Kapitel 26
Wir drei hatten uns vom Felsen abgewandt, und ich folgte meinen beiden neuen Mitbewohnerinnen. Ich freute mich, dass ich endlich mehr von unserem Revier zu sehen bekam, auch wenn der Grund dafür nur mehr oder weniger erfreulich war. Naja, besser so, als gar nicht.
Während wir uns immer weiter vom Felsen entfernten, schaute ich mal hier, mal da auf die Seite. Besonders spektakuläre Dinge sah ich nicht, nur hier und da ein paar Wölfe, und Wald. Viel Wald. Sehr viel Wald. Naja, wen wunderte das auch. Immerhin waren wir hier ja mitten im Wald auf einer Lichtung.
"Gut, hier beginnt die Grenze", erklärte mir Lara, als wir uns ein schönes Stück wegbewegt hatten. Aber an der Stelle stand ich doch, als mich Florian hier her begleitete! War ich da etwa in einem Revier, was gar nicht mir gehörte? Na toll, das fing ja gut an. Amy bemerkte meinen nervösen Blick, und fiel Lara prompt ins Wort, die wohl gerade auch etwas sagen wollte. "Also nicht direkt hier. Dort dazwischen ist sozusagen ein neutraler Bereich, und die Grenze zu den Hellen geht da so rüber", erklärte sie mir diesmal, und fuhr mit ihrem Finger an der imaginären Grenze entlang. Konnte man da nicht einfach Linien auf den Boden zeichnen, oder so? Das wäre doch viel einfacher, und niemand musste sich all das merken! Gut, das ging wahrscheinlich auch nicht. Immer hin konnte es ja passieren, dass Menschen hier entlang kamen, und misstrauisch wurden.
Aber es beruhigte mich nach wie vor, dass ich bis jetzt noch nicht in das falsche Revier geraten war. Ich hatte immerhin keine Lust, von Tobi zerfleischt zu werden. Für eine kurze Zeit wollte ich noch hier stehen bleiben, um mir die Grenze bildlich vorzustellen, und zu merken. Ehrlich gesagt, hätte ich erwartet, das mich die anderen beiden nun stressen würden, was das Zeug hielt. Doch da beide ganz geduldig darauf warteten, dass ich mich wieder hinter ihnen einreihte, lächelte ich dankbar.
Wir setzten unsere Runde fort, und immer wieder erklärten mir die beiden durch Zeichnugen in der Luft die Stellen, denen ich nicht zu nahe kommen durfte. Wo man gerade vom zu nahe kommen sprach. Zwar hielten wir genug Abstand, so wie Adam es uns gesagt hatte, trotzdem merkte ich, wie neben mir plötzlich ein hellbrauner Wolf auf uns zukam. War das Tobi? Waren wir zu nahe an der Grenze? Nervös tippte ich Lara von hinten an.
"Verdammt! Wir sind zu nah dran!", fluchte sie, und bestätigte damit meine schlimme Befürchtung. Sofort stieg Gänsehaut in mir hoch, und mein Herz begann zu rasen. Alle drei verwandelten wir uns in unsere Wolfsform, denn so waren unsere Chancen vielleicht etwas größer, als wenn wir als Menschen gegen ihn ankämpften. Gut, wenn ich Adam richtig verstanden hatte, sollten wir uns Tobi überhaupt nicht entgegen stellen, aber daran hatten wir wohl alle gerade nicht gedacht.
So gerne hätte ich jetzt noch Lara und Amy gefragt, was ich tun sollte, immerhin wurde ich jetzt einfach so spontan mit einer ganz neuen Situation konfrontiert. Dummerweiße hatte ich wohl keine Zeit dazu, denn Tobi kam immer weiter auf uns zu, und hatte mittlerweile schon die Zähne gefletscht. Wir Dunklen rührten uns aber immer noch nicht von der Stelle. Laras und Amys Reaktion nach zu urteilen, hatten sie soetwas nämlich auch noch nicht erlebt.
Wir waren in dem Moment nichtmal schlau genug, um uns einfach abzuwenden. Nein, wir Idioten gingen auch noch näher auf unseren Angreifer zu! Wie gesagt, ganz schlaue Idee, denn das nächste, was ich spürte, waren Zähne in meiner Seite. Verdammt! Tobi hatte mich erwischt! Ich versuchte ihn abzuschütteln, oder zurück zu beißen, doch vergebens. Trotzdem lies er nach kurzer Zeit los, und hinterlies damit eine schöne Wunde in meiner Seite. Damit war er wohl zufrieden. Ich wollte mich gerade zu meinen Freunden umdrehen, um zu sehen, ob es ihnen gut ging. Da bemerkte ich etwas, das ich nicht ganz glauben konnte. Sie rannten weg! Toll. Hoffentlich holten sie wenigstens Adam, und ließen mich nicht einfach so im Stich.
Vielleicht hätte ich mich nicht umdrehen sollen, denn Tobi kam schon wieder auf mich zugerannt! Er sollte mich doch einfach in Ruhe lassen! Ich würde seinem Rudel doch nichts tun! Allerdings war ich selbst Schuld, denn Adam hatte uns gewarnt.
Gerade, als Tobi wieder zubeißen wollte, sah ich von hinten einen weißen Blitz auf uns zu rasen. Nein, keinen Blitz. Einn Wolf! Ein weißer Wolf! Das war doch nicht etwa... Wer auch immer es war, derjenige warf sich auf Tobi und biss im kreuz und quer in den Körper, bis dieser aufgab, und nach hinten abdrehte. Wow, Tobi gab auf?
Plötzlich wurden meine Gedanken verschwommener. Ich merkte, dass ich wieder zum Menschen wurde, und langsam zu Boden sank.
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