FÜNF
FÜNF
„Weißt du Sophie, eigentlich bist du ganz in Ordnung. Ich habe Anfangs gedacht, dass du so eine Zicke bist, die hinter ihrem Chef her ist", sage ich lachend und komme mir selber lächerlich vor.
„Was? Du meinst ich stehe auf Niklas Beck?" Sophie sieht mich total entgeistert an und fängt plötzlich an zu lachen. „Wieso lachst du jetzt so? Ist das wirklich so abwegig?"
„Ja", Sophie bekommt sich fast nicht mehr ein vor Lachen.
Ich kann sie nur verwirrt ansehen.
„Klara, ich stehe nicht auf Männer", meint sie plötzlich ganz ernst.
Ich sehe sie erstaunt und überrascht an. Ich habe wirklich mit allem gerechnet, dass sie unglücklich in Niklas verliebt ist oder einen Freund hat, aber dass sie lesbisch ist, daran habe ich wirklich nicht gedacht.
„Jetzt bist du sprachlos und willst nichts mehr mit mir zu tun haben." Sophie sieht schon fast bedröppelt auf den Boden.
„Was? Was redest du denn da? Als wäre ich so eine Idiotin. Ich bin nur so erstaunt, das hätte ich einfach nicht gedacht bei dir", erkläre ich mich und sehe meine neue Freundin aufmunternd an.
„Na ja. Du wärst nicht die Erste die sich von mir deshalb abwenden würde", erzählt sie mir und leert ihr Weinglas. „Meine Eltern haben mir damals unmissverständlich klar gemacht, dass sie keine Tochter mehr haben. Vor kurzem hat mir mein Bruder erzählt, dass unsere Eltern das Testament geändert haben. Na ja, so wie es aussieht haben sie es wahrgemacht und sehen mich wirklich nicht mehr als Tochter."
Ich kann gar nicht glauben was ich da höre. Meine Eltern waren mit meiner Entscheidung auch nie zufrieden, aber so einen Schritt haben sie nie gewagt. Ich will nicht in ihrer Haut stecken. Es muss doch schrecklich sein, wenn einen die eigenen Eltern verachten.
„Das tut mir wirklich leid Sophie".
„Man kann es nicht mehr ändern. Mein Bruder ist mit Niklas in einem Freundeskreis und so bin ich an meinen Job gekommen," erzählt sie mir lächelnd.
„Aber mit deinem Bruder hast du ein gutes Verhältnis?", erkundige ich mich und ändere meine Sitzposition.
„Ja, mein Bruder und ich haben ein wirklich gutes Verhältnis. Wir waren früher schon immer unzertrennlich. Er war schon immer der Liebling der Familie, aber komischerweise war ich nie eifersüchtig. Wir hatten eigentlich immer nur uns. Aber bevor du jetzt in Mitleid ausbrichst, werde ich mich mal auf den Heimweg machen. Schließlich müssen wir morgen wieder früh raus", sagt sie grinsend ehe sie aufsteht.
„Vielleicht magst du ja Samstag zu Linas Geburtstagsparty kommen. Sie würde sich bestimmt freuen. Es kommt auch nur noch ihre Patentante."
„Meinst du, dass sie sich wirklich freuen würde? Ich meine, ich würde sehr gern kommen", sagt sie schlussendlich lächelnd.
„Sehr schön. Wir sehen uns morgen in der Klinik. Komm gut nach Hause", erwidere ich und begleite sie zur Tür.
Bevor ich mich in mein Schlafzimmer begebe, schaue ich nochmal leise bei Lina nach. Meine Prinzessin schläft aber schon tief und fest. Nur ihre Nachtlampe ist noch an. Ich gehe auf Zehenspitzen zu ihrem Bett. Gerade als ich die Lampe ausknipsen will, entdecke ich, dass sie in ihrer Hand ein Foto hält. Es zeigt ihren Vater, Niklas. Es war eine der letzten Aufnahmen bevor ich nach London gegangen bin. Lina hütet es wie ihren ganz großen Schatz. Und auf einmal wird mir schlag artig bewusst, dass Lina ihren Vater braucht. Aber wie soll ich das machen? Ich kann schlecht zu Niklas gehen und sagen: „Hey Niklas, du hast übrigens eine fast sechsjährige Tochter die ihren Vater kennen lernen will". Ich schüttele den Kopf und mache die Lampe aus.
In meinem Bett angekommen, finde ich einfach keinen Schlaf. Es gehen mir einfach viel zu viele Gedanken durch den Kopf. Außerdem wächst die Angst in mir. Irgendwann wird sich eine Begegnung zwischen Tochter und Vater nicht mehr verhindern lassen.
Als Lina und ich am nächsten Morgen auf dem Weg zur Schule sind, müssen wir uns doch etwas beeilen. Wir haben verschlafen.
„Du Mama? Machst du mir am Samstag wieder eine Torte?", fragt Lina auf dem Rücksitz.
„Aber natürlich. So wie jedes Jahr. Sag mal Maus, möchtest du vielleicht jemanden aus deiner Schule einladen?", frage ich als ich vor dem Schulgebäude halte.
„Ich weiß nicht, ich kann ja gleich mal fragen. Bis nachher Mama", sagt sie zum Abschied uns springt aus dem Auto.
In der Klinik angekommen, mache ich mich sofort auf den Weg in mein Büro. Im Kopf habe ich zwar etwas anderes. Ich schreibe gedanklich schon einmal die Einkaufsliste. Schließlich ist heute schon Donnerstag, also habe ich nur noch zwei Tage für die letzten Besorgungen.
„Klara? Hast du kurz Zeit?". Niklas kommt auf mich zu.
„Was willst du? Ich habe zu tun, sonst bekomme ich am Ende noch Ärger mit meinem Chef", feixe ich und schließe mein Büro auf.
„Rede doch nicht so einen Schwachsinn. Ich will auch über etwas Geschäftliches reden."
Ich starte meinen PC und sehe ihn abwartend an. „Also?"
„Wie steht es finanziell um die Klinik? Wir brauchen dringend noch einen Arzt. Können wir uns das Leisten?", fragt er und setzt sich zu mir an den Schreibtisch.
„Ich bin noch nicht durch alle Bücher durch, aber momentan sieht es gut aus. Die Klinik läuft sehr gut und die Auslastung lässt bisher auch nicht zu wünschen. Allerdings wäre ich auch nochmal auf dich zugekommen. Es gibt ein paar Posten der Belegärzte die noch einmal besprochen werden sollten", eröffne ich ihm, während ich mein Passwort am PC eingebe.
„Gut, dann vereinbare mit Sophie einen Termin, ihr scheint euch ja jetzt besser zu verstehen. Und wegen des neuen Arztes, werde ich die Bewerber zu dir schicken", meint er und ist schon fast dabei das Büro zu verlassen.
„Warte, was? Wieso zu mir?", frage ich verwirrt und sehe ihn mit offenem Mund an.
„Na ja, ich dachte ich betraue dich unter anderem auch mit den Personaldingen. Du bekommst das schon hin", meint er und ist auch schon verschwunden.
Na super.
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