Kapitel 3
Es war schwer, das zu verstehen. Ich musste fast beginnen zu weinen, weil es mich so aus der Bahn warf. Ein Doppelleben... Ich war ein Wolf...
Ich wollte nicht zu lange vor dem Spiegel verharren, um nicht zu spät zu kommen. Als ich heute nach unten ging, um zu frühstücken, schaffte ich es nicht gut genug, die Narben von der ersten Verwandlung zu verstecken. Meine Mutter bemerkte es und fragte, merklich ängstlich: "Anna?! Was ist das?!" Sie deutete dabei auf meinen Arm. Scheiße! Eine Ausrede musste her! "Wir waren mit der Schule im Wald laufen. Da bin ich hin gefallen. Nix ernstes...", fiel mir als erstes ein. Ganz gelogen war es ja nicht, denn ich war ja im Wald. Nur nicht mit der Schule. Meine Mutter nickte, sah mich aber ganz leicht schief an. Sie bat mich, mich zu setzten und ging nicht näher auf meine Narben ein. Ich war froh, dass sie meine Lüge glaubte. Auch wenn ich wirklich nicht gern log. "Notlügen sind okay, Anna!", sagte ich mir. Ich wollte wissen, ob ich nicht vielleicht zuhause bleiben könnte, da ich mich heute nicht gut genug fühlte, um in die Schule zu gehen. Mom erlaubte es mir, und schickte mich nach dem Frühstück hinauf in mein Zimmer und fuhr zur Arbeit.
In meinem Zimmer setzte ich mich erst einmal aufs Bett und atmete noch einmal tief durch. Dann stand ich auf, setzte mich zu meinem Schreibtisch und kramte mein Tagebuch hervor. Auf viele wirkt es eigenartig, mit sechzehn noch Tagebuch zu schreiben, doch mir half es sehr. Ich schrieb gerne. Ich schrieb also über meine Beobachtungen von letzter Nacht, und versuchte ein wenig, die Narben aufzuzeichen.
Ich sah mir die Narben an und streichte vorsichtig mit dem Finger darüber. Diesmal begann ich zu weinen. Ich konnte einfach nicht damit fertig werden.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro