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Mama macht ernst - schon wieder

Die Zeit bis kurz vor der Zwischenzeugnisausgabe verlief soweit gut. Till hielt sein Wort und ließ mich in der Schule in Ruhe.
Er sorgte sogar dafür, dass auch die anderen mich in Ruhe ließen. Ich stand sozusagen unter seinem persönlichen Schutz, auch wenn es kein anderer mitbekam.
Ich war wirklich dankbar über diese Situation.
Irgendwie kamen Till und ich uns dann doch wieder in gewisser Weise näher. Im Stall redeten wir dann doch mehr als verabredet war und dort verstanden wir uns blendend, aber darüber hinaus war nichts gewesen.
Ich hoffte wirklich, dass wir uns irgendwann wieder auf einer ganz neuen Ebene verstehen konnten und setzte alles auf die Zeit, die bekanntlich Wunden heilt.
Dass ausgerechnet meine Mutter mir einen Strich durch diese Rechnung machte, musste ich dann schnell feststellen.

Eine Woche vor der Zeugnisausgabe kam ich erst spät nach Hause.
Ich hatte noch ziemlich lange mit Till trainiert.
Es war ein kalter Wintertag und ich freute mich schon auf eine heiße Dusche.
Als ich dann aber ins Haus kam, hatte Mama eine Überraschung parat.
Ich stand in unserem Flur, die Reitstiefel gerade erst aufgemacht, als ich Mama und Papa vor mir stehen hatte.
»Es gibt tolle Neuigkeiten!«, meinte Mama und übergab Papa das Wort.
Ich war noch total überwältig und umarmte erstmal Papa. Mama sah mich ein wenig erzieherisch an, als ich mit meinen dreckigen Reitstiefeln von der Fußmatte auf den sauberen Boden trat.
»Ich hab dir ein Geschenk mitgebracht«, meinte Papa und trat zur Seite.
Hinter ihm war ein kleines Fellbündel, welches eine rote Schleife um den Hals hatte.
»Mama hat mir von deinen guten Noten und den ganzen Turniersiegen erzählt, da muss ich dich doch belohnen.«
»Aww Papa der ist ja toll! Hat er einen Namen?«, fragte ich und stürmte direkt auf die kleine Fellkugel zu.
»Das ist Charlie.«
Charlie war ein kleiner, beigefarbener Goldendoodlewelpe. Ich fand ihn unglaublich toll und hatte mich direkt ihn den kleinen Kerl verliebt.
Nach Daisys Tod war ich ziemlich traurig gewesen und Mama und ich beschlossen uns vorerst keinen neuen Hund zu kaufen.
Ein besseres Geschenk hätte Papa mir aber nicht machen können. Ich war über den Verlust hinweg gekommen und bereit für ein neuen Freund.

Nachdem die ersten Kuschelrunden vorbei waren und der kleine Welpe auf dem Sofa eingeschlafen war, setzten wir uns dazu.
Nach einer angenehmen Stille sagte Mama dann auf einmal: »Du Conni, Charlie ist nicht das Einzige womit wir dich überraschen wollen.«
Ich sah Mama fragend an, die dann direkt weiterredete.
»Also ich, also wir, also Papa und ich... Nun ja, wir sind wieder ein Paar.«
»Das ist ja großartig! Ich freue mich so sehr!« Ich war wirklich so erfreut über diese Nachricht, aber in meinem Kopf hatte ich mir die Konsequenzen irgendwie anders Vorgestellt.
Ich richtete mein Wort erfreut an Papa.
»Hast du die Villa vermietet oder verkauft? Und was ist mit der Kanzlei, hast du einen Stellvertreter eingestellt? Etwa Werner oder doch Stephan?«, löcherte ich ihn und piekste in seine Seite.
»Conni Schätzchen, du verstehst nicht ganz richtig...«, sagte Mama und legte ihre Hand auf mein Knie.
»Schätzchen, ihr kommt  wieder zu mir nach München. Der Umzug ist in 7 Tagen...«
Nachdem Papa diese Worte aussprach, verschwand das Lächeln in meinem Gesicht und wurde zu einer fassungslosen Miene.
»Nein, ich komme nicht mit! Das könnt ihr mir nicht schon wieder antun!«
Ich schrie so laut, dass Charlie erschrocken aufwachte und den Schwanz panisch zwischen seine Beine klemmte.
»Constanze, beruhige dich doch. Das ist doch das was du vor ein paar Wochen noch wolltest«, versuchte Mama mich zu beruhigen und streichelte über mein Bein.
Ich schlug ihre Hand weg und sprang auf.
»Nein Mama! Ich hab nur gesagt, dass ich hier weg will, weil mein Leben nicht so lief wie ich es wollte und der Stress mich auffraß! Aber Teenager sind manchmal unzufrieden, dies bedeutet noch längst nicht, dass ich bei der bestmöglichen Chance hier abhaue! Mein ganzes Leben ist hier und ihr könnt nicht immer solche Entscheidungen über meinen Kopf hinaus treffen!«
Ich senkte meine Stimme und sah fassungslos zu meinem Vater.
»Papa, sag doch was!«, flehte ich ihn unter Tränen an.
Er sah mich nur bemitleidend an und sagte mit schwerer Stimme: »Es ist beschlossen. Tu was deine Mutter dir sagt.«
»Ich mache mein ganzes Leben lang, dass was Mama mir sagt und ich bin es leid! Ich will nicht mehr. Nehmt doch einmal Rücksicht auf mich!«
Ich stürmte zur Tür und zog mir irgendwelche Schuhe an.
»Constanze, du bleibst hier!«, schrie meine Mutter mir nach.
»Bring mich doch dazu!«, sagte ich mit scharfem Blick und kontrollierter Stimme.
Nachdem ich meiner Mutter noch eine Sekunde lang scharf in die Augen sah, öffnete ich die Haustür und verschwand in die Nacht.

