SIEBEN
SIEBEN
Nachdem Svenja und Sophie mir geholfen haben, Linas Freunde nach Hause zu bringen, haben wir es uns im Garten gemütlich gemacht. Das Geburtstagskind ist derweil mit den Geschenken beschäftigt.
„Ich finde es ja noch immer fantastisch, wie du es schaffst mit Niklas professionell zu arbeiten", meint Sophie und gießt sich etwas Wein nach.
„Klara konnte schon immer Arbeit von privatem trennen. In London hat sie jeden Typen abblitzen lassen. Mein Indiz dafür, dass sie noch immer nicht über Niklas hinweg ist", sagt meine beste Freundin grinsend.
Super. Bald wissen alle, dass ich wie eine Nonne lebe. Aber mir waren Männer bisher einfach nicht wichtig. Das einzige was gezählt hat war Lina.
„Svenja, du weißt das Niklas Linas Vater ist. Aber mehr wird zwischen uns nie wieder sein. Außerdem ist er verlobt", erinnere ich sie.
„Ja, verlobt mit einer versnobten Kuh. Sie ist scheinbar die Tochter eines amerikanischen Moguls und ist auf dem besten Weg die neue Hilton zu werden. Ständig macht sie einen auf das ultimative It Girl und wenn sie in der Klinik ist, führt sie sich auf als wäre sie die Eigentümerin. Alle müssen für sie springen. Aber irgendwie passen sie ja zueinander. Beide eingebildet", meint Sophie und rollt theatralisch mit den Augen. Svenja und ich fangen an zu lachen. Ihr Blick war einfach zu gut.
„Hast du dir eigentlich überlegt was du machst, wenn Lina Niklas irgendwo zufällig trifft? Ich meine sie hat ein Foto von ihm. Sie kann ihn ohne weiteres erkennen."
Meine beste Freundin sieht mich fragend an.
„Nein, ich weiß nicht was ich dann machen würde. Ich hoffe aber auch, dass ich noch nicht allzu schnell in diese Situation komme." Ich setze das Weinglas an meine Lippen und versuche diesen Gedanken ganz schnell wieder loszuwerden.
Während Sophie und Svenja irgendetwas besprechen, beobachte ich meine Tochter durch die Terrassentür beim Spielen. Es ist doch sehr erschreckend wie schnell die Zeit vergangen ist. Gerade war sie noch ein Baby und jetzt ist sie schon sechs. Wahnsinn. Was wir alles erlebt haben in London, die Nächte in denen ich wach lag und Existenzängste hatte oder in denen Lina gezahnt hat. Aber wir haben alles geschafft und ich denke das uns genau das so zusammengeschweißt hat. Doch vielleicht ist es jetzt Schicksal, dass ich für Niklas arbeite. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen Niklas die Wahrheit zu sagen. Nicht um eine heile Familie zu werden, denn das ist vorbei. Aber das Lina vielleicht endlich den Vater bekommt, welchen sie sich schon so lange wünscht, ist doch ganz gut.
Als ich am späten Abend endlich in meinem Bett liege, kann ich trotz Müdigkeit nicht einschlafen. Ich habe endgültig den Entschluss gefasst, Niklas von seiner Tochter zu erzählen. Und das am besten so schnell wie nur möglich.
Sonntag.
Ich fand Sonntage schon immer schlimm. Der Tag, welchen man eigentlich nur im Bett verbringt. Kein Geschäft hat geöffnet und man weiß nicht wirklich etwas mit seiner Zeit anzufangen. So ging es mir jedenfalls immer. Und manchmal ist es heute auch noch so. Durch meine Tochter hat sich das zwar etwas geändert, dennoch wird der Sonntag nicht mein bester Freund werden.
Und genau dieser Tag hat für mich vor wenigen Minuten begonnen. Ich liege noch etwas verschlafen in meinem Bett und blicke auf die erste Arbeitswoche zurück. Ich muss gestehen, ich habe in dieser Woche oft gedacht ob ich das richtige gemacht habe. Die Tatsache, dass Niklas, ausgerechnet Niklas, mein neuer Chef ist, hat mich total aus der Bahn geworfen. Lina vergöttert ihren Vater total, obwohl sie ihn nur von einem Foto kennt. Und genau das macht mir so große Angst. Angst davor, dass sie irgendwann lieber bei ihm leben will.
Vielleicht war es doch nicht die richtige Entscheidung zurück nach München zu kommen. Ich habe wirklich Angst, das mir mein gesamtes Leben um die Ohren fliegt.
Gerade als ich mich auf die andere Seite drehen und mir bessere Gedanken machen will, höre ich etwas scheppern.
War ich eben noch müde und verschlafen, so bin ich jetzt um so wacher. Ich setze mich auf und warte ob ich noch mehr höre. Da dies nicht der Fall ist, bin ich schon im Begriff mich wieder hinzulegen. Allerdings macht mir meine Tochter einen Strich durch die Rechnung.
„So ein blöder Mist", höre ich sie fluchen. Damit scheint die Ruhe beendet zu sein. Ich fische nach meinen Schuhen auf dem Boden und mache mich auf den Weg in die Küche, in welcher Licht brennt.
„Lina, was machst du denn um die Uhrzeit schon in der Küche?", frage ich und sehe wie sie versucht etwas vom Boden aufzuwischen.
„Ich wollte Pancakes machen, für dich. Frühstück im Bett so wie in London. Das haben wir schon so lange nicht mehr gemacht", antwortet sie traurig.
„Ach Maus, das ist wirklich lieb von dir. Ich helfe dir schnell und dann sind wir ganz schnell zurück im Bett", meine ich aufmunternd und schnappe mir einen Lappen.
Am späten Nachmittag machen Lina und ich einen Sparziergang durch den Englischen Garten. Hier habe ich die meiste Zeit meiner Jugend verbracht. Die Wege sind perfekt für Lina und ihren neuen Roller, welchen sie unbedingt mit nehmen wollte.
„Lina? Du kannst ruhig noch fahren, ich setze mich hier auf die Bank", rufe ich ihr zu, ehe ich mich nicht auf irgendeine Bank setze. Es ist die Bank. Ich drehe mich etwas auf die Seite. Meine Finger berühren die zwei eingeritzten Buchstaben.
C + N
Damals waren Niklas und ich frisch verliebt. Diese Bank war unser Lieblingsplatz in ganz München. Diese zwei Buchstaben erinnern an glückliche Tage. Das wohl beste Ergebnis dieser Tage fährt noch immer begeistert auf ihrem Roller an mir vorbei.
Als ich meinen Kopf auf die Seite drehe, tritt mein größter Albtraum ein. Niklas und seine Verlobte kommen direkt auf uns zu. Ich würde am liebsten weg rennen, doch mein Körper ist wie gelähmt. Ich sitze einfach nur auf der Bank und kann mich nicht bewegen. Das schlechte an der gesamten Geschichte ist aber, dass Lina direkt auf ihn zusteuert.
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