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Beim ersten Mal tat's mehr weh

In den nächsten Wochen war bei Julien und Anton tatsächlich alles gut Zuhause.
Sie kamen mit keiner neuen Verletzung in die Schule und das hatte ich wirklich jeden Tag gründlich geprüft.
Gerade Julien blühte in dieser Zeit richtig auf und es war wie Ferien vom Grauen.
Die Ermittlungen gegen die Eltern waren soweit erfolgreich, dass ein Gerichtstermin feststand.
Der einzige Haken daran war, dass dieser Termin erst nach dem 18. Geburtstag der Jungs stattfinden sollte und die Jungs somit nur auf eine Entschädigung, keine Rettung, hoffen konnten.
Ein bisschen niederschmetternd war das Ergebnis schon, denn so mussten Julien und Anton wohl oder übel noch ungefähr 4 Monate in der Hölle aushalten.
Ihr Vater war wirklich unberechenbar und man konnte für die beiden nur hoffen, dass der Herr sich zusammenriss.

In den Osterferien passierte wieder richtig viel in meinem Leben.
Recht am Anfang der Ferien bekamen wir 8 neue Pferde in den Stall.
Fünf waren für mich und die drei anderen waren von einem neuen Einsteller.
Mama hatte fünf Zuchtstuten gekauft.
Die kleinste von ihnen hieß Dear Diary. Sie war eine 1.65m große, dunkelbraune Holsteinerstute, die noch kein Fohlen zuvor hatte. Die Stute war jung und hippelig. Deshalb war sie auch die Erste, die aus dem großen LKW in den Stall geführt wurde.

Die zweite Stute war schwarz wie die Nacht, 1.70m groß und hatte ein Abzeichen, welches ein bisschen wie ein Totenkopf aussah, zwischen ihren Augen. Aus diesem Grund hieß sie wahrscheinlich auch Jolly Roger. Sie war sechs Jahre alt und erfolgreich im Turniersport. Ihre Vorfahren waren alle Sieger - für die Zucht war sie ein wahrer Diamant. Sie war nur ein bisschen schwierig im Umgang - eine kleine Diva.

Touch me war der Name der Fuchsstute im LKW. Sie war sehr anhänglich und wollte immer so viel Aufmerksamkeit, wie es nur ging. Ihr Name war Programm - sie wollte immer berührt werden.

I love you for Infinity war eine schon ältere, graue Stute. Sie hatte schon viele Fohlen gehabt und diese wirklich abgöttisch geliebt. Der Verkauf ihrer Fohlen war immer wieder hart für diese Stute, wir aber wollten so viele Fohlen wie möglich behalten und ich hatte meiner neuen Stute höchstpersönlich versprochen ihr Fohlen so schnell nicht herzugeben. Eigentlich ja total lächerlich so etwas mit einem Pferd auszumachen, ich fand es aber unglaublich wichtig.

Die letzte Stute im LKW gefiel mir am Besten.
Es war eine große Grauschimmelstute, die Catchi ziemlich ähnlich sah. Ihr Name war Amazing Grace und die Stute war ein wahrer Engel. Sie war selber noch relativ jung und ihr einziges Fohlen verlor sie direkt nach der Geburt. Als Ammenstute für ein verwaistes Fohlen, welches ohne eine neue Mutter gestorben wäre, eignete sich die hübsche Stute unglaublich gut. Sie war sehr liebevoll und die beste Fohlenmama, die man sich hätte wünschen können. Sie war ein Geschenk Gottes.

Die drei Pferde des neuen Einstellers hatten alle unaussprechliche Namen. Es waren Andalusier, die auch dort geboren und aufgezogen wurden. Sein Besitzer hielt sich für etwas besseres, zumindest kam es so rüber.
In der ersten Zeit sah ich ihn nur kaum und jedes Mal wenn ich ihn sah, war es ein unangenehmes Erlebnis.

Das erste Mal als ich den Spanier sah, war es während ich meine Boxen ausmistete.
Ich stand mit Stroh in den Haaren in Rockys Box und schippte gerade ein paar Pferdeäpfel in die fast volle Schubkarre.
»Hey Süße«, meinte er und lehnte sich wie ein Macho gegen die Boxentür.
»Ich bin nicht deine Süße, ich bin Conni«, sagte ich selbstbestimmt und warf ihn nur einen kühlen Blick zu.
»Okay, Conni«, sagte er und betonte meinen Namen so seltsam. »Ich bin Alejandro.«
Erst nach diesem Satz hörte man seinen spanischen Akzent deutlich raus und seine Herkunft konnte er nicht mehr leugnen.
Obwohl er gar nicht mal so hübsch aussah, war er ziemlich überzeugt von sich selbst. Sein kantiger Schädel passte überhaupt nicht zu seinem schlaksig, braungebrannten Körper und auch die braunen Haare waren zu einer komischen Frisur gestylt.
Ich wollte einfach nicht mehr mit ihm reden, was er anscheinend nicht aus meiner ablehnenden Körperhaltung lesen konnte.
»Was hat nur so ein hübsches Mädchen wie du beim Boxen ausmisten verloren?«, fragte er mit so einem komischen Lächeln.
»Ich entziehe mich nicht meiner Verantwortung«, sagte ich energisch und wollte doch einfach nur in Ruhe gelassen werden - von solchen Typen hielt ich gar nichts!
»Oho, ein Mädchen was weiß, was sie möchte - gefällt mir«, meinte er so eklig flirtend und kam ein Schritt näher auf mich zu.
Ich machte den Fehler und ging auf ihn zu. Eigentlich wollte ich ihn nur anmeckern, aber er nahm diese Annäherung wohl als Einladung wahr und küsste mich einfach auf den Mund.
Ich holte aus und schlug mit meiner flachen Hand gegen seine Wange. Die Backpfeife hatte gesessen - das Geräusch war so laut, dass man es ein paar Boxen weiter immer noch gehört hatte.
»Was fällt dir ein?!«, fragte er in seinem Stolz verletzt.
»Mir fällt ein, dass ich einen Freund habe und dich absolut nicht leiden kann!«
Natürlich war das mit dem Freund eine Lüge, aber das wusste er ja nicht.
»Pff, du machst ein Fehler. Das war eine einmalige Chance. Wenn ich dich aber so ansehe, wird mir fast übel. Du bist sowieso hässlich«, meinte er eingeschnappt.
Ich war fassungslos und wusste nicht was ich sagen sollte.
Zum Glück hat Alex das Geschehen mitbekommen und kam mir zur Hilfe.
»Ey«, sagte er energisch während er den Gang entlang zu meiner Box ging.
»Was willst du?!«, fragte Alejandro auf einmal ganz schön assi, so als ob er aus dem Ghetto käme.
»Ich will, dass du Conni in Ruhe lässt. Haben wir uns verstanden?!«
»Das ist nicht dein Sache, misch dich nicht ein.«
»Ich sag es dir nur einmal. Hör auf die Mädchen hier zu belästigen und an deiner Stelle würde ich Conni mit mehr Respekt entgegen treten, als du es gewohnt bist.«
Ich wusste worauf Alex hinaus wollte, Alejandro nicht. Das konnte ja nur lustig werden.
»Was sonst?! Willst du Körperklaus mir etwa eine reinhauen - oho, da habe ich ja aber Angst«, sagte er witzelnd. Noch hatte der Idiot was zu lachen.
»Nein, du haust dir schon selbst eine rein. Conni ist die Hofbesitzerin und wenn du dich nicht benehmen kannst, dann wird sie dich hier einfach rausschmeißen - auf dein Geld ist sie nicht angewiesen! Und glaub mir, einen besseren Hof als den hier wirst du in den nächsten 100km nicht finden.«
Entgeistert sah Alejandro zu mir.
Ich machte nur so eine abgehobene Geste mit meinem Kopf und signalisierte so dass, das kein Scherz war.
»Ja ne ist klar, das kann ja jeder behaupten«, sagte er verunsichert, probierte aber trotzdem sich irgendwie zu retten.
»Frag die Leute«, meinte Alex mit einem amüsierten Grinsen und sah zu wie sich der ach so tolle Alejandro richtig zum Affen machte.
»Wer ist das«, fragte Alejandro Isabell, die gerade an uns vorbei ging, und zeigte auf mich.
»Das ist Constanze Luise Fiedler - meine Chefin, deine Chefin, unsere Chefin. Ihr gehört das Ganze hier«, sagte die hübsche Isabell ganz natürlich.
Alejandro glaubte das immer noch nicht und fragte den vorbeigehenden Michael.
»Das ist die liebe Conni, sie ist die beste Reiterin die ich kenne. Ich würde gerne behaupten, dass ich besser Reite, aber das stimmt nicht«, meinte er so freundlich wie eh und je. »Das sage ich übrigens nicht nur, weil ihr hier alles gehört und sie mich jede Sekunde rauswerfen kann«, fügte er noch lachend hinzu und legte seine Hand auf Alejandros Schulter.
Der sichtlich verwirrte Junge verließ uns mit einem verunsicherten Gesichtsausdruck.
Ein paar Mal schaute er noch verlegen über seine Schulter. Ich schaute ihn nur arrogant an und winkte. Mein Auftreten wirkte ein bisschen wie eine Drohung - was es vielleicht auch ein bisschen sein sollte.