Mein Weg führte direkt zu Sabines Hof.
Ich ging in den Stall und öffnete Rockys Box.
Der mittlerweile alt gewordene Hengst schaute mich direkt an und begrüßte mich mit einem leisen brummeln.
»Hey Großer, Lust auf einen Ausritt bei Mondschein?«
Er hatte eigentlich keine Wahl. Schnell war sein Sattelzeug drauf und ich führte ihn auf den dunklen Hof.
Ich suchte mir eine kleine Erhöhung zum aufsteigen und wollte mein Fuß gerade in den Steigbügel stellen, als Sabine aus dem Haus kam.
»Was ist denn hier los?«
Als sie mich auf Rockys Rücken sah, fing sie an zu schreien.
»Absteigen! Sofort Absteigen!«
»Lass mich in Ruhe!«, keifte ich zurück.
Sabine kam mit hastigen Schritten auf mich zu.
»Constanze, du steigst sofort ab!«
Ich hörte ihr nicht zu und nahm die Zügel auf.
»Wenn du jetzt hier los reitest, dann hast du Hofverbot!«
»Ich bin doch sowieso nur noch eine Woche hier!«, schrie ich und galoppierte los.
Ich war nicht einmal vom Hof gekommen, da scheute Rocky vor einer Katze und ich landete auf der Erde. Es war untypisch für ihn und er hatte offensichtlich Angst vor Ausritten im dunkeln.
Hätte ich Mamas Geschichte gekannt, hätte ich Rocky dies nicht zugemutet und Sabines Reaktion besser nachvollziehen können.

Der Sturz war nicht dolle und obwohl ich keinen Helm an hatte, tat ich mir nicht weh. Trotzdem saß ich weinend am Boden.
Sabine kam sofort zu mir geeilt und hockte sich besorgt neben mich.
»Tut dir was weh?«
»Nein.«
»Was ist denn los? Warum weinst du?«
Ich sah sie mit einem Blick an, der nur so nach Verzweiflung schrie.
»Conni, ist doch alles gut. Ich bin dir nicht böse. Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe.« Sabine dachte wirklich, dass ich ihretwegen weinte.
Da platzte es aus mir heraus.
»Es ist doch nicht deine Schuld! Es ist Mama!«
»Steh mal auf, der Boden ist doch ganz kalt. Rocky ist zurück in den Stall gelaufen, wir sollten ihn wieder in seine Box bringen. Erzähl mir doch mal was dich bedrückt«, sagte Sabine fürsorglich.

»Mama und Papa sind wieder zusammen...«, sagte ich während ich den Sattelgurt von Rocky öffnete.
»Aber Conni, das ist doch großartig!«, meinte Sabine.
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein Sabine, eben nicht! Ich hatte mich riesig gefreut, aber...«
Ich redete nicht weiter und Sabine wartete geduldig bis ich mich wieder in Worte fassen konnte.
»Wir ziehen wieder nach München.«
Nach diesen Worten fing ich wieder unglaublich dolle an zu weinen.
»Komm schon in mein Arm Conni. Freust du dich denn gar nicht?«
»Nein, ich will hier bleiben! Ich will dort nicht wieder sein! Ich bin doch schon fast 18 Jahre alt, ich kann doch schon ganz alleine für mich sorgen.«
»Ich hab eine Idee, lass uns mal zusammen zu dir nach Hause gehen und dann rede ich mit deiner Mama. Wie klingt das für dich?«
Ich stimmte nickend zu und nachdem Rocky fertig für seine Box war, machten wir uns auf den Weg zu Mama.

Sabine klopfte an unsere Haustür und schnell war diese geöffnet.
Ich ging schnurstracks an Mama vorbei und nahm Charlie mit nach oben.
Ich wollte nicht dabei sein, wenn Sabine Mama ins Gewissen redete. Ich war viel zu emotional.

»Tilly, wir müssen reden«, fing Sabine mit ernster Stimme an.
»Was ist denn passiert?«, fragte Mama besorgt.
»Sag du mir was passiert ist. Ich meine Conni kam aufgebracht auf meinen Hof, nicht anders.«
»Ach Conni ist mal wieder in einer pubertierenden Phase, aber das ist morgen bestimmt schon wieder vergessen.«

Ich hörte wie Papa das Haus verließ, während Sabine und Mama am Küchentisch saßen.
Ich saß mit Charlie auf der obersten Treppenstufe und hörte einfach nur zu.

»Tilly, ich denke nicht, dass Connis Verhalten mit der Pubertät zusammenhängt. Ich glaube dafür seid einzig und alleine ihr Schuld.«
»Was soll das denn bitte heißen?«, fragte Mama ein wenig empört.
»Du hast die kleine Constanze vor fast 6 Jahren wegen deiner Trennung aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen und sie mitten ins Nirgendwo verfrachtet. Sie hat sich hier großartig integriert und sich jedes Mal durch jede Scheiße gebissen. Sie hat immer getan, was du von ihr wolltest! Sie ist geritten wenn sie krank war, war an ihrem Geburtstag auf Turnier, hat einen großen Teil ihrer Jugend verpasst und das alles nur um dir zu gefallen! Jetzt, wo bei ihr alles rund läuft, willst du sie wieder aus purem Egoismus in ein Leben zurückschicken, dass sie schon längst nicht mehr kennt. Sie ist nicht mehr das Mädchen von früher!«
»Sabine, du kennst sie doch gar nicht so wie ich. Du redest so als ob es deine Tochter wäre. Du weißt doch gar nicht was sie möchte«, verteidigte Mama sich.
»Tilly, ich glaube du kennst deine Tochter schon längst nicht mehr richtig. Sie ist total ausgelaugt und unglücklich! Siehst du das denn nicht?«
»Sie ist sehr wohl glücklich mit ihren Pferden! Ich gebe ihr alles was sie braucht, da kann sie ja auch mal ein bisschen dankbarer sein!«
»Hörst du dir selber zu beim reden?! Du redest über deine Tochter! Überleg doch mal was du in diesem Alter wolltest! Du wurdest von deinen Eltern genauso unter Druck gesetzt und DU wolltest das auch nicht! Erinnerst du dich?!«
»Das ist was anderes! Meine Eltern ließen mich reiten bevor ich laufen konnte. Sie forderten schon in viel zu jungen Jahren alles von mir. Ich hab Constanze viel mehr Zeit gegeben.«
»Sie ist so wie du! Sie ist nervös vor jeder Prüfung und lächelt ja nicht mal mehr, wenn sie eine Goldene Schleife erhält. Sie ist nur glücklich, wenn sie mit Rübchen, ihrem Herzenspony, über die Felder galoppieren darf oder mit Allegra Tricks im Roundpen einstudiert. Weißt du noch Petit Four? Weißt du noch?!«
»Sabine, es bringt nichts das alles aufzuzählen. Ich bin nicht so wie meine Eltern!«
»Gut, ich mache dir ein Angebot. Conni, wird schon im Mai 18 Jahre alt. Ich übernehme so lange die Aufsichtspflicht für sie. Sie kann hier bleiben und ist glücklich.«
»Ausgeschlossen. Wer würde denn dafür sorgen, dass sie auch regelmäßig trainiert? Julius hat den Hof gekauft, auf dem sie im Sommer wegen dem Kadertraining war. Wir werden alle unsere Pferde mitnehmen und uns wieder in der Zucht einen großen Namen machen. Außerdem wird Conni die besten Trainingsmöglichkeiten haben. Wir werden ihr was besseres bieten können! Sie wird die Reiterin werden, über die alle reden!«

Ich glaubte nicht was meine Mutter sagte. Sie hatte wirklich den Faden zur Realität verloren. Ich verabscheute diese Frau dort unten, die ich nicht als meine Mutter identifizieren konnte.
Sie war so herzlos und es zählte nur Ruhm und Erfolg.
Ich streichelte aufgebracht das kleine Fellbündel neben mir und hörte immer noch gespannt zu.

»Wann?«, fragte Sabine mit ernster Miene.
»Was wann?«, fragte Mama verwirrt.
»Wann hast du beschlossen diese scheiß Aktion hier zu starten?! Wann hast du beschlossen hier wieder in einer unüberlegten Sekunde abzuhauen, als wären wir ein Urlaubsort, wo du an- und abreisen kannst wie du lustig bist?! Wann hast du beschlossen, dass ich meiner Tochter erklären muss, dass DU ihr das Herzenspferd wegnimmst, obwohl du versprochen hast es nicht zu tun?!
Wann hast du beschlossen deine Tochter so unglücklich zu machen...?«
»Das Einzige was mir leid tut ist die Sache mit Rocky und Theo. Der Rest ist nichts was dich angeht. Für Theo werde ich eine Lösung finden, für den Rest hab ich schon eine. Entweder akzeptierst du meine Entscheidung oder lässt es bleiben. Respektier meine Entscheidung!«
»Ich werde niemanden von deiner Entscheidung erzählen, diese Sache musst du ganz alleine den Leuten beibringen, die dich gern haben!«

Sabine ging aus der Küche raus und entdeckte mich auf der oberen Treppenstufe sitzen.
»Es tut mir leid Conni«, sagte sie nur und sah mich bemitleidend an. Ich gab ihr ein gezwungenes Dankes-Lächeln zurück.
Als Sabine das Haus verließ richtete sie noch einmal das Wort an Mama.
»Du machst deine Tochter trauriger als du es warst, als du deine Eltern umgebracht hast!«
Bei diesen Worten bekam ich eine Gänsehaut. Was meinte Sabine nur damit? War meine Mutter eine kaltblütige Mörderin? Das schlimmste war, dass ich es ihr sogar zugetraut habe.
An diesem Abend ging ich traurig ins Bett und wusste, dass ich nur noch eine Woche Zeit hatte.

Die nächsten Tage verliefen traurig. Meinen Freunden erzählte ich zuerst nichts von dem geplanten Umzug. Ich wollte nicht, dass alles so traurig endete wie mit Frieda damals.
Ich stimmt jeden Plan, den meine Freunde schmiedeten, zu. Ich wollte noch so viel Zeit mit ihnen verbringen wie möglich.
Das Reiten vernachlässigte ich in dieser Woche und nur wenn ich Lust hatte saß ich auf dem Pferd.
Zwischen Mama und mir herrschte dicke Luft. Es war mir egal was sie mir sagte und ich hörte nicht auf ihre Moralpredigten.
Am meisten leid tat mir Theo, die Mama erwischte, als sie ein paar Sachen aus dem Stall nach Hause holte.
Mama erklärte Theo die Situation. Sie war natürlich am Boden zerstört und weinte.
Mama bot ihr aber an uns immer besuchen zu können oder für uns zu arbeiten - sie versicherte ihr einfach, dass sie immer willkommen war. Ob es die Situation jetzt besser machte, ließen wir mal so dahingestellt.

Am Tag vor unserem Umzug erzählte ich es allen wichtigen Personen, nur nicht Nick.
Meine Freunde waren sehr traurig und konnten es kaum fassen, versprachen aber Nick nichts zu erzählen. Ich wollte ihn das unbedingt selber erzählen, auch wenn ich es irgendwie nicht konnte. Er war doch mein bester Freund! Ich wusste, dass dieser Abschied besonders schwer sein würde und deshalb beschloss ich am Abend nochmal mit meiner Mutter zu reden.

