Achtzehn
Achtzehn
Das Zwitschern der Vögel reißt mich aus meinem zuckersüßen Traum. Die Küsse und Berührungen von Niklas waren so real letzte Nacht, dass ich mir noch immer einbilden könnte, sie auf meiner Haut zu spüren. Als ich mich zum Fenster drehen will, merke ich, dass ich nicht alleine in meinem Bett liege. Niklas liegt, lediglich in meine Decke gehüllt, neben mir und schläft wie ein kleines Baby.
Es war also doch kein Traum. Niklas und ich hatten Sex. Oh verdammt. Die Situation zwischen uns ist eh schon angespannt. Wie soll ich denn jetzt noch mit ihm zusammen arbeiten? Ich beiße auf meine Lippe und fahre mir mit meiner Hand aufgebracht durch das Haar.
„Guten Morgen", murmelt Niklas als er seine Augen öffnet.
„Hey", erwidere ich und muss augenblicklich lächeln. Verschwunden sind die trüben Gedanken.
„Ich glaube ich habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen".
„Das könnte an meiner neuen Matratze liegen", kichere ich und sehe mir mein Gegenüber ganz genau an. Diesen Anblick werde ich so schnell nicht mehr zusehen bekommen.
„Starr mich nicht so an. Es ist nur ein Körper", murmelt er und sieht mich belustigt an.
„Ich weiß... Aber du bist so trainiert", sage ich bewundernd. Das ist mir gestern Abend gar nicht aufgefallen. Gut wir waren auch wahrlich mit etwas anderem beschäftigt.
„Wie viel Uhr ist es?" fragt er und steigt aus meinem Bett.
Laut meinem Wecker ist es kurz vor acht.
„Sorry Klara, aber ich muss nach Hause. Wenn Fee in einer Stunde zurück kommt, sollte ich besser geduscht sein".
Meine kleine Traumblase ist soeben geplatzt. Natürlich, es gibt ja noch Fee.
„Hey, wir sehen uns morgen früh in der Klinik", meint er lächelnd ehe er seine Lippen auf meine legt und mir einen unbeschreiblichen Kuss gibt.
Ich nicke lediglich und lasse mich zurück in meine Kissen fallen. Ein Glück ist heute Sonntag. Ich könnte jetzt auch keinen klaren Gedanken an der Arbeit fassen.
Zwei Stunden später sind Lina und ich auf dem Weg in den Park. Heute ist ein ausgesprochen schöner Tag. Genau richtig für einen schönen Sparziergang.
„Mama? Hat Papa heute Nacht bei uns geschlafen?", fragt Lina neben mir.
„Du hast ihn heute Morgen gehört, oder? Ja, er hat gestern etwas Wein getrunken und wollte nicht mehr nach Hause fahren. Also hat er bei uns geschlafen", antworte ich.
„Von mir aus kann er jetzt häufiger zu uns kommen".
„Ich bin mir ganz sicher, dass er dich ganz bald wieder sehen will".
„Wir können doch auch was zu dritt machen, Mama. Du hast ihn doch bestimmt auch sehr vermisst". In ihrer Stimme schwingt ein Hauch Hoffnung mit.
„Süße, ich weiß du wünschst das wir drei eine Familie werden, aber dein Papa wird bald eine andere Frau heiraten. Vielleicht solltest du auch etwas mit ihr, Fee, unternehmen".
„Ich glaube nicht das sie mich mögen wird. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, sah sie nicht sehr nett aus", widerspricht meine kleine Tochter sofort.
Leider kann ich ihr da nicht widersprechen. Fee hat auch auf mich keinen wirklich positiven Eindruck gemacht.
„Darf ich morgen eigentlich wieder in die Schule?" fragt Lina und sieht mich mit großen Augen an. „Laut deinem Papa schon, aber sobald du merkst, dass es dir zu viel ist, rufst du mich an und ich komme dich abholen", antworte ich.
Morgen kommen meine Eltern von ihrer großen Reise zurück und haben uns sofort zum Essen eingeladen. Ich freue mich ja schon sie endlich wiederzusehen. Auch wenn sie nie wirklich hinter meiner Entscheidung nach London zu gehen standen, sind sie noch immer meine Eltern. Meine Eltern die ich vermisst habe.
„Ok. Holt mich Svenja wieder ab?"
Lina und meine beste Freundin haben ein sehr inniges Verhältnis. Daher habe ich auch nicht wirklich ein schlechtes Gewissen, wenn Lina nach der Schule häufiger bei Svenja ist.
„ Ja. Ich glaube sie hat schon etwas für den Nachmittag geplant."
Als ich am nächsten Morgen in die Klinik komme, scheint Niklas noch nicht da zu sein. Zumindest steht sein Auto nicht auf dem Parkplatz. Dafür sitzt die Freundin meiner besten Freundin schon hinter ihrem Schreibtisch.
„Guten Morgen Sophie", sage ich freundlich und bekomme ein Lächeln zurück als ich mein Büro aufschließe. So etwas wie Motivation verspüre ich heute überhaupt nicht. Doch ich muss mich an die Quartalsbilanzen machen. Ob ich will oder nicht. Es ist mein Job.
Um halb zehn klopft es an meiner Tür. Wie zu erwarten betritt Niklas grinsend mein Büro. Er scheint bester Laune zu sein.
„Hattet ihr beide gestern noch einen schönen Tag?", fragt er und kommt auf mich zu.
„Ja, wir waren noch im Park. Und du? War es nett mit Fee?"
„Ich weiß ganz genau, dass es dich nicht die Bohne interessiert was Fee und ich gemacht haben. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich hab nicht mit ihr geschlafen", flüstert er ehe er sich über mich beugt und mich küsst. Was soll das? Ich bin fest davon ausgegangen, dass das was wir hatten nur ein Ausrutscher war.
„Niklas, wir hatten eine schöne Nacht zusammen, aber das ändert nichts an deiner Verlobung mit Fee. Du wirst bald heiraten und ich würde das, was auch immer zwischen uns ist, nicht noch vertiefen. Das würde nicht nur mir am Ende weh tun, sondern auch unserer Tochter".
Niklas schließt resigniert die Augen und nickt kurze Zeit später. „Ja, du hast wahrscheinlich Recht. Dann störe ich dich besser nicht länger bei deiner Arbeit. Auf mich wartet auch die Visite".
Und dann ist er auch schon wieder verschwunden.
Gerade als ich konzentriert weiter arbeiten will, klingelt mein Telefon.
„Morgenstern", melde ich mich.
„Liebes, es ist so schön deine Stimme zu hören. Dein Vater und ich sind soeben gelandet und wollten fragen ob wir uns nicht schon heute treffen wollen. Wir würden so gern sehen wie ihr nun lebt". Meine Mutter klingt ganz gerührt.
„Von mir aus gern. Aber Lina ist nicht da. Sie fährt heute Nachmittag mit Svenja in den Zoo. Aber ihr könnt dennoch sehr gerne kommen".
„Sehr schön, liebes. Dann sind wir gegen drei Uhr bei dir. Die Adresse haben wir ja".
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