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Kapitel 2
„Ashley bleibst du länger in Rosehill?". Emma eine von Maya's Freundinnen hat mich mit ein paar Frauen abgefangen. Eigentlich wollte ich nach der zweiten Konzerthälfte einfach nur in mein Bett. Aber nein. Erst einmal unterstellt mir meine Schwester ihr den großen Durchbruch ruiniert zu haben und jetzt auch noch Emma. Schlimmer geht wohl immer.
„Nein. Ich reise ein paar Tage nach Granny's Geburtstag wieder ab. Ich habe ein paar Aufträge abzuarbeiten".
„Ach schade. Aber vielleicht komme ich dann einfach mal nach Washington in deinen Laden. Ich meine, du hast doch einen Laden, oder? Ich brauch ein Kleid für die Hochzeit meiner Schwester".
Emma will nach Washington kommen und eines meiner Kleider kaufen? Es kann wirklich noch schlimmer kommen.
„Sehr gern. Ich habe sogar zwei Läden, Emma. Aber ich weiß nicht ganz ob es dein Style ist. Du bist doch wie Maya eher schlicht".
„Da magst du vielleicht Recht haben, aber für eine Hochzeit kann es schon mal etwas anderes sein", setzt sie entgegen und sieht mich herausfordernd an.
„Wie gesagt, du kannst sehr gern nach Washington kommen und dich umsehen. Ruf vorher an, damit ich auch persönlich vor Ort bin. Jetzt müsst ihr mich leider entschuldigen". Und schon bin ich weg.
„Du hättest wirklich ein bisschen Rücksicht auf deine Schwester nehmen können. Das war heute ihr großer Abend". Meine Eltern und ich sitzen in der Küche und besprechen die letzten Dinge für den Geburtstag meiner Grandma. Aber natürlich muss Mom gleich wieder mein Benehmen analysieren.
In den meisten Familien ist es so, dass die jüngsten Kinder immer verhätschelt werden. Bei uns ist es nicht so. Seit ich denken kann, wird für meine Schwester wirklich alles getan. Sie will nicht ausziehen, also muss sie es nicht. Maya will nicht arbeiten, also muss sie es nicht.
„Natürlich. Ich habe es ja auch wirklich darauf abgesehen. Was war denn heute so besonderes? Maya spielt doch immer bei den Konzerten mit. Ihr könntet euch wirklich auch mal für mich freuen. Schließlich bin ich unabhängig und verdiene mein eigenes Geld. Übrigens gar nicht wenig".
Dad verdreht einmal mehr seine Augen. Aus Diskussionen hält er sich die meiste Zeit raus.
„Deine Schwester hat sich erhofft durch den Artikel in ein großes, renommiertes Orchester zu kommen", antwortet meine Mom und sieht schwärmend an die Decke.
„Ihr wisst aber schon, das eure tolle Tochter weder ein Musikstudium abgeschlossen noch große Lust hat täglich mehrere Stunden intensiv zu üben. Es ist ja schön, wenn sie diesen Traum hat, aber alleine durch einen Zeitungsartikel wird das bestimmt nichts werden".
Maya hat sich schon immer darauf ausgeruht, dass unsere Eltern alles für sie erledigen. Vor vielen Jahren wäre sie einmal beinahe von der High School geflogen, da sie so faul war und nichts für die Schule gemacht hat. Was haben unsere Eltern daraufhin gemacht? Sie haben ein Essen mit unserem damaligen Rektor und Maya's Lehrern veranstaltet und alle solange bequatscht, bis Maya weiterhin zur Schule gehen konnte.
„Ashley, du könntest doch deine Schwester unterstützen und ein bisschen Werbung für sie machen. Oder sie als Model arbeiten lasse", meint Dad und sieht mich, begeistert über seine Idee, mit großen Augen an.
„Dad, beim besten Willen, aber das werde ich sicher nicht machen. Mit diesen Familiensachen fange ich erst gar nicht an. Ich habe lange für meinen Erfolg gekämpft. Maya kann sich gerne einen anderen Weg ausdenken um berühmt zu werden. Ich bin mir sicher, dafür braucht sie ihre kleine, dumme Schwester nicht", sage ich und gehe in mein Zimmer.
Auf meinem Handy sehe ich einen verpassten Anruf und eine Nachricht auf der Mailbox. Von Teddy.
>> Hey Ash, ich bin es noch einmal. Ich habe eben mal über meinen Dienstplan geguckt und ein paar Schichten getauscht. Damit meine beste Freundin nicht alleine in dieser kleinen Stadt verstaubt, bin ich jetzt auf dem Weg in den Flieger. Vielleicht meldest du dich noch und kannst mich vom Flughafen abholen, wenn nicht dann nehme ich mir ein Taxi. Also bleib tapfer. Rettung ist im Anflug.<<
Ich entscheide mich Teddy eine Nachricht zu hinterlassen um ihr mitzuteilen, dass ich sie natürlich abholen werde und gehe leise zum Mietwagen. Meine Eltern müssen davon erst einmal nichts wissen. Teddy kann mit mir im Gästezimmer schlafen. Mein Zimmer gibt es nicht mehr. Darin befindet sich nun Maya's Übungsraum.
Da um diese Zeit keiner mehr auf den Straßen unterwegs ist, brauche ich nicht einmal dreißig Minuten bis zum Flughafen. Da Teddy mich vor mehr als zwei Stunden versucht hat anzurufen, nehme ich an, dass sie bald landen wird. In dieser Zeit kann ich uns schon mal etwas zum Essen holen. Hier hat zum Glück noch einiges auf.
„Da bist du ja. Schön das du mich abholst. Wahrscheinlich hätte ich hier gar kein Taxi mehr bekommen. Wo sind denn die ganzen Leute hin?", fragt Teddy, nachdem sie mich stürmisch umarmt hat.
„Du bist total verrückt. Du musstest doch nicht extra herkommen, obwohl ich mich darüber sehr freue", sage ich grinsend und nehme ihre Tasche ab. „Warte erst einmal bis du in Rosehill bist. Da sind noch weniger Menschen unterwegs. Da würdest du dich freuen, wenn wir hier im Flughafen bleiben würden", ergänze ich.
„Ich bin schon ganz gespannt. Vielleicht gehen wir noch etwas essen?"
„Hier, ich habe dir eben etwas geholt. Ich denke in Rosehill wird schon alles geschlossen haben. Du weiß nicht was dich erwarten wird".
„Wieso habe ich gleich nochmal meine Patienten zurück gelassen?", fragt Teddy und sieht mich lachend an.
„Weil du deine beste Freundin sehr lieb hast und sie unterstützen möchtest", antworte ich und öffne das Auto.
„Das ist der Mietwagen? Ich glaube ich bin tatsächlich in der Vergangenheit gelandet. Ash, ich hoffe deiner Granny ist es recht, dass ich jetzt einfach so auftauche. Schließlich hat sie diese große Party. Ich will auf keinen Fall stören".
„Mach dir mal keine Sorgen. Meine Grandma wird sich freuen, noch einen weiteren Gast zu haben. Außerdem liegt sie mir schon seit geraumer Zeit in den Ohren, dass sie dich kennen lernen will".
Ich bin wirklich sehr froh, dass Teddy nun hier ist. Vielleicht komme ich mir dann nicht mehr so blöd vor.
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