Ich ging selbstsicher zu ihr ins Wohnzimmer und rückte sofort raus mit der Sprache.
»Ich will hier nicht weg!«
»Das haben wir doch schon besprochen«, sagte Mama kühl und schaute nicht einmal zu mir auf. Sie laß mal wieder ein Klatschblatt.
»Mama das ist nicht Fair. Ich bin kein Kind mehr und kann selbst entscheiden was ich möchte.
»Ach Conni, du weißt doch noch gar nicht was du willst.«
»Aber Mama, du willst doch immer das Bester für mich oder?«, fragte ich und versuchte sie auszutricksen.
»Aber natürlich Conni, wieso?«
»Na, wenn ich hier weg ziehe, kann ich nicht mehr im Kader reiten. Du verbaust mir meine Zukunft«, sagte ich sicher und hoffte, dass Mama einknickte.
»Ach Constanze, daran haben Papa und ich doch fast als erstes gedacht. Der Kader in Bayern ist begeistert von dir und sie würden dich unglaublich gerne nehmen. Außerdem gehört uns jetzt der Hof, auf dem oft das Kadertraining stattfindet. Wir haben für alles gesorgt und in München bekommst du viele gute, neue Jungpferde.«
Ich sah sie entgeistert an. Sie hatte wirklich an alles gedacht. Ich hatte keine Argumente mehr und deshalb meinte ich: »Aber wir können doch keins unserer Pferde hier lassen - unser Anhänger ist jedenfalls zu klein!«
»Auch dafür ist gesorgt. Papa hat einen großen LKW gekauft. Dort ist Platz für 10 Pferde - also mehr als genug Platz.
»Ach ja? Und wer soll diesen fahren? Du und Papa müsst eure Autos fahren und ich kann noch nicht fahren«, versuchte ich mich noch irgendwie zu retten.
»Emil fährt den LKW und Sabine fährt hinterher, damit Emil auch wieder zurück kann.
»Der hat ein LKW Führerschein?!«
Mama hat wirklich alles bedacht und ich wusste, dass mein Schicksal besiegelt war.
Ich gab also auf und ging niedergeschlagen in mein Bett.

Die Nacht schlief ich kaum und schon um 6 Uhr klingelte mein Wecker. Nur schwer schaffte ich es aus dem Bett, denn ich wusste was mir blühte. Am meisten Angst hatte ich vor der Konfrontation mit Nick.
Ich packte alles, was ich mitnehmen wollte, in Umzugskartons. In den knapp 6 Jahren, die ich dort lebte, hat sich vieles angesammelt und ich zog mit mehr Dingen aus, als ich damals einzog.
Ein ganzer Karton war voll mit Medaillen und Schleifen, die ich auf den Turnieren gewann.
Bilder, Klamotten und Krimskrams füllten zwei andere Kartons.
Ich verließ mein Zimmer, so wie ich es betreten hatte und es fühlte sich kalt an.
Mama ging's fast genauso, denn sie hinterließ auch fast jeden Raum so wie wir ihn vorgefunden hatten. Bloß zwei Sachen veränderte sie. Viele Bilder, die an den Wänden hingen, ließ sie dort und ihre Reitsachen, die auf dem Dachboden wie in einem kleinen Museum ausgestellt waren, nahm sie größtenteils mit.

Das emotionalste war für mich der Stall.
Um 9 Uhr ging ich schweren Herzens rüber und fing an das Zubehör in die mobile Sattelkammer, die hinten am LKW dranhing, einzuladen.
Durch meine 5 Pferde hatte sich über die Jahre ziemlich viel an Zubehör angesammelt und es dauerte schon ziemlich lange bis alles verstaut war.
Theo, Emil und sogar Till kamen mir zur Hilfe und ich versuchte nicht so traurig zu wirken.
Nick schlief zum Glück noch, denn ich wollte ihn nur ein Brief hinterlassen und gehen.
Ich war nicht bereit für ein Gespräch solcher Art.

Um 10 kamen dann Jule, Maria, Moritz und Eske um sich zu verabschieden.
Mama und Papa waren mit dem Haus fertig gewesen und kamen mit dem kleinen Charlie zum Hof.
Schweren Herzens fing ich also an die Pferde Transport fertig zu machen.
Ich fing mit Rübchen an, dann kam Catchi, dann Allegra und dann Conti. Sie bekamen alle eine Abschwitzdecke und Transportgamaschen an. Papa hatte selbst für diesen Tag zwei Überraschungen parat.
Jedes Pferd hatte sein eigene, personalisierte Abschwitzdecke bekommen. Sie hatten alle eine unterschiedliche, komplementär zu ihrem Fell passende, Farbe und waren mit den jeweiligen Namen bestickt.
Aber es waren keine 5 Decken, es waren 6.
Die letzte Decke war mit dem Namen Camelot bestickt und ich wusste was dies bedeute. Mama und Papa hatten mir das Jungpferd von Franzis Vater gekauft. Ob ich das wollte, war völlig irrelevant.
Er wurde kurzer Hand auf den Hof von Sabine geführt und in den großen, luxuriösen LKW geladen.
Die ganze Sache mit Rocky überließ ich Theo. Sie striegelte den alten Hengst ausgelassen und verabschiedete sich sehr lange.
Ich ließ sie für den Moment alleine und ging mit Charlie zu dem Paddock hinterm Stall, um mich von den anderen Pferden zu verabschieden.

In meiner Abwesenheit war Nick aufgewacht und zu Theo in den Stall gegangen.
»Was ist denn hier los? Turnier? Und wem gehört dieser riesige LKW, der auf dem Hof parkt?«, fragte er amüsiert und biss in einen Apfel.
»Tu nicht so als wenn du es nicht weißt Nick. Ich bin nicht in der Stimmung.«
»Was sollte ich denn wissen?! Entschuldigung, dass ich Connis Turnierplan nicht auswendig kenne«, meinte er witzelnd.
»Man Nick, kein Turnier! Sie ziehen weg! Ab nach München und sie nehmen sie alle mit!«, schrie Theo und ließ die Kardätsche in ihrer Hand zu Boden fallen.
Nick sah sie verwirrt an.
»Was?«
»Sie hat es dir nicht erzählt, oder?«, drehte sich Theo zu ihrem Bruder um und sah ihn mitfühlend an.
»Nein, nein das hat sie nicht«, meinte Nick so niedergeschlagen wie es ein Mensch nur sein konnte.
»Wann fahren sie los?«
»In einer halben Stunde wollen wir los. Wenn du willst, komm auch mit. Emil fährt den LKW und Sabine und ich fahren hinterher.«
»Ich, ich weiß grad nicht. Ich muss mit Conni sprechen! Wo ist sie?«
»Bei den anderen Pferden auf dem Paddock. Es tut mir leid.« Theo warf ihrem Bruder ein trauriges Lächeln zu und machte Rocky weiter fertig.

Ich streichelte gerade Rune als ich meinen Namen hörte.
Ich drehte mich um und sah Nick. Ich wusste was mir drohte und wollte am liebsten im Erdboden versinken.

»Wann wolltest du mir erzählen, dass ihr verschwindet?!« Er klang ziemlich sauer und enttäuscht.
»Nick ich, ich weiß auch nicht«, sagte ich und starrte niedergeschlagen zu Boden.
»Ich will nicht, dass du gehst«, sagte er mit brüchiger Stimme.
Ich sah ihn an und sah, dass ihn Tränen über die Wangen liefen. Er hatte nie zuvor in meiner Gegenwart geweint.
Ich hasste es ihn meinetwegen so zu sehen und wollte mich erklären.
»Es tut mir so leid, aber ich war nicht bereit für dieses Gespräch. Du bist mein bester Freund und ich will dich nicht verlieren.«
Auch mir liefen die Tränen über meine Wangen.

Charlie spielte gerade mit Möhrchen oder versuchte es zumindest. Der Wallach interessierte sich nämlich kein bisschen für den Welpen. Er durchsuchte den matschigen Paddock nach einer perfekten Stelle zum Wälzen und scharrte immer mal wieder mit seinen Hufen.
Nick und ich umarmten uns ziemlich dolle und genossen die Ruhe um uns rum.
»Was ist denn jetzt mit Möhrchen? Der kann doch nicht ohne Rübchen! Außerdem was ist jetzt mit Theo und Rocky?! Und was ist mit uns? Das kann deine Mutter doch nicht machen!«
»Doch kann sie. Ich bin noch keine 18, Rocky ist ihr Pferd und an Rübchen hängt mein Herz. Den möchte ich nicht hier lassen, ich würde ihn viel zu dolle vermissen. Ich hab wirklich alles versucht und hab mein bestes gegeben um sie umzustimmen, selbst Sabine hat mit Mama geredet! Sie lässt sich aber nicht umstimmen!«
Nick sah mich traurig an, aber man sah an seinem Blick, dass auch er wusste, dass nichts mehr zu machen war und wir uns einfach fügen mussten.

Zwei Minuten blieben uns noch - ganze zwei Minuten Ruhe.
Dann hörte ich meine Mutter ungeduldig meinen Namen rufen. Sie waren wirklich fertig, alles war Abfahrt bereit.
Ich wusste, dass ich los musste und diskutierte gar nicht lange rum.
In einem Auto mit meinen Eltern wollte ich trotzdem nicht sitzen.
Ich setzte mich also neben Emil in den LKW und Charlie platzierte ich im Fußraum.
Nick setzte sich neben mich und brachte mich mit in mein neues altes Zuhause.

Sabine, Mama und Papa fuhren in ihren Autos voraus, sie waren einfach schneller als wir.
Man durfte nicht vergessen, Emil saß am Steuer eines 26 Tonners mit Anhänger dran. Natürlich waren wir nicht so schnell wie die SUVs meiner Eltern.
Ich konnte immer noch nicht ganz glauben, dass Papa so einen LKW gekauft hatte.
Der LKW war viel größer als Tills, hatte einen viel größeren Wohnbereich und sogar eine mobile Sattelkammer mit zwei weiteren Plätze um Pferde mitzunehmen.
Ich fühlte mich wie eine Königin in meinem LKW. Die ganzen Reiter, an denen wir auf der Autobahn vorbei fuhren, konnte man sofort ertappen. Sie starrten neidisch unserem LKW hinterher.

Damit unsere Ankunftszeiten nicht zu unterschiedlich waren, trafen wir uns in regelmäßigen Abständen an verschiedenen Rasthöfen. Diese Zeit nutzte ich dann immer um Charlie eine kleine Pinkelpause zu gönnen und bei den Pferden nach dem Rechten zusehen. Auch auf den Raststätten starrten die Leute unseren LKW lange an. Gerade die kleinen Mädels versuchten einen Blick ins Innere zu erhaschen. Ich konnte es ihnen nicht verübeln und ließ sie ruhig mal streicheln.
Ich war reich, kein Monster.
Die leuchtenden Kinderaugen erinnerten mich an Greta, die ziemlich traurig war als sie erfuhr, dass Rübchen weg ging. Sie war noch viel zu klein und kannte die Gründe nicht, aber der kleine Wallach bedeutete dem kleinen Mädchen viel und es tat mir leid für sie. Emil versuchte mir weiß zu machen, dass Greta schnell drüber hinweg käme, aber ich wusste dass, das leichter gesagt war als getan.

Wir kamen erst um 20:00 Uhr am Hof an. Es war schon dunkel draußen, aber der Hof war noch hell beleuchtet.
Wir parkten unseren LKW und stiegen erstmal aus.
Empfangen wurden wir von einer Stallmeisterin, einer Trainerin und einem Stallburschen.
»Guten Abend, Sie müssen Familie Fiedler sein«, sagte eine hellblonde, drahtige Frau. Ihre Haare waren zu einem Pferdeschwanz im Nacken zusammengebunden und wirklich kein Haar tanzte aus der Reihe. Sie sah super streng aus.
Die Frau war wahrscheinlich nur ein Tick älter als meine Mutter, sah aber mindesten 10 Jahre älter aus. Das lag wahrscheinlich daran, dass Mama nie wirklich gearbeitet hatte.

»Ich bin Frau Sprenger, die Stallmeisterin und Managerin auf diesem Hof. Ich bin hier für alle organisatorischen Dinge.« Sie gab uns allen nacheinander die Hand und übergab das Wort an ihre brünette Kollegin.
»Ich bin Isabell, ich bin einer der drei Trainer, die man immer um Rat fragen kann.«
Sie sah noch ziemlich jung aus - vielleicht 25 Jahre alt. Sie hatte lange, braune Haare, die in gleichmäßigen Wellen bis unter ihrer Brust hingen. Sie war nur ein Stück größer als ich, aber strahlte so viel mehr Selbstbewusstsein aus.
Der junge Mann hieß Ludwig und war einer der fünf Stallburschen, die sich auf unserem Hof rum tummelten. Er war Anfang zwanzig und hatte zottelige, braune Haare. Er hatte ein wenig Dreck im Gesicht und sein Auftreten war eher unprofessionell. Trotzdem fand ich ihn am sympathischsten, meine Mutter eher nicht. Sie wollte ihn nicht mal die Hand geben.
Ihr Verhalten war unmöglich.

»Ich habe mir schon einen Plan ausgedacht wie wir Ihre Pferde im Stall unterbringen«, sagte die Stallmeisterin äußerst professionell und sah uns mit einer ausdruckslosen Miene an.
»Ihr Pony, wird in eine freie Box direkt am Stallanfang vom rechten Trakt stehen.
Ihre beiden Stuten werden bei den Zuchtstuten stehen und ihr Wallach kommt zu den anderen Jungpferdewallachen. Ihre Hengste kommen zu auf die rechte Seite in den Hengsttrakt. Wir haben vor einiger Zeit unsere Stallpläne so umstrukturiert, dass jedes Pferd ungefähr bei Gleichgesinnten steht.«
Mama war begeistert von dieser Professionalität und stimmte dem Plan amüsiert zu.
Ich protestierte aber.
»Ausgeschlossen! Zuerst mal, werde ich meine Pferde nicht auf drei verschiedene Stalltrakte aufteilen, das ist kompletter Blödsinn. Dann werden meine Stuten garantiert nicht bei den Zuchtstuten stehen, denn dies sind sie nicht!
Und zum Schluss werden meine Hengste nicht von meinen restlichen Pferden abgeschottet.
Conti, Catchi und Allegra stehen ihr ganzes Leben zusammen, dies werde ich jetzt garantiert nicht ändern! Rocky ist schon alt und kein Hengst mehr, der eine große Gefahr für die anderen Pferde darstellt. Mein Pony liebt die anderen und Camelot soll die Chance haben dazu zugehören!«
»Aber Constanze, vertrauen Sie mir, so ist es am Besten und hat seine Ordnung. Ich weiß was ich tue.«
»Sie kennen meine Pferde nicht!«
»Wir probieren es einfach mal aus«, versuchte Mama die Situation zu klären.
»Ich probiere hier gar nichts aus! Ich habe meine Pferde gerade quer durch Deutschland kutschiert, dann werde ich ihnen gewiss nicht noch mehr Stress antun. Entweder Sie haben jetzt 6 Boxen nebeneinander für mich oder ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ich mich ab heute um die Organisationen kümmern werde.« Ich nutzte meine Macht zu 100% aus damit ich bekam was ich wollte.
Die Stallmeisterin versuchte noch einmal ihren Plan durchzusetzen und meinte: »Sie wissen gar nicht was für eine Arbeit das Ganze ist. Wir müssten dann Pferde in andere Boxen verfrachten.«
»Dann tun Sie das. Ich werde mich morgen höchstpersönlich an einen neuen Boxenplan machen, denn ihr Konzept gefällt mir nicht.«
Sie sah mich eingeschnappt an, verlor aber nicht ihre Professionalität.
Meine Eltern mischten sich nicht ein, aber meinen Papa hörte ich amüsiert sagen: »Ganz meine Tochter.«

Emil machte die Verladerampe auf und ich ging in den LKW. Nick, Isabell, Ludwig, Theo und Frau Sprenger folgten mir.
Jeder lud ein Pferd ab oder versuchten es.
Frau Sprenger wollte Allegra nehmen, wusste aber nicht, dass sie blind war und ging viel zu hastig an sie ran. Die Stute erschrak und Frau Sprenger sprang erschrocken zur Seite.
»Die Stute ist blind«, schmunzelte Emil, der dann Allegra ablud.
Wir schmunzelten alle über diesen doch so vermeidbaren Fehler von Frau Sprenger. Daran merkte man aber das, was ich von Sekunde ein von ihr Gedacht habe.
Sie ist super professionell, hält immer ihre Ordnung und wollte immer alles unter Kontrolle haben. Aber Pferde sind keine Maschinen, die so immer laufen wie man selber wollte und damit konnte die liebe Frau nicht umgehen - die war garantiert keine Reiterin.

Wir gingen in den rechten Stalltrakt und stellten die Pferde direkt in die ersten drei Boxen auf den jeweiligen Seiten.
An der Wand stand Conti, dann kam Allegra und dann Catchi. Conti gegenüber stand Rocky, daneben Rübchen und am Ende Camelot. So wollte ich es haben und nur so war es richtig. Die sechs Boxen waren sogar leer gewesen, so schwer wie Frau Sprenger behauptete war dies also nicht.

Wir beschlossen, dass es das vernünftigste gewesen ist, dass wir für die Nacht auf dem Hof blieben. Im Herrenhaus gab es viele Gästeräume, trotzdem schliefen Emil, Nick, Theo und ich zusammen in einem. Wir wollten die Nacht unbedingt zusammen verbringen.
Charlie durfte mit bei mir im Bett schlafen, welches ich mir außerdem noch mit Nick teilte.
Theo und Emil teilten sich das andere Doppelbett. Sabine hatte sich ein eigenes Zimmer genommen und Mama und Papa waren zur Villa gefahren, sie wollten ihre Ruhe haben und nicht schon am Morgen von Stallgeräuschen geweckt werden.
Ich liebte diese Geräusche und fühlte mich ein bisschen wie auf Sabines Hof, der übrigens in ihrer Abwesenheit von Till und seiner Familie behütet wurde.

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