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„Bin ich wirklich nach Rosehill geflogen oder habe ich das nur geträumt?", murmelt Teddy und sieht mich müde an.
„Guten Morgen, Schlafmütze. Mach dich fertig, dann zeige ich dir ein bisschen von Rosehill. Ich bin unten und mache uns Frühstück".
Grinsend und durchaus gut gelaunt, gehe ich in die Küche.
„Guten Morgen. Du warst gestern Abend noch spät unterwegs". Meine Schwester sitzt im Bademantel am Tisch und genießt ihr Müsli.
„Wo sind Mom und Dad? Es ist Samstag, da müssen sie doch nicht an die Arbeit".
„Schwesterherz. Ich habe dir zuerst eine Frage gestellt. Mom und Dad sind natürlich nicht arbeiten. Sie schmücken schon die Rosehall für morgen. Du erinnerst dich? Grannys achtzigster Geburtstag", meine Schwester sieht mich genervt und neugierig an.
„Ash hat mich vom Flughafen abgeholt. Du musst Maya sein", meint Teddy als sie in die Küche kommt.
„Ach und wer bist du?".
„Das, Maya, ist Teddy. Meine beste Freundin. Sie wird ein paar Tage bei uns Urlaub machen, bevor wir wieder zurück fliegen".
„Deine Schwester ist der netteste Mensch, den ich jemals getroffen habe", meint Teddy ironisch und setzt sich neben mich auf die Parkbank.
„Ich hab dir doch schon oft genug gesagt, dass ich dich um deine Familie und Brüder beneide. Maya stand schon immer im Mittelpunkt. Aber jetzt lass uns nicht darüber reden. Also Designerläden gibt es hier nicht. Es gibt ein paar kleine Läden, aber da geht nicht mal meine Gran einkaufen. Dafür gibt es sehr viele Grünflächen", sage ich grinsend.
„Oh man. Wie hast du es hier früher nur ausgehalten. Es ist ja nichts los. Ich finde es noch immer lustig, dass es hier eine High School gibt. Rosehill ist so winzig".
„Ich habe meinen Zeichenblock geschnappt und mich in den Park verzogen und meine ersten Entwürfe gemacht. Du weißt ja, dass meine Eltern Lehrer an der High School sind. Das war für mich nicht wirklich leicht. Maya hatte damit keine Probleme, aber mit mir, dem schüchternen Mädchen, wollte nie jemand etwas zu tun haben. Aber das ist ja Vergangenheit. Mittlerweile habe ich neben meiner besten Freundin noch weitere Freunde die hinter mir stehen und ich lebe in Washington", ich sehe Teddy schmunzelnd an und remple sie leicht an.
„Trotzdem bin ich froh, dass ich zu dir gekommen bin. Ich hab das Gefühl du ziehst dich wieder in dein Schneckenhaus. Was ist passiert, Ash?". Teddy sieht mich mit ihrem typischen Röntgenblick an. Da bringt jede Ausrede nichts.
„Eigentlich ist es nichts Wichtiges. Ich habe Caleb Adams wieder gesehen. Ich habe keine Ahnung was er hier macht. Scheinbar hat ihn Grandma zu ihrem Geburtstag eingeladen".
„Warte, du meinst jetzt aber nicht den Caleb Adams, oder? Der, der dich damals so blöd verarscht hat? Wenn du willst nehme ich ihn mir morgen zur Brust". Teddy legt ihren finsteren Blick auf und ist scheinbar schon ganz im Angriffsmodus.
„Kein Wunder das deine Assistenzärzte manchmal vor dir Angst haben. Dieser Blick ist sehr angsteinflößend", sage ich kichernd und schüttele den Kopf.
„Ich bin längst nicht so streng wie meine Ausbilder früher. Schließlich soll aus ihnen ja auch mal gute Ärzte werden. Also, sollte dieser Caleb morgen ein falsches Wort sagen, werde ich ihn mir doch zur Brust nehmen". Teddy sieht sich grinsend um. „Sag mal, Ash? Kennst du die extrem geschminkten Damen? Die sehen so interessiert zu uns". Sie deutet mit einem Nicken auf drei, wirklich stark geschminkte Frauen. Und ob ich die kenne.
„Wollt ihr uns nur anstarren, oder auch etwas sagen?", frage ich meine ehemaligen Klassenkameradinnen.
„Ashley, wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen. Gut siehst du aus. Hast dich ja total verändert", bemerkt Cindy und kommt mit einem gefakten Lächeln, als erste auf uns zu.
„Oh das wird interessant", murmelt meine beste Freundin und legt ihren charmanten Blick auf.
„Was man von dir ja nicht behaupten kann, Cindy. Du siehst noch immer so aus, wie damals. Und ihr anderen auch. Es ist als wäre die Zeit stehen geblieben. Lebt ihr noch immer hier? Wahrscheinlich seid ihr alle verheiratet, habt Kinder und kümmert euch um den Haushalt, oder?", frage ich gespielt interessiert. Als würde ich wissen wollen, was aus ihnen geworden ist.
„Ja, wir leben hier. Das ist unsere Heimat. Wir wollten noch nie in die große, weite Welt. Aber wie man hört, bist du ja sehr erfolgreich. Wer hätte das gedacht. Ashley Summers macht Karriere. Bist du noch bis zum Klassentreffen hier? Die anderen würden sich bestimmt auch freuen", meint Cindy. Die anderen beiden schweigen mal wieder. Auch das hat sich in all den Jahren nicht geändert.
Wieso hat mir keiner eine Einladung zu diesem dummen Klassentreffen geschickt?
„Ihr veranstaltet ein Klassentreffen? Leider höre ich gerade zum ersten Mal davon. Schade. Aber ich muss nach dem Geburtstag meiner Grandma wieder zurück nach Washington. Ich komme gerade von der Fashionweek und hab viel zu erledigen. In Hollywood beginnen bald die Preisverleihungen. Da sind die Damen auf der Suche nach guten Kleidern. Aber ich bin mir sicher, dass ihr auch ohne mich riesigen Spaß haben werdet. Das war ja früher nicht anders. Ihr habt mir früher das Leben erfolgreich zur Hölle gemacht. Glaubt ihr da wirklich, ich würde zu einem Klassentreffen kommen? Darauf lege ich wirklich keinen Wert. Es reicht mir schon, dass wahrscheinlich morgen fast ganz Rosehill zum Geburtstag kommen wird. Da kann ich auf einen Abend mit euch gut und gerne verzichten", sage ich lächelnd und freue mich, dass ich Cindy endlich mal so etwas wie die Stirn bieten konnte.
„Was war das? So kenne ich dich ja gar nicht", meint Teddy und sieht mich leicht verwirrt an. Nach meiner Ansprache haben wir den Teil des Parks hinter uns gelassen.
„Ich glaube das musste jetzt einfach mal raus. Komm, jetzt stelle ich dir Granny vor. Du wirst sie lieben".
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