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Kapitel 1

Kapitel 1

Juli 2025

Ich weiß wirklich nicht, ob ich das kann.

Das Telefon in meiner Hand zittert. Nein, das ist nicht wahr - es ist meine Hand, die unkontrolliert bebt und ich kann es nicht abstellen, so sehr ich es versuche.

Die E-Mail ist vor ein paar Sekunden eingetroffen und erschüttert mich bis ins Mark.

Unverbindliche Anfrage' steht da. Es sind nur zwei kleine Worte, die mich so aus der Fassung bringen.

Ich weiß, dass sie keinen Druck aufbauen wollen, aber es kommt bei mir ganz anders an.

Ich lasse das Handy achtlos neben mir auf das Sofa fallen, stehe auf und schlurfe zur Küche. Alkohol, das ist jetzt genau das Richtige.

Bam trottet hinter mir her, will vermutlich etwas zu futtern abgreifen.

Seit dem Zwischenfall ist er das einzige Lebewesen, dass ich wirklich an mich heranlasse. Er kann nicht reden, urteilt nicht und ist stets für mich da.

Nein, das stimmt nicht ganz, Seokjin ist neben Bam der Einzige, den ich in meine Wohnung lasse. Er ist oft hier, versucht zu retten, was von meinem angeknacksten Selbstbewusstsein übrig ist, aber das ist keine leichte Aufgabe und ich merke, dass es ihn immer mehr anstrengt, auch wenn er es versucht nicht zu zeigen.

Von Seiten Bighit besteht ein großes Interesse daran, dass wir wieder als BTS zusammenkommen. Dass wir erneut zusammen auf der Bühne stehen, für ARMY, unsere wunderbare Fanbase zurückkehren, so, wie wir es damals fest versprochen hatten, wenn wir alle unseren Militärdienst beendet haben.

Es gab einen Plan, der vorher ausgearbeitet worden war und an den wir uns alle halten wollten. Unsere Verträge laufen noch bis nächstes Jahr und alleine deshalb, bin ich dazu verpflichtet, bei allem mitzumachen, was sie mir vor die Nase setzen.

Doch Bighit ist mir gegenüber nicht so knallhart. Sie sagen, ich soll mich auf meine Therapie konzentrieren, was ich anfangs auch gemacht habe. Bislang haben sie mich mit Anfragen für Drehs und und weitere Planungen für die Zukunft verschont, wenn man von den vagen Andeutungen, die Seokjin manchmal von sich gibt, absieht. Bis heute haben sie mich zumindest in Ruhe gelassen.

Die anderen sechs BTS-Mitglieder machen der Agentur keine Probleme. Sie haben ihren Militärdienst hinter sich gebracht, mit der Hoffnung im Herzen, danach frei zu sein und tun und lassen zu können, was sie wollen. Endlich keine aufgezwungene Zwangspause mehr machen zu müssen, die von aller Welt falsch als Trennung der Gruppe interpretiert wird. Wieder auf der Bühne zu stehen, zu singen, zu tanzen. Neue Lieder schreiben.

Wir können endlich unsere Partner öffentlich zeigen, wenn wir welche haben. Nicht wie ich, der Dauersingle ist.

Kapitel zwei haben wir es genannt. Seit dem Zwischenfall im Militär verfluche ich Kapitel zwei, weiß nicht, ob es mit mir je ein Kapitel drei geben wird und der Gedanke ist unerträglich.

Seufzend lasse ich mich wieder auf die Couch fallen, Bam folgt mir, legt seinen Kopf auf meinen Beinen ab.

„Was soll ich darauf antworten, hm?", frage ich den Hund, der meinen Blick treudoof erwidert. Er hat keine Ahnung von dieser Welt. Streicheleinheiten, fressen, schlafen, das ist alles, was für ihn wichtig ist. Eine unverbindliche Anfrage eines Arbeitgebers hat keinen Platz in seinem Leben.

Früher wäre ich live gekommen, hätte mich mit ARMY abgelenkt, bis tief in die Nacht gesungen und am Ende wäre mir die Entscheidung ein Leichtes gewesen. Damals war die Zukunft glasklar für mich. Apobangpo*.

Heute kann ich nicht so einfach online gehen.

ARMY wäre überglücklich, mich endlich wiederzusehen - da bin ich mir sicher - aber es würde eine Erwartungshaltung aufbauen, der ich nicht gerecht werden kann.

Mein Telefon summt. Einmal, zweimal. Nachrichten kommen rein und es ist tröstlich, zu wissen, dass ich nicht ganz allein und nicht allen egal bin. Bam brummt das Mobiltelefon an, sieht danach auffordernd zu mir und seufzend nehme ich es in die Hand.

Der Gruppenchat von Bangtan ist aktiv, wie schon öfter in den letzten Tagen. Doch so viele Nachrichten, wie in diesem Moment, schreiben sie selten.

'Habt ihr auch die Anfrage erhalten?', fragt dort Seokjin. Ihm ist seit Wochen langweilig. Er beendete seinen Militärdienst als Erstes von uns und weiß seitdem nicht viel mit sich anzufangen. Er ist oft bei mir, wir reden und er leistet mir Gesellschaft. Weitaus häufiger ist er live und interagiert mit ARMY und sie lieben ihn dafür.

'Das wird klasse! Endlich wieder alle zusammen!' - Hoseok.

Ich kann sein strahlendes Gesicht vor mir sehen, wie es vor Freude förmlich glüht. Vielleicht lacht er sogar so breit, wie vor der Pause.

'Ihr seid doch alle dabei?', fragt Namjoon und von den anderen trudeln bejahende Nachrichten ein. Nur von Taehyung, Jimin und von mir nicht.

Tae und Jimin schreiben nichts, weil sie noch im Militär sind und streng geregelte Zeiten haben, in denen sie das Handy benutzen dürfen.

Ich schreibe nichts, weil ich schlicht nicht weiß, was ich antworten soll. Wie meine Antwort aussieht.

'Jungkook, du bist Teil von Bangtan. Bitte komm mit.' - Yoongi

'Wir wollen das nicht ohne dich machen! :(' - Seokjin

Ich fahre mir durch die Haare, die danach ganz unordentlich liegen und öffne die E-Mail erneut. Ich habe keine Ahnung, wie ich zu dem Angebot stehe, möchte es am liebsten ignorieren und aussitzen, bis Gras darüber gewachsen ist. Doch ich weiß, dass meine Gruppenmitglieder mich nicht so einfach davonkommen lassen werden. Dass die Ältesten mich direkt ansprachen, zeigt, wie viel ihnen daran gelegen ist, dass ich mich nicht herausnehme und zusage.

Ich tippe eine möglichst vage Antwort in das Telefon, damit sie sehen, dass ich darüber nachdenke und schicke sie ab.

'Ich überlege es mir.'

Es dauert gar nicht lange, da fliegen ihre Antworten auf Reaktion förmlich herein und sie versuchen mich zu einer Zusage zu bewegen. Hoseok, Seokjin, Namjoon bemühen sich redlich, trotzdem schreibe ich nichts weiter. Ich will mich nicht zu etwas überreden lassen, womit ich mich nicht wohlfühle, muss erst über dieses Angebot und seine Folgen nachdenken, bevor ich dem zustimme, egal, wie sehr sie versuchen mich umzustimmen.

Doch ich lese alle Nachrichten und sie können das sehen und deswegen schreibt auch Yoongi erneut, was mich erstaunt, da er selten etwas schreibt und es jetzt schon zum zweiten Mal macht. Und am Abend kommen dann die Nachrichten von Jimin und Tae.

'Wir vermissen dich, Kookie', schreibt Jimin.

Bitte mach mit. Ich will dich wiedersehen', textet Tae und Hoffnung keimt in mir, dass er mich womöglich ebenso sehr vermisst hat, wie ich ihn.

Ich habe eine Auszeit gebraucht.

Ja, wir haben den Fans versprochen, nach dem Militärdienst zurückzukommen, doch wie kann man blind Versprechen geben, die unter gewissen Umständen nicht zu halten sind?

Unsere Fans ahnen, dass etwas passiert ist, wissen aber nichts Genaueres. Aber es ist auffällig, dass sich alle anderen verfügbaren Gruppenmitglieder öffentlich zeigen, nur ich nicht. Und ich früher, als ich sollte, aus dem Militärdienst entlassen worden bin.

Namjoon hat reagieren müssen, hat in einem Live über mich gesprochen. Natürlich habe ich es mitbekommen. Ich verfolge, was sie machen, auch wenn ich im Moment den persönlichen Umgang mit ihnen eher meide. Manches bekomme ich aber in unserem Gruppenchat mit. Die wichtigen Sachen. Einiges entdecke ich aber auch beim Surfen im Internet.

Namjoon hat ARMY gesagt, dass ich im Moment eine Pause brauche. Sie waren sehr verständnisvoll, fluteten den Chat mit lila Herzen und sie wollten sie mir alle geben. Ich bin dankbar dafür, weiß aber zugleich, dass diese Pause bald ein Ende finden muss. Es kann nicht ewig so bleiben. Es geht schon viel zu lange so und ich kann nicht endlos auf ihr Verständnis hoffen.

Wie offen kann ich mit den Fans sein? Würde es etwas bringen, wenn ich mich jetzt öffentlich zeige, obwohl ich nicht sinnvoll auf der Bühne stehen kann? Werden sie mich auch dann noch unterstützen und mögen?

Ein Gedanke kämpft sich an die Oberfläche und bohrt sich hartnäckig fest, lässt mich nicht mehr los. Lässt mir die Tränen in die Augen steigen.

Wenn ich diesem Angebot zustimme, würde es mein altes Leben ein Stück weit zurückbringen.

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Die ganze Nacht liege ich wach und grüble.

Über das Angebot, über die Nachrichten der anderen Bandmitglieder, über den schrecklichen Zwischenfall in meiner Militärzeit, über das Leben an sich, das ich gerade führe.

Wie unglücklich ich momentan bin.

Der Schlaf will einfach nicht kommen. Ich drehe mich von einer Seite zur anderen, doch mein Kopf hält meinen Körper wach. Und so stehe ich auf, weil es ohnehin keinen Sinn hat, weiterhin munter im Bett zu liegen, greife ein Blatt Papier und einen Stift und ziehe in der Mitte eine senkrechte Linie. Eine Pro und Contra Liste, die mir hoffentlich helfen wird, eine Entscheidung zu treffen.

Verschiedenes steht auf der positiven Seite.

ARMY, Bangtan. Mein altes Leben. Der Rat der Ärzte, es endlich zu versuchen.

Doch die andere Seite wiegt schwer, auch wenn nur ein Stichpunkt dort steht:

Unmöglich.

Es ist unvorstellbar für mich, an meine alten Leistungen ansatzweise anzuknüpfen. Mit meiner kaputten Schulter kann ich nicht tanzen und ich treffe seit dem Unfall keine Töne mehr.

In meiner fünften Woche, die ich im Militärdienst war, ist neben mir eine Handgranate fälschlicherweise hochgegangen. Es war ein Unfall und wir hatten alle Glück gehabt, dennoch wurde ich dabei verletzt. In meiner Schulter riss eine Sehne an, was zu spät entdeckt wurde und mir seit Monaten Probleme macht. Es kann nicht mehr operiert werden, das Gelenk nutzt sich mit der Zeit immer mehr ab und es ist keine Besserung in Sicht.

Weitaus limitierender ist aber der Trommelfellriss, den ich mir bei dem Unfall zugezogen habe. Auch wenn es schon längst wieder verheilt ist, so treffe ich seitdem keinen Ton mehr und das macht mich unbrauchbar für die ganze Idolbranche.

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Am Mittag des nächsten Morgens klingelt es an der Haustür und verwirrt sehe ich dorthin, als könnte der Flur mir alleine durch Starren eine Antwort geben, wer da etwas von mir will.

Es klingelt erneut und ich setze mich in Bewegung. Bam bleibt dicht an meiner Seite, als ich zum Hausflur laufe. Ich drücke auf den Knopf, der mir zeigt, wer dort unten wartet.

Es ist Hoseok.

„Jungkook?", fragt er in den Gegensprecher und ich hadere mit mir, was ich tun soll. Ich kann ihn schlecht vor der Tür stehen lassen, auch wenn das mein erster Impuls ist.

Egal, was er will, es wird nicht so ein unbeschwerter und leichter Umgang wie mit Seokjin sein. Außerdem ahne ich, wieso er hier ist. Was wäre das auch für ein Zufall, dass er einen Tag, nachdem ich von Bighit das Angebot bekommen habe, hier auftaucht?

Zögerlich lege ich meinen Finger auf den Türöffner, leise summt es und Hoseok drückt die Eingangstür auf, steht wenige Augenblicke später vor der Wohnungstür und klopft.

Ich atme einmal tief durch, setze ein Lächeln auf und öffne ihm.

„Hey, Jungkookie", begrüßt er mich, streckt sich für eine rasche Umarmung, die ich perplex erwidere, ehe Hoseok sich hinhockt und Bam ausreichend begrüßt.

„Man bist du groß geworden!", stellt er erstaunt fest, als ich die Haustür schließe und er sich die Schuhe von den Füßen tritt. Schon wieder streichelt er Bam durch das Fell, über den Kopf, die Flanke und bekommt im Gegenzug Hundeküsse geschenkt. Bam kennt ihn, seit er ein Welpe ist und er weiß, dass es bei Hoseok immer reichlich Streicheleinheiten abzuholen gibt.

„Er ist seit zwei Jahren ausgewachsen", verbessere ich sein Beobachtungsvermögen, doch Hoseok schüttelt nur den Kopf.

„Niemals. Er war das letzte Mal viel kleiner!"

Es ist eine halbe Ewigkeit her, dass er bei mir war. Ich bin mir aber sicher, dass Bam damals die Größe hatte, die er jetzt besitzt. Ich wechsle das Thema, da ich nicht darüber streiten will.

„Möchtest du etwas trinken?"

Es ist warm draußen, drückend, aber für Mitte Juli nicht anders zu erwarten.

„Gern."

Hoseok ist schon auf dem Weg zur Küche. Er kennt sich hier aus und weiß, wo er was findet.

Bam folgt ihm schwanzwedelnd, sodass ich alleine im Flur zurückbleibe.

Verräter.

Seufzend folge ich ihnen. Ich kann Bam nicht böse sein. Nicht wirklich. Wenn ich an seiner Stelle wäre, dann wäre mir auch jede Abwechslung recht. Den Gedanken, dass ich genau die gleiche Langeweile lebe wie mein Hund, schiebe ich in den hintersten Winkel meines Kopfes.

„Ich... ähm -", versuche ich Hoseoks Aufmerksamkeit zu bekommen, der sich in diesem Augenblick durch meine leeren Küchenschränke wühlt. Schnell öffne ich den richtigen Hängeschrank und reiche ihm ein sauberes Wasserglas. „Ich bin nicht zum Einkaufen gekommen." Selbst in meinen Ohren klingt das unglaubwürdig. Er lässt den Blick durch die unordentliche Küche schweifen und ich kann deutlich daraus entnehmen, was er denkt.

Ich greife einen Tellerstapel, hieve ihn in die Spüle. Auch etwas Besteck landet dort, das frei auf der Arbeitsfläche herumliegt. Schon viel besser. Jetzt sieht man das Chaos erst auf den zweiten Blick. Ich habe keine Lust auf Abwasch, der Geschirrspüler ist mit dreckigem Geschirr gefüllt. Könnte ich auch mal anschalten.

„Kein Problem", antwortet Hoseok, der mich mit seinem Blick förmlich durchbohrt und zum ersten Mal seit langem wird mir bewusst, was ich für ein Bild abgeben muss.

Es ist so lange her, dass ich mich nicht mehr erinnern kann, wann ich mir das letzte Mal die Haare gewaschen habe. Bestimmt schon eine Woche.

Vor dem Militärdienst bin ich leicht trainiert gewesen. Ich hatte eine schmale Hüfte und meine Designerhosen standen mir sagenhaft.

Durch den Militärdienst habe ich zugelegt. Als ich noch im Dienst war, gab es viele regelmäßige Mahlzeiten, doch dass ich so zugenommen habe, kam erst nach meinem Unfall. Ich kann mit meiner ruinierten Schulter nicht mehr viele Übungen machen und ohnehin sehe ich den Sinn dahinter nicht. Mich sieht keiner, ich habe genug Oversizedklamotten, wieso sollte ich mich also um eine durchtrainierte Taille bemühen?

Hoseoks Miene ist für mich nicht lesbar, doch ich glaube trotzdem zu wissen, was er denkt. Er sieht, wie es mir hier geht und er kann seinen Blick nicht ganz wertfrei halten.

Ich habe Hoseok ewig nicht gesehen.

Er ist schon eine ganze Weile aus dem Militärdienst entlassen, da er als Zweiter von uns ging, aber außer Seokjin, der sich mir immer und immer wieder aufgedrängt hat, habe ich in den letzten Monaten niemanden getroffen. Nicht einmal meine 97er-Gruppe. Na gut, und mein Bruder war zwei, drei Mal vorbeigekommen.

Hoseok hat sich um Kontakt zu mir bemüht, das muss ich ihm lassen, aber ich habe stets alles abgeblockt, wollte niemanden sehen. Und er hat schließlich aufgegeben und seine Zeit lieber mit seiner Familie verbracht.

Hoseoks Blick bleibt an meinen Haaren hängen, die unordentlich in alle Richtungen abstehen und ich ziehe mir peinlich berührt meine Kapuze über den Kopf. Ganz egal ist es mir dann doch nicht, wie ich aussehe.

Hoseok manövriert sein Glas unter den Wasserhahn und lässt Wasser hinein laufen. Dass er erfolgreich ist, gleicht einem Wunder, wenn man bedenkt, wie vollgerümpelt das Spülbecken ist.

Wir gehen ins Wohnzimmer, Bam allen voran und ich räume eilig die Couch für uns frei, damit wir uns hinsetzen können. Sie stand vorher in unserem gemeinsamen Dorm und ich habe sie mitgenommen, habe sie schon immer gemocht, auch wenn sie etwas zu groß für mich alleine ist.

Hoseoks Blick schweift durch das Zimmer, er schürzt die Lippen, doch er verkneift sich einen Kommentar. Die Putzfrau habe ich seit zwei Monaten abbestellt. Ich kann derzeit keine Fremden in meiner Wohnung ertragen, will meine Ruhe haben und dementsprechend sieht es hier aus.

„Wie geht es dir Kookie? Du machst dich ja ziemlich rar im Gruppenchat."

Er nippt an seinem Wasser und sein Blick haftet an dem Haufen Wäsche, den ich eben auf den Boden geräumt habe.

„Ich habe doch erst gestern etwas geschrieben!", empöre ich mich eher halbherzig. Ich weiß, was er meint. Ich bin noch nie der große Schreiber gewesen, aber in letzter Zeit nehme ich mich fast komplett raus.

Hoseok sieht mich jetzt an und schüttelt leicht den Kopf. „Du weißt, was ich meine."

Wie soll es mir schon gehen? Unfähig zu singen, meiner Berufung nachzugehen, das zu tun, was ich am meisten auf der ganzen Welt liebe.

„Es geht mir gut."

Eine glatte Lüge. Aber es muss weitergehen. Ich muss weitermachen. Es muss mir gut gehen und deswegen ist das die einzige Antwort, die ich geben kann.

Hoseok glaubt mir nicht. Ich höre es an seinem Seufzen, sehe es an der Art, wie er die Beine übereinanderschlägt und erneut einen Schluck Wasser aus seinem Glas nippt.

Ich kann es ihm nicht verübeln, glaube mir ja nicht einmal selbst.

Bam hat sich dicht bei ihm hingesetzt, beobachtet ihn mit seinem betörenden Hundeblick und Hoseok erbarmt sich, streichelt ihn.

„So ein guter Junge", lobt er meinen riesigen Dobermann, der fröhlich hechelt und ich könnte schwören, dass Bam grinst.

„Wie geht es dir denn?", versuche ich das Gesprächsthema von mir auf ihn zu lenken und für den Augenblick habe ich Erfolg damit.

„Besser", Hoseok nickt gleichzeitig, wie zur Bestätigung seiner Worte. Als könne er sie selbst nicht recht glauben. „Aber ich bin froh, dass der Militärdienst hinter mir liegt. Und bald Jimin und Tae rauskommen."

Ich höre aus seinen Worten heraus, was er nicht laut ausspricht.

Dass wir bald mit BTS wieder auf der Bühne stehen können, sobald Jimin und Tae ihre Pflicht an den Staat erfüllt haben.

Für Hoseok ist der Militärdienst nicht einfach gewesen. Er ist ernster jetzt. Es wird wohl eine Weile brauchen, bis sein unbeschwertes Lachen zurückkehrt.

„Es war so ungewohnt, euch nicht die ganze Zeit um mich zu haben!" Hoseok grinst schief, halbherzig, lässt sich tiefer in das Polster sinken. „Ihr seid meine Familie und ward nicht mehr da. Gut, durch die paar Solokonzerte vor dem Dienst habe ich einen Vorgeschmack auf diese Zeit bekommen, aber es ist nicht dasselbe", er zuckt mit den Schultern, „Und die vielen Mahlzeiten am Tag! Daran habe ich mich wirklich schnell gewöhnt."

„Ich weiß, was du meinst."

Als Idols müssen wir auf unser Gewicht achten. Das harte Training in der Militärausbildung verbraucht allerdings so viele Kalorien, dass man zu mehreren Mahlzeiten täglich gezwungen wird. Ein Kuriosum für uns. Auch ich habe mich daran viel zu rasch gewöhnt. Mit Folgen, wie man an meinem Hüftumfang sieht.

„Du musst nur aufpassen. Ohne das Training setzt es schnell an", gebe ich ungefragt einen Ratschlag und meide seinen Blick. Ich spüre, wie er mich mustert und es ist mir unangenehm. Er sieht ohne Zweifel, wie sehr ich zugelegt habe.

„Trainierst du momentan?", stellt er die überflüssige Frage.

Ich schüttle den Kopf.

„Das geht wegen meiner Schulter nicht", murmle ich und wundere mich, dass er es vergessen hat.

Hoseok nickt, weicht meinem Blick aus und nippt an seinem Wasser. Er weiß es. Ganz Bangtan weiß von dem Unfall, der mich daran hindert, wieder wie früher auf der Bühne zu stehen. Wenn es doch nur die Schulter wäre, die jetzt bei jeder Bewegung schmerzt. Dann könnte ich noch auftreten. Doch ich habe auch mein Gehör für Töne eingebüßt, treffe sie nicht mehr. Es ist zum Verzweifeln.

Er richtet sich auf und ich ahne, was jetzt kommen wird.

„Also... Hast du es dir überlegt? Mit dem Angebot?"

„Wieder Urlaub zu machen? Im Wald? Unter ständiger Beobachtung?"

Ich weiß nicht, wie ich dazu stehe, eine neue Staffel von in the soop zu drehen. Jetzt schon mit den anderen Mitgliedern von Bangtan vor der Kamera zu stehen, um den Fans etwas zu geben, auf das sie schon so lange warten. Wir haben es ihnen vor Jahren versprochen. Ich weiß es noch ganz genau.

Ihr müsst uns jetzt vertrauen.

Es fiel uns schwer, diese Auszeit zu nehmen. Wir mussten es, hatten keine Wahl. ARMY fiel es allerdings noch schwerer uns loszulassen. Wir hatten viele Videos vorbereitet, um sie über diese Zeit zu bringen.

Unser Plan sah vor, 2025 zurückzukommen. Wenn wir jetzt nicht auf der Bildfläche erscheinen, dann werden sich unsere Fans sorgen. Wir haben keinen Inhalt darüber hinaus vorbereitet. Auch die Einnahmen würden wegbrechen.

„Sieh es nicht als Arbeit an", durchbricht Hoseok meine Gedanken, „Es ist Urlaub, mit deinen Freunden. Das war soop doch immer."

Ja, es war früher eine Art Auszeit in unserem vollgepackten Terminplan gewesen, wenn auch mit Einschränkungen. Ganz so gehen lassen, wie in unserem Privaturlaub, konnten wir uns in diesem Format dann doch nie.

Doch was ist es jetzt für mich? Kann ich die Zeit genießen, die ich mit Bangtan verbringen werde, wenn ich weiß, dass vieles davon hinterher für ARMY veröffentlicht wird? Kann ich zeigen, wie es mir wirklich geht, die letzten Jahre mit den anderen Mitgliedern aufarbeiten, ohne dass es dem Format schadet?

„Ich weiß nicht recht", gebe ich erneut eine vage Antwort.

„Du musst dich ja nicht jetzt entscheiden", meint er und das Gespräch geht in unverfänglichere Themen über.

Als Hoseok geht, schließe ich seufzend die Tür hinter ihm. Ich liebe ihn wie meinen Bruder, er ist ein Teil meiner Familie, aber ich bin froh, dass ich wieder meine Ruhe habe.

Bam winselt traurig neben mir. Er vermisst ihn.

„Komm, Bam", versuche ich ihn abzulenken und zumindest folgt er mir ins Wohnzimmer.

Auf dem Tisch befindet sich ein Blatt Papier, das dort vorhin nicht gelegen hat. Ich habe nicht mitbekommen, wann Hoseok es dort platziert hat.

‚Überlege es dir <3', steht da zusammen mit dem genauen Datum und der Adresse. Nachdenklich halte ich den Zettel in der Hand, knibbel an einer Ecke herum, ehe ich ihn seufzend zurück auf den Tisch lege.

_____⌂_⌂__⌂_____

Ich ändere in den nächsten Wochen täglich meine Meinung.

Ich will bei dem Format mitmachen, Bangtan wiedersehen, für ARMY da sein. Der Kontakt über den Chat ist viel zu wenig.

Ich habe nichts zu geben, was sehenswert ist. ARMY wäre enttäuscht, mich so zu sehen, wie ich im Moment bin, da bin ich mir sicher.

Ich spreche mit meinen Therapeuten darüber, was die richtige Entscheidung ist. Sie sagen, ich soll mich dem Ganzen stellen, kann nicht ewig davonlaufen.

Doch habe ich die Kraft dazu? Bin ich bereit, es mit kritischen Stimmen aufzunehmen, die es unweigerlich geben wird? Ohnehin wirkt es auf mich so, als hätte die Agentur da ihre Finger im Spiel, als die Ärzte mir den Rat geben, dort mitzumachen. Ich vertraue ihnen nicht mehr und gehe schließlich nicht mehr zur Therapie.

Ich schiebe die Entscheidung lange vor mir her, gebe keine definitive Antwort, schreibe wie gewohnt wenig in den Chat. Auch melde ich mich nicht, als das Datum immer näher rückt und schließlich gekommen ist und sie immer öfter nachfragen oder ihre Vorfreude miteinander teilen.

Der Gruppenchat ist aktiv. Sie sind auf der vertrauten Lichtung angekommen und Bangtan schickt Nachrichten und Bilder. Gruppenfotos. Schnappschüsse, die sie gegenseitig machen. Vom Wald, vom Pool, vom Basketballfeld. Sie wollen mich an all dem teilhaben lassen, das spüre ich.

Wir vermissen dich', schreibt Seokjin.

Ohne dich ist es nicht dasselbe' - Jimin.

Doch es ist ein Bild von Tae, das meine Entscheidung in eine Richtung schubst. Seine dunklen Augen, die direkt in mein Herz blicken, wertend. Enttäuscht? Die kurzen Haare stehen ihm nicht, wenn ich ehrlich zu mir bin. Er ist ein wunderschöner Mann mit bildschönen Gesichtszügen, doch die raspelkurzen Haare betonen seine leichten Segelohren. Seine Haare wachsen schnell, das weiß ich und es beruhigt mich. Er wird nicht lange so aussehen, sein Anblick wird mich nicht ewig an die Militärzeit erinnern. Jimin trägt ohnehin eine Mütze, auch bei der Hitze.

Wir sind nur zu siebt komplett :(' schreibt Hoseok.

Beinahe habe ich das Gefühl, dass sie ganz genau wissen, wie sie mich umgestimmt bekommen, wenn sie so weiter machen. Ganz sicher wissen sie es. Sie kennen mich besser, als sonst jemand auf dieser Welt.

Nachdenklich betrachtete ich meine rechte Hand, die Tinte, die dort für ewig unter meine Haut gestochen wurde. Das lila Herz, der ARMY-Schriftzug, der zugleich die anderen Gruppenmitglieder darstellt. Unser Debütdatum.

Ich feuere mein Telefon neben mich, fahre mit der Hand durch die Haare und treffe endlich eine Entscheidung.

Die Zeit des Weglaufens ist vorbei. Ich möchte mein altes Leben zurück, möchte wieder mit Bangtan zusammen sein. Zumindest soweit es mir möglich ist. Es wird sich zeigen, inwieweit ein Idol, das keinen Ton mehr trifft, von Nutzen ist. Dass eine kaputte Schulter kein großes Hindernis darstellt, das hat Yoongi bereits bewiesen. Zwar bekomme ich Physiotherapie, aber die hilft herzlich wenig.

Ich springe auf, mit deutlich mehr Elan, als ich Momente zuvor gedacht habe zu besitzen, rausche zu meinem Einbauschrank und wuchte den großen Koffer hervor. Ich habe keine Ahnung, wie lang dieser Urlaub sein wird, habe nicht auf die Daten geachtet, also lieber etwas mehr einpacken, als zu wenig.

Bam ist wie gewohnt an meiner Seite, beobachtet mein Treiben aufmerksam und schwanzwedelnd, ganz so, als wisse er, was der Koffer bedeutet. Ich habe eindeutig zu wenig Kontakt zu anderen Menschen, dass ich meinem Hund so etwas andichte. Kopfschüttelnd öffne ich meinen mehr als gut bestückten Kleiderschrank und sehe mich mit einem Problem größeren Ausmaßes konfrontiert.

Die Pullover sind schnell eingepackt, die Hosen sind allerdings ein Problem. Die meisten sind sehr schmal geschnitten. Sie stammen von vor der Militärzeit und es kommt mir vor, wie aus einem anderen Leben. Sie werden mir beim besten Willen nicht mehr passen.

Also fällt meine Wahl auf die bequemen Jogginghosen, die mit Gummizug am Bund, die ich sowieso schon die ganze Zeit trage. Sie sind nicht super stylisch, aber hoffentlich in Ordnung. Halbwegs präsentabel.

Wahllos landen Socken und Unterhosen im Koffer, Duschzeug und Handtücher. Eine Badeshorts, die mehr pseudomäßig drin landet, als dass ich wirklich plane, sie zu benutzen. Ladekabel für das Handy, Sonnenbrille, etwas Make-up, eine Bürste. Keine Ahnung, was sie mir dort stellen können, wenn ich so kurzfristig losfahre.

Futter für Bam kommt in eine separate Tasche, zusammen mit Kauknochen, Futternäpfen und den Einmalunterlagen. Sein Schlafhaus darf auch nicht fehlen.

Am Ende stehe ich vor einem großen Haufen an Taschen, die ich mitnehmen will und frage mich, wie ich das alles mit einem Mal zur Tiefgarage zu meinem Auto bekomme.

Ich tippe eine kurze Nachricht an meinen Manager, damit er Bescheid weiß, dass ich auf dem Weg bin. Normalerweise wäre ich abgeholt worden, aber ich lasse ihnen keine Zeit zum Reagieren. Entweder ich fahre jetzt selbständig los, oder ich mache es gar nicht mehr.

Bevor ich starte, werde ich mich allerdings etwas herrichten müssen. Man sieht mir an, dass ich seit Tagen das Haus nicht verlassen habe. Meine Kleidung ist zerknittert, die Haare stehen in alle Richtungen ab. Zwar habe ich eine lange Autofahrt vor mir und wer weiß schon, wie ich aussehe, wenn ich dort im Wald ankomme, aber zumindest den Versuch zu unternehmen, etwas gepflegter rüberzukommen, als ich derzeit den Eindruck erwecke, wäre sicher nichts Schlechtes.

Rasch gehe ich duschen, föhne die Haare, die mal wieder einen Schnitt vertragen könnten. Wenn ich sie nach hinten, aus der Stirn streiche, geht es vielleicht noch als Frisur durch.

In dem ersten Shirt fühle ich mich unwohl, also muss ein neues her. Meine Lieblingsshirts und Pullover sind im Koffer, doch ich finde eines, das nicht zu eng an mir sitzt.

Eine dünne Sweatjacke kommt dazu. Es kann abends recht frisch sein, auch wenn tagsüber eine wahnsinnige Hitze herrscht.

„Komm her, Bam!", rufe ich den Hund zur Ordnung, der schnüffelnd den angesammelten Haufen vor mir begutachtet. Ich habe seine Leine in der Hand, was die einzige Möglichkeit ist, ihn in diesem Moment zu mir zu holen. Er liebt es, wenn wir spazieren gehen und kommt erwartungsvoll zu mir getrottet.

Die Leine befestige ich an seinem Halsband, dann schlinge ich sie mir um das Handgelenk, streife die Schuhe über und jetzt beginnt der herausfordernde Teil: Alle Taschen, Koffer und Gegenstände mit einem Mal in die Tiefgarage zu befördern. Zweimal gehen ist inakzeptabel, so halte ich es schon immer und die Herausforderung weckt meinen Ehrgeiz.

Tatsächlich gelingt es mir. Zwei Taschen liegen über der rechten Schulter, Bams Haus habe ich unter dem linken Arm geklemmt. Die Tasche mit seinem Futter steht auf dem Koffer, den ich rollen kann. So habe ich noch eine Hand frei, um abzuschließen und den Knopf im Fahrstuhl zu drücken, der mich zur Tiefgarage bringen wird.

Einer meiner Nachbarn befindet sich bereits im Fahrstuhl, ein Kuriosum, meistens begegnen wir uns hier nicht. Schon gar nicht um diese Uhrzeit. Es ist spät am Abend.

Ich nicke ihm zu, als er mich mustert, wie ich mich vollgepackt und mit Bam an der Leine in die Kabine quetsche und ihn so an die Kabinenwand drücke.

„Urlaub", verteidige ich mich, weiß nicht, wieso ich vor meinem Nachbarn Rechenschaft ablege, aber immerhin nickt er und grinst ein wenig.

Der Aufzug kommt an, ich raffe meine Habseligkeiten fester und manövriere rückwärts hinaus, trotte mit einem Nicken zum Nachbarn in Richtung meines Fahrzeugs.

„Viel Spaß!", wünscht er mir noch. Ich danke ihm und mache mich daran, alle Dinge in mein Auto zu laden. Ich weiß nie, ob mich die Mitbewohner hier kennen, aber ich hoffe, dass es keine Gerüchte geben wird. Die meisten, die sich die Wohnungen hier leisten können sind berühmt und dankbar, wenn sie ihre Ruhe haben. Bam springt auf den Beifahrerplatz und ich binde ihn fest. Ihn auf die Rückbank zu verbannen ist keine Option, dort wird er unruhig, weil er nicht neben mir sitzt.

Als ich mich in das Auto setze, bellt er freudig auf. Er liebt Autofahren.

Es ist spät, als ich loskomme und die Fahrt dauert gute zweieinhalb Stunden, bis ich in Pyeongchang ankomme. Zwar bin ich hier vor Jahren einmal mit unserem Team langgefahren, aber ich kenne mich nicht aus, muss an der Seite halten und einen genauen Blick auf mein Navi werfen, dem ich im ersten Moment keinen Glauben schenke, weil es mich eine sehr buckelige Straße hinaufführen will. Der Pfad ist eng, windet sich mal nach links, mal nach rechts und ich bin ehrlicherweise überrascht, dass sie noch immer nicht besser ausgebaut ist. Immerhin fahren hier täglich Busse lang und bringen ARMYS zu der Lichtung, zu der ich jetzt unterwegs bin.

Nach gut einer weiteren halben Stunde Fahrt baut sich vor mir ein Zaun auf und ich muss anhalten, da er mir die Weiterfahrt versperrt. Die drei vertrauten großen, weißen Häuser kann ich schemenhaft beleuchtet in der Ferne erkennen, bis sich eine Gestalt vor mein Auto und in mein Sichtfeld schiebt.

„Hier geht es nicht weiter, drehen Sie um", informiert er mich, gänzlich ohne Begrüßung, als ich das Fenster hinunterlasse, damit wir reden können. Verwundert blinzle ich ihn an, Bam kläfft neben mir einmal empört auf. Vermutlich bin ich nicht der erste Besucher, der hier mitten in der Nacht auftaucht und zu den Häusern möchte, einige unserer Fans sind da schon sehr extrem, deshalb wundert es mich nicht, dass es hier einen Wachschutz gibt, der auch nachts für Ordnung sorgt. Erst recht jetzt, da die Gruppe anwesend ist.

Was mich eher irritiert, ist die Tatsache, dass er nicht Bescheid weiß, dass ich komme. Dass ich nicht erwartet werde, obwohl ich dem Manager geschrieben habe.

„Schönen guten Abend", begrüße ich den Wachmann, wie es sich gehört. Oder wäre 'guten Morgen' angebrachter? „Wenn mich nicht alles täuscht, werde ich bereits erwartet. Hat Ihnen Manager Kim nicht gesagt, dass ich komme?" Ich werfe einen Blick auf mein Handy, wische die Navigationsapp zur Seite und tippe auf den Nachrichtenverlauf mit meinem Manager. Er hat die Nachricht, die ich vor drei Stunden geschickt habe, noch nicht gelesen.

Was habe ich gedacht? Es ist mitten in der Nacht! Auch er muss schlafen. Erkenntnis breitet sich auf den Gesichtszügen des Wachmannes aus, während sich bei mir Betretenheit zeigt. Die Welt dreht sich eben nicht nur um mich.

„Herr Jeon?", fragt er ungläubig und ich nicke. „Ihr Kommen wurde mir gar nicht mitgeteilt", stammelt er und ich sehe, dass es ihm unangenehm ist, uninformiert zu sein, mich nicht gleich erkannt zu haben.

„Es war auch eher spontan", wiegle ich ab und grinse schief. Der Mann macht nur seine Arbeit und ist gründlich.

„Natürlich dürfen Sie passieren. Das Auto parken Sie am besten hier vorne. Brauchen Sie Hilfe bei Ihrem Gepäck?", bietet er an, etwas zu tragen, doch ich verneine. Das werde ich schon schaffen. Und wenn ich heute den einen Teil hole und morgen den Rest. Ich habe Zeit. Bin ja im Urlaub.

Ich fahre das Stückchen weiter, parke an der Stelle, die er mir zugewiesen hat und atme ein letztes Mal durch. Das hier sind die letzten Sekunden, die ich wirklich nur noch für mich allein habe. Keine anderen Bandmitglieder, keine Mitarbeiter, keine Kameras.

Im Rückspiegel sehe ich, wie der Wachmann schnell in sein Telefon spricht. Wahrscheinlich informiert er weitere Angestellte, dass ich hier bin. Womöglich weckt er sogar meinen armen Manager.

„Komm Bam", weise ich meinen Hund an mir zu folgen, als ich ihn abgeschnallt habe und aus dem Auto steige.

Aufmerksam bleibt er an meiner Seite, nimmt die Umgebung in Augenschein. Ganz der Schutzhund, wie man dieser Rasse nachsagt.

„Ach hör schon auf", brumme ich ihn an. Egal wie sehr ich es versucht habe, er behält immer alles im Auge, will mich beschützen. Ich belade mich mit meinen Taschen, dem Koffer und Bams riesigem Haus. Wie auf dem Weg zu meinem Auto, bin ich vollbepackt, aber ich bekomme alles gegriffen. Nur Bams Haus ist unerträglich klobig. Es führt allerdings nichts daran vorbei, sein Schlafplatz muss mit. Bei Dobermännern muss man konsequent sein in der Erziehung. Sein Haus gehört dazu, es ist immerhin sein Schlafplatz. Er wird nicht in meinem Bett schlafen.

Zwei Menschen nähern sich mir, eine Frau und ein Mann. Die Frau trägt eine Kamera auf den Schultern. Sie sehen aus, als seien sie aus dem Bett gefallen. Sind sie vermutlich auch und trotzdem stehen sie jetzt vor mir. Jeder hat eine dünne Jacke übergeworfen und Schlappen an den Füßen und so eilen zu mir, begrüßen mich mit einer tiefen Verbeugung, die ich andeutungsweise erwidere.

„Guten Morgen, Herr Jeon", brummt der Mann, „wir wurden gerade benachrichtigt, dass Sie angekommen sind. Ist es in Ordnung, wenn wir ein kurzes Interview führen?"

Wie - jetzt? Ich bin über und über mit meinem Gepäck beladen und sie wollen wirklich ein Interview? Das geht ja gut los.

Ich lasse Bams Haus zurück in den Kofferraum fallen, die beiden anderen Taschen folgen ihm.

Ich nicke, habe zwar keine Lust auf diese Fragerunde, möchte aber nicht gleich von der ersten Minute an quer schlagen. Vielleicht kann ich es kurz halten, wenn ich einfach selbst ein paar Sätze anbiete.

Ich sehe, dass die Kamera blinkt und ich nicke leicht hinein. „Hallo", murmle ich und zerbreche mir zugleich den Kopf, was ich an Informationen anzubieten habe, die ARMY interessieren könnte. „Es ist mitten in der Nacht und ich hoffe, gleich ins Bett zu können", fange ich an und bete stumm, dass die beiden Mitarbeiter diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstehen, „Ich bin die ganze Nacht durchgefahren. Bam ist auch dabei." Bam blickt erwartungsvoll zu mir, als er seinen Namen hört. „Ich freue mich, Bangtan wiederzusehen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Es ist viel zu lange her, dass wir alle zusammen waren."

Ich nicke in Richtung Kamera. Der Mann lässt die Kamera sinken und sie verbeugen sich erneut, scheinbar zufrieden mit dem, was ich von mir gegeben habe. Also sammle ich meinen Krempel auf und mache mich auf den Weg zu dem Haus, in dem ich schlafen werde.

Ich bin mir sicher, dass die anderen Mitglieder wieder ihre alten Zimmer bezogen haben, deswegen laufe ich beim rechten Haus zum linken Eingang, wo mein Zimmer vom letzten Mal liegt. Tatsächlich ist es unbenutzt, wie ich sofort feststelle.

Es ist seltsam, wieder hier zu sein, über diese Wege zu laufen, zu dem Haus hin, in dem ich vor Jahren schon einmal war. Ich weiß, dass Yoongi zwischendurch noch einmal hier war, als er an seinem Album gearbeitet hat, aber für mich ist es das erste Mal seit damals.

Meine Räume haben nicht diesen heimeligen Flair, den sie das letzte Mal auf mich hatten. In der Zwischenzeit sind Unmengen fremde Personen hier gewesen - ARMY - und auch an der Dekoration hat sich einiges geändert.

An den Wänden hängen Bilder von mir und Bam, das Fenster ziert ein Spruch, den ich vor so vielen Jahren mal gesagt habe und an der Schlafzimmertür prangt mein Namensschild in großen Buchstaben. Es ist ein Museum und es ist furchtbar. Haben sie die anderen Räume auch so gelassen oder umdekoriert und nur dieses Zimmer ausgespart, weil ich keine Rückmeldung gegeben habe, dass ich komme? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die anderen sich in solchen Zimmern wohlfühlen würden. Sie wurden ganz bestimmt umgestaltet.

Wahrscheinlich sieht es für die Sendung doof aus, aber das ist mir herzlich egal. Ich kann nicht entspannen, wenn mich überall mein eigenes Gesicht anstarrt. Also nehme ich, nachdem ich Bams Haus im Schlafzimmer deponiert habe, alle Bilder von den Wänden. Nach und nach wird es im Raum kahler, aber das ist egal, solange mich kein Jungkook früherer Tage glücklich anlacht. Ich bin ein anderer als früher. Nur das Bild, auf dem Bam alleine zu sehen ist, lasse ich hängen.

Ich staple die Bilder, schiebe sie in eine Ecke des Wohnzimmers zwischen Fenster und Couch, dort, wo ich sie nicht andauernd im Blickfeld habe und sehe mich prüfend um. So ist es schon viel besser, auch wenn es jetzt leer wirkt.

Gut, an den Fenstern und im Schlafzimmer hängen prominent Sprüche, die ich so schnell nicht abbekomme und auf den Boden sind Pfotenabdrücke geklebt. Das alles stört mich wenig. Darüber kann ich ohne Weiteres hinwegsehen. Die Sticker mit den Pfoten sind sogar ganz süß und Bam nimmt sie gerade in Augenschein und schnüffelt am Boden entlang.

Ich wechsle den Raum und gehe ins Schlafzimmer, Bam folgt mir schwanzwedelnd. Dort gebe ich Bam die gleiche Anweisung, wie vor Jahren. Ich kann es mit deutlichen Schriftzeichen an der Wand lesen. Auf koreanisch und auf englisch.

„Bam, Haus!"

Bam reagiert sofort, ist gut erzogen und wuselt in sein Stoffhaus. Er braucht diese Auszeiten.

Und ich gönne sie mir ebenfalls. Ich suche meine Duschtasche, putze mir die Zähne, schäle mich dann aus Hose und Shirt, ziehe die Vorhänge vor dem Fenster zu und lasse mich ins Bett fallen.

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* Apobangpo: ARMY forever, Bangtan Forever, eine Phrase, die Jungkook 2019 kreierte


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