Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Der Anfang der Katastrophe

Der nächste morgen war noch viel kälter als der Vorige, aber wir ließen uns nicht von unserem Vorhaben abbringen.
Pünktlich um 12 standen wir in voller Wintermontur auf Sabines Hof und fingen an die Pferde fertig zu machen.
Conti hatte, wie die anderen auch, eine dicke Winterdecke drauf, die ich ihm entschuldigend abzog.
»Es tut mir ja leid, Großer«, lachte ich und warf direkt eine Abschwitzdecke auf seinen Hintern.
Trotz Handschuhe waren meine Hände eiskalt und auch unter meinen warmen Klamotten zitterte mein Körper.
»Ach Kindchen, wenn dir zu kalt ist, verschieben wir den Ausritt lieber«, meinte Sabine fürsorglich und drückte meine Hand in ihrer.
»Nein, schon gut! Wenn wir erstmal auf dem Pferd sitzen, dann wird das schon«, beruhigte ich sie und holte schon mal meinen Sattel.

Nick war der Einzige, auf den wir warten mussten. Während wir anderen ungeduldig neben unseren Pferden zitterten, hörten wir die ersehnten Hufe klappern.
»Na endlich!« Ich löste mich aus Tills wärmender Umarmung und legte Contis Zügel über seinen Hals.
Mit einem Schwung warf Emil mich auf den Rücken meines geliebten Pferdes, bevor er zu dem alten Fritz ging und ebenfalls aufsaß.
Nick kam auf einem wunderschönen Pferd auf den Hof geritten und winkte uns zu.
»Entschuldigt die kleine Verspätung, aber ich wurde ein wenig aufgehalten.«
»Das macht doch gar nichts - schön dass du jetzt da bist!«, sagte Sabine ein wenig überwältigt, ehe sie ihr Pferd antrieb und in seine Richtung ritt.

Es war ein nebeliger Tag. Die Felder um uns rum waren noch damit eingehüllt und auch der Wald blieb nicht verschont - es hatte irgendwie etwas magisches an sich.
Die Stimmung des Ausrittes wurde durch das Wetter aber nicht getrübt!
Wir hatten so einen Spaß und wer hätte es gedacht, aber selbst Nick blühte so richtig auf!
Ich unterhielt mich wirklich gut mit ihm und habe es so genossen. Ehrlich.
Es war irgendwie wie in alten Zeiten - wir saßen auf dem Rücken der Pferde, trotzten Wind und Wetter, unterhielten uns wirklich gut und hatten Spaß.
Wäre es doch nur immer so gewesen...

Schon als wir wieder aus dem Wald raus ritten, wurde ich wieder daran erinnert, weswegen Nick und ich einander nicht mehr viel zu sagen hatten.
Er hielt seine Stute an und lächelte uns zu.
»Ich muss jetzt wieder zurück zum Hof. Franzi und ich haben demnächst ein Turnier und sie will nochmal mit mir trainieren. Ich bin ja froh, dass ich mir Zeit nehmen konnte, um mit euch auszureiten. Aber wie auch immer, jetzt muss ich schleunigst los, sonst gibt es noch unnötige Streitigkeiten.«
Er winkte ehe sich unsere Wege trennten.
Ich schüttelte nur fassungslos mit dem Kopf.
»Mach dir nichts draus, Conni. Nick hat recht, wenn er sagt, dass Franzi böse wird, wenn man sie warten lässt - das wissen wir beide.« Till war zwar genauso irritiert wie ich, verstand aber meine Gründe noch nicht ganz.
»Dass Nick sofort zur Stelle ist, wenn Franzi mit dem Finger schnippt, ist mir schon seit einer Weile klar, aber Till, überleg doch mal! Nick, unser Nick, der dem Turniersport schon immer mit einem kritischen Blick gegenüberstand, reitet nun selber welche?! Und er hat recht, wenn er früher immer sagte, dass es schreckliche Menschen auf Turniere gibt, die von dem was sie tun kaum Ahnung haben, aber Till«, verärgert nahm ich Contis Zügel auf, was ihm aber sichtlich nicht gefiel und mit angelegten Ohren erwiderte, »Nick und Franzi sind genau solche auf den Turnieren! Ich hab sie damals reiten sehen und ich hab sie heute reiten sehen. Diese Frau versteht absolut gar nichts von Harmonie im Parcours und einer schonenden Reitweise.« Ironischerweise fing ich an zu lachen. »Das ist doch verrückt!«
»Ich weiß, Conni. Mich ärgert es doch auch, aber was willst du tun?! Solange Nick es nicht selber einsieht, können wir ihm nicht helfen - er ist alt genug.«
»Ich weiß es doch auch... Aber Till, er ist, nein, er WAR mein bester Freund und Gespräche, wie die Heute, lassen mich noch nicht aufgeben! Ich hätte ihn so gerne bei mir - Till, ich wünsche mir das so sehr!«
»Ich auch Kleines, ich auch...«

Ich versuchte so sehr Nick wieder in mein Leben zu lassen. Ich bemühte mich die ganzen nächsten Tage mit ihm wieder eine gewisse Basis aufzubauen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir daran gescheitert sind.
Es funktionierte zwischen uns gut, sofern das Streitthema Franzi nicht angesprochen wurde.
Vielleicht hätte ich von Anfang an ihm beistehen müssen und ihm nicht das Gefühl geben sollen, dass unsere Freundschaft nur funktionierte, wenn er sich von seiner Freundin, welcher er wirklich zu lieben schien, trennt.
Aber ehrlich gesagt, beim besten Willen ist es mir nicht möglich gewesen, Franzi nicht für ihre Art zu verachten. Und das auch noch zu recht!
Ob ich Nick und ich eine Zukunft hatten, hing von genau einer Sache ab.

Es waren immer noch grausige Temperaturen draußen und immer mehr Probleme kamen bei uns auf.
Jeder Boden auf jedem Paddock war so hart gefroren, sodass wir die Pferde dort nicht mit gutem Gewissen rauf lassen konnten. Gerade die Jungpferde, welche immer wie die verrückten um die Wette bockten, hätten sich doch jeden Knochen gebrochen!
Unsere Pferde stellten wir also auf die wenigen Winterweiden, welche wir hatten. Das Problem daran war nur, dass die Grasnarbe durch die vielen Hufe schnell kaputt getrampelt wurde und wir ständig die Weiden wechseln mussten, damit sich der Boden wenigstens ein bisschen erholen konnte.
Dass aber nicht jeder mit jedem zusammen auf einer Weide stehen konnte und wir uns ständig neue Herdenkonstellationen ausdenken mussten, machte die ganze Sache nicht leichter.
Auch die Überschüssige Energie der Jungpferde, welche durch die wenige Bewegung und das mangelnde Training, welches durch die schlechten Bodenbedingungen häufig ausfiel, ließ die Pferde gar nicht mehr zur Ruhe kommen.
Es herrschte also nicht nur eiserne Kälte auf dem Hof, sondern auch anhaltender Stress und wir alle sind an unsere Grenzen gekommen.
Weitere Probleme konnten wir gerade nicht wegstecken, aber genau das mussten wir...

Mein Herz machte einen Aussetzer als ich an diesem Tag zu den Weiden ging.
Fort Knox und Conti liefen aufgebracht am Zaun auf und ab, was ich erstmal aber ignorierte, denn eigentlich wollte ich nur mit Edda und Camelot eine Runde spazieren gehen.
Als ich aber beobachtete, dass die Jungs sich auf der Weide nebenan nicht mehr einkriegten, musste ich nachschauen.
Immer mein Handy griffbereit ging ich die weitläufige Wiese zwischen den ganzen Pferden entlang. Ich musste etwas aufpassen, da sich auch diese Pferde von Fort Knox' und Contis Aufruhe irritieren ließen und teilweise wild umher liefen. Ich schlüpfte zwischen den Zaun hindurch und ging pfeifend zu meinem Hengst rüber.
»Conti! Komm her mein Junge - was hast du denn?!«, rief ich ihm auf dem Weg zu.
Ganz an Conti kam ich nicht ran, denn jedesmal lief er hektisch weg.
Irgendwas stimmte hier nicht, das war nun offensichtlich.
Ich blickte einmal über die gesamten Weiden. Mein scannender Blick fing zuerst nichts ungewöhnliches ein, aber dann wäre ich am liebsten zusammengebrochen.
Wie blind ich doch nur war!
»ALLEGRA!«, rief ich geschockt und lief in Windeseile über die ganze Wiese zu ihr.
»Oh nein, Mädchen, was hast du denn?!«, fragte ich außer Atmen und den Tränen nahe, als ich die am bodenliegende Allegra endlich erreichte.
Die so zarte Stute lag am schweratmend am Boden und streckte alle viere von sich ab.
Sie lag auf der Seite und obwohl sie gehört hatte, dass ich da war, rührte sie sich keinen Meter.
Panik überkam mich und ich warf mich neben sie ins kalte Gras auf die Knie.
Ich öffnete erstmal ihre Decke und musste feststellen, dass sie unglaublich geschwitzt hat.
Das ist gar nicht gut! Immer mehr Angst machte sich in mir breit und ich brauchte Hilfe - sofort!
Mit zitternden Händen wühlte ich mein Handy aus meiner Tasche und wählte weinend Tills Nummer.
»Ich brauche euch jetzt sofort!«, schrie ich als er sich am Telefon meldete.
»Jetzt erstmal ganz ruhig. Was ist denn los - du machst mir Angst?«
Ich schluchzte. »Es...« Ich holte tief Luft, denn ich konnte mich nicht in Worte fassen - was passierte hier gerade?!
»Allegra liegt und will nicht aufstehen - Till, ich habe Angst!«, brachte ich wieder schluchzend hervor und brach in noch mehr Tränen aus.
»Bleib genau da wo du bist - wir sind gleich da!«, sagte mein Freund ernst und machte sich noch am Telefon auf den Weg.

Ich steckte mein Handy wieder in meine Tasche und versuchte verzweifelt Allegra zum aufstehen zubringen.
Conti galoppierte immer noch wie wild umher und machte alles nur noch schwieriger.
Ich musste versuchen ein Pferd hochzuhieven, welches absolut keinen Lebensmut zeigte, und dabei noch darauf achten nicht von einem anderen überrannt zu werden.
Wie erleichtert ich doch gewesen bin, als ich endlich nicht mehr alleine war!
Emil und Till eilten sofort über die Wiese zu mir und während ich mich in Tills Armen versenkte, versuchte Emil Conti zu beruhigen.
»Alles wird gut. Der Tierarzt ist angerufen und wird gleich da sein. Theo und Sabine sind auch schon unterwegs. Die beiden kommen jeden Moment mit dem Anhänger«, tröstete mich Till und tätschelte mir meinen Kopf.
Auch wenn er gerade so tut als wäre er gefasst, wusste ich, dass er im Inneren gerade genauso tobt wie ich - der Anblick von Allegra ließ einen einfach fast das Blut in den Adern gefrieren.

So hysterisch wie ich war, bekam ich nicht mal ganz mit, was passierte, als der Tierarzt endlich da war.
Sabine hielt mich im Hintergrund im Arm, während Till zusammen mit Theo, Emil und dem Tierarzt Allegra auf die Beine hievte.
Sie zerrten und drückten an der armen Stute, welche daraufhin tatsächlich alles in ihr zusammennahm und sich auf die Beine stellte.

Der Tierarzt gab dem schwachen Tier erstmal eine Infusion, welche er hochhielt, während Allegra vorsichtig auf den Anhänger geladen wurde. Der Weg zum Stall war zwar nicht weit, aber in Allegras Zustand unmöglich zu meistern. Sie konnte gerade genug Kraft aufbringen um zustehen.
Der Tierarzt stand neben Allegra im Hänger und achtete während der Fahrt auf die Infusion und dass Allegra sich nicht noch einmal hinlegte.
Theo fuhr den Wagen und die beiden Jungs setzten sich, nachdem sie das Gatter der Weide hinter dem Anhänger geschlossen hatte, auf die Rückbank des Wagens.
Sabine beschloss, dass ich den Weg laufen sollte, um einen freien Kopf zu bekommen, weswegen sie den Weg mit mir zu Fuß ging.
Ich schaute dem Anhänger, welcher gerade nach Links abbog und sich ganz langsam immer weiter von mir entfernte, hinterher.
Für Conti war der Moment des Abtransport so schlimm, dass er kaum vor den Zäunen halt machte. Hätten wir nicht eine ordentliche Menge Strom auf den Zäunen und er ziemlichen Respekt davor, wäre er nicht zurückgewichen und einfach über den für ihn mickrigen Zaun hinweg gesprungen.

»Frau Fiedler, Sie wissen genauso gut wie ich, dass Allegra nicht das beste Immunsystem hat.
Sie ist sehr schwach und ehrlich gesagt wäre es ein Wunder, wenn sie das diesmal überlebt.« Der Tierarzt kratzt sich verlegen am Kopf. »Es tut mir leid...«
Ich versuchte meine zitternde Stimme so gut es ging zu kontrollieren, aber ich brach ab.
»Was ist es denn diesmal?«, fragte ich erschöpft und lehnte an einer Boxentür.
Ich war es leid immer wieder aufs neue den Tierarzt nach einer vagen Vermutung zu fragen. Allegra war schon oft krank und gerade in letzter Zeit häufen sich ihre Wehwehchen.
»Ich vermute wieder eine starke Lungenentzündung, aber sicher kann ich gerade nichts sagen. Eine andere bakterielle Infektionen können wir allerdings noch nicht ausschließen, aber bei der Krankengeschichte von Allegra und diesen Temperaturen, liegt es schon am nächsten.«
Ich lächelte gezwungen. »Schauen Sie morgen nochmal vorbei?«
»Ehrlich gesagt würde ich lieber heute Abend nochmal kommen. Wissen Sie, es ist wirklich ernst...«
»Verstehe. Was kann ich bis dahin denn tun?!«, fragte ich routiniert, aber dennoch besorgt.
»Es ist eiskalt in diesem Stall. Sie braucht es warm - eine Wärmelampe wäre gut. Außerdem solltet ihr auf eine regelmäßige Nahrungsaufnahme und Wasserzufuhr achten...«
Tröstend legte der Tierarzt mir seine Hand auf die Schulter und lächelte bedrückt.
»Machen Sie das Beste draus - bist später dann.«

Als der Tierarzt außer Sichtweite war, brach ich zusammen und sackte auf meine Knie.
»Warum zur Hölle immer ich?!«, schluchzte ich und vergrub das Gesicht in den Händen.
Till setzte sich neben mich auf den kalten Steinboden und nahm mich fest in den Arm.
»Es wird schon wieder gut werden. Conni, wir müssen jetzt stark und für Allegra da sein.
Emil, Sabine und Theo versuchen gerade Conti von der Wiese zubekommen. Der ist total verrückt und will zu seiner Schwester.«
»Als wenn das das größte Problem gerade wäre!«
»Du musst dich beruhigen, Kleines...«
»Aber du hast doch den Tierarzt gehört! Allegra hatte schon so viele Lungenentzündungen, Koliken oder sonst irgendwelche Probleme, aber der Tierarzt hat uns nie gesagt, dass er glaubt, dass sie es nicht packt! Till, verstehst du was er gesagt hat?!«, schrie ich aufgebracht.
»Ja natürlich, Constanze! Ich bin doch nicht blöd, aber was zum Teufel willst du denn tun?! Willst du dich den ganzen Tag in Selbstmitleid ertränken oder willst du alles für dein Pferd tun, um vielleicht ein Wunder zu bewirken?!«, schrie Till zurück.
Noch nie zuvor hatte er auf diese Art mit mir geredet, aber ehrlich gesagt habe ich gerade nichts anderes verdient. Er hat einfach nur recht! Ich sollte gerade nicht am Boden sitzen und heulen - das kann ich später noch tun...
Ich raffte mich auf und ging zu meiner Stute in die Box.
Obwohl sie schon wieder steht und auch ein wenig an ihrem Heu knabbert, sieht sie nicht gut aus. Der Tierarzt hat ihr aufbauende Medikamente gegeben und diese sind wohl gerade dafür verantwortlich, dass Allegra sich nicht schweratmend am Boden die Seele aus dem Leib schwitzt.
»Sie hat hohes Fieber und sie braucht die Wärme der Lampe - sie friert obwohl sie schwitzt«, meinte Till ruhig, als er hinter mir mit einer Wärmelampe in der Hand auftauchte.
Ich merkte, dass er zwar verletzt war, aber nicht böse auf mich.
Ich schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln, was er kurz erwiderte.
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist alles in Ordnung. Du hast die Nerven verloren und das verstehe ich also bin ich dir nicht böse«, meinte er beim anbringen der Lampe.
»Vergeben und vergessen?«, fragte ich ihn mit einem ernstgemeinten Lächeln.
»Aber natürlich, Kleines.« Für einen Moment legte er die Lampe aus der Hand und breitete die Arme für mich aus.
Ich umschlang ihn und ließ mich von ihm fest drücken. Auch einen sanften Kuss drückte er mir auf bevor er die Umarmung löste und sich wieder ans installieren der Lampe machte.

Conti war immer noch aufgebracht und selbst in der Box neben seiner kranken Schwester kam er nicht zur Ruhe.
Obwohl Conti freiwillig in der Box stand, trat er gegen die Wände und wieherte unaufhörlich.
Allegra ging es nachdem die Medikamente nachließen wieder rapide schlechter und der Tierarzt wollte direkt nach seinem nächsten Patienten zu uns kommen.
Es war mittlerweile früher Abend und alle Pferden standen wieder im Stall, was die Aufruhe nur verschlimmerte.
Nachdem die Sonne untergegangen war, sind die Temperaturen weiter gesunken und es hat angefangen stark zu schneien. Dazu kam noch ein starker Wind, welcher das Gefühl vermittelte, dass es mindestens -16 Grad waren.
Auch wenn es nur eigentlich -12 Grad waren, war es viel zu kalt für meine kranke Stute.

Der Tierarzt öffnete die Stalltür nur einen kleinen Spalt und zwängte sich hindurch.
»Hier ist es ja fast genauso kalt wie da draußen«, meinte der Tierarzt und rieb sich die Hände.
»Wie geht es der Patientin?«, fragte er im nächsten Augenblick und stellte seinen Arztkoffer auf den Boden in der Stallgasse.
»Nicht gut.«
»Das habe ich mir schon gedacht.« Er beugte sich über die wieder am Boden liegende Stute und betrachtete sie erst einmal.
Da Allegra wieder Probleme mit der Atmung hatte und schwitzte, bekam sie erneut Medikamente. Eine Infusion mit Antibiotika und dann noch eine mit aufbauenden Elektrolyten. Auch eine Spritze gegen die Schmerzen bekam die kleine Stute verabreicht, ehe der Tierarzt seinen Koffer wieder schloss.
»Mehr kann ich gerade nicht tun. Wir müssen noch auf die Laborergebnisse abwarten, um gezielter behandeln zu können, aber versprechen kann ich an dieser Stelle nichts. Sie muss weiterhin essen und trinken und sollte nicht so viel liegen. Außerdem sollte sie, wenn die Temperaturen weiter fallen, schnell in einen wärmeren Stall gehen - diese Kälte ist kontraproduktiv für die Genesung der Stute...«

Stunden lang blieben wir bei Allegra in der Kälte und versuchten alles um sie aufzubauen.
Die Temperaturen sanken tatsächlich weiter und selbst Heizstrahler konnten den Stall nicht auf eine passable Temperatur erwärmen.
Obwohl es schwer für mich war in der Kälte auszuharren, wollte ich Allegra unter keinen Umständen alleine lassen.
Als es dann so kalt im Stall wurde, dass wir schon blaue Lippen bekamen, wussten wir, dass wir was tun mussten. Weder Allegra noch wir konnten weiter in diesem Stall sitzen und die Zeit totschlagen.
»Conni, ich habe bei jedem Stall im näheren Umfeld angerufen, aber um halb drei Uhr nachts geht eben keiner ran«, sagte Sabine und setzte sich erschöpft neben mich ins Stroh.
»Was können wir jetzt noch tun?!«, fragte Emil, welcher gerade heißen Tee in Tassen goss und diese uns aushändigte.
»Ich habe einen Stall erreicht, der ist aber gute 20 Kilometer entfernt und diese Fahrt schafft Allegra definitiv nicht«, meinte Theo, die gerade wieder durch einen kleinen Türspalt zurück in den Stall kommt.
Till strich sich nachdenklich über sein Kinn. Ich sah, dass er über irgendwas nachdachte und ich konfrontierte ihn damit.
»Was denkst du gerade?«, fragte ich liebevoll und stand vom Boden auf, um mich an seine Seite zustellen.
»Es ist nur...« Er stockte und sah zu mir herab.
»Der Stall von Franzis Vater ist gut beheizt und hat die besten Möglichkeiten für Allegra...«
»Drüber nachgedacht hab ich definitiv auch schon, aber können wir Nick schon um so etwas bitten?« Ich schaute ihn fragend an und sah, wie auch er mit den Schultern zuckte.
»Wir sollten es doch wenigstens versuchen. Ich meine, die letzten Aufeinandertreffen mit ihm verliefen doch gut - also warum nicht?«, warf Emil schulterzuckend ein.
Seine pragmatische Art half mir immer sehr einen Überblick über die Situation zu erhalten.
Allerdings bin ich ein Mensch, welcher immer auch Zweifel hegte - so wie in diesem Moment.
»Ach komm, Emil, wenn es doch nur so leicht wäre!«, sprach Theo und bestätigte meine Zweifel. »Wir bitten hier gerade nicht Nick darum, sondern Franzi! Es ist ihr Stall, ihre Entscheidung, und wir wissen alle ganz genau, dass selbst wenn er ja sagt, sobald Franzi nein sagt, knickt er ein!«
»Theo hat recht, aber Emil auch«, sagte Till kühl, welcher irgendwie immer noch nachdenklich erschien. »Wir haben keine andere Wahl als es zu versuchen. Ein Fan davon bin ich auch nicht, aber wenn ihr keine bessere Lösung habt, dann sollten wir es wenigstens versuchen.«

So sehr ich so selbstbewusst wie die beiden Jungs an die Situation rangegangen wäre, dachte ich eher wie Theo.
Auch wenn Till das lieber erledigen wollte, bat ich darum alleine zu Nick zu gehen.
Vielleicht wäre es aber doch besser gewesen, wenn nicht ich gegangen wäre, aber es war keine Zeit mehr für Zweifel.
Wegen dem schlechten Wetter bin ich mit meinem Auto gefahren und halte genau in diesem Moment vor dem Haus, welches ich sonst meide.
Es half alles nichts. Umso länger ich zögerte, desto schlimmer wurden meine Gedanken.
Also nahm ich mich zusammen und stieg aus meinem Auto aus und ging in die Kälte.

Es dauerte ein paar Minuten bis im besten Fall Nick und im schlimmsten Fall Franzi, das permanente Klingeln hörte und die Tür öffnete.
Weder der schlimmste noch der beste Fall traf ein, denn es waren beide, die zu dieser späten Zeit total verschlafen die Tür öffneten und die Kälte ins Haus ließen.
»Was willst du denn hier?!«, fragte Franzi hörbar abwertend und verdrehte sogar die Augen.
Wie gerne ich mich gegen sie gewährt hätte, aber das war einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Immerhin wollte ich ja etwas von IHR.
Statt einer mutigen Antwort, erhielten die beiden nur verzweifeltes Stottern von mir.
Ich fühlte sogar wie meine Augen glasig, meine Stimme brüchig und meine Wangen ganz heiß wurden. Ich hätte am liebsten vor Verzweiflung einfach nur losgeheult.
Nachdem ich nur fragende Blicke erhielt, räusperte ich mich einmal und erklärte hektisch: »Es ist Allegra! Sie hat mal wieder eine Lungenentzündung, aber diesmal ist es anders - es ist zu kalt und ihr Zustand verschlimmert sich von Minute zu Minute.«
»Na und? Was haben wir jetzt damit zu tun«, keift Franzi mich wieder an.
»Dazu wollte ich doch gerade kommen!« Ich merkte sofort, dass mein Ton nicht angemessen genug ist und senkte ihn direkt wieder, um dann förmlich zu flehen: »Wir brauchen eine warme Box! Ich bitte euch, lasst uns sie bei euch unterstellen.«
Ich sah einen weichen Gesichtsausdruck auf Nicks Gesicht, welcher bei Franzi aber nicht zu erkennen ist. Sie schaute mich einfach nur kühl an und musterte mich immer wieder von oben bis unten.
»Meine Antwort lautet nein«, sagt sie ohne mit der Wimper zu zucken.
An Nicks Reaktion merkte ich, dass er genauso wie ich, etwas anderes erwartet hätte.
»Schatz, ich glaube wir haben noch eine Box frei und selbst wenn nicht, dann würde ich einer meiner Pferde für ein paar Stunden umbetten.«
Ein Fünkchen Hoffnung tat sich wieder in mir auf, denn ich hatte Nick auf meiner Seite und ich dachte, dass Franzi sich wenigstens von ihm umstimmen ließ, aber es war immer noch Franzi - das hatte ich wohl für einen Moment vergessen...
»Ich sagte nein!«, meinte sie diesmal viel strenger und erhob böse den Ton.
»Aber...«
»Jetzt hör auf! Ich sagte NEIN und ich bleibe dabei! Nick, du solltest besser wissen, dass ich denen nichts schuldig bin und auch nicht helfen werde!«, brüllte sie Nick an, welcher daraufhin nachgab und so wie es Theo vorausgesagt hatte, einknickte.
»Du hast recht, es war falsch von mir«, meinte er und senkte den Kopf zu Boden. Mir schenkte er nur ein lausiges, gezwungenes Entschuldigungslächeln, welches die Situation auch nicht besser machte.
»Wenn das denn jetzt alles wäre!« Ohne jegliche Reue knallt Franzi mir die Tür unverschämter Weise genau vor der Nase zu.

Bis zum Zeitpunkt an dem ich wieder im Stall war, vergoss ich nicht eine Träne - zu perplex war ich gewesen.
Aber als ich wieder im kalten Stall bei meinen Liebsten stand, übermannten mich meine Gefühle und ich brach regelrecht zusammen.
»Ich kann das alles nicht mehr! Was soll ich denn bitte noch tuen?!«, schluchzte ich in Emils Brust hinein, an welche ich lehnte.
»Ich kann mir das nicht mehr mit ansehen!«
Ich sah zu Till hinüber, welcher aufgebracht auf und ab lief.
»Ich geh da jetzt hin! Verdammte scheiße - das ist bescheuert!«, fluchte er und verschwand, ohne dass man ihn aufhalten konnte, durch die Stalltür in die Dunkelheit.

Till polterte gegen die Tür von Franzi und Nick.
»Macht auf!«, brüllte er und drückte mit seinem Daum ohne Unterbrechung die Klingel.
Das Licht im Haus ging an und die wütende Franzi öffnete die Tür.
»Was zum Teufel soll...«
Noch bevor Franzi ihren Satz aussprach, drückte Till sie aus dem Weg und ging ins Haus.
»Das kannst du nicht machen!«
»Du siehst doch, dass ich das kann!«, sagte er dreist und sieht sich um Wohnzimmer um.
»Nick!«, rief er wütend und streifte durch das Haus.
»Hör auf so zu brüllen!«, sagte Franzi streng, was Till aber eher weniger beeindruckte.
»Tu mir ein Gefallen und halt einfach dein Maul!«, brüllte Till nun Franzi an, welche daraufhin zusammen zuckte.
»Jetzt entspannt euch doch mal - was ist denn hier los?!«, fragte Nick als er die Treppe runter ins Wohnzimmer ging.
»Was zur Hölle fällt dir ein so etwas zu tun?!«, fragte Till mit scharfem Ausdruck und stürmte Richtung Nick.
»Ich weiß nicht wovon du sprichst!«, sagte dieser und provozierte Till damit nur noch mehr.
»Ach komm! Das ist doch absurd! Wie kannst du nur Conni so etwas antun?! Dass du, Franzi«, Till drehte sich zu ihr um und sah sie vorwurfsvoll an, »so etwas tust ist ja nichts neues und ehrlich gesagt hätte ich es nicht anders erwartet, aber du«, Till drehte sich wieder zu Nick um und betrachtete ihn abwertend, »von dir hätte ich wenigstens ein kleines bisschen mehr Anstand erwartet! Conni war es, die versucht hat die Wogen bei euch zu glätten, aber DU bist derjenige, der es nicht hinbekommt fair zu sein!«
»Till, es tut mir wirklich leid, aber ich kann an dieser Stelle nichts tun.«
Till musste bei diesem lächerlichen Erklärungsversuch ironisch lachen.
»Alter, du checkst es nicht!« Till schüttelte verständnislos mit dem Kopf. »Wann hast du aufgehört eigene Entscheidungen zu treffen, nur weil Frauchen es dir befiehlt?! Wie kannst Conni in die Augen schauen und ihr so etwas antun?! Es geht hier nicht um eine Lappalie - man, Allegra stirbt, wenn sie weiter in der Kälte liegt!«
»Till, du verstehst es einfach nicht. Es ist nicht mein Hof und so auch nicht meine Entscheidung und wenn Franzi nein sagt, dann werde ich sie auch nicht umstimmen - sie hat gute Gründe.«
»Ich glaube es einfach nicht! Es ist vielleicht nicht dein Hof, aber dein Leben! Du könntest helfen, aber tust es nicht - Ihretwegen! Ganz ehrlich, wenn wir dir so egal sind, dann tut es mir leid, aber dann bleib weg von uns! Wenn du nicht mal in so einer Situation begreifst, was du da anrichtest, dann bist du es einfach nicht Wert!«
Till wusste, dass es zwecklos war und wollte einfach nur gehen. Er war angeekelt von dem Verhalten der beiden und als Franzi sich ihm in den Weg stellen wollte, um ihm Vorwürfe zu machen, konnte er sich gerade noch beherrschen.
»Du bist das allerletzte und jetzt geh mir aus dem Weg!«, brüllte er ein letztes Mal, ehe er aufgebracht in die Kälte stürmte und die Tür hinter sich zuknallte...

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro