Kapitel 13
Erzähler Sicht:
Das Sonnenlicht wurde von Rose's hellen Haaren reflektiert. Beinahe wirkten sie weiß. Septimus saß an ihrer Seite und strich immer wieder durch sie hindurch. Er war müde und hungrig, aber er konnte weder einen Gedanken an Schlaf verschwenden noch an Essen. Die menschlichen Grundbedürfnisse zählten nicht mehr für ihn. Das Einzige, was zählte, war Rose.
Die Krankenschwester hatte schon mehrfach versucht ihn wegzuschicken, sowie sie es bei Antonia getan hatte. Doch im Gegensatz zu ihr, war Septimus für die Worte der Schwester taub. Er war fest entschlossen, dass er da war, wenn Rose aufwachte. Er konnte den Gedanken nicht ertragen sie alleine zu lassen. So sollte sie sich niemals fühlen. Nicht, wenn er es verhindern konnte und er wusste, dass Rose seine Anwesenheit spürte, auch, wenn sie immer noch tief und fest am Schlafen war.
Er fragte ständig, wann sie aufwachte, aber die Antwort der Krankenschwester blieb stets die Selbe. Rose würde erst erwachen, wenn sie keine Schmerzen mehr hätte und ihre Wunden geheilt waren. Das sicherte der Trank, den sie ihr verabreicht hatte. Sie versuchte Septimus so zu beruhigen, doch er ertrug ihre Stimme nicht mehr. Er hörte die Lüge darin und die Unsicherheit. Wäre Rose wirklich nur von einer Treppe hinuntergefallen, dann hätte sie schon längst wieder aufwachen müssen.
Noch schlimmer war es, wenn Rose gepflegt wurde. Dann musste Septimus von ihr weichen, da die Vorhänge zugezogen wurden. Sie bekam Flüssigkeiten und Nahrung zugeführt und wurde gesäubert. Die damit verbundenen Geräusche waren unerträglich. Es war nur ein Rascheln und ein Geräusch als würde man einen Krug Wasser schnell über einem Waschbecken leeren. Sie waren nicht besonders laut, aber ganz egal, wo er sich währenddessen im Krankenflügel befand, er konnte sie hören. Je mehr er versuchte sie auszublenden desto lauter wurden sie. Selbst, wenn er seine Hände auf die Ohren presste.
Die Krankenschwester hatte es aufgegeben Septimus fortschicken zu wollen. Sie sprach mittlerweile nicht mehr mit ihm und dafür war er ihr sehr dankbar.
,,Rosie.'' sagte Septimus leise. Er flüsterte beinahe, damit nur sie ihn hören konnte, denn seine Worte waren für keinen Anderen bestimmt. ,,Bitte wach auf. Ich habe dir noch so viel zu sagen, wofür ich niemals den Mut gefunden habe. Aber jetzt, wo ich keine Angst vor deiner Antwort haben muss, werde ich mich dazu überwinden. Ich weiß, dass du mich hören kannst. Das spüre ich. Ich weiß es.''
Verzweifelt fuhr er sich mit den Händen durchs Gesicht. Er atmete noch einmal tief durch, fasste sich ein Herz und setzte dann erneut an. ,,Als ich zum ersten Mal nach Hogwarts kam, war ich direkt verzaubert. Nicht von der Schule oder von der mehr als offensichtlichen Magie. Es war dein Lächeln mit welchem du auch heute noch vollbringen kannst, wofür andere Mädchen sich stundenlang schminken müssen. Als ich dich zum ersten Mal sah, da standen wir alle nervös auf den Stufen vor der großen Halle. Dumbledore berichtete uns gerade, was nun auf uns zukommen würde. Doch ich schenkte ihm keine Beachtung. Denn du hattest dich in jenem Augenblick aufgeregt zu einer deiner Freundinnen umgedreht und dann sah ich das schönste Lächeln, was ich jemals gesehen habe. Es brachte deine Augen zum Funkeln und in mir breitete sich augenblicklich eine unglaubliche Wärme aus. Ich weiß nicht, ob du es bemerkt hattest, aber ich habe dich angelächelt. Ich schätze, du hast es nicht. War auch besser so. Ich muss ziemlich bescheuert ausgesehen haben. Von da an fing ich an in jedem Unterricht, den wir gemeinsam hatten herumzualbern. Immer wieder mit dem einen Ziel, es erneut zu sehen. Manchmal hat es tatsächlich funktioniert. Meistens hast du nur die Augen verdreht, aber es war mir egal. Du hast mich von dir ferngehalten, weißt du das noch? In unseren ersten zwei Jahren in Hogwarts hast du jeden meiner Annäherungsversuche abgeblockt, aber ich habe nicht aufgegeben. Und dann endlich fingen wir an Freunde zu werden und ich sah es immer häufiger.''
