Kapitel 6
Kapitel 6
Als ich am nächsten Morgen aufwache, fühlt sich mein Kopf wie in Watte gepackt an. Mein Blick fällt neben mich, auf Taehyung, der einen Arm um mich geschlungen hat, schläft und mich in einem stetigen Rhythmus anatmet. Es stört mich nicht im Geringsten. Ich genieße seine Gesellschaft, die mir noch immer unwirklich erscheint und sehe ihn eine ganze Weile an. Sein Atem bereitet mir eine Gänsehaut und ich drücke mich tiefer in die Bettdecke hinein. Es erinnert mich sehr an den gestrigen Morgen, aber ich werde mich an seinen Anblick, sobald ich die Augen aufschlage, wohl nicht so schnell gewöhnen.
Tae sieht so friedlich aus, wenn er schläft. So sorglos und umwerfend. Seine Schönheit wird auch von unseren Fans verehrt und es ist unwirklich, dass dieser Mann mich gewählt haben soll. Aber wir stehen uns nahe und können wohl am ehesten verstehen, was der andere durchmacht und was für Schwierigkeiten unsere Berufswahl mit sich bringt. Außerhalb der Branche jemanden zu finden, der dieses Leben bereit ist, mit einem zu teilen, ist selten und fast unmöglich. Ich habe keine Ahnung, wie Namjoon das mit Sora bewerkstelligt hat. Bei mir selbst waren die Berühmtheit und die Aufmerksamkeit, die damit einhergehen, schon der Grund für eine gescheiterte Beziehung gewesen.
Taes Augenlider flattern auf, womöglich habe ich ihn geweckt, obwohl ich mich bemüht habe, leise zu sein. Sobald er mich sieht, zieht er mich fester in seine Arme, drückt mich an seine Brust und haucht mir einen Kuss auf den Schopf, in dem er anschließend seine Nase vergräbt.
„Guten Morgen", begrüßt er mich und ich bekomme eine Gänsehaut, als ich seine durch den Schlaf raue Stimme höre.
„Morgen", nuschle ich so an seine Brust gedrückt. Ich genieße jeden Moment davon und es ist wundervoll.
Tae streicht mir über den Rücken, drückt mir erneut einen Kuss auf den Kopf, arbeitet sich langsam die Seite zu meinem Ohr hinab. Ich ziehe meine Schulter hoch, weil es so kitzelt und muss lachen.
Tae kichert selbst, dicht an meinem Ohr.
„Kitzlig?", fragt er mit einem neckenden Unterton, doch ich antworte ihm nicht, ziehe ihn zu mir heran und küsse ihn.
So möchte ich jeden Tag aufwachen. Für immer.
„Ich geh mir kurz was zum Anziehen holen und mich frisch machen, ja?", flüstert mir Tae ins Ohr, nachdem wir eine Weile kuschelnd im Bett verbracht haben und nur unwillig stimme ich ihm zu. Auch ich kann eine Dusche gebrauchen und ich weiß, dass Tae sich unmöglich mit der Kleidung, die er gestern schon trug, heute wieder sehen lassen kann. Wie würde das aussehen? Nicht den anderen Mitgliedern von BTS gegenüber. Ihnen werden wir schon bald reinen Wein einschenken müssen, was da zwischen uns beiden läuft, aber wir sind noch immer in einem Fernsehformat!
Trotzdem halte ich Tae auf, als er versucht aufzustehen und drücke ihn fest an mich.
„Danke", murmle ich und weiß zunächst gar nicht, ob er mich gehört hat oder ob er versteht, was ich meine. Es ist auch egal, worauf er meine Dankbarkeit bezieht - alleine, dass ich ihn in meinem Leben wissen darf, ist mehr als eine so schwache Bekundung wert.
„Ich habe dir gesagt, wir machen das gemeinsam. Ich stehe zu meinem Wort."
Als Antwort drücke ich ihn noch fester.
Er lacht leise, hält mich seinerseits und seine Hand findet den Weg unter mein Shirt. Diese Berührung ist berauschend und lässt mein Herz schneller schlagen.
Vergessen sind alle Vorsätze aufzustehen.
_____⌂_⌂__⌂_____
Tae wartet in meinem Wohnzimmer auf mich, als ich aus dem Bad komme und mir die Haare trockenrubble. Er trägt eine kurze Hose und ein Shirt, was bei der Hitze, die heute vorausgesagt wurde, die bessere Wahl ist, im Gegensatz zu meiner Jogginghose, aber ich habe nichts anderes dabei. Bam liegt neben ihm auf dem Sofa, sein Kopf ist in Taes Schoß gebettet und er lässt sich ordentlich verwöhnen.
„Ihr verzieht ihn noch", durchbreche ich das idyllische Bild vor mir. Bams Kopf ruckt hoch, in meine Richtung und sofort steht er auf und trottet zu mir und auch Tae sieht mich an. Ich habe nichts dagegen, dass sie Bam streicheln, aber bei so viel Aufmerksamkeit, wie er hier bekommt, wird es schwierig werden, ihn wieder an andere Rhythmen zu gewöhnen, wenn er nur mich in der Nähe hat. Trotzdem wird mir klar, dass ich mich besser um Bam kümmern muss. Ich war in den letzten Monaten viel zu streng mit ihm.
„Irgendjemand muss ihn ja betüddeln, wenn du es nicht machst."
„Dafür hast du Tannie", gebe ich zurück. Yeontan ist süß und putzig und bei seiner Größe machen ein paar Macken sicher nichts aus - Bam hat aber ein ordentliches Gewicht und ohne Erziehung geht es bei ihm nicht.
„Ach, ich wünschte, Tannie wäre hier!" Tae lässt sich nach hinten in das Sofapolster fallen, schaut unglücklich an die Decke und zieht einen Schmollmund.
„Du siehst ihn doch bald wieder." Ich werfe mein Handtuch auf eine der vielen Kameras und treffe sie sogar. Es wird nicht viel bringen, nur eine Kamera von vielen abzudecken, aber die Nachricht, die ich an die Crew schicke, ist eindeutig: Jetzt ist Zeit nur für uns.
Dann schlendere ich zu Tae und setze mich rittlings auf seinen Schoß. Ein wenig erschrecke ich mich selbst über meinen plötzlichen Mut, doch wir sind hier unter uns und so lange, wie ich es kann, will ich das genießen, was sich zwischen uns entwickelt.
Tae keucht überrascht auf, fängt sich aber rasch, hält mich am unteren Rücken und zieht mich so vollständig auf seine Beine, dass ich bequemer sitze.
„Wenn du so weitermachst, dann kommen wir hier heute nicht mehr raus", brummt Tae und ich merke, wie er nur schwer meinen Annäherungsversuchen widerstehen kann.
„Vielleicht war das der Plan?", hauche ich gegen seine Lippen, doch Tae klappst mir leicht auf den Hintern, was mich überrascht zusammenzucken lässt.
„Keine Chance. Du wirst dich hier nicht weiter verstecken."
Es ist unheimlich, wie gut Tae mich kennt und durchschaut.
„Na los, lassen wir uns bei den anderen sehen."
Ich rühre mich nicht, auch nicht, als Tae versucht, mich von seinem Schoß zu ziehen.
„Was ist los?"
Jetzt, da ich so kurz davor bin, die anderen wiederzusehen, da sich so vieles geändert hat, bin ich nervös.
„Meinst du, sie nehmen es gut auf? Das mit uns beiden?" Ich muss es nicht erst mit Tae besprechen, damit ich weiß, dass wir mit den anderen Bangtanmitgliedern über unsere Beziehung reden werden, sobald wir alle beisammen sind. Ich möchte kein Versteckspiel mit ihnen und gleich von Anfang an ehrlich zu ihnen sein.
Tae lässt sich einen Moment Zeit mit seiner Antwort, befeuchtet seine Lippen, bevor er spricht. Diese vertraute Geste nimmt mir ein wenig von meiner Befangenheit.
„Kookie, Jimin weiß bereits Bescheid und Namjoon denke ich auch. Meinst du Hoseok, Seokjin oder Yoongi werden etwas dagegen haben? Wohl kaum."
Tae klingt so sicher, dass ich ihm glaube und letztlich seufzend von seinem Schoß rutsche.
Ich fasse einen Entschluss. Das, was zwischen mir und Tae passiert, wird uns als Gruppe nicht beeinträchtigen. Daran glaube ich fest und das werde ich den anderen verständlich machen. Ohne Tae würde ich nicht einmal an eine Zukunft mit mir und BTS glauben. Ich habe ihm viel zu verdanken.
„Na dann los", murmle ich, halte ihm meine Hand hin, die er ergreift und unsere Finger miteinander verschränkt.
Mit Tae an meiner Seite fühle ich mich sicher und unterstützt und ich weiß, dass das Gespräch mit den anderen nicht so furchtbar sein wird, wie ich es mir ausmale. Wir kennen uns seit Jahren, sind Brüder, eine Familie. Sie haben mich bisher nicht verstoßen, als ich ein Dummkopf war und mir Dinge eingeredet habe, die nicht stimmten und sie werden mich jetzt auch nicht verurteilen, weil ich mein Herz an Tae verloren habe.
Trotzdem bleibt ein kleiner Rest Unsicherheit, der in meinem Bauch grummelt und den ich nicht loswerde.
„Wieso bist du so nervös?" Tae streicht mit seinem Daumen über meinen Handrücken, drückt meine Hand. „Es wird schon alles gut gehen."
Mehr als ein Nicken bringe ich nicht zustande und die Aufregung brodelt immer höher, je mehr wir uns dem Haus nähern, indem die anderen bereits ihren Tag begonnen haben, schließlich ist es bereits um die Mittagszeit.
„Hey." Wir bleiben stehen, ein paar Meter von der Eingangstür entfernt. Tae lässt meine Hand los, umfasst mit beiden Händen meinen Kopf und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. „Du wirst schon sehen, es wird alles gut."
Höre ich da Nervosität aus seiner Stimme heraus?
„Ich weiß", krächze ich, höre selbst, wie unsicher ich klinge und räuspere mich. Taes Hand findet seinen Weg erneut in meine.
Wir überwinden die letzten Meter bis zur Tür, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen. Ein letztes Mal atmete ich tief durch, ehe ich mir die Schuhe von den Füßen trete, die Tür aufschiebe und mit Tae an meiner Seite das Haus betrete.
„Hey", werfe ich in den Raum und sofort ist es mucksmäuschenstill im Haus, wo vorher noch Lachen aus dem Wohnzimmer zu uns schallte. Es ist eine seltsame Atmosphäre, die hier herrscht. Hoseok steht in der Küche, mitten im Geschirrspülen erstarrt, kaum dass er Tae und mich sieht. Jimin und Seokjin drängen sich in der Tür zum Wohnzimmer gegeneinander und sehen uns aus großen Augen an. Namjoon beugt sich über die Brüstung der Galerie über uns, hat seine Lesebrille auf der Nase und war sicherlich zuvor in ein Buch vertieft. Yoongi sitzt am Esszimmertisch und scheint sein Essen über unseren Anblick vergessen zu haben. Alle sehen mich an, wie ich mich an Taes Arm klammere. Nein, sie starren regelrecht und es herrscht eine unangenehme Stille im Raum.
Seokjin zieht nachdenklich eine Schnute, Namjoon schaut prüfend von einem Bandmitglied zum nächsten, doch es ist Jimin, der dafür sorgt, dass sich die Schockstarre der anderen schlagartig löst.
„Ach, da seid ihr ja endlich! Ich habe schon gedacht, dass ich euch wieder aus dem Bett werfen muss." Jimin drückt sich an Seokjin vorbei, kommt mit ein paar großen Schritten heran und legt seinen Arm um meine Schulter, zieht mich somit von Tae weg, als sei es das Natürlichste auf der Welt, dass er mich so begrüßt. Was es nicht ist. Seitdem sie hier sind, halten sie Abstand zu mir, was vermutlich an meiner Reserviertheit ihnen gegenüber liegt. Doch jetzt lasse ich es zu, dass er mich in seine Arme nimmt. Ich will wieder ein Teil dieses Teams sein. Dazu gehört es, sie auch wieder körperlich an mich heranzulassen. Ebenso emotional. Daran werde ich arbeiten müssen.
„Habt ihr Hunger?", höre ich Hoseok aus der Küche fragen, der offensichtlich seine Fassung wiedergefunden hat. „Es ist noch was übrig."
„Gern", gebe ich zurück und in seinem Lächeln kann ich Erleichterung sehen. Woher sie kommt, das weiß ich nicht. Womöglich ist er einfach froh, etwas zu tun zu haben.
Namjoon kommt zu uns in die untere Etage und wir setzen uns an den Tisch. Es dauert nicht lange, da hat sich ganz Bangtan dort eingefunden. Vor mir und Tae stehen je eine Schüssel mit Reis und eine mit angebratenem Fleisch. Es riecht köstlich und gleichzeitig bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt einen Bissen hinunter bekomme, weil ich so nervös bin. Doch ich versuche es dennoch, weil es zu ignorieren unhöflich wäre und es schmeckt wirklich gut, als ich es probiere.
„Also... Du und Tae?", fragt Yoongi und prompt verschlucke ich mich. Er war nie ein Freund großer Worte und kommt oft schnell auf den Punkt. Trotzdem trifft mich diese Frage unvorbereitet.
„Mh-hm", brumme ich schüchtern, kann ihm nicht in die Augen sehen, doch ich zwinge mich, immerhin in seine Richtung zu blicken.
Yoongi nickt und isst weiter.
Das ist alles.
Als hätte Yoongi für alle Anwesenden das Urteil gefällt, nicken auch sie und offenkundig bedarf das Thema für sie keiner weiteren Klärung.
Aus großen Augen sehe ich Yoongi an, Jimin steht auf und schließt unterdessen Tae in seine Arme.
„Ich bin froh, dass ihr es den anderen jetzt schon sagt. Es war so schwer, mich nicht zu verplappern!"
„Du weißt es schon länger?" Seokjin klingt verletzt, als er diese Eröffnung hört und ich kann es verstehen. Er war zwischenzeitlich mein einziger Kontakt zu Bangtan gewesen. Er der älteste, ich der jüngste der Gruppe. Wir haben eine ganz besondere Beziehung. Und jetzt erfährt er es nicht einmal vorab von mir, sondern mit allen zusammen. Fest nehme ich mir vor, das wieder gut zu machen. Ihn vielleicht demnächst zum Essen einzuladen oder so.
„Erst seit gestern. Ich habe Tae gesucht und ihn schließlich in Kookies Bett gefunden."
Ich spüre, wie meine Wangen heiß werden, weil er es vor versammelter Mannschaft so ausbreitet. Doch Namjoon rettet mich.
„Mit dem Management habt ihr noch nicht gesprochen, oder?"
Ich schüttle den Kopf. Sie werden es wissen, das mit Tae und mir, weil hier alles kameraüberwacht ist. Das wird der Grund gewesen sein, wieso sie gestern zu uns kamen und so lange geklopft hatten, bis Tae ihnen öffnete. Trotzdem sollten wir es ihnen persönlich mitteilen. Womöglich arbeiten sie in diesem Moment Notfallpläne aus, wie mit der neuen Situation umzugehen ist und mir wird flau im Magen, bei dem Gedanken daran, was die Agentur wohl von Taes und meiner Verbindung halten mag.
„Sie kamen gestern zu uns. Ich habe sie vertröstet. Nichts kann so wichtig sein, dass es gestern hätte geklärt werden müssen", erzählt Tae.
Namjoon runzelt die Stirn. „Dann lasst mich bei dem Gespräch dabei sein. Vielleicht kann ich die Wogen glätten."
Ich bin froh, dass Namjoon uns unterstützt. Mit ihm an unserer Seite fühle ich mich gestärkt und ich weiß, dass nicht viel schiefgehen kann. Er ist der Anführer von Bangtan und seine Stimme hat ein gewisses Gewicht.
„Es kann ja nicht allzu schlimm sein, wenn sie jetzt nicht wieder auf der Matte stehen", kommentiert Seokjin und ich merke, dass er seine Kränkung hinuntergeschluckt hat und einen Schritt auf uns zu geht. „Oder sie sind vor Schreck tot umgefallen."
Ich muss lachen, weil diese Vorstellung so absurd ist und Seokjin stimmt mit ein. Wir haben als Gruppe viele Krisen hinter uns gebracht und unser Management gleichermaßen. Wahrscheinlich kann sie kaum noch etwas erschüttern.
Allerdings könnte die Beziehung zwischen zwei Gruppenmitgliedern zum Exitus einiger Verantwortlichen ausreichen.
Tae lässt seinen Blick durch die Runde schweifen, von einem Mitglied zum nächsten, als wir uns wieder beruhigt haben.
„Also haben wir eure Unterstützung?"
Ich versteife mich ein wenig, meine Nervosität ist mit einem Schlag zurück, doch Hoseoks Schnauben nimmt mir die plötzlich aufgekommene Anspannung.
„Ich glaube nicht, dass wir darüber reden müssen. Was für eine Frage." Tatsächlich verdreht er seine Augen.
Es kribbelt in meinem Bauch, als ich meine Freunde der Reihe nach ansehe. Sie wirken wohlwollend, grinsen uns an. Niemand zeigt die geringste Spur von Ablehnung und pure Erleichterung durchflutet mich.
Ich bin glücklich, sehe die gemeinsame Zukunft mit Bangtan. Ich glaube kaum, dass unser Management uns Steine in den Weg legen wird, wenn die ganze Gruppe zusammenhält.
Erst als mich alle anstarren, merke ich, dass etwas nicht stimmt.
„Was?"
„Mach weiter", ermutigt mich Tae, greift nach meiner Hand, doch ich habe keinen Schimmer, was er meint und sehe ihn verwirrt an.
„Du summst. Es war wunderschön."
„Oh." Mir wird bewusst, was er meint. Ich habe nicht darauf geachtet, weil Musik so selbstverständlich zu mir gehört, dass ich es teilweise nicht einmal mitbekomme, wenn ich Melodien vor mich hin träller. Wie hatte ich nur die ganze letzte Zeit ein Teil meines Selbst so verleugnen können?
„Ich - ähm - ja, also...", stottere ich, bekomme keinen ganzen Satz heraus, doch sie haben auch so verstanden, was ich versuche von mir zu geben. Jimin, der bis eben dicht an Taes Seite stand, fällt mir in die Arme und drückt mich.
„Ich kann es kaum glauben!", freut er sich und wischt sich mit einer Hand über das Gesicht.
„Hyung - weinst du etwa?", frage ich panisch nach. Es ist mir ein Graus, wenn es meinem Team schlecht geht. Ich ernte einen leichten Klaps auf meine rechte Schulter.
„Ich freue mich nur so, dass du es endlich selbst siehst!"
So direkt darauf angesprochen zu werden, dass ich mir die ganze letzte Zeit etwas vorgemacht habe, ist mir unangenehm und ich weiß nichts darauf zu erwidern. Doch Tae ist da.
„Jungkook braucht noch Zeit", er drückt aufmunternd meine Hand, „und wir werden uns auch etwas für Konzerte in der Zukunft überlegen müssen. Seine Schulter ist hin, da gibt es nichts zu rütteln."
Kurz herrscht betretenes Schweigen. Es ehrt und entsetzt mich gleichermaßen, dass er bereits von Konzerten spricht. Auch ich vermisse sie und ich will wieder auf der Bühne stehen, doch es ist noch viel zu früh, um konkrete Pläne zu schmieden.
„Dann tanzen wir eben nicht mehr so viel. Wir werden alle nicht jünger", schlägt Namjoon vor.
„Ich bin dafür", brummt Yoongi und damit ist auch dieses Thema vom Tisch. Nur Hobi zieht eine Schnute und auch Jimin sieht nicht allzu begeistert aus. Ihnen als Tänzer passt der Vorschlag nicht so recht, aber das sind Dinge, die sich entwickeln und die wir klären werden. Dafür werden wir eine Lösung finden, doch das muss nicht heute sein.
Ich könnte mir für meine Schulter eine zweite Meinung einholen und wäre bereit es auch zu tun. Wenn man den richtigen Spezialisten findet, der sich an eine Operation herantraut, wäre das womöglich eine Option, die ich mir überlegen könnte. Nur weil der erste Arzt meinte, eine Operation sei unmöglich, muss das nicht zwangsläufig auch so sein.
„Möchte jemand beim Karaoke mitmachen?", fragt Seokjin, lockert die Stimmung auf, wie nur er es kann, aber sofort liegt die Aufmerksamkeit schon wieder bei mir. Sie können sich alle an meine Reaktion vom letzten Karaokeabend erinnern.
Ich bemühe mich um eine möglichst positive Miene und Antwort.
„Wieso nicht?"
_____⌂_⌂__⌂_____
Noch am Nachmittag sitzen wir mit unseren Managern zusammen und versuchen, die neuesten Ereignisse zu klären und für alles eine Lösung zu finden. Im Endeffekt sitzt nicht nur Namjoon bei uns, sondern ganz Bangtan und ich finde es gut, dass sie alle dabei sind. Schließlich geht es hier nicht nur um mich und Tae, sondern um die Zukunft und Konsequenzen für die ganze Gruppe.
Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass unsere Manager erfreut über die Beziehung zwischen mir und Taehyung sind, aber sie wünschen uns alles Gute und ich weiß, dass ihre Bedenken unsere Karriere und das Bild, das wir in der Öffentlichkeit haben, betrifft. Auch einige der Jungs äußern Zweifel und ich verstehe es.
Fürs Erste werden wir schweigen, unsere Beziehung so gut es geht geheimhalten und das nagt an mir, auch wenn ich die Gründe dafür verstehe und mit der Vorgehensweise einverstanden bin. Alleine die Rückkehr mit uns allen wird heiß erwartet, da wäre der Skandal, den wir auslösen würden, ungünstig. Zumindest müssen wir uns im engsten Kreis nicht verleugnen und mit diesem Kompromiss kann ich vorerst leben.
Wer weiß, vielleicht müssen wir in ferner Zukunft nicht einmal mehr aussprechen, was das zwischen uns beiden ist, wenn sich bereits alle an Auftritte mit uns beiden als Einheit gewöhnt haben. Soll ARMY es vorläufig unter Fanservice verbuchen.
„Was bedeutet das alles für die Zukunft der Gruppe?" Einer der Manager fixiert mich mit seinem Blick. Er sieht freundlich aus, doch er ist gut in seiner Arbeit und weiß, was er will. Ich weiß, was er jetzt hören muss und ich werde es ihm geben.
„BTS bleibt. Ich möchte weitermachen, Lieder einsingen, Konzerte geben. Ich werde es probieren und alles daran setzen, es möglich zu machen." Ich sehe dem Manager fest in die Augen und er nickt, scheint zufrieden mit meiner Antwort zu sein.
„Wir bekommen das hin. Gemeinsam. Wie wir es immer tun. OT7", schließt Namjoon das Thema ab.
Gesanglich mag ich eingerostet sein, doch ich bin optimistisch, wieder auf der Bühne stehen zu können. Nicht gleich, aber vielleicht schon bald, mit genug Training und Übung.
Einer der Manager kümmert sich auch gleich - mit meinem Einverständnis - um einen Psychologen, der hierherkommen und noch am Nachmittag mit mir reden wird. Ich weiß, dass ich vieles aufarbeiten muss und bin dankbar für die Unterstützung, auch wenn ich dem trotzdem mit Bauchschmerzen entgegensehe. Den letzten Arzt habe ich einfach sitzen gelassen, als er mir Dinge offenbarte, die ich nicht hören wollte.
Doch es hat sich etwas geändert. Ich sehe ein, dass ich krank bin, Hilfe brauche und ich will, dass es sich ändert.
_____⌂_⌂__⌂_____
Eigentlich war der Aufenthalt hier im Wald nur noch für heute angesetzt, doch alle wissen, dass ich mehr Zeit zum Heilen brauche und sie geben sie mir. Geben mir die Ruhe, über alles nachzudenken und wir verlängern unseren Urlaub, auch auf Anraten meines Psychologen, mit dem ich noch am selben Tag rede. Zusammen Zeit verbringen, ohne Kameras, ohne Druck. Nur wir sieben. Wieder zusammenwachsen und genießen, was ich mit ihnen habe, was ich mit Taehyung habe.
Es muss einiges umgeplant werden, jetzt, da wir unseren Aufenthalt hier verlängern, aber das Team macht es ohne zu zögern möglich.
Trotzdem bekomme ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran denke, wie enttäuscht ARMY sein muss, nicht diese Häuser hier betreten zu können, obwohl sie es seit Monaten gebucht haben. Yoongi bemerkt als Erster, dass ich Trübsal blase und rückt mir gleich den Kopf zurecht.
„Du musst jetzt an dich denken, Jungkook. Nimm dir die Zeit, die du brauchst und denke nicht an andere. Ja, sie mögen jetzt enttäuscht sein, doch sie wären es noch mehr, wenn sie uns diese Zeit nicht zugestehen und dann mitbekommen, was alles daran gehangen hat. Sie werden es verstehen, irgendwann."
Ich weiß, dass er recht hat, aber das Gefühl, unsere Fans enttäuscht zu haben, bleibt. Ich kann mich nicht daran hindern, im Internet zu gucken, was ARMY dazu sagt. Seit Wochen brodelt die Gerüchteküche, wann unser Comeback sein wird, schließlich haben wir alle den Militärdienst beendet. Es ist kompletter Irrsinn, jetzt schon nach neuen Liedern zu fragen, wir haben bislang keine einzige Zeile eingesungen, geschweige denn getextet.
Schon bald stoße ich auf Kommentare von ARMY, die sich darüber enttäuscht äußern, dass ihr Besuch hier abgesagt wurde. Es tut mir leid für sie und ich überlege kurz, eine entsprechende Antwort zu tippen, doch egal, was ich schreiben würde, es würde Aufmerksamkeit auf die Situation lenken und das will ich auf keinen Fall.
Stattdessen begnüge ich mich mit einem einfachen, kurzen Text, den ich poste und sofort wird von den Fans darunter kommentiert. Sie stürzen sich auf dieses seltene Lebenszeichen von mir, egal wie kurz es ist und überrumpelt von der Resonanz, lege ich das Telefon wieder zur Seite und fahre mir durch die Haare. Ich habe keine Ahnung, wieso ich mich bei ihnen gemeldet habe. Es fühlte sich richtig an und so, als wäre ich ihnen etwas schuldig. Vor allem den Fans, die meinetwegen auf ihren Ausflug hierher verzichten müssen.
Bis ich mit ARMY wieder ungezwungen umgehen kann, wird es wohl auch noch dauern, aber ich habe heute den ersten Schritt dahin getan.
_____⌂_⌂__⌂_____
Mir geht es besser, seit ich mir eingestehe, dass ich krank bin.
Die Jungs unterstützen mich, so gut sie können, aber das meiste muss von meiner Seite aus kommen und dessen bin ich mir bewusst.
Jeden Tag habe ich Gespräche mit meinem Psychologen und es ist anstrengend. Sich selbst Fehler und Unzulänglichkeiten einzugestehen ist kräfteraubend und ich bin froh, dass meine Freunde an meiner Seite sind und ich meine Energie an Taehyungs Seite wieder aufladen kann.
Die anderen haben privat einiges zu regeln und deswegen fahren sie abwechselnd für wenige Tage zurück nach Seoul, doch es bleiben immer mindestens zwei von ihnen bei mir, sodass ich nicht alleine mit mir und meinen Gedanken bleibe. Die meiste Zeit geht es mir gut, doch wenn ich drohe, wieder in ungesunde Verhaltensweisen abzurutschen, ist immer jemand da, der aufpasst, dass ich mich nicht isoliere oder etwas esse.
Trotzdem wäre es mir lieber, wenn wir die ganze Zeit zu siebt wären. Das Haus wirkt seltsam leer, als zunächst Namjoon und Hoseok für zwei Tage fehlen und anschließend Jimin für drei Tage fortgeht.
Tae muss auch noch mal zurück nach Seoul und das ist eines der Vorkommnisse, das mir schwerfällt und mit dem ich schlecht zurechtkomme, als er kurz nach Jimin wegfährt. Er hat Termine, darunter ein wichtiges Shooting für eine große Zeitschrift, die sich nicht verschieben lassen und ich verstehe es. Es ist vor Monaten ausgemacht worden und doch ziept es in meiner Brust, als ich dem Auto hinterhersehe, in das er gestiegen ist und mich auf der Lichtung zurücklässt. Auch wenn ich weiß, dass es ihm ebenso schwerfällt, zu gehen, wie mir hierzubleiben, ist es nur ein geringer Trost.
„Er ist doch nicht lange weg", versucht mich Seokjin zu trösten und ich weiß seine Bemühung sehr zu schätzen. Er legt seinen Arm um meine Schulter, drückt mich an seine Brust und dirigiert mich zurück in Richtung des Haupthauses. Kurz überlege ich, dem Auto und somit Tae mit meinem Wagen zu folgen, doch ich halte mich zurück. Es bringt nichts, so an Taes Seite zu kleben und ich habe hier meine täglichen Termine mit meinem Arzt. Die werde ich nicht verschieben.
Tae hat sein Telefon dabei und ich kann ihn jederzeit erreichen, wenn ich ihn brauche, das hat er versprochen. Jetzt werde ich erst einmal Zeit mit Seokjin verbringen und aufholen, was wir miteinander verpasst haben.
_____⌂_⌂__⌂_____
Es ist mir ein Rätsel, wie ich den Tag ohne Tae ertrage.
Der Pool kann, trotz der Sommerhitze, meine Aufmerksamkeit nicht lange fesseln und Seokjin, der im Wohnzimmer ein Konsolenspiel zockt, kann damit mein Gedankenkarussell auch nicht lange aufhalten.
Eine kurze Trainingseinheit mit Namjoon bringt mich körperlich an meine Grenzen, sodass ich zwar physisch erschöpft, aber mental hellwach bin.
Ich beschließe, bei Yoongi vorbeizusehen, der sich in seinem Wohnwagen verkrochen hat und sich seit heute früh nicht mehr hat blicken lassen. Zögerlich klopfe ich an und als keine Antwort kommt, öffne ich langsam die Tür.
Er sitzt im abgedunkelten Camper, hat Kopfhörer auf den Ohren, aber er bemerkt es, als ich die Tür öffne. Erschreckt zucke ich zusammen, als Licht auf ihn fällt und ich ihn besser erkennen kann. Seine Augen sind gerötet und er zieht die Nase hoch. Es ist deutlich, dass er geweint hat. Müde schüttelt er seinen Kopf, als Zeichen, dass er in Ruhe gelassen werden will und ich akzeptiere das. Yoongi macht Dinge oft mit sich selbst aus. Leise schließe ich die Tür und werde sehen, ob ich etwas Zeit mit Bam verbringen kann.
_____⌂_⌂__⌂_____
Heute setze ich mich nach dem Mittagessen mit meinem Buch ein letztes Mal hin und lese. Mir fehlen nicht mehr viele Seiten, ich bin froh über diese Ablenkung, die es mir bietet und ich möchte es endlich beenden.
Tae fehlt mir fürchterlich, aber die Zeit mit den anderen zu verbringen, tut mir gut. Wir verfallen in einen Rhythmus, der mich an alte Zeiten erinnert und der Umgang, den wir miteinander führen, ist unbeschwert. Nachts alleine im Bett zu liegen ist dennoch eine Herausforderung für mich. Meine Gedanken kommen nicht zur Ruhe und ich schlafe nur wenig. Mein Arzt hat mir Schlaftabletten deswegen gegeben und sie helfen.
„Oh. Hast du das Buch noch immer nicht fertig?", höre ich Namjoon neben mir, habe gar nicht mitbekommen, dass er sich genähert hat und zucke zusammen.
„Ich bin fast durch", murmle ich, lasse meine Augen über die letzte Zeile der Seite gleiten und blättere um.
„Vielleicht solltest du es lieber lassen."
Da ist etwas in seiner Stimme, was mich aufsehen lässt. Ein Unterton, den ich nicht einordnen kann, doch seine Miene ist unergründlich und gibt mir keinen Aufschluss.
„Wieso?"
„Ich... Das Ende könnte dir nicht gefallen."
Ich runzle die Stirn. Wieso gibt er mir ein Buch zum Lesen, wenn er weiß, dass ich es nicht mögen würde? Ich bin fast durch mit der Geschichte, die letzten beiden Kapitel schaffe ich jetzt auch noch.
Zehn Minuten später weiß ich, was Namjoon meint, der bereits das Weite gesucht hat und nirgends zu sehen ist. Es brodelt in mir, als mich die Erkenntnis trifft.
Er hat mir ein Buch zum Lesen gegeben, in dem die Protagonistin die ganze Zeit gelogen hat!
Meine erste Reaktion ist Wut und so feuere ich das Buch einmal quer durch den Raum. Es rutscht sogar über die Brüstung und landet mit einem dumpfen Geräusch im Erdgeschoss auf dem Boden, wo es glücklicherweise niemanden trifft.
Namjoon hat mir vor Tagen einen Spiegel vors Gesicht gehalten und ich habe es nicht bemerkt!
„Jungkook?", höre ich es aus der Etage unter mir. Ich stehe auf, stapfe die Treppe mit einer Wucht hinab, die mich selbst überrascht, doch in mir kocht die Wut. Ich ignoriere Seokjin, der mich aus großen Augen ansieht und stiefle weiter zur Tür.
„Was ist los?", will er wissen, hebt seine Hand um mich aufzuhalten, doch ich wische sie grob weg.
„Frag das unseren werten Anführer!", gifte ich ihn an. Es tut mir fast im selben Moment leid, wie ich ihn behandle, doch ich will jetzt allein sein. Streife mir die Schuhe über und verfalle in einen Trab.
Joggen, das ist jetzt genau das Richtige, um mich wieder zu sammeln.
Ich laufe Runde um Runde, immer um die Lichtung herum, bekomme am Rand mit, wie die Mitglieder von Bangtan sich zusammensetzen und eine Krisensitzung abhalten. Meinetwegen.
Am Campingwagen falle ich erschöpft auf einen der Stühle und versuche, zu Atem zu kommen.
Meine Wut ist längst verraucht und Resignation gewichen. Namjoon hat sicher mit seinem Handeln keine bösen Absichten verfolgt, hat mir nur helfen wollen, das zumindest kann ich sehen. Ich sollte ihm dankbar sein - ihnen allen! - dass sie mich nicht aufgegeben haben und sich um mich bemühen. Doch es fällt mir schwer, diese Dinge anzunehmen, auch wenn ich es möchte. So unvermittelt mit meinen Problemen konfrontiert zu werden, hat mich überfordert und ich bin, wie so oft, vor ihnen weggelaufen. Wenn ich auf jemanden wütend sein sollte, dann auf mich, nicht auf Namjoon. Er hat nichts Falsches getan.
Ich sehe auf, als sich mir Schritte nähern. Es ist Namjoon, der wenige Meter neben mir stehenbleibt und unsicher zu mir sieht. Alleine das ist ein Anblick, der mir die Brust zuschnürt. Sonst ist er eine wichtige Stütze für mich, weiß immer Rat und ihn so verunsichert dort stehen zu sehen, passt nicht in das Bild, das ich von ihm habe.
„Es tut mir leid", eröffnet er mir und schließt die letzten Meter zu mir auf.
Ich schüttle vehement den Kopf, hatte mittlerweile genug Zeit zum Nachdenken und weiß, dass er nur helfen wollte. Wenn auch auf eine Art und Weise, die nach hinten losgegangen ist, weil ich überfordert gewesen bin.
„Das muss es nicht. Mir tut es leid, wie ich reagiert habe", murmle ich noch und Namjoon zieht einen Stuhl neben mich und setzt sich.
„Tae wird bald da sein."
Im ersten Moment denke ich, dass ich mich verhört habe, doch Namjoons ernste Miene zeigt mir, dass dem nicht so ist. Tae soll eigentlich erst morgen wiederkommen.
„Wir haben ihn angerufen. Es war eine schlechte Idee zu gehen und dich hier zurückzulassen." Ich will widersprechen, doch Namjoon lässt mich nicht. „Sein Shooting ist fertig und er ist schon auf dem Weg zurück. Er hat nicht mit sich reden lassen."
„Danke."
So schrecklich ich es finde, dass er meinetwegen seine Planung durcheinander wirft, so dankbar bin ich dafür, dass er bald hier sein wird.
_____⌂_⌂__⌂_____
Am Abend trifft Tae endlich wieder im Wald ein und schiebt sich vorsichtig an Bam vorbei in mein Schlafzimmer. Ich habe den Tag früh beendet und liege schon im Bett, aber schlafen kann ich nicht. Zu viele Gedanken kreisen in meinem Kopf und ich komme nicht zur Ruhe. Schlaftabletten wollte ich nicht nehmen, womöglich hätte ich dann Tae überhört und das möchte ich auf keinen Fall.
„Hey."
Ich antworte ihm nicht, setze mich auf und ziehe ihn in eine Umarmung, die ich dringend gebraucht habe. Ohne, dass ich es verhindern kann, fange ich an zu weinen. Tae streicht mir über den Rücken und es dauert eine ganze Weile, bis ich mich beruhigt habe.
„Ich bin wieder da. Und ich bleibe auch und gehe nicht mehr."
Dass Tae an meiner Seite ist, macht alles besser, wenn auch nicht einfacher.
Ich werde Zeit zum Heilen brauchen. Aber Tae ist da und liebt mich, wenn ich es selbst nicht kann und das ist eine große Stütze. Ich weiß, dass ich mich nicht so an ihn klammern darf. Doch für heute erlaubt er es mir.
_____⌂_⌂__⌂_____
Wehmütig sehe ich ein letztes Mal zu den drei Häusern zurück, die die vergangenen drei Wochen mein Zuhause gewesen sind. Hier ist so viel geschehen, dass es mich fast körperlich schmerzt, zu gehen.
„Na komm, Kookie." Es ist Tae, der mir seine Hand hinhält und der mich dazu bringt, dass ich meinen Blick von der Lichtung löse. Ich atme tief durch und verschränke meine Finger mit seinen, versuche mich an einem Lächeln.
„Ich werde die Zeit hier vermissen."
„Ich weiß." Tae grinst schief. „Ich auch."
Ich habe keine Ahnung, ob wir je wieder hierherkommen werden. Dieser Ort ist ein wichtiger Schritt zur Einsicht und Heilung für mich gewesen. Ich weiß nicht, ob ich wieder hierherkommen möchte. Ob ich an diese, für mich schwierige, Zeit erinnert werden möchte. Dabei liegt noch viel Arbeit vor mir. Viele Therapien. Physisch sowie psychologisch.
„Ich bin froh, dass Hoseok dich überzeugen konnte, doch noch hierherzukommen", meint Tae wie beiläufig und drückt meine Hand.
„Ich auch."
So viel habe ich meinen Bandkollegen zu verdanken. Eine Menge wertvolle Erinnerungen und Erfahrungen und ich hoffe, es werden bald viele weitere dazu kommen.
Tae und ich gehen Hand in Hand zu meinem Auto, mit dem wir gemeinsam zurück nach Seoul fahren werden.
Ich drehe mich nicht mehr um, greife Bam am Halsband und steige ein.
_____⌂_⌂__⌂_____
Ende.
_____⌂_⌂__⌂_____
Liebes Leserudel!
Ich wollte mich an dieser Stelle ganz herzlich für euer Feedback und die Votes bedanken. Natürlich interessieren mich auch eure Gedanken zu dem Abschluss dieser Geschichte. Dieser Austausch mit euch macht mir wahnsinnigen Spaß!
Diese FF fiel mir beim Schreiben alles andere als leicht und ich bin glücklich, dass ihr sie mögt :)
Kritik ist ebenfalls sehr gern gesehen. Ich möchte mich verbessern und ohne Kritik ist das schwer möglich.
Wenn ihr wollt, dann lesen wir uns wieder. Ich arbeite derzeit an zwei Geschichten, allerdings sind beide noch weit davon entfernt, fertig zu sein (Ich versuche mein Profil dahingehend aktuell zu halten).
Liebe Grüße!
Witch
Nachtrag:
Auf Grund der erhöhten Nachfrage: Bei dem Buch, das Jungkook liest, handelt es sich nach meiner Planung um "We were Liars. Solange wir lügen." von E.Lockhart.
Ich wollte den Buchtitel eigentlich nicht erwähnen, da er an sich schon spoilert - wer weiß, vielleicht liest Jungkook ja eine spoilerfreie Alternative? - aber ihr fragt immer wieder nach :) Glückwunsch, jetzt könnt ihr das Buch nicht mehr unvoreingenommen lesen xD
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro