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Am nächsten Morgen ist Caleb nicht in der Wohnung, als ich die offene Wohnküche betrete. Da ich selber schon spät dran bin, warte ich nicht auf ihn sondern schreibe ihm einen Zettel.

Ich hoffe ich finde mich jetzt alleine zurecht. Ein Taxi möchte ich ungern nehmen. Da ich den Kleidersack gestern schon in der Redaktion lassen konnte, muss ich auch nicht schwer tragen.

Gerade als ich die Tür hinter mir schließen will, kommt mir Caleb entgegen. „Guten Morgen. Ich wollte Frühstück machen, aber es hat alles zu lange gedauert. Wenn du warten willst begleite ich dich. Allerdings muss ich mich erst umziehen", meint er und zeigt auf seine Sportklamotten.

„Das wäre nett, aber ich kann nicht länger warten. Ich will ungern zu spät sein. Aber du kannst ja nach kommen".

„Ja, dann machen wir es so. Soll ich dir ein Taxi rufen?", fragt er doch ich verneine. Ich werde laufen.

„Dann bis später".

Auf dem Weg zum Bürogebäude denke ich immer wieder an den Kuss von gestern Abend.

Leider kann ich mir selber nichts vormachen. Dieser Moment hat mehr in mir bewegt als mir lieb ist. Es fühlt sich wie damals an. Aber ich will mich nicht wieder in den Idioten verlieben. Was mache ich nur, wenn er gar nicht mehr so idiotisch wie damals ist?

Am liebsten würde ich mich in den Flieger setzen und einfach fliehen. Allerdings wird mir das dieses Mal nicht gelingen. Caleb und ich müssen einfach reden und was auch immer das ist beenden.

Passend dazu klingelt jetzt auch noch mein Handy. Super. Ich erkenne schon am Ton wer es ist – Marc. Ich kann ihn nicht schon wieder wegdrücken.

„Hey".

„Schön das du auch mal abnimmst. Ich habe es schon gefühlt 1000 Mal bei dir probiert. Hätte mir Teddy nicht gesagt, dass du gut angekommen bist, könnte man denken du wärst im Ozean verschwunden". Typisch Marc. „Nein, hier ist es nur sehr viel. Neue Eindrücke und neue Chancen. Ich kann hier einen Laden eröffnen, in einer super Lage. Und die Couture wird ein Feature über mich schreiben. Gleich werden Fotos gemacht", sage ich begeistert und hoffe, dass er sich auch für mich freut.

„Na toll. Heißt das, du musst jetzt häufiger nach Europa? So habe ich mir unser Leben eigentlich nicht vorgestellt", meint Marc seufzend. Ehrlich gesagt bin ich gerade sehr überrascht. Wir haben noch nie über unsere Zukunft gesprochen.

„Wie hast du sie dir denn vorgestellt?".

„Naja ich dachte, wir kaufen uns ein Haus und gründen bald eine Familie. Du müsstest natürlich dann kürzer treten".

„So muss ich das? Marc, ich denke das es kein guter Zeitpunkt ist, dieses Thema per Telefon zu besprechen während wir auf unterschiedlichen Kontinenten sind. Sobald ich zurück bin, sollten wir mal unsere unterschiedlichen Auffassungen von der jeweiligen Zukunftsplanung besprechen. Ich muss jetzt echt los".

Natürlich möchte ich irgendwann auch Kinder haben. Aber wann weiß ich jetzt noch nicht. Und auch, ob ich mit Marc eine Familie gründen möchte, kann ich noch nicht sagen. Dafür kennen wir uns zu wenig. Außerdem möchte ich nicht eine dieser Hausfrauen sein. Ich denke wir sind in einem Zeitalter, wo auch die Väter zu Hause bleiben können. Da müssen Marc und ich noch so einiges klären.

„Guten Morgen, Ashley. Schön das du hier bist. Ich möchte dir gerne Leo vorstellen. Er ist unser Creative Dirctor und einer der besten Fotografen. Er wird heute die Fotos machen". Ellie ist heute wieder wie aus dem Ei gepellt. Sie strahlt mich freundlich an. Allerdings nicht nur mich, sondern auch Leo. Dieser erwidert den Blick mindestens genauso intensiv. Also wenn die beiden nichts am Laufen haben, weiß ich auch nicht weiter.

„Ich freue mich. Heute ist das Wetter ja auch so toll", sage ich und gerate direkt wieder ins Schwärmen.

„Ja. London kann schon sehr grau sein. Daran musste ich mich auch erst einmal gewöhnen", meint Ellie und winkt ab.

Ich muss scheinbar etwas irritiert gucken, denn Leo guckt mich grinsend an. Ellie kommt ursprünglich aus Deutschland. Aus den Bergen. Die kennen praktisch nur Sonne".

Ok. Das wusste ich nicht.

„Das ist aber schon lange her. Mein Leben findet in London statt. Ok, unter anderem". Jetzt müssen wir alle lachen.

„Ok Ashley. Wir haben einfach schon mal die Models gefittet. Jetzt musst du nur noch sagen, wie du dir die Fotos vorstellst. Mal sehen ob wir deine Wünsche umsetzen können", meint er zwinkernd.

„Wie wäre es mit dem Hyde Park?", fragt plötzlich Caleb. Ich habe nicht mal mitbekommen, dass er auch schon hier ist.

„Was? Wie kommst du auf den Hyde Park?", fragt Ellie überrascht.

„Ash hat sich früher schon vorgestellt, wie ihre Kollektion irgendwann mal im Hyde Park fotografiert wird", meint Caleb und zuckt mit den Schultern.

Nicht nur Ellie sieht ihn überrascht an. Ich kann nicht glauben, dass er sich daran erinnern kann.

Er kann einfach nicht mehr der Idiot von damals sein.

„Gut. Dann fahren wir zum Hyde Park", meint Leo und klatscht in die Hände.