Septimus lächelte traurig. Eine einzelne Träne lief ihm an der Wange hinunter. ,,Dein Bruder war nicht sonderlich erfreut darüber. Einmal hat er mich verprügelt, das habe ich dir nie erzählt. Er wollte, dass ich aufhöre dich zu beschmutzen. Ich sollte mich von dir fernhalten, aber das hätte ich niemals vollbringen können. Denn ich wurde von meinem ersten Tag an in Hogwarts nicht länger von der Erde angezogen, sondern nur noch von dir. Das habe ich dir nie gesagt, aber ich will, dass du es nun weißt. Ich liebe dich, Rosalie Malfoy. Und jeder gottverdammte Schlag von Abraxas an dem Tag, war nicht ansatzweise so schmerzhaft, wie eine Sekunde von dir getrennt zu sein.''
Er beugte sich über sie und küsste sie auf die Stirn. Dann umschloss er ihre Hand mit seiner. ,,Und deshalb musst du jetzt aufwachen. Und bitte hab keine Angst, ich werde solange hier sitzen bleiben und bei dir sein. Ich lasse dich nicht allein. Ich verlasse dich nicht. Das würde ich niemals tun.''
Neville hatte eine Entscheidung getroffen. Ohne wirklich darüber nachzudenken. Ihm war klar, was er tun musste. Es war ihm bewusst gewesen als er heute Morgen seine Augen aufgeschlagen hatte. Die Zeiten in denen er sich herumschupsen ließ waren nun vorbei. Er würde sich nun nicht mehr die eigene Unterhose anzünden, nur, weil Peeves ihn dazu aufforderte, damit er in seinen Gemeinschaftsraum kam. Er würde sich nun nicht mehr von einem seiner Mitschüler verhexen lassen, jedenfalls nicht, ohne sich davor zu wehren. Und er würde nun auch nicht mehr ängstlich sein, wenn er an Lord Voldemort dachte. Nie wieder.
Er war an diesem Morgen grimmig, sprach kaum. Marlon hatte ihn gefragt, ob alles in Ordnung sei, er hatte nur genickt und Marlon hatte von ihm abgelassen. Der Vertrauensschüler war zu sehr mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt, er hatte keine Zeit dafür, sich nun auch noch mit denen von Neville zu befassen. Noch wusste er nicht, dass sie alle miteinander zusammen hingen, aber Neville hatte vor dies zu ändern.
Er wusste, worüber Marlon nachdachte. Gestern Abend im Gemeinschaftsraum hatte er von nichts anderem geredet. Er sorgte sich um die Gesundheit von Rose, aber auch um die von Sep, welcher nicht dazu zu bewegen war von ihrer Seite zu weichen. Marlon hielt es für unvernünftig. Sep konnte damit nichts erreichen, er schadete nur sich selbst. Jedenfalls war es das, was sein Verstand ihm sagte. Sein Herz sagte ihm jedoch, dass Sep genau dort hingehörte, weshalb er beschlossen hatte, seinem besten Freund wenigstens etwas zu essen zu bringen.
Also schnappten die zwei Gryffindors sich etwas vom Buffet und machten sich anschließend auf den Weg in den Krankenflügel. Sie schwiegen den Weg über. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und Neville bereitete sich darauf vor, was nun kommen würde. Er hatte versucht sich die Wörter zurechtzulegen, aber sie entflohen ihm jedes Mal aufs Neue. Er konnte sich nicht gut artikulieren. Es viel ihm schwer, sich richtig auszudrücken, aber ihm war klar geworden, dass er gar nicht mit dem Verstand sprechen musste.
