11.
11. Kapitel
„Musst du wirklich mit diesem Typen nach London fliegen? Ich meine ich kann auch mit dir dort hin, wenn du willst". Marc versucht mich schon seit Stunden von meinem Plan abzubringen. Wir haben gestern Abend zufällig Caleb getroffen. Seitdem ist er nur am meckern.
„Ja Marc. Caleb hat super Kontakte, die ich nutzen will".
„Glaubst du das wirklich? Der will dich bestimmt nur ins Bett bekommen. Ashley, sag das ab. Du warst doch auch erst weg".
„Marc, ich glaube du verstehst nicht, dass das eine große Chance für mich ist. Außerdem hättest du mit zu dem Geburtstag kommen können, aber das wolltest du ja nicht". Ich packe die letzten Sachen in meine Tasche. Meinen Reisepass nehme ich in mein Handgepäck. Hoffentlich habe ich alles.
„Ja, weil ich Dienst hatte. Den kann ich nicht einfach so tauschen", meint er beharrlich und schüttelt den Kopf.
„Marc, ich fliege und gut ist".
„Und was ist, wenn ich es dir verbiete?", fragt er und sieht mich provozierend an. Allerdings kann er mich damit überhaupt nicht einschüchtern.
„Du willst mir etwas verbieten? Ich bin doch nicht dein Kind. Wir treffen uns außerdem erst seit ein paar Wochen, Marc. Jeder kann das machen was er möchte. Und wenn du das nicht verstehst, ist es vielleicht besser, wenn wir uns nicht mehr treffen".
„Das hat er wirklich gesagt?", fragt Caleb erstaunt. Ich nicke und versuche es mir bequem zu machen. „Wir fliegen ja schon wieder in der ersten Klasse. Das ist doch viel zu teuer".
„Glaub mir, ich kann es mir leisten. Ich habe mehr Geld, als ich vermutlich ausgeben kann", meint er und klingt dabei überhaupt nicht so, als würde er angeben wollen.
„Ich habe dich übrigens schon bei Ellie Fischer angekündigt. Sie freut sich dich kennenzulernen".
Okay, jetzt bin ich nervös. „Ok. Ich muss mich nochmal für diese Chance bedanken. Ohne Dich hätte ich das nie einfach so geschafft".
„Quatsch. Dafür sind Freunde doch da".
Den restlichen Flug habe ich eigentlich verschlafen. Selbst die Landung habe ich verpasst. Die erste Klasse ist wirklich sehr angenehm.
„Bist du bereit für London?", fragt Caleb grinsend und zeigt aus dem kleinen Fenster neben ihm.
„Absolut. Was gucken wir uns zuerst an?", frage ich und merke viel zu spät, dass ich mich anhöre wie ein Tourist. Caleb kann sich ebenfalls ein Grinsen nicht verkneifen.
„Ich dachte, wir bringen erst einmal unsere Sachen in meine Wohnung und dann gehen wir etwas essen. Ich habe nämlich echt Hunger. Das Essen hier an Board ist ja nicht wirklich nahrhaft".
Zwei Stunden später, sitzen wir in einem kleinen Restaurant unter Caleb's Wohnung. Aus unserer Sightseeingtour wird heute allerdings nichts. Ellie Fischer hat vor ein paar Minuten angerufen. Sie möchte mich heute schon treffen. Und Ellie Fischer widerspricht man nicht.
„Wieso bist du nervös?", fragt Caleb und seht mich genau an.
„Man bekommt schließlich nicht jeden Tag diese Person zu treffen", antworte ich und sehe auf mein Handy. Marx ha schon mehrfach versucht bei mir anzurufen. Ich habe nie abgenommen.
„Soll ich mit ihm reden?", fragt Caleb und nimmt mir mein Handy ab.
Ich glaube, dann würde Marc explodieren. Wir haben uns vor meinem Abflug nicht wirklich ausgesprochen. Auf so ein Veralten habe ich aber auch keine Lust. Wenn er mich nicht versteht hat er Pech.
„Nein, ich rufe ihn später an. Ich will mir meine gute Laune jetzt nicht von ihm zerstören lassen".
„Ich weiß auch gar nicht was er für ein Problem hat. Wir haben damals so gut miteinander gearbeitet". Ich sehe Caleb erstaunt an. Die beiden kennen sich also. Das hat Marc nicht erwähnt.
„Okay, deinem Gesicht zu urteilen, wusstet du nichts davon. Hat Marc dir nicht erzählt, dass ich für seine Wache ein Programm entwickelt habe?"
„Nein, das hat er scheinbar ausgelassen. Ich weiß auch nicht was er hat. Am Besten man lässt ihn einfach".
„Gut, dann lass uns gehen. Ellie mag Pünktlichkeit".
Ich nicke und trinke mein Glas aus.
Spätestens als wir vor dem Gebäude stehen, werde ich so richtig nervös. Es ist ein riesiger Gebäudekomplex mit einer Glasfassade. Genauso habe ich es mir vorgestellt. Alles wird doch mehrere Lichter hell erleuchtet. In den meisten Büro's scheint schon Feierabend zu sein.
„Bist du bereit?" Caleb steht neben mir und hat den Kleidersack mit meinen neuen Designs über der Schulter hängen.
„Wenn ich ehrlich bin, würde ich gerne einfach zurück in deine Wohnung gehen. Es fühlt sich so an wie früher im Sportunterricht."
„Ash, Ellie wird dich nicht auffressen." Er versucht mich aufzumuntern. Das ist schon sehr nett, dennoch hilft das nicht gegen meine Nervosität.
„Was mache ich denn, wenn ihr meine Entwürfe nicht gefallen? Oh Gott ich werde mich so blamieren".
„Jetzt beruhige dich. Sie wird begeistert sein. Aber das kannst du nur herausfinden, wenn wir jetzt durch diese Tür gehen".
Fünf Minuten später stehen wir endlich im Aufzug. Der Knopf leuchtet bei der sieben. Meine Hände sind ganz nass vor Aufregung. Leider geht die Fahrt viel zu schnell vorbei. Mit einem Pling öffnen sich die Türen und wir stehen mitten in einem Großraumbüro. So stellt man sich eine Redaktion vor. - Viele Schreibtische, Chaos. Ein Kreatives Durcheinander.
Gerade als ich denke, wir sind alleine, kommt eine junge, blonde Dame um die Ecke.
„Willkommen bei Couture. Bitte folgen Sie mir, Miss Fischer wartet bereits".
Da ich das Gefühl habe mich nicht zu bewegen, schiebt mich Caleb lachend nach vorne.
Und dann sind wir auch schon da. Ich stehe Ellie Fischer gegenüber. Sie ist eine wirklich faszinierende Persönlichkeit. Sie strahlt so viel Selbstsicherheit aus. Davon bräuchte ich ein großes Stück ab. Ihre braunen Haare hat sie zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. Die wahrscheinlich größte Überraschung für mich ist das rote Kleid. Es ist eins aus meiner letzten Kollektion. Wahnsinn. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.
„Ellie? Miss Summers wäre jetzt da", meint die junge Frau leicht überflüssig.
„Ashley, ich bin so froh, dass wir uns endlich mal kennenlernen", meint sie und drückt meine Hand.
„Caleb, wie schön dich wiederzusehen. Oh haben Sie mir ein paar neue Stücke mitgebracht?", fragt sie mit großen Augen und nickt zum Kleidersack. Diesen hat Caleb noch immer locker über der Schulter baumeln.
„Ja, ich dachte, ich zeige Ihnen ein paar Stücke. Das Kleid steht Ihnen übrigens sehr gut".
„Vielen Dank, Ashley. Ich hoffe ich darf Ashley sagen, alles andere wäre ja sehr förmlich. So alt sind wir ja dann doch noch nicht", meint sie grinsend. Ich schätze sie auf höchstens Anfang dreißig. Dafür hat sie schon viel erreicht.
„Klar, Ashley ist absolut in Ordnung".
„Sie sind sehr talentiert, aber das wissen Sie ja selber. Für dieses Kleid hätte ich fast töten müssen. Aber vielleicht setzen wir uns erst einmal. Im stehen lässt es sich so schlecht reden", meint sie und zeigt auf die Sitzecke hinter mir. Ihr Büro ist nicht zu überladen, dennoch sehr farbenfroh. Hinter ihrem großen Schreibtisch hängt ein weißes Board, welches mit vielen Zetteln versehen wurde.
„Vielen Dank, dass ich überhaupt hier sein darf. Mir bedeutet das sehr viel", sage ich wahrheitsgemäß und sehe zu Caleb.
„Ich sage dir, Ashley war sehr nervös. Sag ihr bitte noch häufiger wie talentiert sie ist, ich glaube, dass weiß sie selber nicht", meint dieser.
„Caleb, wie wäre es wenn du uns Frauen alleine lässt. Ich werde deine Freundin auch nicht auffressen", meint Miss Fischer lachend.
Caleb nickt und verschwindet sofort aus dem Büro. Vielleicht sollte ich klarstellen, dass wir beide kein Paar sind.
„Sie sind kein Paar, ich weiß. Aber Sie würden gut zu Caleb passen. Aber Sie sind ja nicht zur Partnervermittlung hier", meint sie grinsend.
Ich habe sie mir nicht so sympathisch vorgestellt. Eher so wie Maryl Streep im Film Der Teufel trägt Prada.
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