Kapitel 2
Ich beschloss, bis zur nächsten Vollmondnacht zu warten, denn ich hatte dieses Gefühl, dann die Antwort zu bekommen. Ich wollte eindeutige Beweise dafür, dass ich ein Wolf sein könnte. Daher würde ich die nächste Vollmondnacht wach bleiben, um nichts zu verpassen.
Die entscheidende Nacht brach heran. Ich war froh darüber, dass meine Mutter heute mit einer Freundin im Kino war, und erst sehr spät nach Hause kommen würde. So konnte ich schon früh schlafen gehen, ohne das es besonders auffallen würde.
Es wurde dunkel, und der Mond ging auf. Als er seinen höchsten Punkt erreicht hatte, spürte ich, dass etwas mit mir passierte. Vorsichtig sah ich an mir hinunter. Meine Hände waren Pfoten, mein Körper war voller Haare. Flauschig und grau. Und ehe ich mich versah, war ich wieder im Garten, aber schaffte es diesmal, auf den Pfoten zu landen. Wenn das immer noch ein Traum war, dann war ich verrückt...
Um mir ganz sicher zu sein, rannte ich mit Vollgas gegen einen Baum, der in der Nähe stand. Ich wachte nicht auf, also konnte es kein Traum sein... Nun wusste ich es: Ich war ein Wolf... "Was macht man eigentlich so als Wolf?", fragte ich mich, und folgte einfach dem Instinkt, den ich plötzlich spürte. Ich lief durch die Nachbarschaft, bis in einen nahe gelegenen Wald kam. Dort bremste ich mich endlich ab, den ich fühlte mich sicher, und hatte keine Angst mehr, von jemandem entdeckt zu werden. Diese frische Luft hier draußen fühlte sich gut an. Ich hätte noch Stunden weiter durch den Wald steifen können.
Doch die Freude wurde mir vertrieben, als der Mond unterging, und die Sonne wieder aufwachte. Kaum konnte man den Mond nicht mehr sehen, knallte es mich auf die Nase. Meine Wolfspfoten waren wieder menschliche Finger und Hände. Doch ich stand noch immer mitten im Wald, und hatte keine Ahnung, wo es nach Hause geht. Ich versuchte mich zu konzentrien, um vielleicht wieder ein Wolf zu werden. Vergebens. Ich riss mich zusammen, als ich schnallte, dass mein Wecker bald klingeln würde, und ich zur Schule müsste. Doch meine größte Sorge war, das meine Mutter bemerken würde, dass ich nicht zuhause war. "Ok, Anna", sagte ich mir, "Volle Konzentration!" Ich schloss nochmal die Augen und atmete tief durch. Plötzlich wusste ich genau, wie ich nach Hause kam, und begann zu laufen, so schnell ich konnte. Verblüfft von meiner Ausdauer rannte ich weiter, bis ich bereits mein Haus sehen konnte. Im Garten blieb ich stehen, und überlegte: "Scheiße! Ich kann nicht durch die Haustür! Mom würde mich sehen!" Doch mein innerer Instinkt sagte mir, was zu tun war. Vor meinem Fenster wuchs ein großer Nussbaum und einer der Äste hing gerade nicht in mein Zimmer. Ich sprang an den Baum und kletterte nach oben. Das was ich tat, war einfach nur übernatürlich... Ich hatte das Glück, dass das Fenster offen war.
Oben kletterte ich schnell in mein Bett, und tat so, als würde ich schlafen. Tatsächlich schlief ich noch einmal ein, bis mein Wecker nach ein paar Stunden klingelte. Ich rappelte mich auf, und zog mich wie jeden Morgen um. Zum Glück sah ich im Spiegel, dass ich etwas Gras und Moos im Haar hatte. Ich versuchte es heraus zu bekommen, da meine Mutter sonst sicher fragen würde, was das war.
In dem Moment, als meine Finger durch meine Haare glitten, begriff ich, dass das alles wirklich passierte, und ich nicht verrückt war. Ich sah ein, dass ich von nun an mit einem Doppelleben zu kämpfen hatte...
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