Er brauchte nur an seine Eltern zu denken, die Gefühle würden für ihn übernehmen und er war sicher, dass sie das Richtige sagen würden. Denn das war seine Chance. Seine Chance die Welt zu retten, seine Eltern vor ihrem scheußlichen Schicksal zu bewahren.
Er machte sich keine Gedanken darüber, dass seine Handlungen verheerende Auswirkungen auf die Zukunft haben könnte. Für ihn konnte das Ganze nur in eine Richtung laufen. Er würde seine Eltern behalten, Tony würde ihre behalten und auch Harry seine. Er würde alles, was falsch gelaufen ist gerade biegen.
Ihm war nicht bewusst, dass der Krieg die Menschen zusammengeführt hatte. Das der Aufstieg des dunklen Lords dafür verantwortlich war, warum einige Zauberer so schnell geheiratet und Kinder in die Welt gesetzt hatten. Sie sahen, wie ihnen die Zeit davon lief, es schweißte sie zusammen und weckte nur umso intensiver den Wunsch nach der eigenen kleinen Familie. Eine Erfahrung, die man vor dem eigenen Tod gemacht haben sollte. Aber Neville war niemand, der großartig viel nachdachte. Er handelte selten besonnen, richtete sich zu sehr nach seinem Herzen.
Eine Schwäche, die viele Schüler teilen, die dem Haus Gryffindor zugeteilt worden. Bei Harry war es nicht anders und bei Tony war dies ebenfalls der Fall.
Sie betraten den Krankenflügel und fanden Sep zusammengekauert auf einem Stuhl vor. Er hielt die Hand von Rose und beobachte sie aufmerksam, damit es ihm nicht entgehen würde, sobald sich auch nur ein Muskel von dem schlafenden Mädchen anfängt zu bewegen.
Marlon legte seinem besten Freund vorsichtig die Hand auf die Schulter, dieser zuckte zusammen, drehte sich um und lächelte dann gezwungen als sein Blick auf das Essen fiel. ,,Ich glaube kaum, was ich da sehe. Unser ehrenwerter, regelliebender Vertrauensschüler hat es doch tatsächlich gewagt gegen eine der Schulregeln zu verstoßen und Essen aus der großen Halle mitgehen lassen. Dafür könnte man dich deines Amtes entheben. Welchen Sinn hat dein Leben dann noch?''
Marlon reagierte nicht auf Seps Worte, auch, wenn sie dazu beitrugen ihn zu beruhigen. Wenigstens konnte sein Freund noch blöde Scherze reißen. Er drückte ihm die zwei belegten Brötchen in die Hände und richtete sein Augenmerk dann auf Rose. ,,Wie geht es ihr?''
Septimus seufzte. ,,Ich weiß es nicht. Die Krankenschwester sagt, dass sie nichts spürt. Wenn sie aufwacht, wird sie keine Schmerzen haben. Aber es ist eigenartig. Wäre sie wirklich nur eine Treppe hinunter gefallen sowie Tony es gesagt hatte, hätte dies schon längst geschehen müssen. Aber warum sollte das Futuregirl uns belügen? Das würde doch keinen Sinn machen, oder? Auf der anderen Seite war sie gestern Morgen irgendwie eigenartig. Vielleicht haben wir sie falsch eingeschätzt.''
,,Das glaube ich nicht.'' erwiderte Marlon. ,,Sie sah besorgt aus. Sie hat versucht kalt zu sein, aber es gelang ihr nicht. Ich denke, sie war gestresst. Schließlich hat sie die Nacht an der Seite von Rose verbracht. Allerdings habe ich sie seit gestern Morgen auch nicht mehr gesehen. Ehrlich gesagt, mache ich mir Sorgen um Tony.''
Neville hatte Rose fixiert. Bei ihrem Anblick war ihm das Herz stehen geblieben. Er wusste es augenblicklich. Intuitiv wusste er, was geschehen war. Er kannte es von seinen Eltern. Seine Großmutter hatte ihm erzählt, dass sie, nachdem man sie gefunden hatte ebenfalls in einen tiefen Schlaf hat fallen lassen, um die Schmerzen von ihnen fernzuhalten. Zauberer neigen häufig dazu. Warum sollten sie ihres gleichen auch leiden lassen, wenn es einen anderen Weg gab? Einen friedlichen.
Der Schlaf hält jedoch niemals solange an, wie bei Opfern des Cruciatus-Fluches. Neville wurde schlecht. Er zitterte leicht.
Doch er wusste, dass nun der Zeitpunkt da war, um zu sprechen. Prüfend sah er sich im Krankenflügel um. Sie schienen die Einzigen dort zu schein. Die Krankenschwester war in ihrem Büro. Das war gut, denn seine nächsten Worte sollten nicht den Falschen zu Ohren kommen.
,,Man könnte wirklich sagen, dass Tony es nicht besser wusste. Sie hatte Angst. Habt ihr das nicht in ihren Augen gesehen? Ich muss euch etwas erzählen. Etwas über die Zukunft. Es wird unglaublich klingen, aber ich versichere euch, dass es die Wahrheit ist. Bitte, versprecht mich ausreden zu lassen und es nicht weiterzuerzählen. Dies dürfen nicht die falschen Leute erfahren. Ansonsten können wir diese Chance vergessen.'' Neville konnte sich während des Gespräches nicht von Roses Anblick losreißen. Er schnürte ihm beinahe die Kehle zu, so traumatisch waren die Erinnerungen, die er mit ihm verband.
Marlon betrachtete den Neuen skeptisch, nickte dann jedoch. Sep tat es ihm gleich. Neville sah ihre Reaktionen nicht, er war zu gefesselt.
,,Beginnst du dann auch mal?'' drängte Sep ihn schließlich. Er war versessen darauf zu erfahren, was mit Rose los sein könnte. Ungeduld machte sich in ihm breit. Er ging nicht davon aus, dass ausgerechnet Neville die richtige Antwort parat haben könnte. Er hielt den Jungen nicht für besonders intelligent, aber er kam nun mal aus der Zukunft. Zu mindestens in dieser Hinsicht, sollte er also viel mehr wissen als die Anderen.
Neville schaffte es schließlich sich von Rose loszureißen. Sie war nicht seine Mutter. Sie würde nicht gleich aufstehen, ihn unbeholfen antippen und ihm ein Bonbonpapier in die Hand drücken. Eines von jenen, von denen seine Großmutter dachte, er würde sie wegwerfen, was er jedoch niemals tun würde. Sie waren das Einzige, was in ihm die Hoffnung weckte, dass seine Mutter ihren Sohn erkannte. Sie waren das Einzige, was sie benutzte, um ihm Zuneigung entgegen zu bringen. Niemals würde er sich davon trennen.
Er ließ es immer heimlich in die Tasche seiner Hose gleiten und verstaute es dann abends in einer Kiste, die er unter seinem Bett aufbewahrte. Wäre die Kiste nicht verzaubert, wäre sie sicherlich schon überfüllt. Denn seine Großmutter hatte recht, mittlerweile hatte er genug davon, um mit ihnen sein Zimmer zu tapezieren, wenn er es denn wollen würde. Ehrlich gesagt, wollte er es auch, aber seine Oma würde es ihm niemals erlauben. Vermutlich würde sie ihn stattdessen ein freies Bett neben seinen Eltern reservieren lassen.
,,In der Zukunft wird es einen Krieg geben.'' fing Neville unbeholfen an. Der Anfing fiel ihm schwer, zu sehr noch hing er seinen eigenen Gedanken nach. Er wusste, dass ein interessanter Anfang wichtig war, um eine gute Geschichte zu erzählen, nur so konnte er seine Zuhörer fesseln. Aber er erzählte keine Geschichte. Leider nicht. Es war die reine Wahrheit und er hoffte, dass die beiden Jungs ihm glauben schenken würden.
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