine stille Beobachterin als gerne im Mittelpunkt war, zeigte ihre beeindruckenden Fähigkeiten mit dem Schildzauber, der fast wie eine unsichtbare Wand im Raum schimmerte.
Dann kamen die Rumtreiber an die Reihe.
Sirius Black trat vor und demonstrierte seine Fähigkeiten mit einem frechen Grinsen, das Professor McGonagall mit scharfen Augen beobachtete.
James, der immer darauf bedacht war, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, führte einen besonders komplexen Entwaffnungszauber aus, den er wochenlang geübt hatte, in der Hoffnung, dass Lily es bemerken würde. Remus war konzentriert und sorgfältig in seiner Anwendung, während Peter mit ein wenig Nervosität seinen Zauberstab schwang.
Lily zeigte eine makellose Leistung und bezauberte die Prüfer mit ihrer klaren Präzision und ihrem Verständnis für die Magie, das über ihr Alter hinausging. Auch James, der seine Leistung mit einem Seitenblick auf sie besonders gut präsentieren wollte, konnte nicht anders, als von ihr beeindruckt zu sein. Allerdings bemerkte auch er, wie Snape sie beobachtete - ein Blick, der von einer Mischung aus Neid und Bedauern geprägt war.
Nach der Prüfung verließen die Schüler erschöpft, aber erleichtert den Raum. Einige steuerten direkt in die Große Halle, um einen Happen zu essen und sich auszutauschen, während andere sich für ein Nickerchen in den Gemeinschaftsraum zurück zogen.
Die Rumtreiber jedoch zogen sich für eine kurze Besprechung am See zurück.
„Also, das lief doch gar nicht so schlecht, oder?"
meinte James grinsend, während er sich auf die Wiese fallen ließ.
„Ich wette, ich habe mindestens eine 'Ohnegleichen' kassiert."
„Träum weiter, Potter",
neckte Sirius und boxte ihm in die Seite.
„Aber wenn einer von uns 'Ohnegleichen' kriegt, dann ich."
„Habt ihr gesehen, wie ernst Snape war?"
murmelte Peter, der sich verlegen umsah.
„Er war fast ... unheimlich."
„Das ist er immer",
erwiderte Sirius achselzuckend.
„Ich wette, er brütet schon über den nächsten dunklen Zauber."
Remus warf seinen Freunden einen mahnenden Blick zu.
„Er ist wirklich gut in Verteidigung, aber lasst uns nicht wieder über ihn herziehen.
Es reicht, was heute bei der Prüfung gelaufen ist."

Zur gleichen Zeit im Schloss ging Snape allein den Korridor entlang, als ihn Barty Crouch abfing.
„Beeindruckende Leistung, Severus", sagte Barty mit einem fast geheimnisvollen Lächeln.
„Hast du schon überlegt, was du nach der Schule machst?
Ich bin sicher, wir könnten Leute wie dich gebrauchen - die mit ... besonderen Talenten."
Snape schwieg, nahm das Kompliment aber mit einem ernsten Nicken entgegen. Barty und Lelaine entfernten sich, und Snape blieb zurück, in Gedanken versunken.
Auch wenn die Prüfungen wichtig waren, schien sich im Leben einiger Schüler - besonders in Barty, Lelaine und Severus - etwas Größeres und Dunkleres abzuzeichnen.

Der Tag endete, und die Schüler kehrten in ihre Gemeinschaftsräume zurück.
Die ZAG-Prüfungen hatten allen eine Grenze aufgezeigt - eine, die nicht nur ihre magischen Fähigkeiten testete, sondern auch, welche Richtung jeder von ihnen in der Zaubererwelt einschlagen würde.