Nick und Theo kamen auch noch überraschend zu Besuch. Sie nahmen den ganzen Weg auf sich, um für zwei Tage zu bleiben.
Früh am Morgen, als ich schon im Stall meine Pferde ritt, kam Ludwig zu mir in die Halle.
»Komm schnell! Es ist wichtig«, hetzte er mich aufgeregt.
Ich war ziemlich besorgt und sprang sofort von Dear Diaries Rücken.
»Was ist passiert? Ist etwas mit Rocky?«, fragte ich besorgt und rannte aus der Halle.
Noch bevor mir geantwortet wurde, grinsten schon Theo und Nick mir entgegen.
»Oh mein Gott, ihr seid blöd!«, lachte ich überrascht und fiel den beiden in die Arme.
»Was läuft?«, fragte Nick lachend und strubbelte mir meine Haare.
»Viel zu tun. Wir haben fünf neue Pferde und drei von ihnen muss ich sogar reiten. Ich hab jetzt 11 Pferde zu versorgen und 11 Boxen zu misten. Dann habe ich auch noch Schule und ein Privatleben«, sagte ich lachend.
»Conni, Conni, Conni«, lachte Nick. »Hast du auch noch Zeit für uns?«
»Aber natürlich, ihr seid genauso qualifiziert im ausmisten wie ich«, schmunzelte ich.
»Jaja du uns auch«, lachte auch Theo.
»Leute, ich freue mich so euch zu sehen. Wir können ausreiten und auf eine Party gehen und ich kann euch meine Freunde zeigen und...«
Nick unterbrach mich lachend.
»Jetzt hol doch mal Luft. Wie wäre es wenn du erstmal zu Ende reitest und dann kannst du uns ja mal zum Ausreiten einladen.«
»Gute Idee, gute Idee! Ich ähm, ich reite jetzt erstmal zu Ende.«

Während ich noch auf dem Pferd saß, fingen Theo, Nick unf Ludwig schon an ein paar Boxen auszumisten. Ich hatte noch viel zu tun, Dear Diary, oder wie wir sie nannten Didi, war das erste Pferd, welches ich an diesem Tag ritt. Ich musste noch Conti, Rocky, Camelot, Rübchen, Jolly Roger, Amazing Grace und Catchi reiten. Allegra, I love you for infinity, die wir alle nur Fini nannten, und Touch me, die liebevoll Trulli genannt wurde, musste ich auch noch ein bisschen vom Boden aus bewegen.

»Lasst uns einen Ausritt machen, ich zeige euch die Gegend und ich muss nicht so viele Pferde reiten«, verkündete ich lachend.
Ich erblickte Alex und Vicky.
»Ausreiten?«, rief ich fragend zu ihnen rüber.
»Liebend gerne«, gab Vicky zurück.
»Perfekt, sag Clarissa, dass sie auf Rübchen mitkommen kann.«
»Das wird sie sich nicht zweimal sagen lassen«, lachte Vicky.
»Das glaub ich auch«, lachte auch ich.

Nach 15 Minuten waren alle Pferde fertig und wir machten uns auf den Weg in den Wald.
Unsere Truppe bestand aus Nick auf Camelot, Clarissa auf Rübchen, Alex auf Rose, Vicky auf ihrer Candy, Theo auf Grace und ich auf Jolly Roger. Spontan waren auch Ludwig und Bo mitgekommen, was mich sehr erfreute.
Jolly Roger war ein bisschen bockig gewesen und es war anstrengend sie zu reiten.
Den Ausritt ließ ich mir trotzdem nicht vermiesen.
Das Wetter wurde langsam schöner und die ein oder andere Blume stand schon am Wegrand.
Wie die wilden jagten wir im Galopp durch den Wald und hatten einen riesigen Spaß.
Jolly Roger hatte eigentlich wunderschöne Gänge, die man aber nur selten merkte.
Ich verstand so allmählich wieso sie aus dem Turniersport genommen wurde.

Nach dem Ausritt telefonierte ich ein bisschen rum und das Ergebnis war äußerst befriedigend.
Am Abend sollte eine Party bei Ben steigen und  Nick und Theo waren herzlich eingeladen.
Ich beschloss also nachdem wir alle Boxen ausgemistet hatten und Fini, Allegra und Trulli versorgt waren, mit Rocky, Conti und Catchi zu mir nach Hause zu reiten und uns fertig für die Party zu machen.
Alex beauftragte ich mir später etwas Futter für die drei Pferde nach Hause zu bringen.

Theo ritt natürlich Rocky, Nick Catchi und ich Conti. Charlie lief selbstverständlich brav neben uns her und interessierte sich gar nicht für uns.
Wir ritten die lange Allee entlang bis zur Hauptstraße, dann bogen wir rechts ab und mussten erstmal eine Weile geradeaus reiten.
Dann nur noch in meine Straße rein biegen und da waren wir.
»Sag mir nicht dass, das euer Grundstück ist«, sagte Nick erstaunt.
»Gut dann sag ich es eben nicht«, lachte ich.
»Conni!«, meinte Theo ebenso erstaunt wie Nick.
Unser großes Tor öffnete sich mit einem Schwung und ich ritt die lange Auffahrt hoch.
Theo und Nick blieben genauso angewurzelt vor dem Tor stehen, wie Till es im Sommer tat.
»Na kommt schon«, forderte ich lachend.
Sie sahen sich mit großen Augen an, ritten dann aber doch vorsichtig zu mir.

»Theo, Nick?!«, sagte Mama überrascht als sie uns erblickte.
»Keine Zeit für lange Begrüßungen, wir müssen uns fertig für Bens Party machen«, sagte ich und sprang von Contis Rücken.
»Schon wieder Party - muss das?«, fragte Mama in einem belehrenden Ton.
»Definitiv«, sagte ich selbstbestimmt und sattelte meinen Hengst ab.
»Und was ist mit den Pferden?«
»Die schlafen heute in unserem Garten - genug Platz haben wir ja«, meinte ich und schob mich an Mama vorbei ins Haus.
»Du bist mir eine«, lachte Mama, ließ mich aber einfach machen.

Nick und Theo waren überwältigt von unserem Haus.
»Conni, warum hast du nie gesagt WIE reich du bist!«, fragte Nick mit großen Augen.
»Weil das nicht ich bin und für mich nichts brauchbares ist, ich meine wenn man Freunde finden will«, meinte ich Schulterzuckend.
»Gott Conni, kannst du nicht einmal angeben?! Du bist wirklich das bodenständigste Mädchen was ich kenne«, lachte Nick mit einem Hauch Unverständnis in seiner Stimme.
Ich stand in meinem Schrank und wühlte ein paar Klamotten raus.
Theo warf ich ein festliches Kleid zu, welches sie auch sofort anzog.
Es passte perfekt und ihr stand es sogar irgendwie ein bisschen besser als mir.
Ihre blonden Haare lockte ich zu leichten Wellen und band ihr ein Haarband in die Haare, welches genauso rot war wie ihr Kleid.
Ein bisschen Schminke noch ins Gesicht und dann war sie auch schon fertig. Die hübsche Blondine machte sich nur selten so zurecht und sie war kaum wieder zuerkennen.
»Du siehst unglaublich aus«, staunte Nick, den ich übrigens in ein Hemd und eine Jeans meines Vaters gesteckt hatte. Es passt tatsächlich ziemlich gut, lediglich einen Gürtel musste ich dem schmalen Jungen umbinden.
Seine Haare machte er sich selber zurecht, während ich immer noch nicht wusste, was ich anziehen sollte.
Ich hatte so viele Kleider, die mir aber alle nicht ganz so zusprachen. Das rosafarbene hatte ich schon zu oft getragen, das blaue stand mir nicht so gut, das grüne mochte ich nicht, das rote wollte ich nicht tragen, weil Theo schon ein rotes Trug, das Schwarze sah zu sehr nach Beerdigung aus und das graue ließ mich alt aussehen. Keines davon wollte ich tragen!

Theo zog ein fliederfarbenes Kleid aus meinem Schrank.
»Was ist mit dem?«
»Zu overdressed«, sagte ich und schaute nicht mal hin. Als ich dann aber hin sah, kam mir unweigerlich Till in den Sinn. Theo hatte das Kleid von der Neujahrsnacht in der Hand.
Ich wollte das Kleid nicht mehr sehen. Fast zu dolle riss ich es ihr aus der Hand und verbannte es nach ganz hinten in mein Schrank.
Dort hinten hing auch mein anderes verbanntes Kleid. Es war das weiße Blusenkleid  mit den Blumen drauf - das vom Turnier. Auch wenn's über einem halben Jahr her war und das Kleid mindestens dreimal gewaschen wurde, damit die Blutflecken endlich rausgingen, hatte ich das Gefühl, dass es immer noch nach Till roch.
Auch dieses Kleid hing ich wieder zurück - zu viele Emotionen steckten dort drinnen - auch wenn es eigentlich DAS perfekte Kleid für den Abend gewesen wäre. Ich wollte keine neue Erinnerungen mit dem Kleid machen - es war mir irgendwie heilig.

Im Endeffekt zog ich dann ein hautenges Kleid an, welches ich im Schrank meiner Mutter fand.
Ich hatte sie genau ein Mal darin gesehen und da war ich neun. Wir feierten im Restaurant, wir feierten ausgelassen, wir feierten, weil Papa die Anwaltkanzlei übernahm. Wie waren glücklich, aber da wussten wir auch noch nicht was für Veränderungen dies für uns bedeutete.

Für Theo und mich gab es hohe Schuhe und Nick bekam Schuhe von meinem Vater.
Da es noch ein wenig kalt draußen war, gab ich den beiden jeweils einen teuren Mantel und warf mir auch einen über.
»Warum sind wir so aufgebrezelt?«, fragte Theo, die in ihren hohen Schuhen ein wenig wie ein Storch lief.
»Also bitte, wir sind Bonzenkinder. Unsere Partys sind nicht so wie eure. Ihr werdet keine Strohballen oder Traktoren sehen. Außerdem stellt euch auf Sekt, Champagner und Wein ein - zumindest am Anfang. Umso später die Nacht, desto härter der Alkohol«, lachte ich.
Als ich „eure Partys" sagte, wurde mir erstmalig bewusst, wie entwöhnt ich mich habe. Ich konnte innerhalb weniger Monate vom Dorfmädchen zum Bonzenkind mutieren und vergaß, was ich eigentlich doch war. Wer ich war.

Man hörte schon vom weiten, dass in Bens Haus eine fette Party geschmissen wurde.
Das Haus war hell erleuchtet und der Bass der Boxen dröhnte bis zur Straße.
Als wir die Auffahrt hoch gingen sah ich schon den ersten in einen Busch kotzen.
Es war Toby, er ging in meine Nachbarklasse und war ein Schnösel wie er im Buche steht.
Auf Instagram protzte er mit seinem Geld, dem Porsche seiner Eltern, den er als seinen ausgab, seinen Urlauben, Yachten, Tussen, Partys, Champagner und teure Uhren - sehr teure Uhren. Er war eigentlich auch ganz nett und auf Partys unterhielt ich mich oft mit ihm. Er war meistens ziemlich betrunken und versuchte immer mit mir zu flirten. Es war eine lustige Zeit und auch wenn es sich hart anhörte, aber ich habe sie genossen und hätte das so niemals auf meinem kleinen Kuhdorf gehabt. Ich war glücklicher.
Natürlich merkten dies auch Nick und Theo ziemlich schnell. Zuerst hingen die beiden mir so am Rockzipfel, wie ich es bei Till immer auf Turnieren tat, aber recht schnell verkrümelten sie sich in eine Ecke und unterhielten sich eher mit den stillen Menschen.
Das Haus war rappelvoll und die meisten kannte ich auch. Für ein Foto nach dem nächsten posierte ich - mal lustig, mal sexy, mal hübsch. Ein Typ nach dem nächsten zog mich auf die Tanzfläche und alle bekamen hotte Tanzeinlagen zusehen.

Irgendwann brauchte ich eine Pause und ging nach draußen. Ich zog meine Schuhe aus und ließ meine schmerzenden Füße das angenehm kühle Gras spüren.
Ich setzte mich an den Pool, der ähnlich war wie unserer, und ließ meine Füße hinein baumeln.
Noch bevor ich die Stille so richtig genießen konnte, stand Ben auch schon hinter mir.
»Hey Hübsche«, sagte er mit einem ruhigen, charmanten Ton und setzte sich neben mich.
»Nenne mich nicht immer so«, lachte ich und stieß mit meiner Schulter gegen seine.
»Du bist aber das hübscheste Mädchen auf der ganzen Party.«
»Danke. Und du bist der hübscheste Typ auf der Party, nach Nick und den Zwillingen«, lachte ich frech.
»Du blöde Nuss«, lachte auch er und kitzelte mich.
»Ich mag dich wirklich Constanze.«
Er sah mir tief in die Augen und irgendwie verlor ich mich in seinen.
Sah er schon immer so gut bei Nacht aus und waren seine Augen schon immer so braun?
Seine Haare - waren die schon immer so, so traumhaft?
Oh Gott Constanze, dachte ich mir. Was ging nur in mir vor?!
Als er mich dann zärtlich anfing zu küssen, drehte sich alles in mir und mein Herz pochte wie wild. Ich fühlte mich das erste Mal seit langem wieder so - das erste Mal seit Till...
Der Kuss zwischen Ben und mir hatte irgendwas befreiendes - es war wie ein Startschuss für einen neuen Lebensabschnitt.

Die ganze restliche Zeit turtelte ich irgendwie noch mit Ben rum, amüsierte mich mit den anderen und tanzte ausgelassen durch die Nacht.
Nick und Theo vernachlässigte ich total und merkte nicht mal, als sie gingen. In der Nacht ging ich nicht mehr Heim.
Erst als ich am nächsten Morgen auf mein Handy schaute sah ich die Nachricht.

Hey Conni, Nick und ich haben in deinem Bett geschlafen. Wir machen uns jetzt mit Rocky und Catchi zurück zum Stall. Sehen uns hoffentlich noch da - fahren um 12 Uhr zurück.
Kuss Theo

Ich schaute auf die Uhr. 10:45 Uhr und ich war immer noch bei Ben. Im Schnellschritt verließ ich das Haus ohne mich bei irgendwem zu verabschieden. Die meisten schliefen sowieso noch in absolut unbequemen Positionen auf dem Boden oder zu zweit auf dem Sessel.
Nicht mal Mama sagte ich guten Morgen und gefrühstückt hatte ich auch nicht.
Ich sattelte schnell Conti und schwang mich rauf. Mein Kleid war ein wenig zu eng zum reiten und meine Schuhe ließ ich einfach vor der Tür stehen. Ohne Schuhe, im zu engen Kleid, ohne Helm und ohne Mantel, den hatte ich nämlich bei Ben vergessen, ritt ich so schnell es ging zum Stall.
Es war relativ warm draußen, aber garantiert nicht so warm um ohne Schuhe, Jacke oder Hose zu reiten.
Mir war wirklich kalt, aber ich musste mich beeilen. Der Weg zum Stall war mit dem Auto nicht so lang - mit dem Pferd hingegen schon.
Eine gute Dreiviertelstunde brauchte man schon, wenn man sich beeilte.

Zu meinem Glück kam ich noch gerade rechtzeitig mit Conti am Hof an.
Meine Füße taten weh von Kälte und als ich von meinem Pferd stieg, hatte ich das Gefühl, dass meine Füße brachen. Es tat höllisch weh.
Ludwig und Alex nahmen mir mein Pferd ab. Sie machten Witze über mein Aussehen und pfiffen mir abwertend nach. Es war nicht böse gemeint, sondern auf eine neckende Art freundschaftlich.
Ich drehte mich um und zeigte ihnen einen erhobenen Freundschafts-Mittelfinger.

Ich ging zu Theos Auto.
»Ah Conni, schön dass du es es noch geschafft hast«, sagte Theo froh und nahm mich nochmal in den Arm.
»Ich würde dich gerne etwas fragen«, fügte sie ein bisschen zurückhaltend noch hinzu.
»Alles was du willst.«
»Es ist so, dass ich mit Franzis Vater geredet habe und wir sind uns einig geworden, dass ich ein halbes Jahr auf einem anderen Hof neue Erfahrungen sammeln darf. Ich möchte gerne nach dem Sommer für 6 Monate her kommen«, sagte sie verlegen und wartete auf eine Antwort.
»Theo das ist großartig! Ja, na klar! Es wäre mir eine Ehre«, sagte ich erfreut.
»Danke Conni, das bedeutet mir wirklich sehr viel.«
Ich umarmte sie fest, musste sie dann aber recht zügig auch schon gehen lassen. Sie und Nick mussten wirklich los - es war Zeit für einen erneuten Abschied.
Wie das letzte Mal begleitete ich sie zum Auto und sah sie weg fahren.
Es gab nur einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied: beim ersten Mal tat's mehr weh - ich hatte mich an mein neues Leben gewöhnt und trauerte dem alten nur selten hinterher...

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