Und noch mehr Gewitterwolken
»Willst du nicht mit deiner Mutter reden?«, fragte Nick als er mich endlich eingeholt hatte.
»Nein natürlich nicht!«, antwortete ich schnippisch.
Wir wollten gerade verschwinden und dann stand Mama aber schon hinter uns.
»Conni...«
Ich fiel ihr schreiend ins Wort.
»Nein!«
»Du redest gefälligst nicht so mit mir!«, brüllte sie und unterstrich ihre Aussage streng mit einem Finger.
»Ich rede mit Lügner so wie ich es möchte.«
Ich merkte wie mein Gesicht brannte und ich meine Tränen zurück halten musste.
»Wieso nennst du mich eine Lügnerin?«, fragte Mama empört.
»Weil du eine bist!«, keifte ich und verschränkte die Arme.
Ich senkte meinen Blick, ich wollte einfach nicht mehr in ihr Gesicht gucken.
»Sowas ist nicht fair zu sagen, ich bin keine Lügnerin, also nenne mich bitte nicht so!«
»DU LÜGST! DU LÜGST IMMER!« Ich machte eine kurze Pause bis ich wieder zum Angriff ansetzte.
»Blah Blah Blah die ach so tolle Mathilde Steiner.« Ich machte abwertende Gesten während ich das sagte.
»Was hast du gerade gesagt?«, fragte sie überrascht. Sie schrie nicht mehr.
Mittlerweile standen alle auf dem Hof und genossen das Theater, es war erbärmlich.
»Du hast schon richtig gehört! Glaubst du ich weiß nicht, dass du nachts im Stall bei Rocky bist?! Glaubst du ich wüsste nichts von der kleinen Mathilde Steiner und ihrer Petit Four?! Glaubst du wirklich ich wüsste nichts von Rocky und Candy?! ICH WEIß ALLES!«
Mama schaute mich geschockt an.
»Conni, hör zu...«
»Oh nein Mama, wenn du überhaupt meine Mama bist«, sagte ich provokant und verdrehte die Augen.
»Conni sei nicht so fies!«
Sie hatte es nicht verdient, sie hatte nicht verdient, dass ich normal mit ihr redete.
»Ich hab nicht verstanden warum du jedesmal so komisch auf Rocky reagiert hast, aber jetzt weiß ich es, mir ist jetzt alles bewusst!« Ich versuchte meine Stimme zu senken aber es geling mir nur teilweise.
»Ich HASSE dich! Ich hab dich so satt!«
»CONSTANZE! Hör auf und höre mir endlich zu!«
Sie versuchte mich zu beruhigen und griff nach meinen Armen.
Ich verweigerte dies und versuchte mich los zu reißen. Sie hielt mich fest.
»Jetzt beruhige dich doch endlich mal!«
Ich sah ihr scharf in die Augen und setzte ein letztes Mal an.
»Wäre ich dein Pferd gewesen, wäre ich auch lieber gestorben...!«
Mama sah mich zutiefst geschockt an und ließ mich ruckartig an.
Auf einmal bekam ich einen kleinen Hauch von Schuldgefühl und schaute sie eine Sekunde lang bemitleidend an.
Dann aber nahm ich Jaromir mit und ging einfach hastig vom Hof.
Ich musste noch mal an den Brief hinterm Bild denken, welchen ich in der Nacht zufällig entdeckt hatte
Rocky...
Es tut mir leid!
Es tut mir weh!
-Mathilde...
Diese 4 kleinen Zeilen waren so willkürlich gewesen, es schien so als ob sie in Eile verfasst wurden.
Sie sagten nichts aus, waren aber trotzdem gefüllt mit Liebe, Wut und Trauer.
Dass Rocky Mamas Pferd war, fiel mir dann erst auf. Wie dumm ich mich doch gefühlt habe, es lag doch so auf der Hand.
Nick kam mir nach.
»Das ist doch scheiße«, meinte er als er mich endlich erreicht hatte.
»Scheiße ist gar kein Ausdruck mehr«, meinte ich frustriert und blieb stehen.
Ich wusste nicht wohin mit mir, in mir wütete ein riesiges Chaos und ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte.
Ich fing an zu weinen.
Nick nahm mich in den Arm und versuchte mich zu beruhigen.
»Nicht weinen, alles ist gut.« Er tätschelte mir tröstend den Rücken.
»Ach man Nick, ich finde das alles scheiße. Was soll ich denn jetzt tun?«, schluchzte ich.
»Vielleicht ist es das Beste wenn du deiner Mutter heute aus dem Weg gehst, es eskaliert nur noch mehr. Wenn du magst kannst du heute bei uns bleiben, wir können zusammen auf dem Heuboden schlafen.«
Dieses Angebot war mehr als verlockend, mit meiner Mutter wollte ich unter gar keinen Umständen reden.
Schluchzend nickte ich also.
Jaromir merkte, dass es mir nicht gut ging und drückte seinen Kopf an meinen Arm. Es schien so als wenn er mich auch trösten wollte.
Ich fühlte mich gleich viel besser.
Nick und ich brachten Jaromir auf die Weide und gingen dann wieder zum Hof.
Mama war mit Daisy nicht mehr in meinem Sichtfeld gewesen - zum Glück.
Wir erzählten Sabine von unserem Vorhaben und sie verstand mein Anliegen.
Sie machte uns also den Heuboden gemütlich und ließ uns schon mal ins Bett gehen.
Eigentlich war noch ein Themenabend mit den Ferienkinder geplant, wo Nick und ich helfen sollten, aber Sabine verzichtete auf unsere Hilfe und plante einfach ein wenig um.
Sie war wirklich eine sehr tolle Frau und wusste wie man mit schwierigen Situationen umging. Sie war toll.
Nick und ich lagen in den Schlafsäcken und ich merkte wie müde ich war. Der Tag war schön gewesen, bis Mama kam. Es war sehr viel passiert und ich wollte am liebsten nur noch schlafen. Ich fühlte mich schlecht.
»Nick das ist doch alles scheiße! Was soll ich denn jetzt tun?«, fragte ich nochmals und zupfte aufgebracht im Stroh auf dem Boden. Ich hörte wie Nick sich hinsetzte.
Noch lag ich mit dem Rücken zu ihm, aber als er anfing zu sprechen drehte ich mich um und schaute in sein Gesicht. Seine Haare waren mal wieder zottelig und es hing ein bisschen Stroh drinnen.
»Was hältst du davon wenn du dich morgen mal mit deiner Mutter aussprichst?«
»Ich rede kein Wort mit dieser blöden Lügnerin!«, protestierte ich laut stark.
»Ich weiß, dass du das nicht hören möchtest, aber vielleicht solltest du ihr wenigstens mal zuhören. Du darfst niemanden verurteilen, ohne die Gründe zu kennen.«
Er zuckte vorwurfsvoll mit seinen Schultern und fing auch an im Stroh rum zu zupfen.
Ich setzte mich schlagartig auf und fing an ihn anzubrüllen.
»Sag mal bist du jetzt komplett von Sinnen?! Du kannst mir doch jetzt nicht sagen was ich zu tun oder zu lassen habe! Du solltest auf meiner Seite sein! Du bist mein Freund!«
»Conni hör zu, ich bin auf keiner Seite und ich wollte dir nur behilflich sein! Wenn du das nicht möchtest ist das dein Ding, aber dann frag mich auch nicht mehr um Hilfe.«
Er klang enttäuscht. Er legte sich wieder in seinen Schlafsack und drehte sich von mir weg.
Vorerst schwieg ich stur vor mich hin. Kein Wort wollte ich sagen. Ich legte mich auch wieder hin und drehte mich ebenfalls weg.
So ein Blödmann! In meinen Gedanken spielte sich eine Mischung aus Wut und Schuld ab.
Zuerst war ich wütend, und wie wütend ich war, aber nach einer Zeit fühlte ich nur noch Schuld. Es tat mir leid was ich zu Mama gesagt hatte und es tat mir leid wie ich Nick behandelt hatte.
Ich fühlte mich wie eine doofe Zicke und wollte mich bei Nick entschuldigen.
»Es... es tut mir leid.«
Noch einmal drehte ich mich zu ihm rüber, aber er schien zu schlafen. Er reagierte nicht.
Ein bisschen niedergeschlagen drehte ich mich also wieder um und schlief schneller ein als gedacht.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro